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[170] Dein gedenk' ich, wenn am jungen Tage
Rosenglanz die Silberwolken malt,
Wenn bei Philomelens spätem Schlage,
Luna mir in's öde Zimmer stralt;
Dein gedenk' ich, wenn der junge Frühling
Mir zu neuen süssen Freuden winkt,
Dein gedenk' ich, wenn mein Geist entfesselt,
Sich empor zu seinem Schöpfer schwingt!
Dein gedenk' ich, wenn, im Hochgefühle
Einer schönen That, mein Busen glüht;
Dein gedenk' ich, wenn im Weltgewühle
Hier und da mir noch ein Blümchen blüht;
Dein gedenk' ich, wenn in heil'ger Stille
Holder Musen Nähe mich entzückt,
Mich in hohen dichterischen Träumen
Eine neugeschaffne Welt beglückt!
Dein gedenk' ich, wenn die laute Freude
Die Natur in ihre Arme nimmt,
Dein gedenk' ich, wenn im Schmuck der Freude
Der Olymp in Rosengluten schwimmt,
Wenn im Schauer ernster Mitternächte
Furcht und Zweifel wechselnd mich ergreift,
Und der Engel mit gesenkter Fackel
Die Phantome meines Geistes häuft!
[171]
Dein gedenk' ich, wenn in dunklen Tagen
Bange Schwermuth traurig mich beschleicht,
Und Dein Name tönt in meine Klagen,
Wenn durch Körperschmerz mein Leiden steigt;
O! dann hebet zärtliches Verlangen,
Dich zu sehn, empor die bange Brust,
Träumend seh' ich Dich an meinem Herzen,
Im Entzücken lang' entbehrter Lust!