Johann Banners Schlachtlied

[255] Ich reiße mich aus der üppigen Ruh'

Und eile dem blutigen Streite zu,

So handeln, wie schwelgen ich kann!

Wohl hab' ich den Becher der Lust hier geleert,

Und wenn dorten den Becher der Tod mir beschert,

Ich leere auch ihn wie ein Mann!


Sei klar, mein Auge, sei kalt, mein Blut,

Soldaten, beweist den uralten Mut,

Laßt es mannlich ergehen, frisch auf!

Will schau'n in der Schlacht tiefinnersten Schlund

Und jeglichem Feind will ich geben vom Grund

Drei Ellen, zu fallen darauf.


König Gustav der Große, er führt uns nicht mehr,

Doch wieder vom Himmel schaut wachend er

Auf den Streit, wie wir halten Stand;

Noch herrscht in der Welt seine mächtige Seel'

Und siegt wie vordem. Noch sieht er nicht scheel

Auf uns und das Vaterland.


Sein Gedächtnis, wir feiern's mit Kugelmusik,

Sein Grabmal, wir bauen's mit Leichen dick

Im brennenden Sturm und Streit.

Jeder Feind, der gefällt von dem rächenden Schwert,

Ist nicht mehr als ein Haar seines Hauptes wert,

Um so Mehre erschlagen wir heut'!


Flieg', Fahne, flieg' unter den Wolken kühn,

Voran magst Du schweben, Du kannst nicht fliehn.

Flieg' hoch, daß wir schauen nach Dir!

In der Sonne laß leuchten die Kronen Dein,

Unsre Burg, unser Königreich sollst Du sein,

Hochstrahlendes Schwedenpanier!

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 255-256.
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