959. Amorsbrunn.

[33] Mündlich.


Vor dem Städtlein Amorbach liegt auf waldiger Anhöhe ein Hof Namens Amorsbrunn mit der sogenannten Bergkapelle, einem Gebäude oder besser einem Trümmerhaufen, in welchem noch das edle deutsche Baugepräge erkennbar. Hier stand vor Zeiten ein Klösterlein, welches von den Söhnen des heiligen Amor für die frommen Schwestern erbaut wurde, die sich in der Nachbarschaft ansiedelten. Die Sage läßt einen unterirdischen gewölbten Gang aus der Abtei im Thale in das Nonnenkloster auf dem Berge führen. Die Schweden stürmten und verbrannten im dreißigjährigen Kriege das Kloster, welches sich seitdem nicht wieder erhoben hat. Die Nonnen hatten sich widersetzt, die schändlichen Lüste der Unmenschen zu befriedigen und ihre Klosterschätze zu verrathen. Zur Strafe wurde das Haus in einen Schutthaufen verwandelt. Die Landleute zeigen noch heute die Stellen, wo die Unglücklichen in durchnagelte Fässer gepackt den Berg hinabgerollt wurden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 33-34.
Lizenz:
Kategorien: