933. Zerstörung des Klosters St. Medard bei Mutterstadt.

[5] Mündlich.


Zwischen dem Marktflecken Mutterstadt und dem Dorfe Ruchheim, etwas links vom Wege ab, erblickt man eine sanfte Anhöhe, welche in Mutterstadt »Niedertsbuckel« genannt wird. Man grub auf diesem Platze schon viele Mauersteine, steinerne Särge u.s.w. aus, so daß die Meinung der Dorfbewohner, als sei daselbst ein Kloster gestanden, gerechtfertigt erscheinen könnte. Die Geschichte führt indessen dieses Kloster auf eine einfache, dem heiligen Medard gewidmete Kapelle zurück, bei der muthmaßlich ein Dörflein stand. Jetzt überzieht Ackerfeld die Stelle, und nur zuweilen wirft der tiefwühlende Pflug Steine aus dem Boden, denen man es ansieht, daß sie ehemals in Mauern eingefügt waren. Ueber die Zerstörung dieses angeblichen Klosters geht in der Umgegend folgende Sage. Als während des dreißigjährigen Krieges die Schweden in die Gegend kamen, besuchten sie auch das Kloster auf dem Niederts- oder Medardsbuckel. Da ihnen aber die Mönche Widerstand leisteten, so erstürmten die Schweden das Kloster mit Gewalt, nagelten dann die eingefangenen Mönche an die Wagen, welche sie mit sich führten, und schleppten sie so mit sich fort, bis sie verbluteten. Das Kloster aber wurde vor ihrem Abzuge angezündet und fiel in Asche. Seitdem wird der Ort zu gewissen Stunden gemieden, weil es daselbst nicht geheuer ist. Bald erzählt man von einem Mönche, bald von einer weißen Frau, bald von einem fürchterlichen Hunde, die sich zuweilen dort sehen lassen und die von den Mönchen vor den Schweden vergrabenen Schätze hüten.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 5-6.
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