Eheliche Gutenacht

[408] Gute Nacht!

Unser Taglauf ist vollbracht,

Goldne Sternlein äugeln wieder

Von des Himmels Zinne nieder;

Und des Mondes Scheibe lacht,

Gute Nacht!


Zum Klavier,

Herzensweibchen, eilen wir!

Um ins Goldgeweb' zu spielen,

Was wir für einander fühlen;

Ich mit dir und du mit mir,

Am Klavier.


Gottes Ruh'

Säuselt uns vom Himmel zu;

Bringt uns der Empfindung Fülle,

Zärtlichkeit und Herzensstille,

Ach ich fühle sie wie du,

Gottes Ruh'.


O gewiß,

Welt, du bist ein Paradies;

Wenn wir schon im Erdenleben

Liebe nehmen, Liebe geben;

Welt, so bist du uns gewiß

Paradies.


Schimmernd fällt

Unsre Thrän' dem Herrn der Welt.

Ach! dem Stifter unsrer Ehe

Flammt der Dank zur fernsten Höhe!

Sieh, die Zähre, Herr der Welt,

Wie sie fällt!


Gute Nacht!

Sieh den Mond in stiller Pracht

Uns mit goldnen Strahlen winken,

Um in deinen Arm zu sinken,

Weib, zur Wonne mir gemacht.

Gute Nacht!

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 408-409.
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