IV. Von Amerika.

[124] 37. Wie groß ist Amerika, oder die neue Welt?


Antw. Amerika, Einer von den vier Theilen der Welt, ist fast so groß, als die übrigen 3 Welttheile zusamen. Man nennet es die neue Welt, weil es allererst Christophorus Columbus im Jahre 1492 entdeckte; da aber Amerikus Vesputius hernach noch Mehreres davon entdecket hat, so heißt man es noch dessen Namen Amerika. Es wird auch West-Indien genannt, zum Unterschiede des zu Asia gehörigen Ost-Indien.


38. Wie wird Amerika eingetheilet?


Antw. Amerika begreift alles feste Land der halben Erdkugel, die uns entgegen steht; und wird in drey Stück getheilet, nämlich in Nord- und Süd-Amerika, und in die amerikanischen Inseln. Das erste davon begreift 4 große Länder, nämlich: Alt-Mexiko oder Neu-Spanien, Neu-Mexiko, Florida, und Kanada oder Neu-Frankreich. Das zweyte besteht aus 7 großen Ländern, welche sind Terra Firma, Peru, das Land der Amazonen, Brasilien, Chili, Paraguay, und Terra Magellanica.


[124] 39. Wie werden die amerikanischen Einwohner eingetheilet?


Antw. Sie werden eingetheilet: I. in Europäer, 2. in Mestziten, oder solche Leute, die von indianischen Weibern und europäischen Männern erzeugt; 3. in Negern oder Schwarze, die aus Afrika erkaufet, nach Amerika geführet, und in den dortigen Bergwerken gebraucht werden: denn die Spanier trauen den Amerikanern in den Bergwerken nicht; 4. in wilde Indianer.


40. Was besitzen die Europäer in Amerika?


Antw. Die Spanier haben das Meiste darinn: sie besitzen fast den dritten Theil des Landes, und halten daselbst zween Vicekönige, den einen zu Mexiko, über das nördliche Amerika, und den andern zu Lima, über das südliche Amerika. Die Portugiesen besitzen Brasilien; darum der Erbprinz in Portugall allezeit Prinz, von Brasilien genannt wird. Die Franzosen, die Holl- und Engländer haben auch einige Besitzungen darinn.


41. Wie waren die Amerikaner vor diesem beschaffen?


Antw. Sie waren allzusammen theils Götzendiener, theils betheten sie den Teufel an, daß er ihnen nichts Böses thäte. Einige lebten gar ohne Religion. Sie giengen fast alle nackend, und die Weiber trugen um den Mittelleib nur eine Gürtel von Schneckenhäuslein. Anstatt des Gelds brauchten sie Schneckenhäuslein oder Muscheln und kleine Stückchen von Seehörnern.[125] Einige, absonderlich die Brasilianer, fraßen sogar das Menschenfleisch. Manche verschoneten selbst ihre eigne Eltern nicht: denn wenn diese eraltet waren, brachten sie selbe um, dörreten das Fleisch unter dem Sande, und fraßen es.


42. Wie sind die Amerikaner jetzt beschaffen?


Antw. Sie sind jetzt ganz anders beschaffen: denn die europäischen Missionärs, derer die Ersten die Väter Benediktiner waren, haben das Christenthum so weit ausgebreitet, daß man dermalen nur allein in den spanischen Ländern schon 4 Erzbischofthümer zählet, nämlich in Mexiko, Lima, St. Domingo, und Santa Fe, ohne die Bischthümer, Klöster und Universitäten, die hin und wieder angelegt und gestiftet worden. Es giebt zwar noch viel Heyden und andere Leute in Amerika, die ohne Polizey und König leben; aber die Missionarien bemühen sich Tag und Nacht, auch diese auf einen bessern Weg zu bringen.


43. Was tragen dem Könige in Spanien seine Länder in Amerika ein?


Antw. Ungemein Viel: denn Silber und Gold wurde allda in solcher Menge gefunden, daß innerhalb 100 Jahren von 1519 bis 1617 nach Spanien sind heraus geführet worden 1536000000, das ist, tausend, fünfhundert, und sechs und dreyßig Millionen Gold, nur für den König, da er doch bloß den fünften Theil zieht; das andere läßt er Denen, welche die Bergwerke bauen. Es rühmen sich die Spanier[126] noch heute, daß sie nur von dem Königreiche Peru jährlich 11 Millionen ziehen können.


44. Was bringet man sonst für Sachen aus Amerika?


Antw. Aus Amerika werden, nebst Silber und Gold, zu uns in Europa geführt, Taback, Kakkao, Sassaparill, Sassafraß, Indigo, Fernambuk oder Brisil, Leder, Balsam, Perlen, Smaragden, und eine Menge Zucker.

Quelle:
Schreger, Odilo: Odilo Schregers lustiger und nützlicher Zeitvertreiber [...]. Eilfte, vermehrte und verbesserte Auflage, Augsburg 1802, S. 124-127.
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