1289. Der Schimmel zu Brunn.

[284] Mündlich.


Am alten Schlosse zu Brunn wird das steinerne Bild eines Rosses gezeigt. Hier wohnte vor Zeiten in Glück und Ehren ein wackerer Rittersmann. Sein braves Weib schenkte ihm drei stattliche Söhne; die waren allesammt wohlgestaltet von Ansehen und glichen dem Vater an Muth und Biederkeit. Als sie nun groß gewachsen und mannliche Helden geworden, gedachte der Alte, Einem von den Dreien seine Burg zu übergeben. Um aber Keinem Unrecht zu thun, ließ er alle drei vor sich kommen und erklärte sich des Willens, demjenigen aus ihnen die Burg zu übergeben, welcher in einem Wettrennen den Preis davon trüge. Ein benachbartes Schloß wurde als das Ziel bezeichnet, dahin sollten sie miteinander den entscheidenden Ritt unternehmen. Die drei Brüder waren das wohl zufrieden, ließen ihre Rosse schirren und flogen pfeilschnell mitsammen davon. Bald sah man sie aus der Ferne wieder heimwärts jagen. Der Erste aber, welcher durch das Thor des Schlosses einherstürmte, hatte sein Glück einem vortrefflichen Schimmel zu verdanken. Er wurde Burgherr und ließ zum Andenken das getreue Thier in Stein an dem Schlosse abbilden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 284.
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