9. Scene.

[48] TROILA.

Nimm Deine Tochter hin!

MAUREGATO.

Täuscht mich mein trunk'ner Sinn?

ESTRELLA welche Mauregato in die Arme geflogen.

Ich lieg' an Deiner Brust,

O welche Seligkeit!

Mein Herz erbebt vor Lust,

Von Noth und Angst befreit.

MAUREGATO.

Es ist die höchste Lust,

Die mir das Leben beut,

Mein Kind an meiner Brust,

Mein Freund, der mir verzeiht.

TROILA.

Es ist die höchste Lust,

Die uns das Leben beut,

Wenn man an Feindesbrust,

Sich liebevoll verzeiht.


Fanfaren und kriegerischer Marsch hinter der Scene.


MAUREGATO.

Recitativ.


Was hör' ich? Welche Klänge?

TROILA.

Eine Dir getreue Schaar kehrt siegreich aus dem Kampf zurück.

Hieher lenkt sich der Zug![48]

ESTRELLA.

Alfonso kehrt zurück! O Gott, ich danke Dir!

Die mit Alfonso ausgezogenen Krieger und Jäger kehren siegreich zurück und tragen ihren Führer triumphirend auf den Schildern. Durch die Klänge des Marsches herbeigelockt erscheinen Landleute Edwiga unter ihnen und die Flüchtlinge aus Leon von der Thalseite her, so daß nach und nach die Bühne sich füllt.

10. Scene.


CHOR DER KRIEGER UND JÄGER WÄHREND DES MARSCHES.

Die Schwerter hoch geschwungen,

Der Sieg, er ist errungen,

Die Feinde sind bezwungen

Und unser ist das Feld.

Und der die Schlacht geschlagen,

Mit jugendlichem Wagen

Wir bringen ihn getragen,

Es lebe unser Held.

Der Held muß sich erproben

In Kampfes wildem Toben,

Von Muth und Kraft gehoben

Erobert er die Welt.

Doch nach des Kampfes Mühen

Ihm Ruhm und Ehr' erblühen,

Der Jungfrau Wangen glühen

Auf die sein Auge fällt.


Am Schlusse des Marsches senken die Krieger die Schilder, Alfonso steigt herab, beugt sein Knie vor Mauregato, ihm sein Schwert darbietend.


ALFONSO.

Recitativ.


O König, dieses Siegerschwert leg' ich in Deine Hände.[49]

MAUREGATO.

Nicht ich! Hier


Auf Troila zeigend.


steht Dein König!

ESTRELLA UND CHOR.

Du, König?

TROILA.

Ja, ich bin König Troila!

ALFONSO.

Mein Vater – König?

MAUREGATO.

Sein Sohn?

ESTRELLA.

Er ist's, der mich gerettet!

MAUREGATO.

Wie wunderbar! Er trägt die Kette Eurich's,

Die Vorsicht waltet hier; laßt mich den Spruch erfüllen:

Empfange junger Held

Mein schönstes Eigenthum,

Es sei des Siegers Lohn!


Führt ihm Estrella in die Arme.


TROILA.

Und ich verleihe Dir der Väter heil'gen Thron,

Sei Deiner Ahnen werth, Alfonso von Leon!

CHOR.

Heil, Alfonso von Leon!

ALFONSO.

Wie hoch bin ich erhoben!

Es blendet mich der Schein.

[50]

Voll Dank blick' ich nach Oben,

Die Theure ist nun mein.

ESTRELLA.

Voll Dank blick' ich nach Oben,

Der Theure ist nun mein.


TROILA. ALFONSO UND ESTRELLA.

Die Huld des Herrn zu loben,

Stimmt Alle freudig ein.

MAUREGATO UND CHOR.

Nach wilden Sturmestoben,

Folgt milder Sonnenschein.

ALFONSO UND ESTRELLA.

Liebe hat den Friedensbogen

Ueber diese Welt gezogen,

Aller Schmerz ist aufgewogen,

Wenn ihr Hauch den Busen hebt.

CHOR DER KRIEGER.

Heil dem jungen Paare, Heil!

TROILA zu den Jägern und Landleuten.

Gern entsage ich dem Throne,

Gebe freudig ihn dem Sohne,

Bleibe Eurer Treu' zum Lohne

Hier in diesem Thal zurück.

CHOR DER LANDLEUTE UND JÄGER.

Heil unser'm Vater! Heil![51]

ALLGEMEINER CHOR.

Liebe hat den Friedensbogen

Ueber diese Welt gezogen,

Aller Schmerz ist aufgewogen,

Wenn ihr Hauch den Busen hebt.

ALFONSO UND ESTRELLA.

Himmel, sieh' ein selig Paar,

Bringe heißen Dank Dir dar.

MAUREGATO UND TROILA.

Himmel, sieh' ein Freundespaar,

Neu vereint für immerdar.

CHOR.

Heil sei Dir, Du junges Paar!

Sei gesegnet immerdar!

Der Vorhang fällt.

Ende der Oper.
[52]

Quelle:
Franz Schubert: Alfonso und Estrella. Wien 1881, S. 48-53.
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