Das 76. Capitel.
Wem ein Floh auf die Hand hüpfst / erfähret etwas neues.

[122] Ich glaube, daß nicht alle Flöhe ohne Unterscheid die Art haben werden, daß sie etwas neues bedeuten solten, wenn sie sich einem auf die Hand setzten, sondern es mögen nur solche seyn / welche von denen klatschichten Weibern ausgeheckt worden sind. Denn wenn ein solcher Floh sich iemanden auf die Hand setzt, so ist gewiß die Hecke-Mutter, von der er kommen, nicht weit. Und weil eine solche Mährlein-Trägerin Profession davon macht, daß sie die neuen Zeitungen von einem Orte zum andern in der Stadt herum träget, so erfähret man solchergestalt gar bald etwas neues. Und kommt mir ein solcher Floh nicht anders für, als wie manchem sein Hund / da[122] man zu sagen pflegt: Ha ha! da ist der Hund / der Herr wird auch bald kommen; also auch hier: Ha ha! da sitzt mir ein Floh auf der Hand, die Mährlein-Krämerin, von der er entsprungen ist, wird auch nicht weit seyn, und werde ich etwas neues erfahren. Ihr Weiber, sagt mir / ob ich geirret habe, ich will mich lassen weisen.

Quelle:
Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken- Philosophie. 2 Bände, Chemnitz 1718 (Bd. 1), 1722 (Bd. 2), [Nachdruck Weinheim; Deerfield Beach, Florida 1987]., S. 122-123.
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