446. Sage von Sandau bei Landsberg.

[466] Oberbayern. – Fr. Panzer S. 52.


Eine halbe Stunde von Landsberg abwärts am rechtseitigen Hochgestade des Lechflusses liegt ein mit tiefem Graben umschlossener Hügel, Sandau genannt. Hier wurde ehemals oft nach Schätzen gegraben. In dem Schlosse wohnte ein Ritter mit Frau und zwei Töchtern. Als einst der Herr abwesend war, wollte die Frau mit ihren beiden Töchtern in der Kutsche ausfahren, wie man oben in Landsberg zur Wandlung läutete. Der Kutscher sprang vom Bock, zog den Hut ab, machte das Kreuz und warf sich auf die Kniee. Die vermessene Frau sagte: »Fahre zu in Teufels Namen!« Da versanken Mutter und Töchter mit Wagen und Pferd; nur der Kutscher, an dem Rande des Abgrundes knieend, blieb unversehrt. Mit ihnen versank das Schloß. Im Keller sitzt eine weiße Frau, welche sich zu heiligen Zeiten auf dem Platze, wo das Schloß versunken ist, sehen läßt. Die Leute sagen, in dem versunkenen Schloß liege ein goldener Pflug.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 466-467.
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