Der Zänker.

    Der Zänker. (Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder)
    Der Zänker. (Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder)

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Fritz war so zänkisch, daß er sich mit Niemanden vertrug. Er verlangte, seine Spielkameraden und Geschwister sollten durchaus nur das thun, was er wollte, und alle ihre Spiele mißfielen ihm, wenn er es nicht war, der dasjenige, welches sie vornahmen, gewählt hatte. Der Vater sagte endlich: »Hört Kinder! wenn Fritz immer streitet, und immer einen neuen Zank beginnt, so laßt ihn nicht mit euch spielen; denn es wäre unrecht, wenn mehrere sich durchaus nach dem Eigensinn und der Herschsucht eines Einzelnen richten sollten. Man muß nachgiebig und gefällig seyn, um andern angenehm und von ihnen geliebt zu werden, und da du, mein Sohn Fritz, das nicht bist, mußt du es aus Erfahrung lernen, daß nicht der eigensinnige Willen eines Einzelnen, ihn berechtigen kann, andern Gesetze vorzuschreiben.« Fritz versprach Besserung und spielte auch eine Zeitlang ruhig und verträglich mit den andern; doch nicht lange, so erwachte die alte Zanksucht aufs neue in ihm; da entfernten sich die Gespielen aus seiner Nähe und er mußte von fern nur zusehen,[174] wie vergnügt sie waren und sich mit mancherlei Spielen belustigten; da mußte er endlich doch nachgeben und sie wollten, ihn wieder unter sich aufzunehmen. Aber leider, verließ ihn sein Eigensinn doch nie, und in der Folge, als er älter ward, zog ihm dieser und sein unaufhörliches Streiten, viele Unannehmlichkeiten zu, und entfernte jedermann von ihm; das machte ihn zuletzt mißvergnügt und traurig, und er bereuete es jetzt zu spät, nicht dem Vater gefolgt zu seyn, welcher ihn immer ermahnte, früh schon seine Neigung zu bezwingen, und sich ihr nicht noch mehr zu überlassen.

Quelle:
Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. Nürnberg 21821, S. 173-175.
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