Echter Patriotismus

[225] Der weise Mann allein, der seine Gaben braucht,

Dem nie die kecke Faust vom Blut der Bürger raucht,

Dem Freiheit, Vaterland, tief in der Seele lodert,

Der – Mensch, nicht Gott zu sein – von seinem Fürsten fodert –

(Denn mitten in dem Glanze der Götterherrlichkeit

Belastet doch die Fürsten der Druck der Menschlichkeit)

Wer viel im Stillen wirkt und ohne laute Ehre

Schon mit dem innren Lohn allein zufrieden wäre;

Wer gern durch Geist und Herz dem Vaterlande nützt

Und, wenn Gefahr ihm droht, sein Blut für es verspritzt;[225]

Wen Völkerquäler nur durch Tyranneien zwingen,

Den blanken Freiheitsdolch in kühner Faust zu schwingen;

Wer Herrn und Bürger liebt und mehr als Alles – Gott:

Nur der ist freier Mann, nur der ist Patriot.

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 225-226.
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