980. Der Rimparer Jäger.

[49] Von J. Ruttor. Würzb. Mundart.


In Rimper war a mol a Jäger,

Der war ganz arm, und hett doch gern

A Mädla g'heiert von Kerchapfleger.

Der hat sei Techterla g'halta fern,

Und immer g'sagt: »Des leid i nit,

Zu 'n Jäger geast de mer ken Schritt;

Der arme Teifel kriegt di nit.«


Falsch is do drauf der Jäger worn,

Beschwert en Teifel in sein Zorn,

Verschreibt en gleich sei Leib und Seel,

Daß 's Meigele sei Frau wer sell,

Wie er 's so lang scho ha hat well.

Der Teifel, der war gar nit faul,

Der denkt: doa git's was fier dei Maul,

I krieg di Seel a von der Frau,

Mit den muß handel i genau.

Der Jäger geat en Handel ei,

Es Meigele sei Frau sell sei;

Der Teifel sell sie alle zwee

Abhol, wenn dreißig Johr ihr Eh'

Gedauert hett in Lust, Herr Je!
[49]

Es Meigele das war recht frumm,

Kee Stund war fast sei Mäula stumm,

Drei Rosekränz bet's alle Tag,

En frua, en Abens, en Mittag.

Der Jäger findt en Schatz in Wald,

Es Meigele sei Frau werd bald,

A schener Kerl der Jäger war,

Sei Schatz der macht en Pfleger klar,

Daß er 'n sei Meigele git zur Frau,

In kurzer Zeit war schon die Trau.


A Jägersfrau es Meigele war,

Frumm is es g'blieba immerdar.

Und wie die dreißig Johr war'n rum,

Der Teifel wellt' sei Eigethum;

Und wie der Teifel her is kumma,

Und hat en Jäger bei'n Kopf genumma,

Hat's Meigele so frumm gebett,

Und hat dadorch ihr'n Mann derett.

Sie hat so oft gemacht es Kreiz,

En Teifel doa vergeat der Reiz,

Er lauft dervo und kriegt kee Seel,

Und flucht dabei und guckt gar scheel.

Es Meigele mit en Kreiz vertreibt

En immer, nix en iber bleibt.


Und wie der Jäger g'storba is,

Se war'n a Geisterstraf gewiß:

Um muß er geah dort in Wald,

A irrer Geist, ganz blaß und kalt;

Und wenn a Mädla dort er findt,

Wu an den Tag gebett hat nix,

Se kummt er g'schwind so wie a Wind,

Und git en Mädla tichti Wix.

Er haut en dann en Buckel voll,

Und tanzt debei gringsrum wie toll.

Des muaß sei Geist thua seit sein Tod,

Zer Straf, weil er nit Gotts Gebot

Gehalte hat. No heit ze Tag

Hert mer von Rimperer Jäger oft,

Er trifft die Mädli unverhofft,

Die bösa fihla dann sein Schlag.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 49-50.
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