An den Geheimen-Rath Carstens, Director der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen

1793.


Nach einer im 83sten Jahre überstandenen Krankheit.1


Du, ehrwürdiger Greis, genasest! Thränen des Dankes

Fließen, es wallet empor frommer Gelübde Gewölk.

Zahllos sind sie, die Perlen des Auges, die Perlen des Weihrauchs,

Deines Jüngers Hand nähret die Glut des Altars.
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Bleib', und walte du ferner, ihr Herold der richtenden Wage,

Deren Urbild schwebt hoch an des Ewigen Thron!

Wohl bedarf es hienieden des hellen Geistes, des reinen

Herzens, und beides, o wem ward es – ach bleibe! – wie Dir!

Fußnoten

1 In einer kleinen, nur für Freunde gedruckten Sammlung lateinischer Gedichte des Geh. Rath Carstens, findet sich folgende Inschrift, die er unter die vereinigten Bilder der beiden Brüder Grafen zu Stolberg geschrieben hatte:


Sub C. et F.L. fratrum junctis iconibus.


Sanguine conspicui, dignis virtutibus ambo,

Ingenio, fama, carmine, mente, pares.

A tantis proavis nomen deducere pulchrum,

His proavis pulchrum non eguisse magis.


Quelle:
Gesammelte Werke der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg, Band 2, Hamburg 1820, S. 108-109,116-117.
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