Das 6. Capitel.
Wenn der Drach oder böse Leute einem nichts vom Gelde holen sollen / so wasche man es nur in reinen Wasser ab / und lege ein wenig Brodt und Saltz darzu.

[26] Dieses Capitel kömmt dem vorigen nicht gar ungleich, nur das bey dem vorigen die Kreide, hier aber Wasser, Saltz und Brodt ihren Wirckungen nach, so sie bey dem Gelde haben sollen / beschrieben werden. Melde ich demnach ohne einige Weitläufftigkeit hierbey nur so viel, daß der Gebrauch des Wassers, Saltzes und Brodtes eben auf den Schlag kömmt, als wie die Kreide; Und hat der Erfinder dieser Mittel wahrhafftig nicht unweißlich gerathen; nehmlich, er hat damit zu verstehen geben und andeuten wollen, daß diejenigen, welche offt über den Drachen klagen, ob holete dieser ihr Geld und[26] Vermögen weg, sich bey dem Saltze, Brod und Wasser, der Sparsamkeit erinnern solten, und nicht mehr verthun möchten, als sie erschwingen könnten. Denn wer kaum den Kofend erzeigen kan, und wolt sich täglich in Biere, auch wohl gar in Weine besauffen, oder, wenn einer in der kümmerlichen und nahrlosen Zeit kaum die Zumüse zur Speise, und ein schlecht wöllen Kleidgen anzuziehen, erschwingen kan, und wolte doch täglich gute Bißgen essen, und sich in kostbarer Kleidung und wöchendlich andern Moden aufführen, so wird ein solcher gemeiniglich endlich alle seinen Untergang losen Leuten / oder gar dem Drachen zuschreiben, da er doch solcher gestalt selbst sein und seiner armen Kinder Drach gewesen ist. Anderer dergleichen Begebenheiten mehr, derer noch viel anzuführen wären, ietzt, um der Kütze willen, zu geschweigen.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 26-27.
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