[176] Johann Ferdinand Kramers Lebens Geschicht

ebenfalls zu wissen, dahero sich derselbe, nach einigen nöthigen, gefallen ließ, uns dieselbe folgendergestallt zu erzehlen:

Ich bin, fieng er an, von Geburth ein Westphälinger, mein Vater und Mutter, von denen ich im Jahr 1692. erzeuget worden, waren ehrliche Leute, und etwas mehr als Bürgerlichen Standes, starben aber beyde, ehe ich noch das 10te Kinder-Jahr überschritten hatte, weßwegen mich, meines Vaters Freunde, als das eintzige hinterlassene Kind meiner Eltern, zu sich nahmen, und zu guter Aufferziehung anfänglich die besten Minen machten; Allein es gieng mir nicht anders, als es gemeiniglich allen[176] Elterlosen Waisen zu gehen pfleget. Denn so bald sie nur mein Vermögen, welches sich etwa auf 1500. Thlr. belieff, unter das ihrige vermischt, niemanden aber zur Zeit Rechnung abzulegen hatten, als sich selbst, schien es nicht anders, als ob sie mich um GOttes willen bey sich duldeten, ja mit der Zeit fiel ihnen gar meine Person, obschon nicht mein Gut, ziemlich beschwerlich, derowegen ich unter solchem Vorwande in eine andere Stadt geschafft wurde: daß in selbiger weit civilisirtere Leute befindlich, von denen ich besser gezogen werden könte, denn wenn die Freunde, wie sie sagten, einen jungen wilden Knaben nur ein wenig scharff angriffen, müste es gleich ein Hundemäßiges Tractament heissen, zumahl bey solchen Leuten, die sich ein Vergnügen machten, dergleichen Bösewichter zu verziehen. Ich wuste zwar damahls nicht auf wen sie stichelten, kan auch im geringsten nicht läugnen, daß ich ein wildes und etwas allzu feuriges Temperament hatte, allein es war dennoch, ohne eigenen Ruhm zu melden, gewiß, daß unter meinen lustigen Streichen, die ich täglich anzustellen beflissen, sehr selten etwas boßhafftes zu finden war, wenn man anders, nicht mit Gewalt eine Boßheit daraus erzwingen wolte. Von verschiedenen Streichen, nur in aller Kürtze etliche wenige anzuführen, so wird daraus zu schliessen seyn, daß ich zwar zuweilen etwas spitzfindig, zum öfftern auch sehr einfältig gewesen. Eines Tages, da mein Vetter mit einer Gerichts-Person lange Zeit ein geheimes Gespräch gehalten, hörete ich beym Abschied nehmen von ihm diese Worte: Ja Herr Gevatter! wenn sich nur jemand unterstehen wolte der[177] Katze die Schelle anzuhängen, ich wolte ihm gerne alle Gefälligkeit darvor erzeigen, und, – – – weiter konte ich nichts vernehmen, denn sie redeten wiederum heimlich, verstund aber dieses Sprichwort in sensu proprio, holete mir bey einem Schul-Cameraden eine grosse Schelle, versteckte selbige in mein Bette, wartete biß die Katze des Nachts zu mir hinnein kam, hieng dieser sonst wilden Bestie, die sich leichtlich von niemanden als von mir angreiffen ließ, andere aber grimmig biß und kratzte, ohne besondere Mühe die grosse Schelle an, und warff sie zu meiner Kammer hinaus. Was dieses Thier hernachmahls die gantze Nacht hindurch vor ein grausames Lermen, mit springen, poltern und herum lauffen im gantzen Hause verführet, ist nicht auszusprechen, ich schlieff zwar darüber ein, allein mein Vetter und die meisten andern, im Hause wohnenden Leute, vermeynen nicht anders, als das es ein teufflisches Gespenst sey, wollen derowegen sich mit selbigen nicht vermengen, sondern dringen die gantze Nacht mit grosser Furcht in ängstlichen Schweisse zu. Endlich früh Morgens hat sich das Gespenst gefunden, ich wurde darum befragt, und so bald nur ja gesagt war, mein Hinter-Castell, ohne mir fernere Defension zuzulassen, dermassen mit Ruthen gestrichen, daß ich in etlichen Tagen keine Banck damit drücken konte. Das war also nicht allein der Danck vor meine einfältige Treuhertzigkeit, sondern es wurde dieser Streich so gar vor die allererschrecklichste Boßheit ausgeschrien. Ein andermahl fand ich einen Tobacks-Brieff, worauff mit ziemlich grossen Buchstaben diese Worte gedruckt waren: Wer[178] mich wird versuchen und proben, wird mich rühmen und loben. Nachdem ich nun von diesem Tobacks-Briefe das andere unnütze Bilderwerck abgeschnitten, beschmierte ich denselben auf der lincken Seite mit Vogel-Leim, und legte das Blätgen hinter dem Ofen, auf denjenigen Sessel, welchen unsere faule Magd gemeiniglich des Tages sehr offte zu besitzen pflegte, und zwar also, daß die Schrifft, nachdem die Magd auffgestanden, accurat auf ihren Wulste des Rocks zu lesen war. Selbige wurde kurtz hernach zu Marckte geschickt, in unsern Hause hatte kein Mensch diese Inscription bemerckt, allein auf dem Marckte finden sich desto mehr curieuse Leute solche zu betrachten. Was es vor ein Gelächter gegeben, zumahlen da einige Schüler darzu kommen, und darüber glossiren, ist leicht zu erachten, allein mir bekam diese Naseweisigkeit sehr übel, denn mein hitziger Vetter schlug mir, so bald ich nur vor den Thäter ausgeruffen worden, dieserwegen in der Furie den lincken Arm entzwey. Daß dieses von mir eine grosse Leichtfertigkeit, aber doch keine gar zu grausame Boßheit gewesen, kan jedweder so leicht begreiffen, als eine proportionirliche Strafe darauff dictiren, allein ob diese Strafe mit dem Verbrechen quadriret? gebe ich zur Uberlegung anheim. Immittelst hatte die Curiositee zu empfinden, wiewohl es düncke wenn man 6. Wochen unter den Händen eines unverständigen, Tölpelhaften, dabey aber dennoch unbarmhertzigen Chirurgi liegt, denn mein krum geheilter Arm muste noch einmahl zerbrochen und durch einen geschicktern Mann geheilet werden. Noch eins! Meine Muhme hatte[179] einen mittelmäßigen Hund, der im Sommer alle 4. Wochen auf Löwen-Art glatt geschoren wurde, dieser war bey ihr in grösserer Achtbarkeit als ich und viele andere Leute, weßwegen er auch seinen besondern ledernen gepolsterten Stuhl in der Stube stehen hatte, und grausam brummete, wenn ich selbigen zur Abends-Zeit nur ein klein wenig zur Ruhe brauchte, denn NB. sonsten pflegte sich kein anderer Mensch drauff zu setzen. Also war ich besorgt mein Müthlein an dieser eigensinnigen Bestie zu kühlen, besonn mich endlich, etliche spitzige Steck-Nadeln von unten auf durch den Stuhl, doch also zu schlagen, daß die Spitzen dem Hunde nur ein klein wenig in die Haut gehen, hingegen keinen Menschen, der nur gut gefütterte Bein-Kleider an hatte verletzen konten. Demnach fieng der Hund, so offt er sich durch einen schnellen Sprung auf den Stuhl warff, jederzeit erbärmlich an zu schreyen, wolte auch endlich gar nicht mehr auf dem Stuhle liegen, dahingegen ich mit desto grössern plaisir darauff sitzen konte. Meine Muhme merckte vielleicht etwas, konte aber erstlich nichts am Stuhle finden, denn er war hoch ausgestopfft, und man muste das Polster gar sehr scharff nieder drücken, wenn die Spitzen, eine Empfindlichkeit verursachen solten; endlich aber kam es dannoch ans Licht, und meine artige Invention wurde mit dem Ochsen- Ziemer dermassen recompensirt, daß ich mich fast in 14. Tagen nicht recht bewegen konte. Dieses Verbrechen wurde solchergestallt abermahls allzu hart gestrafft, denn Salomo lehret zwar: daß die Ruthe der Zucht, die, im Hertzen eines Knaben steckende Thorheit, ferne von ihm treiben[180] werde; allein auf die Art wars, wie gesagt, zu scharff, und weiln ich fast täglich gantz sonderbaren Zuschlag von allen Seiten zu hoffen hatte, derowegen fast gäntzlich in Verstockung gerieth, fügte sichs zu meinem Glücke, daß man mich in eine andere Stadt zu frembden, aber doch verständigen Leuten brachte.

Daselbst war eine sehr berühmte Schule, welche ich mit grösten Vergnügen sehr fleißig besuchte, und mich in kurtzen vor andern, die doch noch älter als ich waren, distinguirte, so daß ich, in meinem 14den Jahre, unter den öbersten Primanern zu sitzen kam. Zwar ist nicht zu läugnen, daß ich auch daselbst manchen lustigen Streich spielte, jedoch weil dasige Herrn Præceptores die Boßheit und den Muthwillen eines Knabens besser zu unterscheiden wusten, als meine Anverwandten; kam ich mehrentheils mit einem starcken Verweise, oder aufs höchste mit einer gelinden Strafe darvon, und zwar in Betrachtung dessen, daß ich meine Lectiones jederzeit behörig observirte, und zuweilen mehr that als von mir verlanget wurde. Ich mag niemanden mit der Erzehlung meiner Schul-Pos sen verdrüßlich fallen, jedoch ein eintziger kurtzweiliger Streich meritirt vielleicht gemeldet zu werden. Einmahls stund ich, nach geendigter Lection, noch eine gute weile im Creutzgange stille, und hatte mich, weiß aber selbst nicht warum, gantz besonders in meinen Gedancken vertiefft, dieses merckt der Cantor als dasiger Collega III. von ferne, kömmt derowegen gantz sachte auf mich zugeschlichen, fragte mich aber gantz unverhofft, worauff ich spintisirte? Da nun bereits wuste, daß er[181] ein curieuser Kopff und mir nicht so gewogen als der Rector und Con-Rector wäre, jedoch eben denselben Respect verlangte, und vor einen gantz besonders gelehrten Mann angesehen seyn wolte, war ich so schalckhafft, ihn mit folgen Griechischen Worten anzureden: Τιμιώτατε Διδάσκαλε, Δίδοτιεμοὶ σνγγώμην, σήμερον, ἐκ τοῦ κήπου σάκκον τῶν μήλων πλήρη ἐκφέρειν. Teutsch: Hochgeehrter Herr Præceptor! Ich bitte, mir heute zu erlauben, einen Sack voll Aepffel aus dem Garten zu holen.

Nun ist zu mercken, daß die drey obersten Herrn Schul-Collegen dasiges Orts einen vortrefflichen Baum-Garten zu nutzen hatten, aus welchen sie allerjährlich das Obst in drey gleiche Theile unter sich zu theilen pflegten, allen Schülern aber, war bey harter Strafe verbothen, diesen Garten, ohne besondere Erlaubniß des Garten-Inspectoris, nicht zu betreten, vielweniger das geringste Stücke von Obste anzurühren, dieses Jahr hatte der Herr Cantor die Inspection darüber, und war gewißlich der geitzigste unter allen, derowegen muste derjenige, welcher Appetit bekam, nur in den Garten ein wenig spaziren zu gehen, ihm gewißlich mit den elegantesten lateinischen Schmeichel-Worten zu begegnen wissen. Ich aber vermeynte meine Captationem benevolentiæ jocosam desto glücklicher anzubringen, wenn ich ihn auf Griechisch anredete, und damit seiner Erfahrenheit in dieser Sprache, schmeichelte. Er lächelte derowegen sehr gravitätisch und gab zur Antwort: T?α μ?? ??εst?. Teutsch: Es ist von mir erlaubt. Allein der gute Mann mochte meine Anrede nicht völlig verstanden haben, wolte aber dennoch darvor[182] gehalten seyn, das Griechische so gut als seine Mutter-Sprache zu wissen, hatte mich also gantz kurtz mit diesen drey, vermuthlich aufgeschnappten Worten abgefertiget. Demnach gieng ich ohne Scheu mit einem grossen Qver-Sacke in den Obst-Garten, pflückte die allerbesten Aepffel da hinein, trug selbige öffentlich heraus, und theilete meinen Mit-Schülern reichlich mit. Doch solches kam gar bald vor den Rector, weßwegen meine Person, vor dem Schul-Gerichte, wegen der, wie sie sagten, gestohlnen Aepffel, gleich morgenden Tages zur Inquisition gezogen wurde. Ich protestirte solennissime wieder alle falsche Anklage und gedrohete Strafe, berieff mich auch lediglich darauff: daß ich, von dem Herrn Cantore selbst, Erlaubniß darzu bekommen hätte. Dieser aber wolte von nichts wissen, jedoch da sich 4. oder 5. Zeugen angaben, daß ich ihn in Griechischer Sprache mit vorerwehnten Worten angeredet, und besagte Antwort erhalten hätte: muste ich einen Abtritt nehmen, wurde nachhero auch dieserwegen nicht im gerinsten mehr befragt, hergegen kam der expresse Befehl heraus, daß in Zukunfft die Schüler sich keiner andern, als der lateinischen Sprache gebrauchen solten, wenn sie von den Præceptoribus etwas ausbitten wolten.

Bey so gestallten Sachen, konte leichtlich ein jeder mercken was die Glocke geschlagen habe, und daß der Herr Cantor ein sehr schwacher Græcus sey, ich aber muste dieserwegen dessen völlige Ungnade ertragen, welches mein freyer Sinn doch wenig æstimirte, sondern zufrieden war, daß sich der Rector- und Conrector[183] desto gütiger gegen mich erzeigten, und in allen Stücken meines Wohlseyns wegen gute Vorsorge trugen, wie denn ich auch keinen Fleißsparete, mich so viel als möglich, nach dieser beyden Gonner Sinne zu richten, sonderlich aber meine Studia eiffrig fortzusetzen. Mittlerweile erhielt mein Vetter, meines Wohlverhaltens wegen, immer ein gutes Testimonium über das andere, doch weil er selbsten 3. Söhne auf der Schule hatte, selbige aber mehr Wercks vom liederlichen Leben, als von den Büchern machten, trieb ihn ohnfehlbar der Neid an, mein propós zu verrücken, und mich von der Schule hinweg zu nehmen, um durch mich seinen Söhnen, bey der fleißigen Welt, keinen Vorwurff zu machen. Demnach kam er um Johannis an. 1707. unverhofft, kündiate dem Rectori meinetwegen das Logis, Kost- und Schuld-Geld, ja alles auf, was zu meiner grösten Bequemlichkeit bißhero gereicht hatte, mir aber die Rückfarth nach seinen Hause abermahls an, und zwar unter dem Vorwande, daß mein weniges Vermögen nicht hinlänglich, mich etliche Jahr auf Universitäten zu erhalten, derowegen wäre es klüger gehandelt dahin zu gedencken: daß ich eine reputirliche Profession ergriffe, selbige bey einem wohl versuchten und berühmten Meister, redlich lernete, und den meisten Theil meines Vermögens solchergestalt erspahrete, welches ich mit der Zeit zu meinem Haußhaltungs-Anfange höchst nöthig genung brauchen würde.

Hierwieder mochten nun, nebst mir, alle meine guten Gönner einwenden, was sie immer wolten, es halff nichts, ja das gute Anerbiethen der Præceptorum[184] mir alle Information frey zu geben, über dieses zu Ersparung meines Erbtheils gute Hospitia und andere Accidentia zu verschaffen, wurde von diesem lieblosen Freunde und Vormunde unverantwortlicher weise verworffen, hergegen muste ich mich mit aller Gewalt bequemen, auf den Wagen zu steigen und die Reise mit Sack und Pack zurück in seine Behausung anzutreten. Ich merckte daselbst in kurtzen, daß er gesinnet sey mich nur zu einem Hauß-Püffel aufzuziehen, denn ich wurde täglich zum Bier-Brauen, Branteweins-Brennen, Vieh-Mästen und anderer groben Hauß-Arbeit angewiesen, allein dergleichen kam mit meiner schwachen Leibes-Constitution schlecht, und mit meinem Genie noch schlechter überein, derowegen begehrte ich durchaus meine Bücher, des Willens, wiederum auf vorige Schule zu lauffen, verlangte auch weder Geld noch Kleid darzu, sondern hatte das gute Vertrauen: GOTT würde schon Leute erwecken, die einen Knaben, der so grosse Lust zum studiren bezeugte, mit guten Rath und würcklicher Hülffe begegneten. Allein mein Suchen war vergebens, hergegen schlug man mir, da ich mich durchaus um die Oeconomie nicht mehr bekümmern wolte, bald dieses bald jenes Handwerk vor, jedoch alle solche waren mir zu schlecht. Man brachte mich zur Handlung auf die Probe, bey einen sehr bemittelten Kaufmann, da ich aber gleich in den ersten 6. Wochen als ein Hund aus einem Winckel in den andern gestossen wurde, und diese Marter 6. Jahr gedultig auszustehen Befehl bekam, lieff ich darvon. Man brachte mich zu einem Gold-Schmiede, da ich aber[185] merckte, daß mir in künfftigen Jahren, das sitzen so beschwerlich als die gegenwärtige schmutzige Arbeit fallen würde, über dieses in Gefahr stehen müste gantz frühzeitig blind zu werden, lieff ich darvon. Man brachte mich auf die Apotheke, hieselbst war die Arbeit vor den jüngsten Jungen noch schmutziger, meine Hände wurden so garstig, daß ich mich selbst scheuete daraus zu essen, muste auch den gantzen Tag biß in die späte Nacht, die gröste Kälte an Händen und Füssen ausstehen, und durffte, bey allen meinen Schmertzen, nicht einmahl eine betrübte Mine machen, derowegen lieff ich auch da darvon. Kurtz! Mein Vormund mochte mich hinbringen, wohin er wolte, ich lieff darvon und wolte nirgends bleiben als auf der Schule, da aber selbiger dennoch bey seinem Schlusse blieb: mich durchaus nicht studiren zu lassen, sondern meine Kleider verschloß, und mich mit Stuben-Arrest, Schlägen, Hunger und andern Plagen so lange quälete, biß ich endlich versprach mir selbsten eine Profeßion auszusinnen und darbey gut zu thun, erwehlete ich endlich die Chirurgie und Barbier-Kunst, und wurde zu einem berühmten Meister derselben gebracht, in dessen Gegenwart mich mein Vormund aufs ernstlichste ermahnete und bedrohete, so ferne ich auch allhier darvon lieffe, mich alsofort in ein Zucht-Hauß zu bringen. Besondere Ursache hatte ich nun eben nicht an Erfüllung dieses tröstlichen Versprechens zu zweiffeln, deñ meine Frau Vormundin die mir so feind als einer Spinne war, lag ihm dieserwegen beständig in Ohren, und hätte lieber gesehen wenn ich nur ihres Hundes wegen, berits etliche Jahr im Zucht-Hause[186] gesessen hätte. Jedoch da mir die erwehlte Profession nach und nach, und zwar je länger je besser zu gefallen begunte, der Herr auch nur zuweilen etwas wunderlich, sonsten aber ein ziemlich gütiger Mann war, suchte ich mich, so viel als möglich, unter die Hand meines Verhängnisses zu demüthigen, und befand das gemeine Sprichwort: Lust und Liebe zum Dinge, macht alle Arbeit geringe, in der That wahr zu seyn. Denn ich fassete nicht allein alle bey dieser Profession mir gezeigten Vortheile, weit leichter als andere so mit mir certirten, sondern machte mir die treffliche Gelegenheit, in Anatomicis einen guten Grund zu legen, sehr wohl zu Nutze, wendete die, wiewohl selten müßigen Tages-Stunden, auf Lesung nützlicher Bücher, brach auch nicht selten früh Morgens ein paar Stunden vom Schlafe ab, um nur bey Zeiten was rechts zu begreiffen.

Inzwischen, machte nun zwar, welches nicht zu läugnen, auch in meiner Lehre allerhand lustige Possen, jedoch weil keine Boßheit, noch besonderes Nachtheil des Nächsten darunter versirte, ließ es mein Vorgesetzter, so dann und wann ohne Strafe hingehen, und wenn zuweilen etwas ingenieuses passirt war, merckte ers zwar, und that doch als ob ers nicht merckte. Ich trage ein billiges Bedencken viel von solchen Jugend- und Jungens-Possen zu recapituliren, doch einen einzigen nicht gar wohl überlegten lustigen Streich, muß ich wohl melden, weil selbiger die einzige Ursache war, daß mich mein Herr zum ersten und letzten mahle mit dem Spanischen Rohre, und zwar wohl verdienter massen tractirte.[187]

Ich muste einmahls in aller Frühe bey dem Kohlen-Verkauffer einen Handkorb voll Schmiede-Kohlen holen, da mich nun unter wegs jemand in sein Hauß ruffte, setzte ich vorhero meinen mit Kohlen gehäufften Korb, am Rathhause in einen Winckel, und gieng davon, muste aber bey meiner Zurückkunfft, den Korb über die Helffte ausgeleeret erblicken, dahero Noth halber zurück gehen, und denselben vor mein eigen Geld wieder häuffen lassen. Nachhero legte starcke Kundschafft auf diesen Diebstahl, und erfuhr: daß die am Marckte, täglich sitzenden und allerhand Nasch-Waaren verkauffenden, naseweisen Mägde, benebst den alten Weibern, sich vereiniget hatten, mir diesen Streich zu spielen, welches um so viel desto eher zu glauben war; weil, so oft ich diesen Weg sonsten mit Kohlen gieng, und ein oder zwey aus dem Korbe fallen ließ, selbige gleich herzu lieffen wie die Katzen nach den Mäusen, denn sie wusten diese guten Kohlen, gar zu wohl in den unter sich habenden Kohlen-Töpffen zu gebrauchen. Demnach war ich Tag und Nacht auf Revange, wegen des letzt gespielten groben Possens, bedacht, und endlich wurde folgender Streich so verbracht wie ausgesonnen. Ich nahm etliche Kohlen, hölete dieselben aus, und setzte kleine Schwermer mit geriebenen Schieß-Pulver hinnein, vermachte die Löcher wiederum so, daß an den Kohlen kein Betrug zu mercken war, legte hernach selbige, indem ich abermahls Kohlen vor den liederlichen Weibs-Bildern vorbey tragen wolte, gantz zu oberst auf den Korb, that als ob ich stolperte, und ließ dieselben gantz unachtsam herunter fallen, welche denn von ihnen begierig[188] auffgehoben und in die Kohlen-Töpffe gelegt wurden. Ich lieff gegen über in ein bekandtes Hauß und wartete daselbst die Zeit ab, biß das sprudelende Pulver Feuer fieng, und ein verzweiffeltes Lermen, doch aber weiter keinen Schaden anrichtete. Allein da die Sache an meinen Herrn gelangete, bekam der künstliche Feuerwercker seinen verdienten Lohn.

Nach ausgestandenen Lehr-Jahren ergriff ich den Wander-Stab, und reisete von meinem Vormunde mit 10. Thlr. Gelde und nöthigster Equippage abgefertiget in die Welt, weiln ich aber in meiner Lehre von der Generositeé einiger vornehmen Patienten, welchen ich unermüdet aufgewartet, bey nahe 50. Thlr. profitiret und heimlich gesammlet hatte, schien es mir ungemein despectirlich und beschwerlich zu Fusse zu reisen, und noch viel verdrüßlicher, der Professions-Gewohnheit nach, bey andern Chirurgis das Gnaden- oder wie es etwas ehrbarer klingt, das Frembd-Gesellen-Brod zu essen, reisete derowegen so lange mit der Post herum, biß mein unüberwindlich scheinendes Capital, dermassen auf die Neige kam, daß ich nunmehro an statt der Thaler kaum so viel Groschen zählen konte.

Da! war der Haase gefangen, die Gelder verschwunden, die Kleider auf dem Post Wagen ziemlich verschabt, der Winter vor der Thüre, zu guter Condition kein Anblick, hergegen desto mehr Ambition vorhanden, dem Vormunde meinen Fehler zu entdecken, und von ihm etwas Geld zu verlangen. Jedoch ich fassete kurtze Resolution, entschloß mich nunmehro post Festum zu Fusse zu gehen, erreichte[189] eine berühmte Residentz-Stadt, weil aber in selbiger vor mich keine Condition offen, kein eintziger Barbier-Geselle auch so höfflich seyn, und mir die seinige abtreten wolte, sahe ich mich genöthiget, aus dringender Noth, bey einem so genandten Bein-Haasen, der eine Gnaden-Barbier-Stube in der Vorstadt hatte, Condition anzunehmen. Es war derselbe, ohngeacht ihn die andern Chirurgi sehr hasseten, ein ehrlicher, vernünfftiger und wohlerfahrner Mann, der seine Profession nicht allein Zunfftmässig gelernet, sondern auch in verschiedenen Feld Zügen sehr wohl excoliret hatte, seine Praxis gieng sehr starck, woher denn kam, daß ich binnen anderthalb Jahren nicht allein ein sehr vieles in der Kunst und Wissenschafft von ihm profitirte, sondern auch meine Kleidung und Sachen wiederum in guten Stand setzte, über dieses alles, etliche 60. Thlr. baares Geld sammlete, worzu die Verachtung meiner Professions-Genossen, kein geringes beytrug, denn selbige achteten mich darum, weil ich bey einem Pfuscher servirte, vor einen infamen Kerl, welcher nicht würdig wäre: daß redliche Barbiers-Gesellen eine Kanne Bier mit ihm träncken. Mittlerzeit aber sparete ich mein Geld, entgieng vielen Verführungen, und konte zuletzt, meinen so genandten abscheulichen Schand-Fleck, sehr leicht vermittelst eines halben Fasses Bier wieder abwaschen, welches die Herrn Cameraden noch lange nicht gantz ausgesoffen hatten; da ich schon wieder so ehrlich, ja ich glaube, in ihren Hertzen vor noch weit ehrlicher als vorhin geachtet war. Nichts als die Curiositee, noch mehr grosse Städte zu sehen, trieb mich von diesem Manne[190] hinweg, derowegen ergriff abermahls meinen Wander-Stab, setzte mich aber nicht wie ehermahlen auf die geschwinde Post, sondern glaubte dem experto Ruperto, und marchirte per pedes Apostolorum fort, nachdem ich meinen Coffre zurück in Verwahrung gelassen. Die am Rhein, Neckar, Mosel und Mäyn gelegenen Städte, waren mir sehr herrlich beschrieben worden, und weiln ich ohne dem lieber Wein als Wasser trincken mochte, gieng die Reise darauff zu. Nun fand mich zwar, wegen des so sehr gerühmten Weins gar nicht betrogen, allein wo ich nur hin kam, muste ich vernehmen, daß es wegen der Conditionen ausser der Zeit und wenigstens in einem halben Jahre nichts zu hoffen sey, über dieses war kein eintziger Professions-Genosse der Ehren, mir nur einen Bissen Brod vorzusetzen, sondern ich muste überall vor mein baares Geld zehren. Hierbey befand sich nun der Magen, welcher auch den allerbesten Wein ziemlich vertragen lernete sehr wohl, allein der Beutel bekam nach und nach den stärcksten Ansatz zur Schwindsucht, so daß ich dieses Land aufs eiligste zu verlassen, und die Lufft zu verändern suchen muste, woferne besagter mein Beutel, nicht sein gantzes Eingeweyde außspeyen solte. Demnach wanderte auf den Saal-Strohm loß, und demselben so lange entgegen, biß sich endlich in einer Fürstl kleinen Residentz-Stadt, Condition vor mich fand. Mein Herr war Hof-Ammts- und Stadt-Chirurgus, über alles dieses noch Cammer-Diener bey dem Fürsten, und hatte solchergestallt mehr Glücke als Verstand, denn ich nicht leichtlich einen Chirurgum angetroffen, der, der leidigen[191] Trunckenheit mehr ergeben gewesen, als eben er. In Praxi war ihm ein und andere Cur von ohngefähr noch so ziemlich eingeschlagen, doch in Theoria alles sehr schwach und elend bestellet, woher denn kam: daß sein gantzer Professions-Bau auf einem wacklenden Grunde ruhete. In der Prahlerey, Aufschneiderey und läppischen Raisonir-Kunst hatte er hingegen einen dermassen starcken Habitum, daß er sich auch nicht scheuete vor geschickten und gelehrten Leuten, ohne Scheu, alles heraus zu platzen was ihm nur vors Maul kam, es mochte practicable, wahrscheinlich, und vernünfftig seyn oder nicht. Einsmahls wolte er einem gestürtzten Patienten, ein grosses Stück des Cranii ausgehoben, duram matrem zerschnitten, piam matrem aber vom cerebello abseparirt, und das geronnene Geblüth, wie auch 11/2 Loth vom Gehirne selbst mit dem Thee-Löffel heraus genommen haben. Einem andern Patienten hatte er, seinem sagen nach, einen Polypum cordis, oder so genandten Hertz-Wurm per fedes abgetrieben, und zeigte denselben annoch in einem mit Spiritu Vin. angefülleten Glase. Wieder einem andern solte durch seine Geschicklichkeit, und künstliche Hefftung, die mit groben Schrot durchschossenen dünnen Gedärmer, und des Magens, das liebe Leben erhalten seyn. Alle Arten der Blindheit, so gar auch des schwartzen Staars, vermaß er sich ohne eintzige innerliche oder äuserliche Medicin, bloß vermittelst eines Geheimniß-vollen sympathetischen Schnupff-Tobacks zu curiren: allein ich habe niemand ausforschen können, der eine Probe davon gesehen oder empfunden.[192]

Indem aber, mehrere Exempel seiner Quacksalberischen Prahlereyen anzuführen, vor allzu weitläufftig halte, muß ich doch ein und andere eigenhändige Probe seiner jämmerlichen Chirurgischen Berichte, Wund-Zeddel und Recepte aufzeigen. Hiermit stund Mons. Kramer auf, und holete einige Scripturen, welche, nachdem er uns dieselben vorgelegt, wir also gesetzt befanden:


(I.) Bericht: Num. 9. anno 1710. den 5. Sept.


Auf Begehren eines Hochlöbl. Amts-Gerichts alhier u. auch auf gnädigen Specigal Befehl des – – – – meines gnädigen Herrn, habe Ich Endes unterschriebener Chyrugus N.N. obigen datum, Nach Mittage um Eins den entleibeten Körber des verstorbenen und vorhero unwissend von wem er mordet worden, – – – – in seiner Behausung auf einer Taffel, nebst meinem Gesellen und Lehr-Jungen, nechst diesen in Beyseyn des Herrn Stadt- und Land-Fisicus Herr D.N.N. zu seciren und antomiren angefanget, und habe also an selbigen Körber wie folget angemerckt und obselviret.


1. Mag ihn der Mörder einen Schlag etwa mit einen Stuhl-Beine auf das Cramgum gegeben haben, denn es war die gantze Schwarte auf dem Kopffe sehr mit Blut unterlauffen, derowegen habe ich das Cranigum Kunstmäßig abgesegt, aber innwendig nicht beschädiget gefunden, sondern es war alles[193] gut und die turra mater und bia mater frisch, ausgenommen daß das Cereberum und die meningnes nieder gesuncken waren, welches von Schrecken hergerühret hat, es war sehr viel von den Cereberum im Kopffe, also kein Wunder, daß der Mann sehr klug gewesen ist.


2. War ihm die rechte claviculam entzwey geschmissen geworden.


3. Hatte er 5. Stiche auf den Ossa sternium und auf der Pectus wovon aber nur zwey durch die costa verœ gegangen und nachdem ich die cartilago welche das Ossa sternium mit den costas verbinden (und welche Verbindung oder Zusammenfügung die antomicis Synchonderosis nennen) kunstmäßig durchschnitten und das Ossa sternium aufgehaben, ging der rechte Stich durch den Musculus serratus major anticus oder pectoralis in einen globum pulmonis, durch und durch und hinten bey den vertebras torsis wieder heraus, es war auch ein ramum von der vena pulmonaris abgeschnitten, und schrecklich viel Blut in der cavitatis torazcis gelauffen. Der andere lædale Stich ging durch die Vena pulmonalæ oder arteria pulmonala welches ich wahl haben will, und durch das lincke auriculæ cordis ins Cor hinnein und blieb in den Ventriculus sinistri cordis sitzend, welches wohl hauptsächlich causa mordis seyn möchte, doch sind die andern vulneris auch dabey in consiteratigon zu ziehen.
[194]

4. Die Mörder mochten ihn auch brav auf den Leibe herum gesprungen seyn, denn die Urin Vesica war ihm im Leibe geplatzt und der Scrotus sehr geschwollen auch mit vielen geronnenen sangvinis unterlauffen und die Testiculis und vasa spergemanica jämmerlich zerqvetzt. Die Hepar und die Splen oder Lien sahen auch nicht natürlich aus, in summa es war dem, in seinem Leben ehrlichen Körber, noch elender mit gespielet als dem der zu Jericho unter die Mörder gefallen war. Da aber er doch nicht zu curiren gewesen wäre wenn er gleich noch einige Tage gelebt hätte, indem man zu seinen hauptsächlichen Vulnera nicht hinzu kommen und weder ingectigon noch Wund-Balsam abeliciren können, so folget daraus daß diese lesionen ber se & absolud ledal zu nennen zu achten und zu halten seyn, und hoffe ich, daß alle Vaculteten es mag hin geschickt werden wo es hin will mit mir darinnen überein stimmen werden, es müste denn jemand Lust zu disbutiren haben. Uhrkundlich habe ich diesen chyrurgischen Bericht eigenhändig unterschrieben und mit meinen gewöhnlichen Perschafft bestärckt, verbleibe auch


Des Hoch Löbl. Amts-Gerichts

Dienstwilliger

(L.S.)

N.N.

– – – – wohlbestalter Hof-Stadt- und

Land-Chyrurgus juratius.
[195]

(II.) Wund-Zettel Num. 86. den 13. Jan. 1712.


Ich Endes unterschriebener bekenne hiermit daß ich vergangene Nacht etwa um 2. Uhr N.N. in die Cur bekommen und an ihn folgende Plessuren befunden: Erstlich einen gefährlichen Hieb über den lincken Elbogen, worbey die Tenda und Flexores gäntzlich zerschnitten einfolglich die Gunctura nicht wieder wird curiret werden können, sondern er wird einen lahmen Arm behalten, den ich ihn nach den Regeln der Kunst krum heilen werde. Ich werde aber auch viel Mühe haben das Glied-Wasser zu stillen. Vors andere einen Hieb auf das Sinsciput und Ossa frondale über die sutura coronale her, es wird wenig fehlen daß die oberste dabula des Cranigums nicht gäntzlich durch gehauen ist. Vors dritte weil er seit etlichen Jahren her ein Gewächse an Occiput gehabt, welchen tumor wir Chirurgos Anteroma, Steccatoma oder Glicirrice zu nennen pflegen, ist ihm daßelbe ebenfalls aufgeschlagen, daß es nunmehro auch vollends muß heraus geschnitten werden. Sonsten ist bereits an allen Vulnera starcke Geschwulst und imflamatio gewesen, die ich zu vertreiben grossen Fleiß Mühe und Kosten anwenden werde. Uhrkundlich habe diesen Wund-Zettel unter meiner eigenen Hand u. Perschafft ausgestellet Dat: ut sapra

(L.S.)

N.N.
[196]

(III.) Specificatigon was ich Endes Unterschriebener wegen der glücklich gethanen Curan N.N. vor Medicamentis und Artzlohn zu fodern habe:


Vor Speciges zur Fomentation1 Thlr.16 gr.

Vor Spec: per Thecoct: Vulneraria3 Thlr.- gr.

Vor innerliche Medicin die nach

der medode medende eingerichtet

gewesen 2 Thlr.12 gr.

Vor Balsamus vulneraria1 Thlr.8 gr.

Vor Emplastrum und Ungevent.2 Thlr.- gr.

Pro lapora & studia6 Thlr.- gr.

16 Thlr.12 gr.

den 16. Decempr. 1711.

N.N.


(IV.) Recepte.


℞. Succq Limonia ℔ij

Bals. Sulpher: ℥j

Sal praunelli

saturnus. aa. Ʒij

Camolorat. Ʒß

Ol: Terepenthin. q.s.

M.f. Mixtura dentur in Vitrum.

℞. Rad. Hippekanne gr. 15.

Mercur: dulcius. gr. viij

Concerv: Ros. q.s.

M.d. in Schatulam.


Monsieur Kramer hatte zwar noch einen starcken Vorrath von dergleichen lächerlichen Scripturen dieses Künstlers, doch weil er sich dabey nicht lange aufhalten wolte, übergab er mir selbige auf[197] mein Bitten gantz und gar, weil ich mir zuweilen daraus mit Herrn Wolffgangen und Litzbergen, einen lustigen Zeit-Vertreib zu machen suchte. Ich habe aber auch mit allem Fleisse allhier nichts mehr von dergleichen Possen anführen wollen, erstlich darum: weil dem Gen. Leser mit dem Uberflusse ein Eckel erweckt werden möchte, vors andere weil mir Mons. Kramer selbst gestanden, daß er die Abschrifft von allen diesen Raritäten, wenige Zeit hernach, einen guten Universitäts-Freunde anvertrauet, welcher dadurch bewogen worden, die Delicias Medicas & Chirurgicas des berühmten Leipziger Chirurgi Monetons alias Müntzer seel. zu continuiren, ob es geschehen weiß ich nicht, Mons. Kramer aber fuhr damahls in seiner Erzehlung also fort:

Meine Condition bey diesem Manne war endlich noch so ziemlich passable, weil ich sehr selten zu Hause auf der Barbier-Stube seyn konte, sondern von Morgen an biß gegen Abend mehrentheils meine bestellte Arbeit, an Barbiren und Verbinden bey der Hoffstatt, auch das meiste Brod auf dem Schlosse zu essen hatte, wohinnauf mein Herr sehr selten kam, als wenn er etwa gerufft wurde, denn deutsch von der Sache zu reden, so bekam er die Besoldung nur aus puren Gnaden und wegen seiner in den jüngern Jahren wohlgeleisteten Dienste, die er nunmehro, als ein gar zu starcker Liebhaber des Sauffens, nicht wie vor der Zeit, verrichten durffte und konte. Zu seinem desto grössern Unglück starb der alte regierende Fürst, und weil mein Principal bey dessen Beysetzung sich gantz ausserordentlich liederlich[198] aufgeführet hatte, bekam er wenig Wochen hernach seine völlige Dimission, mithin traten auch die besten Kund-Leute bey Hofe und in der Stadt zu einem andern über. Er wurde solchergestalt nur desto desperater im sauffen, spielen und andern liederlichen Streichen, ruinirte sich und die seinigen immer mehr und mehr, so daß ich den Jammer bey seiner sehr vernünfftigen Frau und 6. Kindern nicht mehr ansehen konte, sondern meinen Abschied nahm, und nachhero erfuhr, daß ihn der Wein, Bier und Brandtewein, noch zu rechter Zeit ins Grab gebracht hatten, wie seelig er aber gestorben, weiß ich nicht.

Mich führete ein glückliches Fatum von dieser Residenz-Stadt hinweg und auf eine berühmte Universität, allwo ich zwar so gleich keine Condition zu hoffen hatte, jedoch von einem genereusen Lands-Manne, auf seine Stube genommen und ausser der Kost und Kleidung in allen defrayret wurde. Dieser mein Lands-Mann studirte Medicinam, und da ich kaum zwey Tage bey ihm gewesen, erwachte bey mir auf einmahl wiederum die Lust zum Studiren. Mein Vormund wegerte sich nicht, mir nunmehro, da ich majorennis worden, und ihm doch nicht gleich zu Halse gelauffen kam, 100. Thlr. zu schicken, welches aber auch das letzte Geld war, welches ich von meinen Väterlichen und Mütterlichen Erbtheile empfangen habe, ohngeacht ich meiner gemachten Rechnung nach, wenigstens noch 800. Thlr. rückständig zu haben vermeynete. Jedoch da ich mich weder einiges Betrugs, noch andern Unglücks befürchtete, machte sich mein, auf[199] das Studiren so sehr erpichtes Gemüthe deßfalls keinen Kummer oder Argwohn, sondern ich repetirte, mein bißhero immer sehr warm gehaltenes Latein, aufs allerfleißigste, mit einem zwar armen, jedoch gelehrten Studenten, welchen ich alle Tage ein mahl gratis mit zu Tische führete, und ausserdem, wöchentlich einen halben Thaler Geld, vor tägliche 4. stündige Information, im Latein- und Griechischen, bezahlete. Solcher gestalt konte mich nun mit ziemlicher Renommeé in den Catalogum dererjenigen inscribiren lassen, die unter Hygæens Panier ihr Heil versuchen wolten. Das ist so viel gesagt, ich changirte die Bartschererey, und wurde ein ernstlicher Studiosus Medicinæ. Durch treulichen Vorschub meines Stuben-Purschen und gute Recommendation bekam ich Erlaubniß, verschiedene Collegia frey zu besuchen, die übrigen höchst nöthigen aber vor halbes Geld. Weilen nun albereits ratione meiner Profession und fleißigen Bücher-Lesens einen guten Vorsprung vor andern hatte, brauchte es bey mir halbe Arbeit, derowegen wendete die beste Zeit darauf an, die Anatomie, Physicam experimentalem, Materiam medicam und die Botanic gründlich zu fassen. Inmassen es nun an keiner Gelegenheit fehlete, mich in allen solchen Stücken aufs beste zu exerciren, anbey unter der Hand durch heimliche Chirurgische Curen, mit Beyhülffe meines Lands-Mannes, manchen schönen Thaler Geld zu verdienen, so wurden die ersten 5. Viertel-Jahre ungemein fleißig und stille verbracht, so bald aber die Wissenschafften dergestalt etwas zugenommen, wuchs auch die Ambition,[200] mich unter andern eingebildeten Gelehrten, ebenfalls etwas breit zu machen, und weil die douce Praxis, immer mehr Geld einbrachte; fieng ich an, ein und andern Schmause beyzuwohnen, selbsten dergleichen auszurichten, und mir vor allen Dingen etwas Liebes anzuschaffen, denn zur selbigen Zeit konte niemand vor einen galanten Purschen passiren, der nicht zum wenigsten eine Spaß-Courtoisie mit einem oder andern Frauen-Zimmer unterhielt. So bald ich mir also nur ein roth Kleid geschafft, und auch in anderer Aufführung einigen Etaat blicken lassen, zeigten sich also bald ein paar Syrenen von nicht geringen Stande, welche meiner Meynung nach, ihre charmanten Blicke und Minen nur darum gegen meine Person spieleten, daß sie einen so galanten Herrn, der aufs längste binnen anderthalb Jahren den Doctor-Hut auf dem Schädel haben müsse, ja fein bey Zeiten zur Gegen-Liebe bewegen möchten, um mit der Zeit sein Hertz zu erbeuten, und durch ihn Frau Doctorin genennet zu werden. Etwas verzweiffeltes war es, daß ich so wohl als alles andere Leute, die um mein Wesen Bescheid wusten, in der Persuasion stund: mein Vormund müsse mir wenigstens noch 8- biß 900. Thlr. baar Geld auszahlen, denn ich glaube, bloß dieses war genung, mir den Zutritt bey vielen Frauenzimmer von Condition zu verschaffen, allein ich gieng doch in diesem Stück noch ziemlich behutsam, und nahm mich sehr genau in acht, nicht etwa unbesonnener weise einzuplumpen, und meine Freyheit einer zukünfftigen vielleicht allzu späten Reue aufzuopffern, zumahlen da die tägliche Erfahrung[201] lehret: daß das Universitäts-Frauenzimmer gemeiniglich von Flandern, und selten länger getreu zu lieben pflegte, als man bey ihnen sitzt und spendiret. Endlich vermeynete ich doch eine gantz besonders getreue Seele angetroffen zu haben, weil sich selbige in ihren gantzen Wesen ungemein still und sittsam, gegen mich aber sehr keusch und züchtig verliebt anstellete. Derowegen riß sich meine hin und her wanckende Liebe, von allen andern Gegenständen loß, und blieb eintzig und allein, an dieser Schönen hangen, die sich Eleonore nennete. Ja! nachdem sich mein Lands-Mann von dieser Universität hinweg, und auf eine andere begeben, war ich meiner Einbildung nach, vor hundert andern, so ungemein glücklich, bey der Liebens-würdigen Eleonore ein Hauß-Pursche zu werden. Die Gelegenheit war also recht erwünscht vor mich indem ich nicht allein die Beqvemlichkeit hatte, meine Liebe durch tägliche Hertz-brechende Unterredung auf festen Fuß zu setzen, sondern nechst dem, bey einem solchen Manne im Hause zu wohnen, welcher das Studium anatomicum als sein Hauptwerck triebe, und darinnen etliche 50. Studenten privatim informirete, hierzu fein eigenes compendieuses Theatrum anatomicum angelegt hatte, und sich die gröste Mühe gab, an den Leibern aller Thiere, so er nur habhafft werden kunte, das merckwürdigste und nützlichste zu zeigen. Ich war hierbey dermassen geschäfftig, daß ich in kurtzen sein Profector wurde, welche Ehre und Vorzug mir bey einigen andern ziemlichen Neid und Verfolgung erweckte, zumahlen da mit der Zeit, mein[202] geheimes Liebes-Verständniß mit Eleonoren ruchtbar zu werden begunte. Jedoch ehe ich meine eigenen fernern Geschichte verfolge, und eben itzo noch von der Anatomie gedacht habe, muß ich einer seltsamen Begebenheit erwehnen, welche beweiset, daß die Lust zur Anatomie, oder welches fast glaublicher, der Geld-Mangel, den Affect der Liebe eines Kindes gegen seine Mutter, allem Ansehen nach sehr zu mindern, ja gäntzlich auszurotten vermögend ist.

Es wohnete in dasiger Vorstadt ein armer Studiosus Medicinæ, nebst seiner bey nahe 70. jährigen Mutter und leiblichen Schwester, in einem kleinen Hause zur Miethe, und erhielt dieselben von den wenigen Geldern, die er sich etwa mit seiner schwachen Praxi, und Information einiger Kinder erwerben konte, wiewohl die Schwester mit ihrer Hand-Arbeit auch etwas beygetragen haben mag. Nachdem aber endlich die Mutter verstorben, muß er alle seine und ihre fahrende Haabe, entweder verkauffen oder versetzen, um dieselbe nur mit Ehren unter die Erde zu bringen, welches dem armen Schlucker dermassen zu Hertzen gehet, daß er, indem das Begräbniß etliche Tage aufgeschoben werden muß, vor Sorgen und Grillen sich nicht zu lassen, auch nirgends Trost zu suchen weiß. Doch in der letzten Nacht vor dem mütterlichen Begräbnisse, fällt ihm ein, daß unser Anatomicus, dessen Privat-Collegia er fleißig besuchte, nur vor wenig Tagen uns folgender gestalt angeredet: Messieurs! Sie reiten, fahren und spaziren ja doch immer auf den Dörffern herum, solte denn niemand unter ihnen[203] so geschickt seyn, einmahl einen menschlichen Cörper auf unser Theatrum anatomicum zu verschaffen, damit wir an selbigen, diejenige curiositeé untersuchen könten, welche sich der Professor einer benachbarten Universität jüngsthin gantz neu erfunden zu haben rühmet? Es giebt ja Leute genung, die sich eben kein überflüßiges Gewissen machen solten, uns einen todten Cörper zu verkauffen, daferne man ihnen nur die gute Manier inspiriret, wie es zu practiciren und heimlich zu halten ist. Und wir werden ja alle zusa en auch noch etwa ein 100. Thl. daran spendiren können, ich gebe 10. Thlr. vor meine Person, hoffe, die Herrn werden ein paar Lumpichte Thaler auch nicht æstimiren, und sich die Sache angelegen seyn lassen, denn es ist hierbey Ehre, Ruhm und Nutzen zu erwerben.

Wie gesagt, dieser Vortrag fällt dem armen Studioso eben in der letzten Nacht ein, da er die Wache gantz allein bey der im Sarge liegenden Mutter halten muß, und weil seine Schwester sehr feste schläfft, nimmt er den todten Leichnam aus dem Sarge heraus, wickelt denselben in ein altes Tuch, versteckt ihn auf dem Boden hinter das Feuer-Gemäuere, an dessen Stelle aber legt er etwas Heu, Stroh und Steine in den Sarg, und vernagelt denselben aufs allerfesteste. Folgenden Morgen kam er in aller Frühe zu unsern Professore gelauffen, meldet, daß er ein Subjectum anatomicum humanum ausgekundschafft habe, selbiges aber unter 100. Thlr. nicht erhandeln können, derowegen er sich bey ihm erkundigen wolle: ob es davor anständig sey oder nicht. Viele haben nachhero[204] zwar statuiren wollen, daß er dem Professori das gantze Geheimniß ohne Scheu entdeckt, ich aber lasse solches dahin gestellet seyn. Kurtz! unser Professor ist mit dem Quanto zu frieden, giebt ihm so gleich 50. Thlr. in Abschlag, und verspricht den Rest, so gleich bey Empfang des Cadaveris zu bezahlen, welches dieser arme Schlucker folgendes Abends selbst zu überbringen, und in seine Hände zu liefern angelobet. Vorhero aber, ließ er Nachmittags, an statt seiner Mutter, den mit Steinen und Stroh gefüllten Sarg, öffentlich und mit allen gewöhnlichen Ceremonien zur Erden bestatten, und so bald es dunckel worden, steckt er den bereits wohl eingewickelten mütterlichen Cörper, in einen alten Sack, um damit nach des Professoris Hause zu zu wandern. Unter wegs begegnet ihm ein anderer bekandter Studiosus, der, ohngeacht er sich möglichst zu verstellen gesucht, ihn dennoch erkennet, und nicht ablässet zu fragen: was er unter dem Mantel trüge? über dieses gar, den Mantel aufzudecken, Miene macht. Allein der arme bestürtzte Schlucker wickelt sich endlich doch von ihm loß, und giebt zur Antwort: Herr Bruder! laß mich nur zu frieden, ich trage eine alte Bass-Geige. Solchemnach kömmt er, ohne fernern Anstoß, glücklich in unsern Hause an, und empfängt von dem Professore die annoch restirenden 50. Thlr. als womit er sich vor dasmahl aus aller seiner Noth und Schulden gerissen, vielleicht auch noch etwas erübriget hat. Folgenden Tages fanden wir sä tlichen Interessenten, ein so lange gewünschtes menschliches Cadaver, bezahleten derowegen des Professoris Vorschuß[205] reichlich wieder, und machten uns an die Arbeit, der arme Schlucker zahlete zwar pro forma auch 2. Thlr. 16. Gr. darzu, und halff getrost mit in seiner Mutter Haut und Fleisch hinein schneiden, vermeynete auch, die Sache solte um so viel desto mehr unverdächtig und verschwiegen bleiben, allein da der Professor bey Demonstration der partium genitalium in etwas moralisirte, beym Utero aber solche Worte gebrauchte: Dieses ist der Gelehrten und Ungelehrten allererste Studier-Stube; Ein anderer aber hinzu setzte: Welche der grimmige Nero in seiner eigenen Mutter zu betrachten, so unmenschlich curieux gewesen; fand sich offt erwehnter Mutter-Verkäuffer, dermassen betroffen, daß er bey nahe in Ohnmacht gesuncken wäre, da doch zur selbigen Zeit noch niemand als ich und ein anderer guter Freund um den gantzen Handel Bescheid wusten. Nachhero wurde das vermeynte Geheimniß, zwar freylich etwas weiter fortgeweltzt, ob es aber völlig ruchtbar und Stadt-kündig worden: weiß ich nicht, weil mich nach diesem, selbiges Orts nicht lange aufgehalten habe.

Meine Particulair-Avanturen nunmehro weiter zu verfolgen, muß ich berichten: daß bald hernach zwey reichere, dabey aber ungezogenere Pursche, als ich, von der Magd im Hause erfuhren: wie Eleonore mich vor allen andern wohl leyden könte, und weil deren Vater sich sonderlich gütig gegen meine Person bezeigte, wäre leicht zu vermuthen, daß ich diese artige Schöne biß auf weitern Bescheid mir zu eigen machen könte. Da nun diese beyde, recht ernsthaffte Neben-Buhler wären, fand[206] sich bald Gelegenheit, einander die Degen-Spitzen zu zeigen. Jedoch ich war so glücklich, in einer Woche alle beyde mit blutigen Denckmahlen abzufertigen, derowegen entbrandte ihr Grimm nur um so viel desto hefftiger, so, daß sie noch etliche so genannte, aber nur eingebildete Renommisten zu sich nahmen, und unter dem prahlhafften Titul: Die heroische Brüderschafft, manche Nacht durch die Strassen schwermeten, allen eintzelen Leuten Verdruß und Schmach anthaten, unter andern aber auch ein blutiges Absehen auf meine Person hatten, und mich, bey Gelegenheit tüchtig zu zeichnen, sich verlauten liessen. Nun brauchte ich zwar alle behörige Vorsicht, mich nicht leichtlich in muthwillige und unnöthige Händel einzumischen, jedoch da ich einsmahls zur Nachts-Zeit, von einem wohlbekandten Freunde aufgeruffen worden, um einen gefährlich-blessirten Studenten eiligst zu verbinden, und wir beyderseits im Begriff waren, in sein, mir wohlbekandtes Logis zu gehen, kam uns die heroische Brüderschafft unverhofft über den Halß, mit Ausstossung dieser empfindlichen Worte: Canaille steh! Mein Begleiter sagte zu mir: Monsieur, ich bitte gar sehr, daß sie auf meine Verantwortung nur eiligst zu meinem blessirten Stuben-Purschen lauffen wolten, ich will diese Canaillen schon abfertigen. Allein ehe ich noch Zeit hatte ihm zu antworten, rieffen etliche Stimmen nochmahls: Hundsf: steh! Gedult! Gedult! rieff ihnen mein Compagnon entgegen, ich stehe schon. Unter diesen Worten aber, zohe er seinen Rock aus, legte denselben ohnfern des Superintendentens[207] Wohnung in eine Thor-Fahrt, entblößte seine Esquadronir-Klinge, und hieb, auf dermassen verzweiffelte Art, die creutze und die qveere in die heroische Brüderschafft hinnein, daß selbige an nichts weniger als an die Gegenwehr zu gedencken schien; sondern sich auf die Flucht begab. Hiermit aber war es noch nicht genung, sondern er verfolget dieselbe dermassen furieus, daß von 10. oder 12. Personen, nicht zwey bey einander bleiben dürffen, worauf er sans passion zurücke gehet, und seinen Rock wieder anziehet, mich aber bey seinen blessirten Stuben-Purschen antraff, und die gantze Geschicht ohne eintzige Prahlerey erzehlete. Dergleichen Courage hätte ich meines theils bey keinem Menschen, am allerwenigsten aber bey diesen gesucht, denn er schien eben der stärckste nicht zu seyn, war aber doch mittlerer Taille ziemlich untersetzt, und etwas unter 3. Jahren auf der Universität, vorhero aber auf dem Gymnasio zu Zeitz gewesen, allwo er verschiedene mahl Gelegenheit gehabt, sich mit den Soldaten herum zu schlagen, welches die häßlichen Narben auf seinem Kopffe des mehrern bezeugten. Wie gesagt, ich hätte dergleichen hertzhafften Streich nimmermehr geglaubt, wenn nicht das meiste selbst mit Augen gesehen, und in darauf folgenden Tagen die Confirmation von allen, die um selbige Gegend wohneten, gehöret hätte.

Inzwischen war die gantze heroische Brüderschafft zum grösten Gelächter aller Menschen auf einmahl zerstreuet worden, ich aber machte mit diesem resoluten Studioso die vertrauteste Freundschafft, weil selbiger, meinen Gedancken nach, mir[208] zum Schilde wider alle dergleichen Verfolgungen dienen konte. Er hatte nicht sonderlich viel in bonis, da ich aber durch ihn in kurtzen zu schönen Geld-Verdienste gelangete, wurde er von mir nicht allein nach meinem Vermögen dann und wann mit Gelde fournirt, sondern in allen Compagnien, wo er bey mir war, frey gehalten. Jedoch auf solche Manier, lernete ich wöchentlich zwey, drey, auch wohl 4. mahl auf die Dörffer spaziren, und meinen bißherigen Fleiß, der wegen täglicher Liebes-Grillen ohnedem schon einigen Abbruch gelitten, noch weit stärcker hemmen. Aber was wurde draus? erstlich ein lustiger Pursche, hernach ein nasser Bruder, weiter ein Craqveler, und endlich ein desperater Kerl. Denn einsmahls, da ich mich auf einem nahgelegenen Dorffe unter lustiger Compagnie befand, kamen auch ihrer fünffe von der ehemahligen heroischen Brüderschafft in unsern Saal getreten. Mir machten sie keine Sorge, denn da ich dero besondere Hertzhafftigkeit einmahl auf der Probe gesehen, trug mein, von Bier und Wein ziemlich angefeureter Geist, nicht das allergeringste Bedencken, mit ihnen anzubinden, ohngeacht mein ehemahliger Vorfechter dieses mahl nicht mit zugegen war. Es währete nicht lange, so wurden allerhand Stichel-Reden gewechselt, welche ich und meine Anhänger mit gleicher Müntze bezahleten, endlich aber, da die Worte fielen: daß sich heute zu Tage ein jeder Bartscheerer vom Doctor-Hute wolte träumen lassen, wurde dem Fasse der Boden ausgestossen. Meine 3. Anhänger waren so glücklich, ihre 4. Gegner zur Thür hinnans zu fuchteln,[209] ich aber so unglücklich, demjenigen, der mich touchirt hatte, einen solchen Circumflexum über den Hirnschädel zu schreiben, wovon er augenblicklich zu Boden sincken, und als ein halb-todter Mensch aufs Stroh gelegt werden muste.

Wäre ich so vernünfftig gewesen, gleich meines Wegs über die Gräntze zu gehen, so hatte es seiten meiner weiter nichts zu bedeuten gehabt, denn meine Sachen, die in lauter Büchern und Kleidern bestunden, würden meine guten Freunde gar bald in Sicherheit gebracht haben; Allein meine Thorheit bildete sich, noch Recht überley zu haben, ein, derowegen ging ich ohne Scheu in mein Logis, erzehlete die gehabten fatalitäten, trunck mit meiner Amasia noch einen Coffeé, und legte mich hernach aufs Ohr. Da aber mein guter Kramer kaum zwey oder drey Stunden geschlaffen hatte, meldete sich der Herr Pedell, nebst hinter sich habenden Handgreifflichen Anwalden, (denn solchen Titul haben sich in diesem Seculo die Herrn Häscher beygelegt) und führeten ihn in die Custodiam.

Es brauchte kein langes Kopffbrechens und Fragens nach den gewöhnlichen Oratorischen Behelffs- Worten: Quis? quid? ubi? quibus auxiliis? cur? quomodo? quando? sondern ich konte mir leicht die Rechnung machen: daß mein kunstmäßig gezogener Circumflexus, diese üblen Suiten nach sich gezogen, und vielleicht noch üblere nach sich ziehen könte, zumahl da es hieß, daß an des Patienten Aufkommen gar sehr gezweiffelt würde. Man vergönnete mir zwar, aus meinem Logis die Speisen zu empfangen, doch durffte der Uberbringer kein Wort[210] mit mir reden, denn meine 4. Wächter, die allem Ansehen und Vermuthen nach, in linea obliqva von des grossen Goliaths Waffenträger herstammeten, waren in den ersten 9. Tagen, ich glaube, eines besondern Aberglaubens wegen, dermassen unerweichlich, daß sie auch kaum einer Fliege vergönnen wolten, aus meinem Glase zu trincken, indem sie befürchteten, ich möchte durch dieselbe etwa eine geheime Correspondenz, meiner Befreyung wegen, anzuspinnen suchen, dem ohngeacht war doch meine Eleonora endlich so inventieus, dieselben zu betriegen, denn sie hatte auf gantz subtile Art, ein kleines Briefgen folgendes Innhalts mit dem Messer in mein mittägiges Dreyer-Brod geschoben:


Mon Ami,


Ihr könnet seit der fatalen Nacht, eurer Händel wegen, unmöglich in grössern Aengsten geschwebt haben, als ich eurer Person wegen. Zumahlen da die verfluchten Creti und Plethi, meinen Abgeschickten so wenig, als andern guten Freunden, erlauben wollen, euch zu sprechen, oder einen Brief zuzusenden, doch fasset nunmehro guten Muth, denn mein Papa hat heute den Patienten selbst besucht, und ihn besser befunden, als die Rede gehet, derowegen hat bald Hoffnung, in erwünschter Freyheit einen Ruß von euch zu empfangen


vôtre amie Eleonore N.
[211]

Gleich nach Verlesung dieses, mit meinem Brod-Messer unversehener weise durchschnittenen Briefs, wurde mir das Hertze um etliche Centner leichter, ich muste aber doch überhaupt 5. Wochen weniger 2. Tage pausiren, ehe sich meine Freyheit vor 53. Thlr. Unkosten und Straff-Gelder erhalten ließ. Allein was halffs? da ich nunmehro den Vorsatz gefasset, wieder umzukehren, meine vorige fleißige Lebens-Art von neuen anzufangen, und die Tochter dem Vater nach Jacobs Weise abzuverdienen, wurde ich eines Abends, da ich mit meiner Liebste in der Hauß-Thür stund, von einem vorbey gehenden Meuchelmörder, unversehens durch und durch gestochen, so, daß ich augenblicklich zu Boden sanck, weil aber der Mord-Stich nur durch die Weichen gegangen war, und keine von den edelsten Theilen berühret hatte, wurde ich binnen 6. Wochen wiederum in den Stand gesetzt, auszugehen. Jedoch gleich am ersten Abende meines Ausgangs, hatte ein unbekandter Bothe, einen an mich gestelleten Brief ins Hauß gegeben, den ich also gesetzt befand:


Monsieur,


Wenn euch eures Lebens wegen zu rathen stehet, so fasset entweder den Schluß, aufs eiligste diesen Ort zu verlassen, oder eure, der Sage nach, höchst-geliebte Eleonora gäntzlich, und zwar vermittelst einer öffentlichen prostitution zu quittiren. Das letztere wird euren, vermuthlich redlichen, Gemüthe vielleicht unmöglich seyn, derowegen überleget das erste, und bedenckt euer bestes, denn einer solchen Zusa en-Verschwerung, als eurentwegen[212] geschehen, seyd ihr und alle eure Gönner, in Wahrheit nicht capable zu widerstehen. Gebrauchet Raison, Monsieur, und machet von dieser meiner Schrifft kein Bruit, sonsten wird der Verdacht ohnfehlbar auf eine Person fallen, die nur das Plaisir gehabt hat, euch von ferne kennen zu lernen, sich aber dennoch nennet


Monsieur,

eurer Liebsten und eure

gute Freundin in N.N.


Bey so gestalten Sachen konte ich wohl ohne Schertz sagen: Inter sacrum & saxum sto! Friß Vogel oder stirb. Jedoch muste die Sache erstlich mit meinen, in Hoffnung habenden Schwieger-Eltern, so wohl als mit der Liebste selbst überlegen, und da diese ingesamt riethen: nur aufs eiligste abzureisen, und nicht eher wieder zu kommen, biß sie mir die Versicherung überschrieben, daß sich der itzige Sturm gelegt, oder ich mir selbst eine gute bleibende Stätte ausgemacht hätte, gieng ich mit der ersten Post auf mein Vater-Land zu, nachdem mir Eleonore die kräfftigsten Versicherungen gegeben: nimmermehr keinen andern als mich zu heyrathen, sondern viel lieber Zeit Lebens ledig zu bleiben.

Zum grösten Unglücke war ich auf die Gedancken gerathen: meinem Vormunde einen Brief voraus zu schicken, und ihm den Post-Tag zu melden, an welchen ich bey ihm eintreffen, mich aufs eiligste mit ihm berechnen, und so dann die Reise nach einer andern Universität fortsetzen wolte, denn es wurde[213] mir mein Concept gewaltig verrückt, da mich ohngefähr 8. oder 9. Meilen vor meiner Geburths-Stadt, beym Post-Wechsel, ein Troupp Soldaten umringete, nebst meinen bey mir habenden Sachen, auf einen andern Wagen setzte, über Stock und Stiel fortführete, und endlich in einer ziemlichen Vestung auf die Haupt-Wache lieferte. Was mir daselbst vor Schmach und Qvaal angethan worden, da ich durchaus nicht willigen wolte, eine Musquete auf die Schulter zu nehmen, ist wahrhafftig nicht auszusprechen, mein Vorschlag war jedennoch, 500. Thlr. vor den Abschied zu geben, und da solches verweigert wurde, einen Feldscheers-Dienst anzunehmen, auch auf 3. oder 4. Jahr zu capituliren, allein es war alles vergebens, denn die Officiers sagten mir frey ins Gesichte: daß sie eben keine lang gewachsenen Feldscheers, wohl aber lange Musquetirs brauchten. Endlich da ich 2. Tage und 3. Nacht krumm zusammen gebunden, unter der Pritsche schwitzen müssen, und kein anderes Laabsal oder Nahrungs-Mittel empfangen hatte, als Heerings-Köpffe, welche mir einmahl über das andere in den Mund gesteckt wurden, war es unmöglich, die Marter länger auszustehen, sondern ich muste mich endlich entschliessen, einen höchst-gezwungenen Eid zur Kriegs-Fahne abzulegen. Nun hätte sich zwar nach und nach vielleicht die Gedult bey mir eingefunden, diesem widerwärtigen Verhängnisse so lange stille zu halten, biß sich mit der Zeit Gelegenheit gefunden, selbiges mit guter Manier zu verbessern, allein das unerhört grausame Tractament, welches ich alltäglich von den Unter-Officiers, und[214] sonderlich dem Sohne meines Vormundes, der Corporal hieß, erdulden muste, war abermahls unerträglich. Ich glaube, daß letzt erwehnter Bösewicht, mir lediglich auf Anstifften seiner vergällten Mutter, so viel Hertzeleyd zufügte, und auch seine andern Cameraden darzu anreitzte, denn wenn ich beym privat-exerciren nur das Weisse in den Augen ein wenig verwendete, geschweige denn sonst etwas unmögliches recht zu machen wuste, muste mein Rücken dermassen viel Stock-Schläge fühlen, dergleichen er sich empfangen zu haben nicht erinnern konte, seit dem ich der Katze die Schelle angehängt, der Magd den Zettel angeklebt, des Hundes Stuhl mit Steck-Nadeln gefüttert, und den alten Weibern das curieuse Feuerwerck præparirt hatte.

Wir musten über die besonders lustige Art, womit Mons. Kramer dieses letztere vorbrachte, von Hertzen lachen, ohngeacht die Beschreibung seines angetretenen Soldaten-Lebens eben nicht lächerlich war, so bald er sich aber selbst mit uns satt gelacht hatte, fuhr er in Erzehlen also fort:

Solchergestalt müste ich sehr einfältig gewesen seyn: wenn ich nicht gemerckt, daß mir mein Vetter und Vormund dieses Bad selbst zubereitet hätte, um nur desto länger mit dem verdrüßlichen Spruche: Thue Rechnung von deinem Haußhalten etc. verschonet zu bleiben. Derowegen war eben im Begriff, etwa einen höhern Officier, durch Geschencke, und Versprechung eines mehrern, auf meine Seite zu bringen, der mir nicht allein einige Linderung, sondern auch von meinem ungetreuen Vormunde hinlängliche Satisfaction verschaffen solte;[215] als mir ein anderer unglücklicher Streich begegnete, und zwar bey folgender Gelegenheit: Es schlugen sich eines Abends etliche Handwercks-Pursche auf der Strasse mit Knütteln weidlich herum, da nun ich dieses Spectacul mit anzusehen, in voller Montur, nebst meinem Wirth um die Ecke des Quartiers spazirt war, kam der Corporal, mein Herr Vetter ohnverhofft auf mich zu, und fragte: was ich hier zu stehen, und ob ich etwa Lust mit zu machen hätte? Nichts weniger als dieses, gab ich zur Antwort, denn ich menge mich nicht gern in frembde Händel. So scheert euch, sprach er, in euer Quartier, und legt euch auf den – – – – denn Morgen habt ihr die Wache. Es wird, versetzte ich, Morgen an mir nicht fehlen, heute aber habe nicht eher Ursach mich nieder zu legen, biß der Zapffen Streich geschlagen ist. Canaille, wilst du lange raisoniren, schrye er hierauf, und schlug mich dermassen mit dem Stocke über den Kopff daß mir augenblicklich das Blut über die Nase lieff, weßwegen ich von einem recht rasenden Eiffer angestammt, augenblicklich meinen Pallasch zohe, dem schändlichen Bluts-Freunde etliche Hiebe in den Kopff und Schultern versetzte, letztlich aber die rechte Hand dergestalt streiffte, daß sie nur noch an einer eintzigen Flächse behangen blieb. Dieserwegen kam ich erstlich in Arrest, bald hernach aber ins Verhör und Krieges-Recht, allwo mir das tröstliche Urtheil gefället wurde: Drey Tage nach ein ander, und zwar alle Tage 12. mahl durch die Spitz-Ruthen zu lauffen. Dieses kam meiner Seele weit unerträglicher vor, als der Tod selbsten, ja der Satan war so geschäfftig,[216] mir einzugeben, daß ich mich lieber selbst ermorden, als dergleichen Marter ausstehen solte, weil ich doch so wohl davon crepiren müste als ein anderer, der nur vor wenig Tagen eben dergleichen Straffe erlitten. Jedoch dieser desperate Entschluß wurde noch bey Zeiten von christlichern Gedancken erstickt, hergegen fiel mir ein anderer Hazard ein, der doch zum wenigsten nicht so gar verzweiffelt und sträfflich zu achten war. Diesemnach, da ich wuste, daß bey dem heimlichen Gemache, welches zu der Corps de Garde, da ich gefangen saß, gehörete, eine schmale Schlufft den Wall hinab, nach dem Wasser-Graben zu, gieng, observirte ich Sonntags, nehmlich des Tags vorhero, da ich Spitz-Ruthen lauffen solte, alle Gelegenheit, wie auch die Gegend jenseit der Vestung sehr genau, simulirte Nachts ein hefftiges Reissen im Leibe, ließ mich etliche mahl hinaus bringen, so lange biß meine Begleiter darüber verdrüßlich wurden, und mir alleine an den Ort zu gehen erlaubten, wo man seinen Vortrag mit gebogenen Knien zu thun obligirt ist, in Meynung, daß ich doch unmöglich entwischen könte, weiln ohnedem 4. Schild-Wachen um diese Gegend stünden, die man nicht so leicht vorbey passiren könte. Allein ich ersahe meinen Vortheil, Nachts gegen 12. Uhr, rutschte durch die enge Schlufft den Wall hurtig hinnab, sprung eine 8. biß 9. Elen hohe Mauer hinunter in den Graben, so, daß mir das Wasser über den Kopffe zusammen schlug, rieff den Höchsten, um Erhaltung meines Lebens, an, begab mich aufs Schwimmen, kam glücklich hindurch, und erreichte endlich nach Ubersteigung vieler Abschnitte und Pallisaden die freye Landstrasse.[217]

Vor allen Dingen fiel ich nunmehro erstlich nieder auf meine Knie, und bat GOtt um gnädige Vergebung meiner Sünden, indem mich die gröste Noth getrieben hatte, einen, obschon aufgezwungenen, Eyd zu brechen, hiernächst daß mich derselbe ferner gnädiglich führen, und lieber mit anderweitigen väterlichen Züchtigungen belegen, als wiederum in die Hände meiner tyrannischen und unmenschlichen Lands-Leute geben wolle. Da nun unter diesen eiffrigen Gebethe ein wenig verschnaubt hatte, begab ich mich aufs Lauffen, weilen allbereit ausgekundschafft hatte, daß die Gräntze des benachbarten Landes-Herrn nicht über 4. Meilen von dieser Stelle entlegen sey. Wie mir zu Muthe gewesen, da ich einen, oder, wo mir recht ist, zwey Canonen-Schüsse aus der Stadt, und dann in allen umliegenden Dörffern, die Sturm Glocken läuten hörete, lasse ich ihnen, meine Herrn, selbst erwegen, denn dieses war das gewöhnliche Zeichen, daß ein Deserteur aus der Vestung entsprungen, und daß jede Dorffschafft obligirt sey, denselben zu verfolgen. Früh Morgens gegen Aufgang der Sonnen, da ich mich auf einer weiten Ebene befand, und mir unmöglich fiel, ohngeruhet weiter zu lauffen, zwängete sich mein ermüdeter Cörper in einen aufgesprungenen hohlen Weyden Baum, der da weit von allen Strassen, nebst unzähligen andern, auf einer Viehtrifft stund. Etwa eine Stunde hernach, da ich schon in stando ein wenig geschlummert hatte, passirte der Vieh-Hirte vor mir vorbey, war aber, wie ich glaube, mit Blindheit geschlagen, weil er mich so wenig sahe als sein Knabe, der ebenfalls sehr öffters bey meinem Schlaff-Gemache vorbey[218] lieff. Jedoch so bald er nur etwa hundert Schritt von mir, sich nebst seinem Knaben in die Sonne gelegt, fieng ich von neuen an zu schlummern, wurde aber nochmahls durch das Getöse etlicher Reuter gestöhret, welche, wie ich durch ein Spalt-Loch sehen konte, sich dem Hirten näherten, und fragten: ob er keinen Deserteur, in solcher Kleidung, wie sie ihm die meinige beschrieben, vorbey lauffen sehen. Er konte freylich wohl mit guten Gewissen Nein sagen, berichtete auch auf ferneres Befragen, daß nur noch eine gute Stunde Wegs biß zur Gräntze sey, weßwegen die Reuter ihre Pferde desto schärffer ansporneten, und zwischen den Bäumen, nicht 12. Schritt vor meinem Behältnisse, hinritten. Mein Hertze klopffte inzwischen so lange, biß ich dieselben aus dem Gehöre und Gesichte verlohr, endlich aber verlohr sich auch zugleich die allergröste Angst, in darauf folgenden mehr als 6. stündigen Schlaffe. Nachdem ich aufgewacht war, fieng mich der Hunger ziemlich zu plagen an, jedoch der Magen muste vor dieses mahl durchaus Raison annehmen, weil ich nicht vor rathsam hielt, diesen sichern Ort zu verlassen, ohngeacht derselbe vor menschlichen Augen sehr unsicher zu seyn schien. Der Hirte, welcher binnen der Zeit weit im Felde gewesen, kam endlich gegen Abend wiederum zurück, und setzte sich etwa 20. Schritt von meinem Baume nieder, bald darauf kam auch sein Knabe, der vermuthlich Tags über im Dorffe gewesen war, setzte sich neben ihn, und fragte unter andern: ob die Reuter wieder zurück gekommen wären, die dem entlauffenen Lands-Knechte nachgesetzt hätten. Der Alte bejahete solches, meldete darbey, daß er abermahls[219] mit ihnen gesprochen, und erfahren, wie sie heute einen vergeblichen Ritt gethan hätten. Es ist Schade Vater, sagte hierzu der Knabe, daß wir den Schelm nicht haben ansagen können, denn sonst hätten wir gewiß einen Thaler Geld dabey verdienet, oder wohl gar zwey. Ach Töffel! versetzte der Alte, behüte uns GOtt vor solchen Blut-Gelde, es kan vielleicht wohl ein gut ehrlich Mutter-Kind gewesen seyn, wer weiß, wie sie ihn gecreutziget haben, ich wolte lieber einen Pfenning oder wohl gar nichts nehmen, und einen solchen armen Kerl 10. Meilen fort bringen, als vor 10. Thlr. Geld ihn den Soldaten verrathen, denn diese machen nicht viel Federlesens, sondern lassen auch die besten Kerls an den Galgen hencken. O du redliches Blut! gedachte ich in meinen Hertzen, GOtt wird dir deine christliche Liebe, wo nicht zeitlich, doch dort ewig zu vergelten wissen. Jedoch ich hielt mich noch beständig in aller Stille, biß endlich, nach verschiedenen andern Gesprächen, der Knabe weit ins Feld lieff, um das zerstreute Vieh zusammen zu treiben. Da nun bald hernach der Hirte etwas näher an meinen Baum kam, rieff ich ihn an, klagte seiner Treuhertzigkeit meine Noth, überreichte ihm einen Ducaten, und bat, mir davor, so bald es möglich, nur einen Trunck Bier, nebst einem Stücke Brod zu verschaffen. Er zeigte grosses Mittleyden bey meinem Elende, überreichte mir indessen ein Stück Brod nebst einem Käse, und versprach, binnen zwey Stunden mit besserer Speise und Geträncke bey mir zu erscheinen, wolte aber durchaus kein Gold, sondern sagte: ich möchte ihn nur etliche Groschen Silber-Geld geben, um die Speisen davor zu kauffen, weil er in seinem gantzen[220] Leben voritzo nicht mehr als 10. Pfennige baares Geld aufzubringen wüste. Demnach überreichte ich ihm eine gantze Hand voll Silber-Geld, wovon er aber nicht mehr als etliche Groschen auslase, und das übrige durchaus nicht an nehmen wolte, sondern mit starcken Kopffschütteln davon gieng, nachdem er versprochen, binnen einer Stunde wieder bey mir zu seyn. Er hielt sein Wort redlich, kam mit der Abend-Demmerung zurück, brachte einen halben Schincken, ein starck Stücke Wurst, ein halbes Brod, eine Flasche Bier, wie auch Butter und Käse in seinem Rantzen getragen, ließ mich nach Belieben davon speisen, er aber setzte sich etliche Schritt von mir hinweg, und erzehlete binnen der Zeit, seiner Einfalt nach, verschiedene kluge Streiche, die von einem Manne, der täglich mit niemanden, als unvernünfftigen Vieh umgieng, nicht leicht zu vermuthen waren. So bald die Nacht herein brach, führete er mich glücklich über die Gräntzen meines verhaßten Vaterlandes, ruhete hernach über 3. Stunden, in einem dicken Gepüsche, an meiner Seite, und zeigete mir hernach die richtige Strasse, worauf ich ohnfehlbar binnen 3. oder 4. Stunden eine kleine Stadt erreichen würde, in welcher nicht die geringste Gefahr vor mich zu befürchten, hergegen alle Sicherheit anzutreffen sey. Ich fragte, was er vor seine Bemühung haben wolte, und der gute Mann forderte nicht mehr als 2. Groschen, welches mich dermassen afficirte, daß ich ihm 2. spec. Ducaten gab, die er vermuthlich nicht angenommen, wenn die Dunckelheit ihn nicht verhindert hätte, Gold- und Silber-Geld zu unterscheiden.[221]

Nunmehro setzte ich meine Reise in gröster Geschwindigkeit nach bezeichneter Stadt fort, und erreichte dieselbe noch vor anbrechenden Tage. Mein gantzes Vermögen belieff sich auf 43. spec. Ducaten, und etwa 12. biß 15. Thl. Silber-Geld, derowegen konte noch wohl das Hertz haben, mich in einen reputirlichen Gasthoff einzulogiren, allwo ich ebenfalls sehr gutthätige Leute antraff, mich mit reinlicher neuer Kleidung und Wäsche versorgte, nach Mühlhausen zu einem weitläufftigen Befreundten reisete, und von daraus, an meinen ungewissenhafften Vormund schrieb, um zu vernehmen, ob er mir noch etwas von meinem Erbtheile heraus geben wolte oder nicht. Allein ich hatte die gröste Ursache, das daran gewendete Post-Geld zu bedauren, denn die Antwort fiel accurat also, wie ich mir dieselbe eingebildet hatte, nehmlich, ich solte erstlich kommen, mich mit ihm berechnen, seinem Sohne, die, meuchelmörderischer weise abgehauene Hand, bezahlen, und so dann den Galgen, wegen meiner Desertion an statt des Rests zu fordern haben. Derjenige Brief, welchen ich ihn hierauf geschrieben, wird schwerlich einem andern lebendigen Menschen, als uns beyden, vors Gesichte gekommen seyn, mich aber gereuet es fast, daß das Concept nachhero von mir verbrandt worden.

Diesemnach hieß es nun mit mir: Omnia mea mecum porto, wiewohl ich dieserwegen den Muth gantz und gar nicht sincken ließ, sondern mein niedergedrucktes Glücke, auf einer andern Universität wiederum aufzurichten verhoffte; Allein die Herrn Soldaten verrückten mein Concept zum andern mahle, und forcirten mich bey damahliger starcken [222] Recreutirung, mit Gewalt Dienste zu nehmen, doch war diese Art gegen die vorige Englisch zu nennen, denn ich konte und durffte bey ihnen doch dasjenige, wovon ich Profession machte, unter einer reputirlichen Charge practiciren, bekam auch von einem recht liebreichen Officier hinlänglichen Sold, und machte mir also nicht das geringste Bedencken, hinkünfftig ein oder etliche Campagnen mit zu wagen.

Inmittelst waren nunmehro 7. Monath verstrichen, seit dem ich von meiner allerliebsten Eleonore Abschied genommen, und ihr binnen der Zeit mehr als 8. Briefe geschrieben, jedoch nicht die geringste Antworts-Zeile erhalten hatte. Ich habe von meiner allerliebsten Eleonore geredet, nehmlich von derjenigen Eleonore, welche mir mit unverlangten grausamen Eyd-Schwüren versprochen: ehe 1000. mahl zu sterben, als sich, Zeit meines Lebens, an eines andern Seite zu legen, ja man solte sie eher in Stücken zerreissen, als mit einer anderen Manns-Person ins Braut-Bette bringen. Uber dieses hatte sie jederzeit eine dermassen strenge Tugend gegen mich bezeuget, daß meine Caressen bey ihr niemahls einen höhern Grad erreichen dürffen, als ihre Hand und Mund zu küssen. Allein nunmehro berichtete mich ein guter Freund: daß dieselbe noch kein eintziges mahl gestorben, vielweniger, seines Wissens, ein eintziges Stück von ihrem Leibe abreissen lassen, und dennoch bereits vor 3. Monathen, ohne allen Zwang, einen Licentiaten geheyrathet hätte.[223]

Eben da dieser Brief bey mir einlieff, war ich im Begriff, eine Comœdie, von dem philosophischen Harleqvin Diogene, und zwar diejenige Passage zu lesen, da man ihm berichtet: wie sein Knecht Manes darvon gelauffen sey. Worauf er zur Antwort gegeben: Kan Manes ohne Diogene, so kan auch wohl Diogenes ohne ihn leben. Derowegen applicirte ich dieselbe Passage auf mich und meine ungetreue Liebste, imitirte also diesen klugen Narren zu meiner ungemeinen Gemüths Befriedigung. Weil ich mich aber erinnerte: ihr, nebst einer Englischen Uhr, noch andere pretieuse Sachen, die am Werth mehr als 150. Thlr. betrugen, auf die Treue gegeben zu haben; so konte doch nicht unterlassen, einen stacheligen Gratulations-Brief an dieselbe zu schreiben, und meine Sachen wieder zurück zu verlangen, mit der Bedrohung, daß ich auf den Verweigerungs-Fall, andere, ihr vielleicht nicht sonderlich renommirliche Messures nehmen würde. Mein Special-Freund hatte diesen Brief der Dame zu eigenen Händen geliefert, und durch mündliches Zureden so viel ausgewürckt, daß sie mir endlich meine Uhr nebst 100. Thlr. baaren Gelde remittirte. Ihren mit allerhand kahlen Entschuldigungen und läppischen Fratzen angefülleten Brief, habe kaum des Lesens gewürdiget, hergegen kam mir das überschickte desto besser à propôs. Denn ich konte damit meine Equippage, gegen bevorstehende Campagne, nicht allein in desto bessern Stand setzen, sondern auch in gegenwärtigen Winter-Quartiere, eine solche Figur machen: daß sonderlich das Frauenzimmer besondern Estim vor meine Person zeigte.[224]

Weil nun die Liebe durchaus, an Eleonoren, Revange zu nehmen, verlangte, um selbiger ungetreuen Person zu zeigen, daß ihr Verlust sehr leicht und zwar weit vortheilhaffter zu ersetzen sey; ließ ich mir durch die Reitzungen einer artigen Rosine, abermahls das Hertze rauben, und weil dieselbe von guten Geschlechte, ziemlichen Vermögens, darbey auch recht artiger Bildung, und sonderlich eines aufgeweckten und klugen Geistes war, schlossen wir, mit Genehmhaltung ihrer Eltern, ein festes Liebes-Verbindniß, worbey mir jedoch erlaubet wurde, vor Vollziehung desselben ein oder etliche Campagnen unter der Soldatesque zu thun, indem mein Schatz nur erstlich 17. Jahr alt, also wohl noch einige Jahr warten konte. Nach glücklicher Zurückkunfft, solte mir von meines Schwieger-Vaters Bruder, der keine Erben hatte, die Stadt-Apotheke zugeschlagen werden, damit ich, nach Belieben, alle drey Species der Medicin, nehmlich Medicinam selbst, anbey auch Chirurgiam und Pharmacopœam practiciren könte.

Solchergestallt gieng ich im darauff folgenden Früh-Jahre, mit vergnügen zu Felde, in Meynung folgenden Winter, oder doch aufs längste binnen zwey oder drey Jahren wieder bey meiner Braut zu seyn. Allein es wurden vollkommene 5. Jahr daraus, binnen welcher Zeit ich zwar etliche Briefe an dieselbe und ihre Eltern schrieb, auch auf alle die angenehmsten Antworten erhielt; jedoch da vor gäntzlicher Beylegung des Kriegs, keine Hoffnung zum Abschiede vorhanden, musten wir uns auf allen Seiten mit Gedult schmieren. Nun solte Ihnen, meine[225] Herren, sagte hierbey Mons. Kramer, auch eine ausführliche Beschreibung von meinen zugestossenen Kriegs-Begebenheiten machen, allein ich fürchte, es möchte selbige auf einmahl, wegen der Langweiligkeit verdrüßlich fallen, derowegen will dergleichen, biß auf eine andere Zeit versparen, und voritzo nur melden: daß, nach glücklich abgelegten Rück-March, kaum mein Stand-Quartier bezogen hatte, da ich sogleich um Uhrlaub bat, und die Reise zu meiner Liebsten antrat. Aber, aber! indem ich dieselbe unverhofft zu überfallen, und desto mehr Freude zu verursachen gedachte, traff ich im Hause alles consternirt, betrübt und gegen mich kaltsinnig an. Meine Braut solte vor wenig Wochen zu einer ihrer Muhmen gereiset seyn, welche selbige nicht so bald wieder hätte von sich lassen wollen; Ich machte mir allerhand Gedancken bey solchen verwirreten und kaltsinnigen Wesen, jedoch was will ich itzo viele Umschweiffe machen? die saubere Rosine hatte bey ihrer grossen Klugheit ins Nest hofieret, deutlich aber zu sagen: ein Jungfer-Kindgen bekommen, und zwar von einem solchen Spaas-Galane, der sie Standes wegen nicht heyrathen durffte oder wolte.

Ihre Eltern liessen mir dieses Malheur, durch den dritten Mann, in einem Säfftgen beybringen welcher hoch und theuer versicherte: daß diese Sache gantz und gar noch nicht kundbar wäre, sondern gantz artig vermäntelt werden könte, wenn ich vor 1000. Thlr. besondere Discretion, mich ins Mittel schlagen, Vater des Kindes heissen, u. die Geschwächte heyrathen wolte. Allein hierzu war der gantze[226] Kerl, über alle massen delicat, und ohngeacht die schwangere Jungfer vor gantz ausserordentlich schön ausgeschryen, auch mir eine noch stärckere Discretion angebothen wurde, so blieb ich dennoch bey meinem Eigensinne, verlangte nicht mehr als 300. Thlr. vor meine ehemahls gegebenen Geschencke und Reise-Kosten, versprach auch davor alle honette Verschwiegenheit zu halten, und reisete, nachdem ich solch gefordertes Geld, ohne die geringste Weigerung, gegen einen ausgestelleten Revers erhalten, fast noch vergnügter zu rück, als ich daselbst angelanget war. Zwar kan ich nicht läugnen, daß mir das wohlgebildete Gesichte und artige Conduite meiner gewesenen Liebste, dergestallt vor Augen und in Gedancken schwebete, daß ich nachhero lange Zeit nicht ohne besondere Betrübniß an ihr Malheur gedencken konte, jedoch wenn ich im Gegentheil bedachte: daß dergleichen Aufführung eines verlobten Frauenzimmers, eine verzweiffelte Leichtsinnigkeit und liederliche Lebens-Art anzeigte, begunte nach und nach die Empfindlichkeit zu verschwinden.

Nachdem hierauff etliche Monate verstrichen waren, erhielt ich endlich den inständig gesuchten Abschied, und war nunmehro gesonnen, ein Oerthgen auszusuchen wo ich mein Leben in guter Bequemlichkeit hinbringen könte, weil sich das Vermögen an baaren Gelde und andern Mobilien, doch auf 800. Thlr. belieff. Mein mißgönstiges Verhängniß aber hatte das Wieder-Spiel beschlossen, denn ich ließ mich von einem gewissen Cavalier, der eine hohe Charge an einem, der vornehmsten Höfe in Deutschland bekleidete, in Dienste zu treten, bereden.[227] Selbiger war in der That ein ungemein wohl conduisirter Herr gegen seine Bedienten, absonderlich konte ich mit Recht, vor andern, mich gantz sonderbarer Gnade von ihm flattiren, denn er tractirte mich jederzeit mit solcher Gefälligkeit, die den Character, unter welchen ich mich bey ihm engagirt hatte, sehr weit überstieg. Binnen etlichen Jahren, hätte ich durch seine Unterstützung, mein Glück zum öfftern durch Heyrathen und mittelmäßige Aemter gar wohl machen können, allein er inspirirte mir selbsten immerfort die Hoffnung, auf etwas noch besseres. Aber, aber! da ich solchergestallt dem Glücke am allerbesten im Schoosse zu sitzen vermeynte, wurde mein Herr des Nachts plötzlich von etlichen Officiers und Soldaten überfallen, in einen verdeckten Wagen gesetzt, und nach einem festen Schlosse in Arrest gebracht. Meine Person muste unvermutheter Weise par Compagnie auch mit, wurde gleichfalls in das wohl verwahrte Zimmer eines Thurms gesetzt, und zwar ein Stockwerck höher als mein Herr, mit dem ich in folgender Zeit kein Wort zu sprechen Gelegenheit nehmen durffte. Ich habe niemahls erfahren können, was ihm eigentlich und hauptsächlich vor ein Verbrechen schuld gegeben worden, aus denenjenigen Articuln aber, worüber man mich vernahm, konte ich leichtlich schliessen, daß es Sachen von grosser Wichtigkeit seyn müsten. Nachdem ich nun ein halbes Jahr weniger 4. Tage gefangen gesessen, unschuldig befunden, und endlich frey gelassen worden, also nichts mehr abzuwarten hatte, als die Auslieferung meiner Gelder und Sachen, welche unter meines Herrn Meublen[228] mit hinweg geschafft waren, die Zeit aber mir deßfalls verzweiffelt lang ge macht wurde, steckte mir eines Tages ein Soldat einen kleinen Brieff in die Hand, den ich nach Eröffnung also gesetzt fand:


Mein liebster Kramer!


Nehmet euch meiner in dieser Noth an, und zweiffelt im geringsten nicht an meiner raisonablen Erkänntlichkeit, denn ihr wisset ja selbst, daß ich ausserhalb Landes, an sichern Orten solche Capitalia zu heben habe, wovor ich und ihr Zeit Lebens gnugsamen Unterhalt finden können. Es wird euch weiter keine Mühe machen, als mir an denjenigen Faden, den ich folgende Nacht um 1 Uhr aus meinem Fenster hinab lassen werde, eine lange doch NB. feste Leine anzuknüpffen: vermittelst welcher ich mich hinunter auf die Strasse zu kommen getraue, kauffet oder bestellet indessen ein paar flüchtige Pferde, und lasset dieselben Nachts zwischen den 11. und 12ten huj. vor der Stadt hinter den Gärten ohnweit der K. – – – Strasse warten. Lasset euch die wenigen Sachen, welche ihr etwa zurück lassen müsset, nicht abhalten, mir die allerstärckste Probe, der jederzeit verspürten Liebe und Treue zu zeigen, ja würcklich zu leisten. So bald ich nur den – – – Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr noch Noth. Erweiset euch als einen Mañ, und wisset, daß ihr solchergestallt das Leben erhaltet


eurem Freunde. – – –
[229]

Allem Ansehen nach, war dieser Brief, vielleicht in Ermangelung der Dinte, mit Blut, und zwar durch eine ungewöhnliche Feder geschrieben, welches den Affect des Mitleydens und der Erbarmung dergestallt in meiner Seelen erregte, daß ich ohne alles fernere überlegen den Schluß fassete: demjenigen meine Hülffe nicht zu versagen, welcher sich seithero so ungemein auffrichtig gegen mich bezeigt hatte.

Von Stund an machte ich also die klügsten Anstallten hierzu, und weil mein Geld-Beutel nicht zureichen wolte, fassete ich das Hertze, von einem Manne, der meines Herrn und mein eigener heimlicher guter Freund war, noch 30. Thlr. auffzunehmen, gab also einem Reit-Knechte meines Herrn, der sich seit etlichen Tagen bey mir gemeldet hatte, und sonsten ein sehr getreuer Mensch war, 60. Thlr. zu Erkauffung drey tüchtiger Kläpper, mit völliger Instruction, wie er sich damit verhalten solle, mittlerweile besorgte ich alles übrige selbsten aufs beste, und nachdem mir der Kerl von seiner guten Verrichtung, am bestimmten Abende, behörigen Rapport abgestattet, auch weitere accuratesse zu beobachten versprochen, legte ich die letzte Hand an das Werck, brachte auch meinen Herrn glücklich zur Stadt hinaus, und zu Pferde. Aber! aber! da wir uns in der sehr dunckeln Nacht verirreten, er schien zu unsern allergrösten Schrecken, hinter uns ein Troupp Reuter mit vielen Fackeln, der Reit-Knecht und ich, setzten über einen Graben, mein Herr aber, der doch das allerbeste Pferd ritte, mochte wohl das Tempo nicht recht in acht genommen haben, stürtzte[230] also hinein und wurde gefangen, des Reit-Knechts Pferd unter seinem Leibe erschossen, ich aber entkam en faveur der dunckeln Nacht glücklich, ohngeacht mir 3. oder 4. Kugeln nahe an den Ohren vorbey sauseten. Das arme Pferd muste so lange lauffen, biß es endlich folgenden Vormittags in einem dicken Walde unter mir nieder sanck, weßwegen ich abstieg, Graß ausrauffte und ihm selbiges zu fressen gab, auch in meinem Hute Wasser vorhielt, wodurch es sich binnen etlichen Stunden wiederum erholte, so daß ich, nachdem mein hefftiger Hunger mit etwas Brod und Erdbeeren gestillet war, die fernere Reise antreten und Abends ein Dorff erreichen konte, allwo die Leute meine Sprache nicht einmahl recht verstunden. Bey allen meinem Unglücke schätzte ich es dennoch vor das allergröste Glücke, daß mich nach eingezogener gewisser Kundschafft, auf solchem Grunde und Boden befand, da meine Verfolger sich nicht hinwagen durfften, derowegen begab mich in das nächst gelegenste Städlein, allwo nicht allein die Posten durch passireten, sondern auch gute deutsche Leute anzutreffen waren. Von dar aus, überschrieb ich unsere unglückliche Avanture, an meines Herrn Gemahlin und leiblichen Bruder, und bat dieselben, mich wegen meiner treu geleisteten Dienste, und starcken Verlusts mit etwas Gelde zu secundiren, indem ich in Wahrheit nach verkauffung meines Pferdes, nicht mehr als etwa noch 35. Thlr. baar Geld, nebst sehr schlechten Kleidungs-Stücken besaß. Jedoch ich bekam von der geitzigen Gemahlin nicht mehr als 100. spec. Ducaten überschickt, nebst dem Versprechen, daß so bald ihr Herr[231] seine Freyheit erhalten hätte, welches vielleicht in wenig Wochen geschehen könte, indem seine Affairen nicht so gefährlich stünden als man wohl vermeynete, mir mein Verlust gedoppelt ersetzt werden solte. Allem ich konte nach der Zeit keinen Heller mehr erhalten, ohngeacht ich binnen 3. Jahren mehr als 50. Briefe an diese Dame abschickte. Vorerwehnten guten Freunde übermachte ich die von ihm geborgten 30. Thlr. redlich wieder, erhielt von demselben eine sehr verbindliche Dancksagungs-Schrifft, nebst der Nachricht: daß von meinem Herrn sehr klägliche Gespräche rouimen, denn selbiger wäre auf ein anderes Schloß in weit strengere Verwahrung gebracht, welches gar keine gute Anzeigung sey, ich aber hätte zu meinem grösten Glücke das beste Theil erwehlet, und möchte mich ja hüten, den vor mich gefährlichen Boden wiederum zu betreten.

Wenige Wochen hernach hat mich geträumet: daß meinem guten Herrn der Kopff abgeschlagen sey, ob es würcklich also geschehen, kan ich nicht sagen, jedoch es gieng mir auch dieses geträumte Trauer-Spectacul dermassen nahe, daß ich um selbige Gegend, zumahl da ich weder von meinem guten Freunde, noch von meines Herrn Anverwandten einige Antwort erhalten konte, nicht länger zu bleiben wuste, sondern die Reise nach einer berühmten Hansee-Stadt antrat. Daselbst sahe ich mich, wegen ziemlich zerschmoltzenen Geldes genöthiget, Condition bey einem sehr berühmten Chirurgo zu acceptiren, der aber nunmehro auch sehr alt und stumpf zu werden begunte, dahero sich in allen Stücken auf mich[232] verließ, und da er binnen anderthalb Jahren meiner Dienstfertigkeit und Treue wegen, sattsame Proben erhalten, vermachte er mir vor seinem bald darauff folgenden Ende, seine 24. jährige und sehr tugendhaffte Frau, nebst zweyen Kindern, die er mit der ersten Frau gezeuget hatte.

Da nun selbige artige Frau an meiner Person und Wesen nichts auszusetzen hatte, vielmehr nach abgelauffenen Trauer-Jahre den Anfang machte: mir mit allen honetten Liebes-Bezeugungen zu begegnen, hielten wir endlich um Licht-Messe, öffentliches Verlöbniß, und waren gesonnen, selbiges gleich nach den Oster-Ferien, durch Priesterliche Copulation vollziehen zu lassen.

Solchergestallt vermeynete ich nunmehro den Hafen meines zeitlichen Vergnügens, vermittelst einer erwünschten glücklichen Heyrath und wohlbestellten Barbier-Stube, gefunden zu haben, bekümmerte mich auch gantz und gar nichts mehr, um mein, durch verschiedene Unglücks-Fälle eingebüßtes ziemliches Vermögen, sondern hielt davor: ich wäre von dem Verhängnisse mit allen Fleiß forcirt worden: vorhero so viel an mein beständiges Wohlseyn zu spendiren, um solches desto erb- und eigenthümlicher zu erkauffen. Aber, aber! selbiges war noch lange nicht ermüdet mich zu verfolgen, sondern mir nunmehro erstlich den aller empfindlichsten Streich zu spielen, denn meine hertzlich geliebte Witt-Frau bekam 14. Tage vor Ostern einen gefährlichen Anfall vom hitzigen Fieber, und schloß 2. Tage nach Ostern ihre schönen Augen zu.

Ich gestehe nochmahls, daß mir dieser Unglücks-Fall[233] unter allen denen, die mir von Jugend auf begegnet, der Allerschmertzlichste gewesen, und zwar dergestallt, daß recht bittere Thränen aus meinen Augen gepresset wurden. Nichts war vermögend mich zu trösten, am allerwenigsten aber die Barbier-Stube, nebst denen 300. Thlr. baaren Gelde, welche mir meine seel. Liebste im ordentlichen Testamente vermacht hatte. Das Letztere wurde mir gleich nach verlauff der ersten 4. Trauer-Wochen eingehändiget, wegen der Barbier-Stube aber, wolten die Vormünder der Kinder, Advocaten Streiche machen, jedoch nachdem mir dieselbe von der Obrigkeit des Orts adjudicirt worden, war ich so genereus den beyden Kindern die Barbier-Stube gegen Erlegung des halben Werths an 450. Thlr. zu überlassen, weilen mir ohnmöglich schien an diesen, vor mich ebenfalls fatalen Orte zu bleiben, ohngeacht sich viele Freunde die Mühe gaben, meiner feel. Liebsten leibliche Schwester, mit mir zu verkuppeln.

Der gantze deutsche Erdboden kam endlich bey reifflicher Uberlegung, meinem Gemüthe unglücklich und verdrüßlich vor, derowegen brachte alle meine Sachen in Ordnung, reisete erstlich nach Lübeck, und war gleich im Begriff demselben auf ewig Abschied zu geben, hergegen mein Glück in Schweden oder Dänemarck zu suchen; als der Himmel gegenwärtigen Herrn Wolffgang darzwischen führete, dessen Ansinnen mir augenblicklich das gröste Vergnügen erweckte, mein anderweitiges Project verrückte, und mich animirte: seinen redlichen Vorschlägen willige Folge zu leisten. Der Himmel gebe[234] ihm selbst die Belohnung davor, weil ich mich nicht im Stande befinde, meine schuldige Danckbarkeit sattsam auszudrücken. Nunmehro aber kan ich mit bessern Recht sagen, daß ich unter dem Schatten des Allerhöchsten, in den süssen Umarmungen meiner allerliebsten Mariæ Albertinæ, bey der liebreichen Gesellschafft frommer Leute und getreuer Freunde, endlich durch viele Unglücks-Wellen den Haafen eines irrdischen Paradieses gefunden, allwo mein Gemüthe täglich den Vorschmack himmlischer Ergötzlichkeiten findet. Und also hat das, schon in meiner Jugend erwehlte Symbolum:


Tandem bona causa trimphat.


Deutsch:

Ein redlich Hertze wird gedrückt, doch nicht erstickt,

Und endlich auf Verdruß mit Lust-Genuß erquickt.


eine glückseelige Erfüllung nach sich gezogen, und in meinen besten Jahren hergestellet, da ich doch ordentlicher weise kaum die Helffte meiner Tage erreicht habe.

Hiermit schloß Mons. Kramer die Erzehlung seiner curieusen Lebens-Geschicht, die man aus seinem äuserlichen Wesen nicht leicht judiciret hätte, allein er war gewißlich ein gantz besonders artiger Kopff, der seines gleichen wenig hatte, so daß man ihn zuweilen vor einen melancholischen Grillen-Fänger, zuweilen hergegen, vor einen ausserordentlich auffgeweckten Menschen halten muste, jedoch war in seiner Aufführung gantz nichts pedantisches[235] oder haselirendes, sondern er wuste im Umgange, seine Gemüths-Bewe gungen mit einer besondern Klugheit zu temperiren, seinen Gesprächen und Erzehlungen aber zu zuhören, konte man nicht leicht müde werden, denn er hatte die Gabe bey allen Passagen den Affect vollkommen auszudrücken, und mit eingemischten Schertz-Worten und artigen Geberden nicht selten ein Gelächter zu erregen, welches durch sein eigenes sauer sehen gemeiniglich vermehret wurde.

Wir hätten ihm vor dieses mahl, da es ohnedem noch hoch Tag war, wenigstens noch ein paar Stunden mit dem allergrösten Plaisir zugehöret, allein er wolte durchaus nichts mehr erzehlen, sondern bemühete sich mit andern ergötzlichen Veränderungen und Delicatessen, die seine Liebste indessen bereitet hatte, uns aufs herrlichste zu bewirthen, worbey jeden noch manch lustiges Gespräch geführet wurde. Endlich nachdem wir auch seine gantze Oeconomie in Augenschein genommen, und darinnen gantz besonders inventieuse Sachen angemerckt hatten, bestimmten wir ihn auf Morgen, in Jacobs-Raum zu erscheinen, um zu versuchen, ob wir, den, sonst sehr eigensinnig scheinenden Mons. Plager dahin bewegen könten: uns gleicher Gestallt seine Lebens-Geschicht zu erzehlen. Nachdem nun Mons. Kramer, sich daselbst einzustellen versprochen, nahmen wir Abschied und reiseten mit einbrechenden Abend ein jeder an seinen Ort.

Herr Mag. Schmeltzer, der diese Spatzier-Farth, wegen anderer wichtigerer Verrichtungen nicht mit antreten wollen, empfieng uns nebst seiner[236] Liebste, die, dem ohngeacht die Alberts-Burgische-Oeconomie noch beständig fortführete, unten am Berge bey der Kirche, oben aber fanden wir einen zubereiteten Caffee-Tranck, worzu wir eine Pfeiffe Toback ansteckten, ich aber muste Herrn Mag. Schmeltzern einen concisen Bericht von dem Kramerischen Lebens-Lauffe abstatte, worüber wir zum Ruhme dieses werthen Freundes unsere Penseen ausschütteten, und uns hernach zur Ruhe legten. Selbige Nacht aber passirte mir ein poßierlicher Streich: denn früh Morgens da kaum der Himmel zu grauen begunte, erweckte mich eine Stimme mit diesen Worten aus dem Schlaffe: Eberhard mein Sohn! weil nun selbige mit des Altvaters Stimme eine genaue Gleichheit hatte, sprung ich augenblicklich aus dem Bette, warff meinen Nacht-Rock über, gieng durch die offen stehende Thür in des Altvaters Cammer, tratt vor sein Bette und fragte: liebster Pappa was ist zu euern Diensten? Allein der Allvater lag in seinem natürlichen süssen schlaffe, weßwegen ich mir die gäntzliche Einbildung machte, daß ich geträumet hätte, und mich wiederum zu Bette legte, auch gar bald wiedrum einschlieff. Jedoch bald hernach rieff es abermahls: Eberhard mein Sohn! Derowegen lieff ich zum an dern mahle vor des Alt-Vaters Bette, und that vorige Frage, da derselbe aber sehr stille lag und nicht das geringste Schnauben von sich hören ließ, ergriff ich ihn bey der Hand und drückte selbige so lange, biß er sich aus seinem süssen schlaffe ermunterte, und mich fragte: was mein Begehren sey? lieber Pappa! gab ich zur Antwort, ich zittere vor Bangigkeit,[237] weil ich vermuthe daß euch ein übler Zufall im Schlaffe begegnet sey, denn ihr habt mich nun zweymahl geruffen! Eberhard mein Sohn! die zu euren Füssen liegenden Knaben aber, schlaffen wie die Ratzen. Nein! mein Kind, versetzte der Altvater, ich habe euch mit meinem wissen nicht geruffen, sondern sehr vergnügt und wohl geruhet, es muß euch geträumet haben, gehet in GOttes Nahmen wiedrum zu Bette, denn die Sonne wird in drey Stunden noch nicht auf unsere Insul scheinen. Ich gehorsamete, jedoch etwa eine Stunde hernach, erweckte mich eben dieselbe Stimme zum dritten mahle. Ich stund wieder auf, gieng vor des Altvaters Bette fand denselben im süssen Schlummer liegen, trat derowegen an das Fenster, öffnete selbiges und sagte mit ängstlicher Stimme: Mein GOTT! bin ich denn heute gantz und gar bethört, es ist ja unmöglich daß ich dreymahl hinter einander also geträumet habe. Hierüber konte endlich der Altvater sein heimliches Lachen nicht länger verbergen, sondern sagte: Mein Sohn! macht euch keine kümmerenden Gedancken, ich bin wahrhafftig unschuldig, aber legt euch noch einmahl stille hin und wachet, so werdet ihr erfahren wer der Stöhrer eurer Ruhe sey. Ich wuste mich auf keinerley Weise aus dem Handel zu finden, gehorsamete aber seinem Befehle, legte mich in aller Stille nieder, und blieb munter.

Ehe ich mich nun dessen versahe, ließ sich oberwehnte Stimme mit eben denselben Worten zum vierdten mahle hören, und also kam es endlich heraus, daß mein schöner Vogel, den ich vor einigen Wochen in des Altvaters Cammer-Fenster gehängt[238] hatte, diese Worte, mit welchen mich der Altvater gemeiniglich zu ruffen pflegte, auffgefangen, und auswendig gelernet hätte. Kein Fürstenthum oder Königreich wäre nunmehro capable gewesen, bey mir ein Æquivalent, gegen diesen vortrefflichen Vogel abzugeben, ja ich war dermassen vergnügt über diese Curiositee, daß nicht viel fehlete, ich hätte deßwegen an alle Insulaner ausserordentliche Notifications-Schreiben abgesendet. Der Altvater selbst hatte eine solche Freude über meine Freude, daß er von nun an, niemanden als sich selbst, die Sorge vor diesen unvergleichlichen Vogel anvertrauen wolte.

Ich will diejenige Lust, welche mir der poßirliche Vogel nachhero gemacht, biß zu gehörigen Platze versparen, voritzo aber berichten: daß wir folgendes Tages Mons. Plagern in seiner Werckstadt plötzlich überfielen, ihm vor dißmahl Feyerabend zu machen, und uns aufs beste zu bewirthen gebothen, auch alle Anstallten selbst besorgen halffen, biß sich endlich Mons. Kramer ebenfalls noch zu rechter Zeit bey der Tafel einstellete. Nach eingenommener Mahlzeit, da sich unser guter Wirth sehr vergnügt und gefällig bezeigte, ließ der Altvater nicht ab, denselben so lange mit freundlichen Bitt-Worten zu unterhalten, biß er sich endlich beqvemete in unser aller Verlangen zu willigen. Und also setzten wir uns zusammen, und höreten mit auffmercksamen Ohren auf

Quelle:
Johann Gottfried Schnabel: Wunderliche Fata einiger Seefahrer absonderlich Alberti Julii, [...], Vier Theile, Teil 2, Nordhausen 1732, S. 176-239.
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