Das 21. Capitel.
Es ist nicht gut / daß / wenn man sich früh gewaschen hat / man das Wasser von denen Händen abschleudere.

[45] Die Ursach wäre / warum es nicht gut sey, sagen die super-klugen Weiber, weil man sich[45] selbiges Tages die Nahrung damit verschleudert. Ihr sorgfältigen Büchsen! ich will euch einmahl recht lassen, aber nicht anders, als mit folgender condition, wenn nehmlich einer sich wünsche, und hätte einen kostbaren Ring am Finger stecken / welcher gern herab gienge, und schleuderte mit denen nassen Händen solchen unvermerckt hinweg, daß er dadurch selbigen gar verlustig würde, so versichere ich, ein solcher wird in seiner Nahrung lange nicht erwerben, was er ietzt in einem Augenblick verschleudert hat. Nechst dem ist das Schleudern der nassen Hände sonst auch keine feine Zucht, denn man kan einen andern leicht damit bespritzen, daß solcher gestalt nur Widerwillen dadurch entstehen kan; über diß, kan das Wasser wohl auf etwas geschleudert werden, das durch einen eintzigen Tropffen verderben kan; ausser solchen Begebenheiten aber kan das Schleudern der nassen Hände keinen Schaden bringen, vielweniger die Nahrung verhindern.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 45-46.
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