Die Verwandlung

[129] An den Freiherrn von Stein zu Giessen


Sonett


Traurig sah' ich die Natur erbleichen,

Falbe Blätter flogen um mich her,

Und kein Reiz entzückte nun mich mehr:

Alles trug schon der Vernichtung Zeichen!


Was ich liebte, sah' ich bang' entweichen,

Zweige, die, von Früchten jüngst noch schwer,

Hold sich neigten, sanken blätterleer

Ueber hingestreute Blumenleichen!


Da verwandelten in Frühlings-Schöne

Die Natur mir Deine holden Töne,

Höher schlug die Brust und hochentzückt;


Seit ich Dich, o edler Mann! erblickt,

Blühen schöner Deine Fluren mir,

Tausendmal wünsch' ich mich hin zu Dir!

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 129-130.
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