Auf Scharnhorst's Tod

[94] 1813.


Nach der Weise: Prinz Eugen der tapfre Ritter.


In dem wilden Kriegestanze

Brach die schönste Heldenlanze,

Preußen, euer General.

Lustig auf dem Feld bei Lützen

Sah' er Freiheits-Waffen blitzen,

Doch ihn traf der Todesstrahl.


»Kugel, raffst mich doch nicht nieder,

Dien' euch blutend, werthe Brüder,

Führt in Eile mich gen Prag.

Will mit Blut um Oestreich werben,

Ist's beschlossen, will ich sterben,

Wo Schwerin im Blute lag.«
[94]

Arge Stadt, wo Helden kranken,

Heil'ge von den Brücken sanken,

Reißest alle Blüten ab,

Nennen dich mit leisen Schauern, –

Heil'ge Stadt, nach deinen Mauern

Zieht uns manches theure Grab.


Aus dem irdischen Getümmel,

Haben Engel in den Himmel

Seine Seele sanft geführt.

Zu dem alten deutschen Rathe,

Den im ritterlichen Staate,

Ewig Kaiser Karl regiert.


»Grüß euch Gott, ihr theuren Helden,

Kann euch frohe Zeitung melden,

Unser Volk ist aufgewacht.

Deutschland hat sein Recht gefunden,

Schaut, ich trage Sühnungswunden,

Aus der heil'gen Opferschlacht.«


Solches hat er dort verkündet,

Und wir alle stehn verbündet,

Daß dies Wort nicht Lüge sei.

Heer, aus seinem Geist geboren,

Jäger, die sein Muth erkoren,

Wählet ihn zum Feldgeschrei!


Zu den höchsten Bergesforsten,

Wo die freien Adler horsten,

Hat sich früh sein Blick gewandt;

Nur dem Höchsten galt sein Streben,

Nur in Freiheit konnt' er leben,

Scharnhorst ist er drum genannt.


Keiner war wol treuer, reiner,

Näher stand dem König keiner, –

Doch dem Volke schlug sein Herz.

Ewig auf den Lippen schweben

Wird er, wird im Volke leben,

Besser als in Stein und Erz.
[95]

Laß uns deine Blicke scheinen,

Darfst nicht länger mehr beweinen,

Schöne Gräfin, seinen Fall.

Meinen's alle recht in Treue,

Schau', dein Vater lebt aufs neue

In des deutschen Liedes Schall.


Quelle:
Max Schenkendorf: Gedichte, Leipzig o.J, S. 94-96.
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