168. Sigmund Wann aus Wunsiedel.

[174] Ausf. Beschr. des Fichtelbergs S. 84. B. Görwitz Sagenschatz. S. 60.


Sigmund Wann aus Wunsiedel lernte, einer älteren Chronik zufolge, das Bäckerhandwerk, und wanderte sodann in seiner Profession nach Venedig. Dort lernte er in dem Hause einer geborenen Wahlin deren Magd kennen und verliebte sich in dieselbe. Einstmals fragte ihn die Dirne, ob er sich nicht lieber ein reiches Mädchen wählen möchte – sie wüßte eines, das ihn wohl erhören würde. Da antwortete der getreue Sigmund, er möchte keine andere als sie, und wenn auch eine Goldkönigin ihn liebte. Darüber freute sich die Magd ausnehmend und sagte: »Nun gut, so will ich es mit dir wagen. Ich besitze die geheime Kunst, aus schlechten Metallen Gold und Silber zu scheiden, und da du ein redliches Herz bist, so will ich, wie ich es zeither zu deiner Prüfung that, keine Magd mehr sein, wohl aber deine getreue Hausfrau und deines Städtleins daheim ehrsame Bürgerin.«

Nach diesem verständigten sich die Beiden und Sigmund Wann nahm die wälsche Braut mit nach Wunsiedel; – dort wurde sie ihm christlich angetraut.

Mit Hülfe seiner Frau gewann nun der ehemalige Bäckergeselle durch die Kunst der Alchymie große Reichthümer. Da ihre Ehe jedoch kinderlos[174] blieb, so erbaute Wann ein herrliches Hospital, und machte die von Eger darüber zu Schutzherrn. Denenselben gab er eine große Summe Geldes, dafür mußten sie alljährlich in das Hospital nach Wunsiedel 410 Goldgulden zur Unterstützung zwölf ehrlicher alter Männer und dreier Priester geben.

Bei gemeldetem Hospital steht auch eine feine Kirche, welche ebenfalls von Sigmund Wann begründet wurde. In dieser bezeichnet eine Gedächtnißtafel mit den Bildnissen jenes wackeren Ehepaares das Andenken ihrer Segnungen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 174-175.
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