Siebzehnte Auftritt.

[292] Albert, Constanzia und Clärchen.


CLÄRCHEN. Gut daß er geht. Bey alle dem ist's Schade um den Menschen! Nun? haben Sie sich mir einander verabredet?

CONSTANZE. Ach! Clärchen, es giebt Hindernisse – – –

CLÄRCHEN. Welche denn? ist Ihnen für's Entkommen bange? Das wird schon gehn.

ALBERT. Das nicht. Aber sieh' nur Clärchen, ich kann den Gedanken nicht ertragen, Constanzen vielleicht elend zu machen. Ich weiß nicht wer ich bin; werde von einem mir unbekannten Gönner unterstützt, ohne daß ich nur weiß, wohin ich mich sei[292] netwegen zu wenden habe. So oft ich Geld erhalte, muß ich immer denken es ist das letzte – in einem halben Jahre kann ich erst graduirt werden, wie soll ich nun, bis ich im Stand bin mich zu ernähren, für Constanzen sorgen?

CLÄRCHEN. Sie sind wahrhaftig der erste Liebhaber, der so weit hinaussieht. Verliebte denken sonst weder an Essen noch an Trinken, und sie bringen da solche Bedenklichkeiten hervor, die sich für einen funfzigjährigen Bräutigam schickten. Lassen Sie das gut seyn – Wir können Putz machen – wollen uns also schon, bis Sie Doktor sind, durchbringen.

CLÄRCHEN UND CONSTANZE.

Hoffnung giebt der Liebe Leben

Wer mit ängstlichem Bestreben

Sorgt daß Unterhalt gebricht,

Kennt die Macht der Liebe nicht.

ALBERT.

Nun wohlan, ich will es wagen,

Nicht erst lange forschen, fragen,

Wer nicht wagt gewinnt auch nicht.

CLÄRCHEN, CONSTANZE UND ALBERT.

Die sich Amors Fahnen weihen,

Haben keinen Feind zu scheuen,

Er verläßt die Seinen nicht.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 292-293.
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