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[28] Was will sich der Kunst vergleichen?
Was kan ihren Pracht erreichen?
Was giebt einen solchen Schein?
Wo uns Kunst und Tugend führet /
Alles eitle sich verlieret /
Nichts kan da verdunckelt seyn.
Ihr / mit unsern Blumen-Orden
Seyt der Kunst verschwestert worden /
Strom-weiß sie bey euch erquillt:
Da sie tröpfelt bey den andern /
Die zwar mit den Sinnen wandern /
Noch so hoch / als ihr bezielt.
Solche haben zwar den Willen:
Aber diesen zu erfüllen /
Und die That zu stellen dar /
Hindert / daß sie nicht erwägen
Ihr so grosses Unvermögen /
Das doch zu erwägen war.
[28] Wann auf Wünschen folgt erlangen /
Auf Begehren das Empfangen /
Wann auf Seufftzen folget Ja:
Wär auch deren Wunsch gestillet /
Ihr Begehren wär erfüllet /
Und die Frucht des Seufftzens da.
Selbst auch ich / (könt ich erreichen
Euren Sinn /) wolt mich vergleichen
Euch und eurem edlen Geist;
Den eur Buch mit Loben führet /
Welches euch mit Ewig zieret /
Und vor alles herrlich preist.
Aber weil das Werden spielet
Nicht so / wie das Wünschen zielet:
Bleibt der Wunsch gleich einem Wind /
Welcher ohne Frucht versteubet /
Und sich in die Lufft verleibet /
Da er endlich gar verschwindt.
Dennoch will ich mich befleissen /
Weil ich Sylvia soll heissen /
In der Künste-Hirten Schaar:
Daß ich mich der Lust vermähle /
Die ich durch Kunst-Tugend wehle.
Und du Himmel mach es wahr.
So wünschet und ehret
Sylvia.[29]
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