Frühlingslied

[241] Selig anlächelnder Lenzeskuß,

Der du aus sonniger Grüne schaust,

Tosend aufrollender Stromesguß,

Der du durch blumige Hügel braust!


Knospenzerbrechender Blütenkeim,

Waldesgebrause und Ätherblau,

Schmetterlingfesselnder Rosenseim,

Perlender, schillernder Kelchestau,


Lilienduftstrom, der üppig zieht,

Grünedurchbrechende Sonnenglut,

Leuchtet herein mit des Lenzes Lied,

Mit der Lüfte melodischer Rosenflut!


Rauscht durch die Weiten mit Duft und Strahl,

Schenkt uns die Rosen, die rasch verblühn,

Schmücket die Erde zum Festessaal,

Sonnen sind Kerzen, die schnell verglühn!

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 241-242.
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