Des Tischlers Lademanns Lebens-Geschicht

[319] anzuhören, machte sich derselbe alsofort bereit darzu, und fieng seine Erzehlung also an:

Ich Johann Bernhard Lademann, bin vor nunmehro[319] 36. Jahren, auf einem Dorffe ohnweit Altenburg, zur Welt gebohren worden. Mein Vater hatte zwar ein kleines Hauß, nebst etlichen Ackern Feld, überließ aber die Wirthschafft deßfalls meiner Mutter, und verdiente sein Geld hier und dar mit der Geige, Schalmeye, und sonderlich mit dem Hacke-Brete, welches er, in Betrachtung, daß alles ein von sich selbst gelernetes Werck war, sehr gut spielen kunte, und dieserwegen unter noch 6. andern dergleichen Dorff-Musicanten, der so genannte Premieur wurde. Seiner Kinder waren 5. nehmlich drey Töchter und zwey Söhne, mein ältester Bruder, der in der Schule mit gröster Mühe, nebst dem Catechismo, etwas weniges lesen und schreiben gelernet, wolte sich zu nichts anders als dem Acker-Baue beqvemen, wurde derowegen darbey gelassen, ich als der jüngste aber, hätte es vermuthlich etwas weiter bringen können, wenn mich der Vater nicht sehr frühzeitig mit auf die Hochzeiten und andere Aufwartungen genommen; alwo ich die Pratsche par force mit spielen muste, es mochte auch klingen oder klappen, jedoch ausser der Zeit, wenn nehmlich nichts zu thun war, hatte doch mein Vater die Sorgfalt, mich dann und wann wieder in die Schule zu schicken, und weil ich eine Sache weit leichter, als mein Bruder, fassen konte, so geschahe es, daß mir nebst dem Lesen, Schreiben und Rechnen etwas weniges vom Donate in den Kopff gebracht wurde. Um die Hauß-Arbeit aber durffte ich mich wenig oder nichts bekümmern, sondern ausser den Schul Stunden, meine Zeit auf das Hacke-Bret, Schallmeye und Discant-Geige wenden, und[320] solchergestalt sahe ich schon in meinem 12ten Jahre, einen halb vollkommenen musicalischen Pfuscher so ähnlich, als ein Ey dem andern.

Mein Vater hatte eine besondere Freude: daß ich in seiner Profession so trefflich wohl einschlug, und bey so jungen Jahren mein Brod, nicht allein mit musiciren, sondern vielmehr mit haseliren verdienen konte. Denn ich machte mich mit den vornehmsten Lieder-Trägern bekandt, kauffte ihnen jederzeit die neusten und lustigsten Lieder ab, lernete dieselbe aufs beweglichste singen, auf dem Hacke-Brete selbst darzu spielen, verdiente also, zumahlen wenn der Vater den Bass darzu brummete, manchen schönen Groschen besonders, welches Geld ich aber mehrentheils dem Schulmeister zuwendete, der mir die Noten und das Orgel-Spielen lernen muste.

Dem Schulmeister, stund mein anschlägischer Kopff vor allen andern sehr wohl an, denn ich lernete einen feinen Discant singen, also konte er mich bey seiner Kirchen-Music, die mein Vater und seine Consorten, wenn sie mitspielen solten, vorhero auswendig lernen musten, sehr gut brauchen, vor allen Dingen war ich ihm ein sehr nützlicher Pursche, wenn wir um die neue Jahrs-Zeit stapuliren giengen, und auf den umliegenden Dörffern das neue Jahr sungen, denn solches währete gemeiniglich 14. Tage, biß 3. Wochen, wir nahmen aber täglich, selten mehr als ein oder ein halbes Dorff vor, setzten uns hernach Abends in die Schencke, allwo ich gemeiniglich mein kleines Hacke-Bret und des Schulmeisters Geige aufzuheben gegeben[321] hatte, fiengen an zu singen und zu musiciren, nahmen uns öffters auch kein Bedencken, zum Tantze aufzuspielen, da denn alt und jung, Geld über Geld gab, und darzu Maul und Nase über solche Virtuosen aufsperrete. Von allem was wir verdienten, bekam ich den halben Theil, es müste denn seyn, daß der Schulmeister die Theilung nach seinem Gefallen gemacht hätte, wie ihm denn mein Vater, da er sich hernachmahls mit ihm zanckte, deßfalls eines offenbaren Betrugs beschuldigte, jedoch ich, meines Orts war vollkommen zu frieden, wenn ich so lange es währte, alle Tage 8. 10. ja gar biß 12. Groschen verdienen konte, wovor mir meine Mutter rothe Brust-Lätze, schöne Schuh und Strümpffe kauffen muste, bundte Bänder aber bekam ich zur Gnüge von den Bauers-Töchtern auf den Hochzeiten geschenckt.

Allein der Handel zwischen mir und dem Herrn Schul-Meister kam endlich vor unsern Pfarr-Herrn, der dem erstern das Cantate legte, meinen Vater und mich aber ebenfalls zu sich beschied, den erstern einen derben Verweiß gab: daß er mich in allen ärgerlichen Leben erzöge und allerley Schand-Lieder zu singen erlaubte, ja noch seine Freude darüber bezeugte, mir aber drohete er mit der Zurückstossung vom Beicht-Stuhl und heil. Abendmahle, (als welches ich in meinem 14ten Jahre zum erstenmahle empfangen wolte,) woferne ich mich nicht bessern, und in der Güte von solchen Schand Possen ablassen würde. Diese Drohungen verursachten unserseits doch so viel, daß wir dieses beste Stück unserer Profession etwas heimlicher trieben,[322] hergegen desto mehr Geld damit verdienten, und weil der Pfarrherr einige Kundschafft darauff gelegt und erfahren hatte, daß ich an etlichen Orten, wo ich aber wohl wuste, daß ich meine Aufseher hatte, durchaus keine Zoten-Lieder singen wollen, hielt er mich vor einen bekehrten Sünder, mithin vor seinen besten Beicht-Sohn. Aber der fromme Mann erfuhr bald, wie er sich in seiner Meynung schändlich betrogen, denn gleich des Tages darauf, nachdem ich zum heil. Abendmahl gewesen, wurde ich von meinem Vater in die nächst gelegenste Stadt geschickt, um Säyten und Colofonium einzukauffen, der Pfarrer hatte selbiges erfahren, gab mir also einen Brieff an den Buchdrucker selbiger Stadt mit, nebst dem Befehle, ihm von besagten Buchdrucker einen Pack gedruckter Sachen mit zurück zu bringen. Nachdem ich nun meine Dinge in der Stadt meistens ausgerichtet, bey dem Buchdrucker aber eine gute Zeit aufgehalten wurde, indem er eine starcke Parthey Bettel-Leute ebenfalls mit gedruckten Sachen abzufertigen hatte, welche Sachen ich aber nicht so genau bemercken konte, weil er in seiner Kammer alles gar heimlich mit ihnen tractirte, in der Stube aber nur sein baares Geld, vor die zusammen gepackten Sachen in Empfang nahm, erblickte ich doch endlich einen bedruckten Bogen unter dem Titul: Vier schöne weltliche lustige Lieder, das Erste: Lissetgen hat Studenten-Gut im Arme etc. Das andere: Wer kan die krancken Jungfern trösten? der etc. Das dritte: Mei Hanns komm met mer ins Korn etc. Das vierdte: Ae Schmätzgen[323] schmeckt wie Zucker-Cand, etc. Gedruckt zu Cölln am Rhein, da die wackern Mädgens seyn. Mein Hertz im Leibe fieng vor Freuden zu hüpffen an, da ich diese allerneusten noch nie erhörten vortrefflichen Lieder, nebst beygesetzten bekandten Melodeyen ins Gesichte bekam. Ich fragte mit ängstlichen Gebärden den Buchdrucker-Gesellen, ob er diese Lieder zu verkauffen hätte, und was sie kosteten? Er forderte einen Groschen, und da ich fragte: wie es käme, daß diese so theuer, andere solche Stücke Pappier aber, um 8. oder 9. Pf. wohlfeiler waren? gab er zur Antwort: Ja mein lieber Sohn, neue Sachen gelten allezeit mehr und noch 4. mahl so viel als die alten, ein anderer als ihr müste wohl 18. Pf. darvor geben. Derowegen zahlete ich ihm 1. gl. steckte den halben Bogen zu mir und fragte: ob keine andere Sorten von dergleichen Liedern vorhanden wären, indem ich, als ein junger Musicus dergleichen Sachen höchst von nöthen hätte, und mein baares Geld schon wieder heraus zu bringen wüste. Sogleich meldete sich der Meister oder Herre selbst, brachte eine unzählige Zahl von noch mehrern allerneusten Liedern, ließ sich aber besser behandeln als der Geselle, denn ich bekam vor 16. Groschen einen dermassen starcken Pack Lieder, daß ich denselben kaum ertragen konte.

Vor diese 16. Groschen solte ich meiner Schwester 2. Ellen blauen Cattun mitbringen, allein ich gedachte: Cattun ist alle Tage zu bekommen, dergleichen vortreffliche Lieder aber sehr selten, und also legte ich mein Geld mit desto grössern Freuden an,[324] in Hoffnung mich mit meiner Schwester deßfalls schon zu vergleichen. Im Hinweggehen, steckte mir der Buchdrucker noch ein ziemlich Paqvet von dergleichen trefflichen Liedern in den Busen, und sagte darbey: Mein Sohn, saget eurem Herrn Pfarrer ja nichts, daß ihr diese Lieder von mir gekaufft habt, auch sonsten niemanden etwas davon, sondern haltet dieselben heimlich, so will ich euch in zukunfft mehr dergleichen vor halb Geld zukommen lassen, denn ich habe fast alle Wochen gantz spannagel neue, und zwar die allervortrefflichsten, welche ein berühmter guter Meister in der Vers- und Singe-Kunst macht, und wenn ihr verschwiegen seyd, will ich euch jederzeit ein Stück oder 6. in den Kauff geben. Ich versprach alles wohl zu mercken, was er mir sagte, und reisete über meinen erhandelten Schatz, höchst vergnügt von dannen. Kurtz vor der Stadt begegnete mir mein Bruder und brachte an: daß mein Vater nahe bey der Stadt, auf einem Vorwerge, Auffwartung hätte, weßwegen ich sehr eiligst dahin kommen solte. Diesemnach gab ich meinem Bruder so wohl des Herrn Pfarrers, als mein eigenes Paquet von gedruckten Sachen, befahl ihm das meinige in seine Lade zu schliessen, dem Herrn Pfarrer aber das seinige auf die Pfarr-Wohnung zu tragen, und band ihm darbey sehr ernstlich ein, die Paqueter nicht zu verwechseln, ich aber machte lincks um, und lieff auf das Vorwerck zu, allwo ich meinen Vater nebst zweyen seiner Consorten in voller Arbeit antraff, hergegen um so viel desto freundlicher bewillkommet wurde, weilen die Kindtauffens-Gärste[325] sie wenig Lust mehr zum Tantzen, hergegen desto grössere, mich singen zu hören, bezeugten, und an meiner Ankunfft allbereits gezweiffelt hatten. Ich verdiente vermittelst der Zugabe von den neuen Liedern, welche mir der Buchdrucker in den Busen geschoben hatte, diesen ersten Abend redliche 18. Pf. über das Capital von 16. gl. welches ich meiner Schwester an statt des Cattuns wieder zu geben schuldig war, andern Tages kam noch ein halber Thaler darzu, also konte ich nebst meinem Vater, der auf seine Portion auch über zwey Thaler verdienet hatte, nach Mitternacht vergnügt nach Hause gehen. Wir legten uns also, da der Himmel schon zu grauen anfieng, sehr ermüdet nieder, und ich wäre gewiß, sonst durch nichts, als die klapperenden Teller zum Aufstehen bewogen worden, wenn mich nicht einer von unsers Herrn Pfarrers Söhnen erweckt, und mit auf die Pfarre zu gehen beredet hätte.

Ich kam dahin, und zwar eben, da der Herr Pfarrer von der Mittags-Mahlzeit aufstund, dessen erste Frage war: Von wem ich das Paquet gedruckte Sachen an ihn zu bestellen empfangen hätte. Ich konte nicht anders, als der Wahrheit gemäß, antworten: Von dem Buchdrucker. Hierauff passireten noch viele andere Fragen und Antworten, endlich aber kam es zu meinem allergrösten Schrecken heraus, daß mein dummer Bruder, die Paqueter verwechselt, meine Lieder dem Herrn Pfarrer gegeben, und hingegen dessen Sachen, vermuthlich in seine Lade geschlossen hatte, welches ich nicht eigentlich wissen konte, weiln[326] er bey meiner Heimkunfft bereits im Bette, vor meinem Aufstehen aber schon mit dem Pfluge ins Feld gezogen war. Ich zittere noch biß dato, wenn ich daran gedencke, wie mir der fromme Pfarrherr die Hölle so heiß, und mich gantz und gar zu einem Teuffels-Kinde machte, worinnen er auch, wie ich nachhero wohl erwogen, das allergröste Recht hatte, jedoch endlich, nachdem ich ihn alles offenhertzig bekennet, und mich rechtschaffen zu bessern versprochen, auch dabey die bittersten Thränen vergossen, fieng er mich wiederum an zu trösten und zu vermahnen, nahm aber das Paquet der weltlichen Lieder, führete mich in die Küche und verbrandte es in meiner Gegenwart auf dem Feuer-Herde, hergegen beschenckte er mich mit einer Bibel, Gebet- und Gesang-Buche, dergleichen Sachen in unserm Hause, theils schlecht, theils gar nicht anzutreffen, waren.

Mein armer einfältiger Bruder muste zwar nachhero das Gelach bezahlen, indem Vater, Mutter und alles, über ihn allein her war, allein was halffs? geschehene Dinge konten nicht geändert werden. Ich trug dem Herrn Pfarrer sein Paquet hin, und bekam von demselben eine nochmahlige gute Vermahnung, ihm mein Wort zu halten, und ja bey Leibe keine Zoten-Lieder mehr zu lesen, vielweniger zu singen. Allein, ob ich auch schon den ernstlichen Vorsatz gefasset hatte, so wurde doch derselbe des leidigen Geld-Verdienstes wegen, nicht allein von üppigen Leuten, sondern so gar von meinem Vater selbst, in wenig Tagen dergestalt zernichtet, daß ich nicht allein meine alten Lieder wieder[327] hervor suchte, sondern auch gegen die Herbst-Zeit, da es die meisten Hochzeiten zu geben pfleget, einen eigenen Weg in die Stadt vornahm, um von dem Buchdrucker etwa vor einen halben Thaler neue Lieder zu kauffen.

Jedoch ich kam bey demselben sehr übel an, denn so bald ich mein Gewerbe mit der grösten Freundlichkeit vorgebracht, stieß der Buchdrucker die schändlichsten Läster-Reden gegen mich aus, und schloß endlich mit solchen tröstlichen Worten: Geh du Spion, du Schelm an den hellen lichten Galgen, und sage dem, der dich abgeschickt hat: er soll sich um seine Postillen-Reuterey und um die weiten Ermel am Pfaffen-Rocke bekümmern, andere ehrliche Leute in ihrer Nahrung aber ungehudelt lassen. Da ich nun bald merckte, wohin der erboste Mann zielte, und was er vor einen wunderlichen Argwohn auf meine Unschuld gelegt hätte, eröffnete ich ihm das Verständniß, mit treuhertziger Erzehlung meiner neulichen Verdrüßlichkeiten, und erhielt endlich mit grosser Mühe von ihm, was ich so eiffrig suchte.

Es ist aber hierbey zu mercken, daß, wie ich nachhero erfahren, dieser Buchdrucker jederzeit vor einen besonders frommen Mann gehalten seyn, und dem Scheine nach, allen Heiligen die Füsse abbeissen wollen, wie er sich denn auch überall gerühmet, er liesse seine Schrifften durchaus zu keinen ärgerlichen Sache gebrauchen, und wenn er vor jeden Bogen 1000. Thlr. zu verdienen wüste, in der That aber war er ein Ertz-Heuchler, der, wie man nachhero erfahren, die allerliederlichsten Sachen[328] von der Welt gedruckt hat, und zwar um einen weit geringern Preiß, als andere seines gleichen. Wegen meiner Begebenheit, hatte ihm unser Pfarrherr, in einem Brieffe, das Gewissen ziemlich geschärfft, und solchergestalt seine Galle über alle massen aufgerühret, jedoch letztlich, nachdem ich ihm meine Unschuld mit den glaubenswürdigsten Eyd-Schwüren dargethan, wurden wir wiederum gute Freunde, und ich bekam die neue Versicherung, ihm jederzeit willkommen zu seyn, wie er denn auch nachhero durch mich allein, manches hundert von dergleichen und andern Lust erweckenden Sachen loß wurde.

Unter dergleichen löblicher Lebens-Art, war nun fast mein 15 des Lebens-Jahr verstrichen, und weil ich schon ziemlich kunstmäßig auf der Orgel und andern Instrumenten spielen konte, ließ sich mein Vater endlich durch das Zureden reputirlicher Leute bewegen: mich zu einem Stadt-Pfeiffer in die Lehre zu verdingen, damit ich nach ausgestandenen 5. Lehr-Jahren, vor einen zukünfftigen Kunst-Pfeiffer-Gesellen passiren könte. Mein Lehr-Printz nahm mich mit Freuden vor ein Blutweniges Lehr-Geld an, in Erwegung dessen, da ich schon geschickt war, ihm gute Dienste zu leisten, allein weil ich mich bey den blasenden Instrumenten allzuscharff angriff, ausserdem das starcke Bier-Wein- und Brandtewein-Trincken allzusehr liebte, stelleten sich gleich nach Verlauff meines ersten Lehr-Jahres hefftige Blutstürtzungen ein, welche mich dergestalt ausmergelten, daß sich endlich mein Vater gezwungen sahe, seinen liebsten Sohn[329] wieder nach Hause zu nehmen. Es sahe eine Zeitlang sehr schlimm mit mir aus, ja der Doctor, welchen mein Vater mehrentheils alle Woche aus der Stadt holen ließ, zweiffelte selbst an meiner Wiedergenesung, jedoch nachdem ich über andert-halb Jahr gekränckelt, fand sich die Besserung nach und nach vollkommen wieder.

Währender meiner Kranckheit hatte mich unser Herr Pfarrer sehr fleißig besucht, und einen ziemlich veränderten Menschen aus mir gemacht, so daß ich durchaus kein musicalisch Instrument, zu Beförderung üppiger Lüste mehr anrühren wolte, ja es stellete sich bey mir ein Eckel, fast überhaupt gegen alle Music ein, wovon ich doch sonsten ein so grosser Liebhaber gewesen. Mein Vater wolte zwar durchaus haben, daß ich wieder zum Stadt-Pfeiffer in die Lehre gehen solte, da aber der Pfarrherr ohngefähr in einer Predigt den Spruch mit anbrachte: Siehe zu, du bist gesund worden, sündige hinfort nicht mehr, auf daß dir nicht etwas ärgers wiederfahre; ging mir derselbe dermassen zu Hertzen: daß ich augenblicklich noch in der Kirche den Schwur that, die Music liegen zu lassen, hergegen ein anderes ehrliches Handwerck zu erlernen. Noch selbigen Sonntags gegen Abend ging ich zu dem Pfarrherrn, mich wegen dieses Vorsatzes seines Raths zu erholen, dieser schlug mir sehr erfreuet die Organisten-Kunst vor, weiln ich doch schon etwas davon gefasset hätte, allein auch darzu war bey mir alle Lust verschwunden. Andere Künste zu erlernen, schien etwas allzu kostbar, derowegen fiel mir endlich das Tischler-Handwerck[330] ein, und zwar bey der Gelegenheit, da unsers Pfarrherrns Bruder, als ein berühmter Meister, in dasiger Kirche einen neuen Altar, Cantzel, Tauffstein und Orgel bauen halff.

Anfänglich wolte zwar, so wohl bey dem Pfarrherrn als bey dem Meister, ein Zweiffel entstehen, ob ich wegen ausgestandener gefährlichen Kranckheit, der, mit diesem Handwercke verknüpfften schweren Arbeit gewachsen seyn möchte, jedoch ich befand mich innerlich und äuserlich dermassen wohl aus curirt, daß ich ihnen diesen Zweiffel mit gutem Recht ausreden konte, und also wurde ich um ein billiges Lehr-Geld, welches der Pfarrer zur Helffte aus seinem Beutel bezahlete, meinem Vater zum ziemlichen Verdruß in die Lehre genommen, kan auch nicht anders gedencken, als daß dergleichen Resolution dem Himmel gefällig gewesen, weil seit der Zeit nicht den geringsten Anfall von einer innerlichen Kranckheit gehabt habe. Mein Meister war, wie gesagt, ein sehr künstlicher Mann, sonderlich im fourniren und anderer subtiler und künstlicher Tischer-Arbeit, ausserdem nahm er wenig andere als Kirchen-Arbeit an, von gemeinen und groben Sachen aber gar nichts. Ich fand mich währender Lehrzeit in den allermeisten nach seinem Wunsche, nachdem ich aber ausgelernet, blieb ich noch zwey Jahr um halbes Lohn bey ihm, und zwar darum, weil er sich keine Mühe verdriessen ließ, mich in den Haupt-Stücken der Architectur zu unterrichten, als welche er sehr wohl verstund.

Mittlerweile war mein Vater gestorben, die Mutter abgebrandt, also hatten wir Kinder, ein[331] jedes vor sein Theil, kaum 20. Gülden zu fordern, derowegen schenckte ich der Mutter meine Portion der Erbschafft, und reisete etliche 30. biß 40. Meilen in die Welt hinnein. Alldieweiln ich nun, ohne Ruhm zu melden, etwas rechtschaffenes in meiner Profession gelernet zu haben, ziemlich versichert war, so suchte keine andere Arbeit, als in den grösten Städten, und zwar bey solchen Meistern, die keine Marckt- oder Bauer-Arbeit machten, hatte auch immer das Glück, nicht lange auf der Bären-Haut zu liegen.

Meine stille und ziemlich melancholisch scheinende Lebens-Art, die aber einen desto stärckern Fleiß bey der Arbeit beförderte, erwarb mir gemeiniglich die Gunst der Meister, hergegen einen heimlichen Haß bey den Mittgesellen, jedoch ich machte mir dieserwegen nicht die geringste Sorge, im Gegentheil hatte mehrern Vortheil davon, weil ich solchergestalt von vielen Ungelegenheiten, die durch das Sauffen, Spielen und anderes liederliches Leben zu entstehen pflegen, befreyet blieb.

Diesemnach kan mich keiner besondern Avanturen rühmen, es müsse denn seyn, daß folgende, einen Platz unter den besondern Begebenheiten eines reisenden Handwercks-Purschen verdieneten:

Mein Meister, welches der vornehmste Tischler in der berühmten Residentz eines Römisch Catholischen Bischoffs war, schickte mich eines Tages nebst einem Jungen in das Hauß eines sehr reichen Mannes, um das Täffel-Werck aus seiner Wohn-Stube zu reissen, hergegen selbige Stube aufs neue mit Nuß-Baum-Holtze auszutäffeln. Indem[332] nun der Lehr-Junge eben im Begriff war, eine Kanne Bier von der Ausgeberin, ich aber indessen das aus Holtz geschnitzte Bild des heil. Bonifacii, welches oben in einer Ecke angenagelt war, herunter zu langen; brach mir dieser wurmstichige Heilige unter den Händen entzwey und schüttete aus seinem ausgehölten Leibe eine grosse Menge Gold-Stücker über meinen Kopff, weßwegen ich ungemein erschrack, jedoch das Bild vollends herunter hub, die ausgestreuten Gold-Stücke alle zusammen in meine Mütze sammlete, und befand, daß es 632. Stück lauter Kremnizer Ducaten waren.

Diese Arbeit war vollbracht, ehe mein Lehr-Junge mit dem Biere, und der Hauß-Knecht mit dem Mittags-Brodte ankam, welchen letztern ich bat, dem Hauß-Herrn meinetwegen zu sagen: daß er augenblicklich zu mir in die Stube kommen möchte, weil ihm etwas besonders anzuzeigen hätte. Da aber der Hauß-Herr eben bey der Mittags-Mahlzeit gesessen, so kam er nicht eher zur Stelle biß nach aufgehobener Taffel, fragte auch so gleich: was es besonders gäbe: Mein Herr! gab ich ihm zur Antwort, es wird euch bewust seyn, daß die Lutheraner, als zu welcher Parthey ich mich bekenne, nicht glauben, daß die verstorbenen Heiligen den annoch lebenden Menschen einige Wohlthaten erzeigen können; allein euer heiliger Bonifacius, dessen vortrefflichen Nahmen ich zu seinen Füssen angeschrieben sehe, hat mich heute eines andern überzeugt. Denn ohngeacht ich so unglücklich gewesen, seinen, von Würmern gantz durchfressenen Cörper, zu zerbrechen, so hat er mir dennoch dieses Geschencke,[333] euch als dem Hauß-Herrn zu überreichen anvertrauet. Unter Ansprechung dieser letztern Worte, setzte ich meine, mit Ducaten ausgestopffte Mütze vor ihn auf den Tisch, und indem er selbige eröffnete, erstaunete der Mann gantz ungemein, sagte aber weiter nichts als: Verziehet ein klein wenig, ich muß doch dieses Heiligthum meiner Frauen zeigen: Und darauf lieff er eiligst fort. Ich wartete länger als eine Stunde auf seine Zurückkunfft, und stund in der gäntzlichen Hoffnung er würde mir zum wenigsten etliche Stück Ducaten Trinck-Geld einhändigen; allein statt dessen kam bald hernach die Wache und führete mich mit samt dem Lehr-Jungen in Arrest.

So lange ich auf der Welt gelebt hatte, war mir kein Zufall unvermutheter und wundersamer vorgekommen, als dieser, jedoch, weil ich ein gut Gewissen hatte, blieb ich eine gantze Nacht hindurch, obgleich nicht ohne Verdruß, dennoch ohne grosse Bekümmerniß. Folgenden Morgen aber wurde der Junge von mir hinweg, ich selbst etwa eine Stunde darauff, in Ketten geschlossen und vor das Geistl. Gerichte geführet. Allwo mich der Hauß-Herr nicht allein auf einen vermuthlichen Diebstahl, sondern auch wegen Lästerung GOttes und seiner Heiligen angeklagt hatte. Ich verantwortete mich nach meinem guten Gewissen, so gut als ich konte, erzehlete die gantze Sache mit ihren wahrhafften Umständen und wurde wieder zurück geführet, eine halbe Stunde hernach aber noch einmahl so hart geschlossen.

Mein Meister, der jedoch ein sehr eiffriger Catholic[334] war, hatte kaum Erlaubniß bekommen können, mich mündlich zu sprechen, erforschete derowegen desto genauer, was die Sache nach meinem Vorgeben, vor eine Bewandniß habe, und da er endlich den Verlauff von mir vernommen, sprach er: Traget nur Gedult und bleibet bey der reinen Wahrheit, ich hoffe, ihr sollet Morgen oder Uber-Morgen bey dem Bischoff selbst zum Verhör kommen. Solches traff ein, denn nach Verlauff zweyer Nächte, wurde ich von den Ketten befreyet, und gerades Wegs in den Bischöfflichen Pallast, ja so gar in dessen Zimmer geführet, allwo derselbe auf seinem Stuhle saß, und das wurmstichige Bildniß des heil. Bonifacii, auf einem kleinen Tische, vor sich liegen hatte. Zu seiner Seiten stunden verschiedene Bedienten, etwas weiter unten aber mein Ankläger, der meine Mütze mit den Kremnizer Ducaten in Händen hatte, und denn mein Meister. So bald ich meinen Reverenz gemacht, fragte der Bischoff mit einer zornigen Geberde: Bist du der frevele Ketzer, welcher das wunderthätige Bild des heil. Bonifacii, boßhaffter weise zerbrochen, und über dieses schimpfflich von demselben gesprochen hat? Hochwürdigster, Gnädigster Herr! gab ich zur Antwort, ich ruffe denjenigen GOtt, den so wohl die Lutherisch-als die Römisch-Catholischen Christen anbeten, zum Zeugen an, daß ich dieses Heiligen Bild nicht muthwilliger oder boßhaffter weise zerbrochen, sondern gleichwie es dem Augenscheine nach, gar sehr wurmstichig, ist es mir unter den Händen entzwey gegangen, und zwar vermuthlich nicht ohne sonderbare Göttliche Fügung,[335] damit der darinnen verborgene Schatz, an 632. Stück Kremnizer Ducaten, dem Hauß-Herrn zu gute kommen solte. Ich bin allein gewesen, und hätte mit leichter Mühe dieses Geld bey seite schaffen können, allein mein Gewissen ist zu enge, dergleichen Gut, so mich nicht vor den Eigenthums-Herrn erkennet, an sich zu bringen, hergegen hat es mich angetrieben, solches dem Hauß-Herrn einzuliefern, und auf eine, ihm selbst beliebige Discretion zu warten, jedoch meine Redlichkeit ist mir übel belohnet worden. Hierauf sahe der Bischoff meinen Ankläger an, welcher in diese mir höchst empfindliche Worte ausbrach: Hochwürdigster! Dieser Kerl ist ein Schelm, wie alle Ketzer sind. Man lasse ihn auf die Tortur bringen, so wird er nicht allein gestehen, daß er das heilige Bild, welches ich höher als eine Tonne Goldes geschätzt und ihm täglich hundert Küsse gegeben, muthwilliger weise zerbrochen, sondern mir, daraus mehr als 1300. Ducaten entwendet hat. Denn da mein seel. Groß-Vater auf dem Todt-Bette lag, seine Erben aber bey Vermissung 2000. Stück Kremnitzer Ducaten, ihn befragten, wo er dieselben hingelegt hätte, wiese er beständig mit dem Finger auf den heil. Bonifacium, konte auch, weil ihm ein Schlag-Fluß die Zunge gelähmet, weiter nichts mehr heraus stammlen, als: San-ctus Bo-ni-fa-ci-us San-ctus Bo-ni-fa-ci-us hat-al-les. Dieses, sagte mein Ankläger weiter, weiß ich mich in meinem itzigen 68sten Jahre annoch wohl zu erinnern, als ob es vor acht Tagen geschehen wäre, ohngeacht ich damahls nur ein[336] Knabe von 14. Jahren war. Wir sämtlichen Erben haben zwar nach der Zeit rund um das heil. Bild herum gesucht, aber nichts gefunden, biß es dieser diebische Ketzer endlich entdeckt, und mehr als die Helffte davon genommen hat. Gerechter Himmel! rieff ich hierauf aus, ist wohl möglich, daß in einer so kleinen Hölung mehr als so viel Ducaten Raum haben? man lasse das Bild zertheilen und nachsehen, ob sich vielleicht noch mehr geheime Oeffnungen darinnen finden, ich bezeuge nochmals vor allen dem, was heilig ist, daß mir nicht mehr als 632. Gold-Stücke zu handen kommen sind, kan auch unmöglich glauben, daß etwa ein oder etliche Stück auf dem Boden des Zimmers sich verlauffen hätten, denn es ist alles glatt, eben und ohne Löcher. Der Bischoff betrachtete hierauff das Bild etwas genauer, und befand, daß die weiteste Hölung, in der Brust desselben war, von der Scheitel aber gieng ein Loch herunter, dergleichen in den Spaar-Büchsen zu seyn pfleget, welches zu alleroberst sehr dünne, und mit gelben Wachs voll gegossen war. Derowegen ließ er alles Wachs heraus schmeltzen, das Bild im Bruche ordentlich auf einander setzen, und die 632. Stück Ducaten, einem nach dem andern, hinein zehlen. Da dieses geschehen, das Loch aber noch nicht erfüllet war, muste sein Schatz-Meister einen grossen Beutel mit Kremnitzer Ducaten herbey bringen, deren etliche gezeichnet und hinnein gesteckt wurden, allein da der Schatz-Meister den dreyzehenden Ducaten hinnein gesteckt, war das Loch schon biß oben angefüllet. Nachhero muste mein[337] Meister eine saubere Säge herbey schaffen, und das Bild von unten auf, in 4. Theile schneiden, allein es fand sich weder Gold noch fernere Hölung darinnen. Mein Ankläger bestund also wie Butter an der Sonnen, und ob er gleich noch viele Winckel-Höltzer machen wolte, so kehrete sich dennoch der Bischoff nicht im geringsten daran, sondern that zu meiner, und aller Menschen gröster Verwunderung diesen unerwarteten Ausspruch: Höret mein Freund! also redete er meinen Ankläger an, es erhellet aus allen Umständen, daß ihr ein unersättlicher Geitzhals, und mit dem Schatze, den euch dieser ehrliche Kerl eingeliefert, aus keiner andern Ursache nicht zufrieden seyd, als weil ihr euch verbunden gesehen: ihm ehrenthalber ein ansehnliches Geschenck davon zu geben, jedoch ich werde dieserwegen sprechen, was rechtens ist: Es werde diese Summe in drey gleiche Theile getheilet, der erste Theil gebühret vor allen Dingen dem heil. Bonifacio, der die gantze Summe seit so langen Jahren, in den gefährlichen Kriegs-Läufften vor den Raub-Klauen der Frantzösischen Soldaten, vor den langen Fingern der Diebe, vor Feuer, Wasser und andern Unglücke sicher erhalten hat. Der andere Theil kömmt von rechtswegen dem Haußwirthe zu, der dritte aber ohne allen Streit dem glückseeligen Finder des Schatzes, und schadet hierbey gar nichts, daß er seinem eigenen Geständnisse nach ein Ketzer ist, denn man muß die Treue und Redlichkeit, als eine von den vornehmsten Haupt-Tugenden, auch in den Feinden belohnen. Es fehlete wenig, mein Ankläger wäre über diesen Urtheils-Spruch in Ohnmacht[338] gefallen, er wolte zwar noch sehr viel Einwendens machen, allein es blieb darbey, und zum grösten Gelächter aller Anwesenden, wurde der letzte Betrug ärger als der erste, denn indem mein Ankläger mit zitterenden Händen zugreiffen, und seinen abgezehlten dritten Theil hinweg nehmen wolte, sprach der Bischoff: Haltet inne mein Freund, ich habe noch etwas zu erinnern. Der heilige Bonifacius ist durch eure ungestüme Anklage mehr beleydiget, als durch die leichtsinnigen Reden gegenwärtigen Ketzers, denn um eurent willen ist man genöthiget worden, denselben zu viertheilen. Sehet er wird in Zukunfft Kleider vonnöthen haben, solche ihm unschuldig zugefügte Schmach zu bedecken, auch ists billig, daß man ein so uhraltes wunderthätiges Heiligen-Bild wieder zusammen leim, und ihm zur Erstattung seiner Ehre, einen Altar auffrichte. Zu diesem heil. Gestiffte werdet ihr euren Antheil des Geldes, am allerbesten anzulegen wissen, und damit eure Schuld büssen. Gegenwärtiger Ketzer aber soll von seinem Antheil ebenfalls 50. Ducaten darzu geben, damit er in zukunfft bescheidener und andächtiger von den verstorbenen Heiligen reden lerne.

Hierbey muste es bleiben, mein Ankläger mochte sich auch so verzweiffelungs-voll anstellen als er immer wolte, ich aber bekam zu meinem Theile 160. Kremnitzer Ducaten, 2. Käyser-Gulden und etliche Patzen richtig in den Hut gezehlt, und zugleich die Freyheit hin zu gehen wo mir beliebte. Dieser Streich gab in der Stadt zu vielen lustigen Gesprächen Anlaß, unter andern hatte ein spitzfindiger Kopf folgende Verse darauff gemacht:


Madrigal.

[339] Du armer Bonifacius,

Ist das der Danck vor deine Treue:

Sonst werden nur die Leiber

Der Mörder und der Straffen-Räuber,

Geviertheilt und aufs Rad gelegt.

Dick setzt man zwar

Auf den geschmückten Bet-Altar;

Jedoch wer weiß, was dir dein Hauß-Wirth gönnt,

So offt er sieht, wie schön dein Wachs-Licht brennt:

Denn sein Verdruß

Ist alle Morgen neue.

Ach! fahre fort den Ketzern guts zu thun,

Die Päbstler lassen dich ja keine Stunde ruhn,

Zuletzt heists doch: (sic mos est horum,)

Undanck in fine laborum.


Weil aber dergleichen Sachen mir verschiedene Verdrüßlichkeiten zuzogen, setzte ich meinen Stab etliche 20. Meilen weiter, und kam bey einem Meister in Arbeit, der im Nonnen-Closter die Tischler-Arbeit zu einer Orgel, zugleich auch viele andere Dinge im Closter und in der Kirche zu machen hatte. Von dar aus, schickte ich 120. Stück Ducaten an den Pfarr-Herrn meines Geburths-Dorfs, überschrieb ihm meinen gehabten wunderlichen Zufall, und bat: daß er das meinetwegen ausgelegte Lehr-Geld davon zurück nehmen, meiner Mutter 50. fl. zu völliger Ausbauung des abgebrandten Hauses und besserer[340] Nahrung auszahlen, das übrige aber biß zu meiner Zurückkunfft, in seiner Verwahrung behalten solte.

Wenig Wochen hernach, bekam ich von diesem lieben Manne, eine eigenhändige Schrifft, worinnen er mir nicht allein alles, was Zeit meiner Abreise veränderliches vorgegangen war, berichtete, sondern auch eine Gerichtliche Abschrifft von derjenigen Qvittung überschickte, die er meiner Mutter wegen des Empfangs der 120. Ducaten, und der, ihr davon ausgezahlten 50. Gülden, zur sichern Verwahrung gegeben hatte, das vor mich ausgelegte Geld aber, wolte er biß zu meiner Zurückkunfft ausgesetzt lassen, und mittlerweile mein übriges, an sichere Orte auf Zinsen austhun.

Ich hatte indessen Geld genung zurück behalten, mir recht saubere Kleidung, Wäsche und andere Bedürffnissen anzuschaffen, verdiente auch unter dem neuen Meister, bey dem Orgel- und Closter-Bau von Zeit zu Zeit, ein schön Stück Geld, wovon ich den meisten Theil darzu anwendete, bey einem Bau-Meister, in der Architectur die neusten und besten Stücke zu erlernen, und denn auch bey dem Orgel-Bauer, die, mir noch unbewusten Vortheile seiner Kunst auszuforschen. Es gieng mir auf beyden Seiten alles sehr wohl von statten, weil diejenigen müßigen Stunden, welche andere zum sauffen, spielen und spatzieren gehen anwendeten, besser zu gebrauchen wuste. Mit dem ältesten Orgel-Bauers-Gesellen, der bereits capable war einen Meister abzugeben, stifftete ich binnen wenig Wochen eine vollkommene Freundschafft, erlernete also von demselben[341] diejenigen Vortheile, welche er und sein Meister sonsten als Geheimnisse zu halten pflegten. Nachdem ich aber eigentlich vermerckt, daß dieser mein Freund zum öfftern in eine grosse Tieffsinnigkeit verfiel, und darbey unzählige Seuffzer außstieß, lag ich ihm so lange an, biß er mir endlich offenbarete, daß er sich aufs äuserste in eine Nonne verliebt, mit welcher er zwar noch kein eintziges Wort gesprochen, jedoch bereits mehr als 12. Liebes-Briefe gewechselt hätte. Ich belachte diesen Streich von Hertzen, und wolte ihn, als meinen Glaubens-Genossen, von solcher Gefahr bringenden Liebe abmahnen, allein, er seuffzete und sprach: Ach mein werthester Freund! wenn ihr meine Nonne, welches die vornehmste Sängerin ist, und denn diejenige, welche itzo, in Ermangelung der Orgel, das Clavicien spielet, nur ein eintzig mahl sehen soltet, würdet ihr gantz anders reden, und ich bin versichert: daß diese schönen Kinder so gern Männer hätten als wir das Leben haben, allein ich weiß mich auf kein Mittel zu besinnen, meine Liebste aus diesem verzweiffelten Käffige zu entführen.

Meine Neugierigkeit erstreckte sich so weit, ihn zu ersuchen, mir die Gelegenheit zu zeigen, wie man diese gerühmten Schönheiten zu sehen bekommen könte, er versprach mir binnen 3. Tagen zu willfahren, allein ich müste mir die Mühe nicht verdrüssen lassen, in einem engen Behältnisse, mit einiger unbequemlichkeit, eine gantze Nacht auf diesen vortrefflichen Anblick zu warten. Ich versprach alles zu thun, was er von mir verlangen und selbst thun könte. Demnach sperrete er mich und sich, eines Abends,[342] nachdem wir alle unsere Mit-Arbeiter fortgeschickt, die Kirch-Thüren alle verschlossen, uns beyde aber selbst eingeschlossen hatten, in ein enges Behältniß des neu-gebauten Orgel-Gehäuses ein, allwo wir sehr unbequem sitzen, und kaum unsere mit hinein genommene Wein-Bouteille nebst dem Zwiebacke zum Munde führen konten. Jedoch weiln um damahlige Jahrs-Zeit sehr warme Nächte waren, kam uns dergleichen Nacht Wache nicht eben allzu beschwerlich an, nur dieses machte mir bange, daß wenn wir in diesem Gehäuse betroffen würden, uns vielleicht ein grösseres Verbrechen, nehmlich die Kirchen-Räuberey schuld gegeben werden könte, über dieses war mir um die Mitter-Nachts-Zeit ziemlich bange vor Gespenstern und Bethörungen, jedoch alle dergleichen fürchterliche Gedancken verschwanden, da gegen Morgen das gantze Orgel Chor von musicalischen Nonnen angefüllet wurde, denn es war eben das Fest der Heimsuchung Mariä zu feuern. Zeit Lebens hatte ich keine angenehmere Music gehört als diese, welche von alten und jungen Nonnen gemacht wurde, jedoch ich glaube, daß die Einbildung auch sehr viel bey der Sache gethan hat. Sie spieleten nicht allein allerhand Arten von Instrumenten, sondern die Vocal-Music war dermassen bestellet, daß ich vor Vergnügen immer in einen Klumpen zu sincken vermeinete, jedoch die Vernunfft raffelte sich endlich zusammen, da eine alte sehr runtzelige Nonne, mit der penetrantesten Bass-Stimme, eine Arie solo sunge, so bald aber eine andere, welche als Capel-Meisterin den Tact führete, mit einer, der allervortrefflichsten Nachtigall gleichenden Discant Stimme, das darauff[343] folgende Recitativ heraus drechselte, und mein Gefährte, mir das verabredete Zeichen gab, daß dieses seine verliebte Correspondentin sey, hätte ich abermahls vor übermäßiger Verwunderung aus der Haut fahren mögen. Inzwischen stund mir der alte Zeisel-Bär, nehmlich die alte Nonne, welche den Bass sunge, mit ihrer Concerte beständig im Wege, die, auf dem Clavicien spielende Nonne, im Gesichte zu sehen, so lange biß endlich dieses Stück völlig abgethan war.

Indem das alte Brum-Eisen nun auf die Seite trat, war die wunderschöne Organistin eben im Begriff, die bey ihr stehenden zwey Wachs-Lichter zu putzen, und also fiel mir ihre unvergleichliche Gesichts-Bildung auf einmahl vollkommen in die Augen. Dieser eintzige allererste Anblick war vermögend, mein Hertz vollkommen verliebt zu machen, so daß ich kein Auge von derselben verwenden konte, biß mir endlich andere darzwischen tretende, den Prospect aufs neue verhinderten. Mittlerweile sahe ich die charmante Seele meines Gefährten desto genauer an, und befand: daß die Gesichts-Bildung derselben, nicht halb so angenehm als der schönen Organistin Gestallt war, allein wie ich nachhero an ihm vermerckt, so hatte er im Gegentheil vor seine Liebste eben so vortheilhaffte Gedancken, als ich vor die meinige. Nachhero, da ich die eingebildete Glückseeligkeit aufs neue hatte, die letztere frey zu betrachten, wurde meine hefftige Liebe dermassen befestiget, daß ich beschloß so gar mein Leben daran zu wagen, um nur fein offte den Vortheil zu erlangen,[344] mit ihr, gleich wie mein Gefährte mit der seinigen, Briefe zu wechseln.

Die Früh-Mette gieng endlich, zum wenigsten mir, mehr als zu hurtig vorbey, weßwegen die Kirche so wohl von denen Nonnen als allen andern Leuten verlassen wurde. Mein Gefährte fragte mich, ob wir uns davon schleichen, oder noch etliche Stunden verziehen, und die hohe Messe abwarten wolten, ich erwehlete das letztere, und gab vor: daß ich ehe 3. Tage und Nacht ohne Essen, Trincken und Schlafen verbleiben, als dieses Vergnügens, welches so wenig Mühe kostete, beraubt leben wolte; woraus derselbe so gleich vermerckte, daß Cupido in meiner Person einen verliebten Haasen getroffen hätte, und mich dieserwegen nicht wenig vexirete. Jedoch weil er vermerckt: daß seine Geliebte denjenigen kleinen Brief, welchen er unter ihr Singe-Pult versteckt, zu sich genommen hatte, sagte er gantz leise zu mir: Mein Freund wo es wahr ist, daß ihr in die schöne Clavicien-Spielerin verliebt seyd, so bin ich deßfalls bereits euer Frey-Werber gewesen, und versichert, daß diese vertrauten Schwestern eben itzo im Begriff seyn werden, meinen Brieff zu lesen, seyd ihr aber ja bey einer solchen Schönheit von Eisen und Stahl, so stellet euch zum wenigsten eine Zeit lang verliebt, damit ihr mir mein Spiel nicht verderbet, denn da meine Liebste einmahl die Unbehutsamkeit gehabt: ihr Liebes-Geheimniß ihrer vertrauten Gespielin zu offenbahren, muß ich in beständigen Furchten schweben, daß die letztere nicht verschwiegen genung sey, sondern aus Neid eine Verrätherin werden möchte, welches aber nicht leichtlich[345] geschehen kan, wenn sie selbsten etwas Liebes weiß. Ach mein Freund, gab ich zur Antwort, mein Hertze brennet vor Liebe lichterloh, allein ich zweiffele sehr, daß mich die schöne Nonne zu ihrem Liebsten annehmen möchte, denn sie scheinet mir, ihrer Geberden wegen, von etwas hohen Sinnen und vornehmen Stande zu seyn. Schweiget von diesen, versetzte mein Gefährte, ich weiß es besser, sie ist zwar eines Patricii Tochter, aber wegen der vielen Geschwister und unzulänglicher Mittel, von ihrer Mutter, nach dem Tode des Vaters mit Gewalt ins Closter gesteckt worden. Ach, ach! fuhr er fort, die Liebe zur Freyheit, und anderthalb Centnern Manns-Fleische, kan ein Frauenzimmer leicht dahin bringen, die Eitelkeiten eines etwas höhern Standes hindan zu setzen, und einen ansehnlichen rechtschaffenen Kerl, der seine Profession aus dem Grunde verstehet, zu heyrathen, über dieses weiß ich gewiß, daß sie zum wenigsten auf die 300 spec. Thaler am Gelde und kostbaren Geschmeide haben wird, welches, wenn wir Gelegenheit zur Flucht finden können, durch kluge List leichtlich mit fortzuschaffen ist. Ach, sprach ich, wenn ich nur die Person erstlich in meiner Heymath hätte, ich würde mir wenig oder nichts aus dem Heyraths-Gute machen, weil ich zu meinem Anfange schon Geld genung weiß.

Indem ich ferner reden wolte, wurde die hinterste Thür, welche aus dem Closter aufs Orgel-Chor führete, geöffnet, weßwegen wir uns sehr stille hielten, und endlich mit zitterenden Freuden unsere beyden Gelieben ankommen sahen. Sie machten sich alle beyde über das Clavicien her, und stimmeten[346] dasselbe, zogen auch etliche Säyten auf, endlich aber zog die Sängerin, welche Caroline hieß, ein Schreibzeug nebst einem Blat Pappier hervor, und beschrieb das letztere auf dem Pulte, da ihr immittelst meine Schöne, die sich Lucia nennete, über die Achsel sahe, und endlich sagte: Schwesterchen du schreibst zu viel, ich habe ja den lieben Menschen noch nicht ein eintzig mahl recht im Gesichte gesehen, vielweniger ein Wort mit ihm gesprochen, laß ihn doch, sich zum wenigsten erstlich einmahl, auf einer angemerckten Stelle zeigen. Schweig mein Schatz! gab Caroline zur Antwort, ich weiß schon im voraus, daß er dir im Hertzen wohl gefallen wird, so bald du ihn nur von ferne sehen wirst, und wo dieses heute nicht geschicht, solstu doch aufs längste Morgen einen Brief von ihm haben. Gleich mit endigung dieser Worte, ließ mein Gefährte die oberste Klappe von dem Vorschlage herunter fallen, in welchen wir uns versteckt hatten, und sagte: Erschrecket nicht schönsten Kinder, eure allergetreusten Liebhaber sind allhier gegenwärtig, und haben von gestern Abend an, auf das Vergnügen gehofft, euch durch diese kleinen Löcher nur zu sehen, nunmehro aber da wir den erwünschten Vortheil haben, euch persönlich zu sprechen, so erkläret euch, ob ihr unsere hefftige Liebe auf ehrliche und eheliche Weise vergnügen wollet, daferne wir erstlich Gelegenheit genommen, euch aus diesem Kercker in unser Vaterland zu führen. Die guten Kinder erschracken zwar anfangs hefftig, erholeten sich aber gar bald, und führeten das treuhertzigste Gespräch mit uns allen beyden. Kurtz! da keines an dem andern etwas[347] auszusetzen hatte, wurde das Verlöbniß in der Geschwindigkeit geschlossen, wir schwuren unsern Geliebten ewig feste Treue zu, und sie im Gegentheil versprachen zu folgen, wohin wir beliebten. Nach fernerer genommener Abrede aber, kehreten sie zurück, und wir practicirten uns, ohne von jemand vermerckt zu werden, sehr glücklich zur Orgel und Kirche heraus, und zwar noch wohl eine gute Stunde vor Anfang der hohen Messe.

Wenn ich betrachtete, daß sich binnen so wenig Stunden meine gantze Natur in einen äuserst verliebten Haasen-Safft verwandelt hatte, muste ich mich selbst auslachen, es fielen mir zwar ein und andere Scrupels, wegen dieser so plötzlichen Verbindung in die Gedancken, allein, das, stets vor meinen Augen schwebende Gesicht der schönen Lucia, und dann die hefftige Liebe, wären vermögend gewesen, meinen gantzen Verstand, vielweniger dergleichen gering scheinende Grillen zu vertreiben. Nach diesen lieffen bey nahe vier Monat vorbey, binnen welcher Zeit wir unsere Geliebten zwar öffters sehen und Briefe mit ihnen wechseln, aber nur zweymahl auf wenige Minuten sprechen konten. Derowegen begunte uns auf allen Seiten die Liebe immer hefftiger anzufechten. Die meiste Arbeit an der Orgel war gethan, also zu befürchten, daß uns in zukunfft die allerbeste Gelegenheit abgeschnitten werden möchte, über dieses rückte die rauhe Herbst-Zeit immer stärcker heran, also schafften wir unsere besten Sachen immer nach und nach fort in eine andere Stadt, zu dem Anverwandten meines Cameradens. Unsere beyden Liebsten machten sich auch[348] kein Bedencken, ihr Geld, Geschmeide, und andere leicht fort zu bringende Sachen bey nächtlicher Weile in unsere Hände zu liefern, derowegen liessen wir ein rothes und ein blaues Officier-Kleid verfertigen, kaufften 2. Degen, Stöcke, Hüte, und alles was ein paar Cavalier nöthig haben. Vor uns beyde aber liessen wir ein paar Laqveyen-Kleider machen. Kurtz! wir fädelten alle Anstallten, die beyden Nonnen in Officiers Habiten fortzubringen, dermassen klüglich und listig ein: daß wir an glücklicher Ausführung unseres Vorhabens nicht im geringsten zweiffeln konten. Mein Compagnon bestellete also nach völlig genommener Abrede, in der nächsten Stadt eine Extra-Post, welche auff einen gewissen Tag und Stunde parat stehen solte, ein paar Officiers mit ihren Dienern abzuführen. In unserer Vorstadt aber miethete er einen Lohn-Wagen, schaffte unsere übrige Sachen hinaus, und konte sich darauff verlassen, daß derselbe alle Minuten wenn es ihm beliebte, abfahren wolte. Die Officiers-Kleider und darzu gehörigen Sachen, practicirten wir bey Tage in die verschlossene Orgel, Abends aber verschlossen wir uns selbst mit Feuerzeugen und Blend-Laternen hinein. Unsere Nonnen versäumeten nicht, sich zu bestimmter Zeit einzustellen, verschlossen sich mit den empfangenen Officiers-Kleidern, weissen Peruquen und allen Zubehör, in die Blasebalgs Cammer, kleideten sich um, und wurden hernach von uns glücklich zur Kirche, und in die Vorstadt hinnaus begleitet, worbey wir zugleich ihre eingepackten Nonnen-Kleider, nebst noch einigen andern mitgebrachten Sachen, unter unsern Mänteln mit fort trugen.[349]

Es war Abends noch nicht völlig 10. Uhr, da wir die Stadt unseres bißherigen Auffenthalts verliessen, mit anbrechenden Tage aber, bey der bestellten Extra-Post eintraffen, welche, immittelst wir nur einige Erfrischungen zu uns nahmen, sich völlig fertig machte, und aufs allergeschwindeste davon fuhr. Nachdem wir aber noch zwey frische Extra-Posten genommen, erreichten wir einen solchen Ort, allwo, unter der Bothmäßigkeit eines protestantischen Landes-Herrn, sattsame Sicherheit anzutreffen war, derowegen liessen wir die allzukostbare Extra-Post zurück gehen, um etliche Tage daselbst auszuruhen. Binnen selbigen, hatten wir Zeit genung die Priorin und andern Closter-Schwestern ins Fäustgen auszulachen, zumahlen da unsere Geliebten erzehleten, wie sie beyderseits ihre Zellen aufs alterfesteste verschlossen, die Schlüssel aber so wohl als die Kirch-Schlüssel, nebst zweyen Abschieds Briefen in ein Schnupff-Tuch gebunden und zwischen die Blasebälge gesteckt hätten, allwo sie die Schwester Calcantin mit der Zeit schon finden würden. Ich und mein Compagnon liessen bey der Gelegenheit vor unsere Liebsten feine Frauenzimmer-Kleider zu rechte machen, weil wir selbige in Officiers-habiten nicht weiter sicher durchzubringen getraueten, dieselben sich auch selbst ein Gewissen machten, ohne Noth dergleichen Kleider ferner zu tragen, denn ich kan zu ihrer beyder besondern Ruhme nicht anders sagen, als daß sie sich ungemein fromm keusch und züchtig auffgeführet haben. Mein Compagnon, der ein Hesse von Geburth war, trennete sich nebst seiner Liebste in selbigen Lande von mir, und zwar in[350] einer solchen Stadt, wo sich viele Studenten befanden. Der Abschied, welchen die zwey Closter-Schwestern von einander nahmen, war ungemein zärtlich, denn solchergestallt solten sie sehr weit von einander zu wohnen kommen, weil aber ich mit meinem guten Freunde die Abrede genommen, an selbigen Orte so lange zu verweilen, biß unsere, bey dessen Anverwandten eingesetzten Sachen ankämen, und ihm seinen Coffre nach zu schicken, bewegte mich meine Liebste selbst öffters zu einem Spatzier-Gange, worbey sie nicht selten wünschte: bereits an Ort und Stelle zu seyn, damit wir uns ordentlich copuliren lassen, und die Haußhaltung anfangen könten, inzwischen aber war sie dermassen eigensinnig, daß mir mit guten Willen niemahls erlaubt wurde, sie als meine verlobte Braut auf den Mund zu küssen, sondern sie sprach beständig: dergleichen Caressen gehöreten sich nicht ehe anzustellen, als nach beschehener Copulation.

Mittlerweile traff ich von ohngefähr einen ehemahligen Neben-Gesellen an, welcher in dieser Stadt Meister geworden, und eine reiche Heyrath getroffen hatte, derselbe ließ nicht ab, biß ich versprach: folgenden Abend sein Gast zu seyn. Meine Liebste erlaubte mir dieses, da ich aber bey guter Zeit wieder in unser Logis kam, traff ich sie mit einem schwartz gekleideten Menschen, der sehr wohl aussahe im eiffrigen Gespräch, bey einem kleinen Neben-Tische sitzend an, ohngeachtet nun noch etliche Personen in der Stube gegenwärtig waren, so entfärbte sich doch meine Liebste ziemlich bey meiner Ankunfft, jedoch ich gab ihr die freundlichsten Minen[351] bat auch um Erlaubniß mich bey ihnen niederzulassen, und dem schwartzgekleideten Herrn eine Pfeiffe Toback zu præsentiren, welche er mit gröster Freundlichkeit annahm, und darbey mich und meine Liebste so treuhertzig machte, ihm und den andern Anwesenden unsere gantze Lebens-Geschichte zu erzehlen. Er bedanckte sich, da es fast Mitternacht war, vor die erzeigten Gefälligkeiten, wünschte sehr viel Glück zu unsern fernern Vorhaben, und bat: daß er sich die Freyheit nehmen dürffte, uns morgen früh mit einem Caffeé und Bouteille Wein zu tractiren, welches ich indessen annahm. Weilen aber dieses Menschen Conduite mir besonders artig vorkam, ließ ich sehr früh zeitig alles zurechte machen, womit er uns tractiren wolte, und tractirete ihn den gantzen Tag hindurch aufs allerbeste. Nachmittags kamen meine und meines gewesenen Compagnons Sachen mit der Post an, welche letztern ich auslösete, fortschaffte, und zu meiner morgenden Abreise Allstallt machte, dieserwegen auch gegen Abend ausgieng, um von ersterwehnten guten Freunde Abschied zu nehmen.

Den ehrlich scheinenden Schwartz-Rock, traff ich bey meiner Zurückkunfft, abermahls bey meiner Liebste in eiffrigen Gespräch begriffen an, er nahm aber bald darauff Abschied, wünschte uns darbey auch eine glückliche Reise, und meine Liebste, die ich um die, mit ihm geführten Reden, sehr freundlich befragte, gab zur Antwort: daß er ihr die Irrthümer der Römisch-Catholischen Kirche entdecket hätte, welches mir sehr lieb zu vernehmen war. Allein meine Leichtgläubigkeit zeigte mir hernach gantz andere[352] Irrthümer, denn da ich früh Morgens nach meiner Liebste sehen ließ, die in der Höhe ihre besondere Cammer hatte, war dieselbe über alle Berge, und hatte den Schlüssel zu unsern Reise-Coffre, in einen auf den Tisch gelegten Brief gesiegelt, der folgendes Innhalts war:


Monsieur Lademann,


Ich habe euch biß auf diese Stunde vor einen frommen, tugend- und gewissenhafften Menschen erkannt, der allein, wegen seiner Treue und Redlichkeit, von der schönsten Person auf der Welt geliebet zu werden verdienet. Allein, nehmet mir nicht übel, daß ich, euren Gedancken nach, eine Untreue an euch ausübe. Es ist mir unmöglich, mich mit euch zu verehligen. Solte ich dieserwegen eine Ursache anzugeben gezwungen seyn; so wüste keine andere vorzubringen als diese: daß es mir unmöglich ist: ohngeacht ich an euren gantzen Wesen nichts auszusetzen weiß. Ich glaube, daß euch der deßfalls verursachte geringe Verdruß weit leichter vorkommen wird, als wenn ihr Zeit-Lebens mit mir in einer unvergnügten Ehe leben soltet. Eures mir gethanen Schwures seyd ihr hiermit quittirt, quittiret dargegen auch meine leichten Versprechungen. Macht euch keine Mühe, mich aufzusuchen, denn ich weiß gewiß, daß ihr meine Person so wenig finden als zwingen sollet. Von euren Sachen habe mit Wissen und Willen nichts mitgenommen, hergegen[353] etwas von den meinigen zum Andencken, nebst 200. Thlr. vor gehabte Mühe und Reise-Kosten, in Coffre zurück gelassen. Lebet wohl, vergebet mir meinen Fehler, den ich als eine Sclavin des Schicksaals zu begehen, mich gezwungen sehe, und glaubet, daß ausserdem Zeit-Lebens verbleibet

eure danckbare Freundin


Lucia N.


Ich hätte verzweiffeln mögen, da ich diesen Brief, so zu sagen, in einem Athem mehr als 10. mahl überlesen hatte, die Post rückte angespannet vor die Thür, ich aber konte mich unmöglich resolviren, mit zu reisen, sondern blieb noch da, in Hoffnung, meine Geliebten auszuforschen, allein die Mühe war vergebens, über dieses, weil die Wirths-Leute ein heimliches Gespötte über meine Klagen trieben, so merckte ich gar bald, daß die Karte falsch gespielet worden, ärgerte mich zwar nicht wenig darüber, bedachte aber doch letztlich: daß bey unveränderlichen Sachen die Vergessenheit das beste Mittel sey, und reisete gantz verwirrt in mein Geburths-Dorff, allwo mich mein getreuer Vormund, der gute Pfarr-Herr, durch vernünfftige Vorstellungen, endlich bald wieder zu frieden stellete. Meine Mutter war mittlerweile gestorben, zwey Schwestern sehr gut verheyrathet, die jüngste dienete beym Pfarr-Herrn, der Bruder aber, welcher ebenfalls geheyrathet, und bereits zwey Kinder gezeuget, hatte das Väterliche Hauß angenommen, worauf mein Erbtheil noch stund, weil ich aber über 400. Thlr. Geld mit[354] brachte, legte ich selbiges meistentheils an Feld-Güter, übergab selbige dem Bruder zur Verwaltung, weil sich der Pfarr-Herr zum Aufseher erboth, und mir ausserdem mein Capital nebst den Zinsen vorlegte, welches ich jedoch, nachdem ich der jüngsten Schwester 30. Thlr. und jeder andern 20. Thlr. zum Hochzeit-Geschencke vermacht, unter seinen Händen ließ, zur Danckbarkeit aber ihm verschiedene ansehnliche Hauß-Raths-Stücke fournirte, und nachhero wieder in die Welt gieng.

Es begegnete mir binnen etlichen Jahren nichts besonders, ausserdem daß ich von meinem Verdienste noch ein klein Capital von 140. Thlr. an meinen lieben Herrn Pfarrer übersandte. Bald darauf kam mir die Luft an: meinen ehemahligen Compagnon, den Orgel-Bauer im Hessen-Lande zu besuchen, um zu erfahren, wie vergnügt er mit seiner lieben Nonne lebte, auch ob er nichts von meiner Begebenheit vernommen hätte. Allein, unterwegs hatte ich im Walde das Unglück, von den Zigeunern ausgeplündert und biß aufs Hembde ausgezogen zu werden. Die etliche 20. Thlr., so ich bey mir hatte, wären endlich, in Betrachtung daß ich mein Leben als eine Beute darvon trug, zu vergessen gewesen, allein es kränckte schmertzlich sehr, daß ich von einem Dorffe biß zum andern betteln muste, und doch kaum so viel erbetteln konte, meine Blösse mit alten Lumpen zu bedecken. Endlich kam ich in ein grosses Dorff, allwo meine erste Frage nach der Pfarr-Wohnung war, weil doch von rechtswegen die Einwohner derselben am barmhertzigsten seyn sollen.[355]

Ich pochte an, eine Magd öffnete die Thür, und hieß mich, auf mein Andringen: daß der Herr Pfarrer, einem von den Zigeunern ausgeplünderten Handwercks-Purschen, mit ein paar alten Schuen helffen solte; ein wenig warten. Die Thür blieb etwas offen stehen, derowegen konte ich von ferne die Priester-Frau im Hause sitzen sehen, welche ein kleines Kind auf dem Schosse, ein ander grösseres aber vor sich stehen hatte, und mit beyden aufs liebreichste spielete. Aber, ach Himmel, wie wurde mir zu Muthe, da ich an dieser Priester-Frau, meine ehemahlige Geliebte Lucia erkandte. Ja, sie war es selbst leibhafftig, und also fehlete wenig, daß ich nicht in Ohnmacht gesuncken wäre, jedoch ob schon dieses nicht geschahe, so blieb ich hergegen gantz entgeistert, mit halb hinweg gewendeten Gesichte vor der Thüre stehen, konte mich auch kaum ermuntern, da mir die Magd ein paar gantz feine Schue, ein paar schwache Strümpffe und dann ein Heßisches 3. Ggr.-Stück brachte. Die gute Pfarr-Frau konte mich unmöglich erkennen, weil mein Bart und die Haare sehr verwildert waren, sie auch mich nicht einmahl recht im Gesichte hatte, derowegen ware ihre Mildigkeit aus der reichlichen Gabe mehr als zu klar zu spüren. Mir wurden durch verschiedene Gemüths-Bewegungen die hellen Thränen-Tropffen aus den Augen getrieben, so daß, nachdem ich meine Dancksagung der Magd mit jämmerlichen Gebärden aufgetragen hatte, dieselbe mich fragte: ob ich etwa kranck oder beschädigt wäre? Ich beantwortete solches mit Seuffzen und Thränen, suchte aber mit betrübten Hertzen[356] den Rückweg, jedoch da ich kaum hundert Schritte hinweg war, kam mir die Magd mit einem halben Brodte und zweyen Knackwürsten nach gelauffen welche mir die Frau Pfarrerin auf ihren Bericht, daß ich vielleicht hungerig seyn würde, übersendete. Saget eurer Frauen, sprach ich, daß ich ihr von Grund des Hertzens danckte, und alle beständige Glückseligkeiten anwünschte, denn die Zeiten sind veränderlich, wie an mir zu sehen ist, da ich eure Frau vor etlichen Jahren am Fest Mariæ Heimsuchung zum ersten mahle musiciren sahe, hätte ich nicht vermeynet, dereinst vor ihre Thür betteln zu kommen. Die Magd lieff fort, und ich machte mich in die Schencke, nicht so wohl aus Appetit zum Essen und Trincken, als, etwa in einem Winckel, ein wenig zu ruhen, und meinem Unglücke in der Stille nachzudencken.

Allein, ich hatte wenig Ruhe, denn erstlich wurde von vielen Leuten vexiret, ihnen die Art meiner letztern Plünderung zu erzehlen, und hernachmahls schickte der Pfarrer etliche mahl, und ließ mich bitten, nochmahls in seinem Hause einzusprechen, weil er aus gewissen Umständen, einen verunglückten bekandten Freund an mir vermerckte. Ich entschuldigte mich zwar mit einer Unpäßlichkeit, allein gegen Abend kam der Pfarrer mit seiner Liebsten selbst, mich aus der Schencke in ihr Hauß abzuführen. Solchergestalt wurde das Rätzel, warum ich mir seit 6. Jahren den Kopff ziemlich zerbrochen, sehr plötzlich aufgelöset, denn dieser Herr Pfarrer war kein anderer als derjenige Schwartz-Rock, welcher mir im Post-Hause meine Liebste abspenstig[357] gemacht hatte, und zwar unter dem Scheine, daß er ihr die Irrthümer der Römischen Kirche entdecken wollen, allein, er hatte ihr unter solchem Deck-Mantel, seine Liebe entdeckt, und meine Liebste, als eine von Jugend auf delicat erzogene Person, war freylich eben nicht zu verdencken, daß sie sich von einem reichen Priesters-Sohne, der eben im Begriff war, seinem Vater substituirt zu werden, einnehmen lassen, da er ohnedem vor einen sehr ansehnlichen Menschen passiren konte. Der listige Betrug biß mich zwar immer noch am Hertzen, allein, was war nunmehro besser zu thun, als sich in die Zeit zu schicken? Demnach konte ich ihren unabläßigen Nöthigen endlich keinen fernern Widerstand thun, sondern ließ mich von diesen beyden Ehe-Leuten, an beyden Händen in ihr Hauß führen.

Man bedencke was dergleichen Aufzug, wenn nehmlich ein ansehnlicher Priester, nebst seiner schönen Ehe-Frau, einen jämmerlich zerlumpten Handwercks-Purschen, ja besser gesagt, Bettler, bey den Händen in ihr Hauß einführen, vor ein Aufsehen in einem sehr volckreichen Dorffe machen kan. Ich schämete mich mehr als sie selbsten, allein versichert, solche Humaniteé veränderte mein Gemüthe dergestalt, daß ich allen Kummer und Verdruß schwinden ließ, und zu ihrer vergnügten Ehe, aus getreuen Hertzen gratulirte, und mich glücklich schätzte, ein Werckzeug zum Wohlstande solcher Personen gewesen zu seyn.

Ich will, um fernere Weitläufftigkeit zu vermeiden, nicht anführen, wie die Gespräche unter uns[358] gefallen sind, sondern nur melden, daß die wohlthätigen Leute gleich folgenden Tages, einen Schneider aus der nächsten Stadt kommen liessen, welcher alles Behörige mitbringen, und mir in der Geschwindigkeit ein vortreffliches neues Kleid verfertigen muste, welches wenigstens auf etliche 20. Thlr. zu stehen kam, über dieses versorgte mich meine ehemahlige Liebste mit sauberer Wäsche und andern höchstnöthigen Sachen, dem ohngeacht muste ich einen gantzen Monath bey ihnen bleiben, da mir aber unmöglich war, fernere Ungelegenheit zu verursachen, und ich mich verlauten ließ: ehe heimlich fort zu gehen, als Dero Güte noch länger zu mißbrauchen, wurde ich endlich mit 30. Frantz-Gulden abgefertiget, und gebethen, so bald es meine Gelegenheit zuliesse, ihnen wieder zuzusprechen. Ich wegerte mich durchaus, mehr als einen eintzigen Gulden Zehr-Geld anzunehmen; allein, der treuhertzige Pfarrer sagte: Mein Freund, ich bitte gar sehr, macht keine Weitläufftigkeiten, dieses Bagatell anzunehmen, welches wir euch aus besten Gemüthe geben und gönnen, ich bin euch ein weit mehreres schuldig, allein bedencket: daß ich seit wenig Jahren her ein grosses durch Rauberey und andere Unglücks-Fälle verlohren habe, indessen weil ich nicht zweiffele, daß mir GOtt, vermittelst meines sehr austräglichen Pfarr-Diensts, den Schaden gar bald wieder ersetzen wird, so stehet euch mein Hauß, Küche und Geld-Beutel jederzeit offen, kommet alle Jahr etliche mahl, und verlanget einen Theil unseres Vermögens, es soll euch mit grösten Vergnügen gereicht werden, denn meine[359] Liebste und ich lieben euch als einen leiblichen Bruder. Auf dergleichen redliches Anerbiethen, konte ich mit nicht so viel Worten als Thränen antworten, küssete derowegen beyden Ehe-Leuten die Hand, und nahm mit den hertzlichsten Glückwünschungen, nebst dem offerirten Geschencke, danckbarlichen Abschied.

Ob eine grosse Anzahl solcher redlichen Leute, auch so gar unter den Geistlichen in der Welt anzutreffen, will ich eben nicht auscalculiren, sondern folglich berichten: daß meine Reise von daraus, zu meinem ehemahligen Compagnon, dem Orgel-Bauer, ging. Diesen ehrlichen Mann traff ich zwar seiner Handthierung wegen, in sehr guten Stande an, denn er hatte volle Arbeit und starcken Verdienst, allein, was seine Ehe anbetraff, so lebte er im grösten Unvergnügen, denn weil er, seiner Profession gemäß, zum öfftern etliche Tage ausserhalb des Hauses seyn muste, hatte sich seine allzuhitzige Frau, indessen andere Bedienung angeschafft, der gute Mann hatte sie zwar zu verschiedenen mahlen bey nahe auf der That erwischt, allein doch keine hinlängliche Ursachen zur Ehescheidung und völligen Beweiß ihrer übeln Aufführung wegen beybringen können. Derowegen ist leichtlich zu erachten, was vor gut Geblüte aus dergleichen herrlicher Lebens-Art entstehen kan? Ach wie froh war ich, daß die unerforschliche Fügung des Himmels mein Hertze von dergleichen Kummer frey gehalten hatte, denn meiner Lucia wäre wegen dergleichen um so viel desto weniger zu verdencken gewesen, weil sie von Jugend auf zu allem Staat und Delicatessen[360] erzogen, des armen Orgel-Bauers Frau aber, war nur eine Schusters-Tochter, und als ein armes Mägdgen, wegen ihrer schönen Stimme, aus Gnaden ins Closter genommen worden.

Ich sahe kein Mittel, diese beyden Ehe-Leute zu vereinigen, muste im Gegentheil vermercken: daß eins dem andern die empfindlichsten Hertzens-Stiche, mit Worten und Gebärden versetzte, derowegen nahm in wenig Tagen Abschied von ihnen, und muste mir wider meinen Willen, von dem annoch beständigen Hertzens-Freunde, 10. harte Thaler zum Geschencke aufdringen lassen. Dieses Geld aber war mir nicht so lieb, als die vortrefflichen Risse und neuen Erfindungen in seiner Profession, welche er mir schrifftlich communicirte, und deßfalls ferner mit mir zu conversiren versprach.

Von dar aus setzte ich meine Reise eiligst fort, um noch vor dem Winter, etwa in einer Niederländischen grossen Stadt, Arbeit zu bekommen. Es traff auch ein, nachhero hielt vor rathsam, die vornehmsten Holländischen Städte zu besehen, und in dieser oder jener, etwa auf ein halbes Jahr oder weniger, Arbeit anzunehmen, solches habe so lange getrieben, biß mir endlich gegenwärtiger Herr Capitain Wolffgang in Amsterdam, die allergröste Begierde erweckte, unter ihm eine Reise zur See zu thun, welches mich denn biß auf diese Stunde nicht gereuet hat, auch wohl nimmermehr gereuen wird, weil ich einen solchen ergötzlichen Ort, solche vortreffliche Leute, und denn ein solches liebes Weib gefunden, dergleichen Kostbarkeiten[361] sonsten sehr schwerlich in andern Welt-Theilen beysammen anzutreffen sind. Also ist mein eintziger Wunsch, mich der erlangten Glückseeligkeit durch meiner Hände Werck vollkommen würdig zu machen, und dann, wo es möglich seyn könte, meinem lieben Vormunde, dem Pfarr-Herrn meines Geburths-Dorffs, so wohl auch denen Geschwistern einige Nachricht von meinem Zustande, das zurück gelassene Geld aber ihnen zur Theilung anheim zu geben.

Hiermit endigte unser ehrlicher Lademann die Erzehlung seiner Lebens-Geschicht, seine geliebte Hauß-Frau Margaretha deckte derowegen den Tisch, und bewirthete die sämmtlichen Gäste, worzu noch der Groß-Vater Stephanus aus dem Felde kam, aufs herrlichste. Nach der Mahlzeit aber, da es noch sehr hoch Tag war, verschaffte der Alt-Vater Albertus uns versammleten annoch die Lust

Quelle:
Johann Gottfried Schnabel: Wunderliche Fata einiger Seefahrer absonderlich Alberti Julii, [...], Vier Theile, Teil 2, Nordhausen 1732, S. 319-362.
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