Neunundneunzigstes Kapitel.

[143] Klick – klack, klick – klack, klick – klack! – So, das ist Paris! sagte ich (noch immer in derselben Stimmung); – das ist also Paris! – Hm! – Paris! sagte ich und wiederholte den Namen zum dritten Male.

Das unvergleichliche – schöne – glänzende –

Aber die Straßen sind schmutzig –

Nun, es wird wohl besser aussehen, als es riecht. – Klick – klack, klick – klack! Was Du für einen Lärm machst, als wenn es durchaus nöthig wäre, das gute Volk davon zu benachrichtigen, daß ein bleicher Mann in einem schwarzen Rocke die Ehre hat, Abends neun Uhr von einem Postillon in dunkelgelber Jacke mit rothen Aufschlägen nach Paris hineingefahren zu werden. Klick – klack, klick – klack, klick – klack, klick – klack! – Ich wollte, Deine Peitsche – Aber das liegt diesem Volke nun einmal im Blute; – wohl – so klatsche weiter.

Wie? und Keiner, der mir entgegenkommt und ein wenig den Hof macht? in dieser hohen Schule der Höflichkeit scheint man das Hofiren anders zu verstehen, wie ich an den Häusern sehe.

Und weshalb werden die Laternen nicht angezündet? – Was? doch wohl nicht gar im Sommer – Jetzt ist die Zeit, wo der Salat wächst! – O trefflich! – Salat und Suppe – Suppe[143] und Salat – Salat und Suppe, und immer wieder – das ist zu viel für einen armen Sünder.

Solche Rohheiten kann ich nicht ertragen. Wie kann der gewissenlose Kutscher mit dem armseligen Pferde solches schmutzige Zeug reden? Seht Ihr denn nicht, mein Freund, wie abscheulich eng die Straßen sind, so daß in ganz Paris kein Raum ist, um einen Schiebkarren umzuwenden? Es hätte sich für die größte Stadt der Welt wohl geschickt, daß sie ein klein bischen breiter angelegt worden wäre, jede Straße nur um so viel, daß ein Mensch (zu seiner eigenen Befriedigung wenigstens) wissen könnte, auf welcher Seite er ginge.

Eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs – sieben – acht – neun – zehn. – Zehn Garköche und doppelt so viel Perückenmacher, und das alles in drei Minuten Fahrens! Man sollte denken, alle Köche der Welt hätten sich bei einem Lustgelage mit den Perückenmachern getroffen und sie hätten einstimmig zu einander gesagt: Kommt, laßt uns Alle nach Paris gehen. Die Franzosen lieben gut zu essen, sie sind Alle Gourmands – man wird uns in Ehren halten; – wenn ihr Magen ihr Gott ist, so werden ihr Köche vornehme Herren sein; und da die Perücke den Mann macht, und der Perückenmacher die Perücke, ergo, hätten die Perückenmacher gesagt, werden wir noch angesehener sein, – wir werden über Allen stehen – man wird uns wenigstens zu Capitouls1 machen – Pardi! wir werden Degen tragen. –

Und man sollte schwören, (d.h. bei Lampenlicht, aber darauf kann man sich nicht verlassen) daß sie das bis zum heutigen Tage thun. –

Fußnoten

1 Oberste Magistratsperson in Toulouse u.a. St.


Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 143-144.
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