Fünfundzwanzigster Auftritt.

[112] Die Vorigen. Claudia tritt zwischen Sturmwald und Stößel.


CLAUDIA.

Was giebt's denn da, was giebt's denn da für ein Geschrei?

ROSALIE, LEONORE, SICHEL UND GOTTHOLD für sich.

Nun ist's vergebens, noch zu hoffen,

Nun ist's mit unserm Glück vorbei!

Nun ist's vergebens, noch zu hoffen,

Nun ist's mit unserm Glück vorbei!

STURMWALD, STÖßEL UND KOMMISSÄR zu Claudia.

Just haben wir sie noch getroffen,

Ein wenig später war'n sie frei!

CLAUDIA.

Und was soll denn die Polizei?

STÖßEL UND KOMMISSÄR.

Die jungen Herren arretieren.

CLAUDIA.

Und etwa ins Gefängnis führen?[112]

STURMWALD, STÖßEL UND KOMMISSÄR.

Nun ja!

CLAUDIA.

Ich dachte gar!

STURMWALD, STÖßEL UND KOMMISSÄR.

Nun ja!

ROSALIE, LEONORE, SICHEL UND GOTTHOLD für sich.

Entreißt sie uns wohl der Gefahr?

CLAUDIA zu Stößel.

O welch ein rasendes Beginnen!

Wo hast du wieder deine Sinnen?


Zum Kommissär.


Mein Herr! Mein Herr! gehn Sie nur immer fort.


Sie tritt vor und mit einigen Schritten nach rechts, so daß Sichel und Gotthold zu ihrer Linken stehen.


Rosalie und Leonore treten gleichzeitig zu ihr.


KOMMISSÄR zu Claudia.

Sie haben hier gar nichts zu schaffen,

Hier gilt nur Ihres Mannes Wort.

STURMWALD.

Ein Weib hat hierbei nichts zu schaffen,

Hier gilt nur Ihres Mannes Wort.

STÖßEL.

Geh fort, du hast hier nichts zu schaffen,

Hier habe ich das größte Wort!

KOMMISSÄR.

Sie haben hier gar nichts zu schaffen,

Hier gilt nur Ihres Mannes Wort!

ROSALIE, LEONORE, SICHEL UND GOTTHOLD umringen Claudia.

Ach, bleiben Sie bei dem Gedanken,

Auf Sie kommt doch das meiste an!

STÖßEL zu Claudia.

Das wollen wir doch einmal sehen!

CLAUDIA zu Stößel.

Ja, ja, Hans Dampf, das sollst du sehen!

Rosalie und Leonore treten wieder etwas zurück.

Claudia nähert sich Sturmwald und Stößel.


STURMWALD UND STÖßEL indem sie, auf Sichel und Gotthold weisend, zurücktreten und dem Kommissär Platz machen.

Mit ihnen fort, Herr Kommissär!

Kommissär tritt an ihnen vorbei zu Sichel und Gotthold.


CLAUDIA zum Kommissär.

Das unterstehen Sie sich, Herr!


Sie geht zankend zu Sturmwald und Stößel nach links.


KOMMISSÄR zu Sichel und Gotthold.

Fort denn und sperr' sich keiner mehr!

Sichel und Gotthold weichen nach der rechten Seite hin aus.

Rosalie und Leonore wenden sich hinten herum nach links vom Kommissär.
[113]

SICHEL UND GOTTHOLD.

Ich gehe nicht, Herr Kommissär!

ROSALIE UND LEONORE.

Ach, hören Sie, Herr Kommissär!


Sie ziehen den Kommissär nach links zu.


Sichel und Gotthold folgen, auf den Kommissär eindrängend.

Sturmwald, Stößel und Claudia wenden sich hinten herum nach rechts.


STURMWALD UND STÖßEL.

Mit ihnen fort, Herr Kommissär!

CLAUDIA.

Das unterstehen Sie sich, Herr, Herr Kommissär!

SICHEL UND GOTTHOLD.

Ich gehe nicht, Herr Kommissär!

KOMMISSÄR.

Fort denn und sperr' sich keiner mehr!

ROSALIE UND LEONORE.

Ach, hören Sie, Herr Kommissär!

Kommissär flüchtet nach rechts, zwischen Stößel und Claudia.

Der Doktor Krautmann kommt von rechts.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Doktor und Apotheker. Dichtung von Stephanie dem Jüngeren, Leipzig [o. J.], S. 112-114.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon