Die Bitte

[220] Es stand am Hügel der alte Leu

Wohl hoch ob Crecys Feld,

Und vor ihm auf blutigem Rasengrün

Der blühende Königsheld.


Es dunkelt der Panzer so nächtlich grimm,

Drum blutiger Helmbusch wallt,

Du Franzmann, hüte die Lilie fein,

Vor des schwarzen Prinzen Gewalt!


»Herr Vater mein, so hoch und stark,

Zur Scheide nur königlich Schwert!

Auf! laßt mich prüfen das Rittermark,

Ihr habt mich's wacker gelehrt.«


»Laßt mich ausfechten des Straußes Zorn

Mit gewappneter Ritterfaust,

Laßt mich ausschlürfen des Sieges Born,

Der schäumend aus Herzen braust.«


Da hallt es wie schmetternder Todesruf,

Da blitzt es in Berg und Schlucht,

Da rasselt's heran mit des Donners Huf

Und rasselnder Hiebeswucht.


»Ha, siehst Du sie ziehen, die Franken stolz,

In ungemessener Zahl?

Willst führen mit tausend Rittern Dein

Den dampfenden Würgerstahl?«


»Erringen will ich den goldenen Sporn,

Und gält' es den höllischen Wurm,

Und läg' ich noch heut in dem Herzblut mein

Auf zuckender Leichen Turm.«


Zu Rosse schwang sich der Knabe gut,

Zu Rosse die Ritter all;

Herr Eduard faltet die Panzerhand

Zum rollenden Sonnenball.

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 220-221.
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