Das 33. Capitel.
Wer Teig im Back-Troge stehend hat / der soll die Stube nicht eher auskehren lassen / biß der Teig aus der Stube ist / man bekömmt sonst ein Brodt weniger / oder kehret ein Brodt mit hinaus.

[64] Dieses ist ein von faulen Weibern und Mägden ersonnen Stücklein, welche nicht gern die Stube noch einmahl auskehren wollen, wenn irgend bey dem Auswürcken etwas Mehl wieder in die Stube gefallen ist. Auch nehmen diejenigen Mägde diese Glaubens-Regul gern an / welche zuweilen heimlich / ohne Wissen ihrer Herren und Frauen, Teig nehmen, und gute Kuchen davon machen, solche ihren Courtisanen und Knechten zupartiren, oder selbst heimlich fressen. Wenn nun nicht so viel Brodt worden ist, als in Ansehung des vielen Teiges hätte werden sollen, da muß alsdenn das Auskehren der Stuben daran Schuld haben. Daß es aber nicht wahr sey, könte ich leicht mit den Beckern erweisen, als welche mehrmahls ihre Stube zu der Zeit auskehren, da ihre Tröge voll Teig stehen. Wenn die Weiber doch nur sprächen, es wäre nicht gut, wenn man auskehrete, wo Teig im Troge stünde, so wäre es noch eine Sache, die man vertreten könte, wenn man spräche: Das Kehrich stübete in Teig. (Wiewohl der Teig von reinlichen Leuten stets zugedeckt seyn soll.) Da sie aber sagen, man kehrete ein Brodt mit hinaus, da ist die Thorheit[65] etwas gar zu handgreiflich gewiesen, und kommt im Superlativo alber heraus.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 64-66.
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