291.

[35] Am zweiten Weihnachtstage, dem Feste des heiligen Stephanus, Stefensdej, war im Saterlande ehemals Musik und Tanz. Die Leute, die zum Wirtshaus gingen, pflegten zu sagen, sie wollten Steffen ut de tünne klopje (klopfen). Einer der jungen Leute, der sich leicht zum besten haben ließ, wurde in eine Tonne gesteckt und auf alle mögliche Weise gefoppt. Man tanzte um die Tonne herum, rollte sie auch wohl einmal mit ihrem Insassen in das Dorf und klopfte endlich den Insassen heraus, nachdem der Gehänselte versprochen, etwas zum besten geben zu wollen. Dabei und darnach wurde weidlich getrunken. Das Trinken über den Durst am Stephanstage war früher im Amte Cloppenburg eine weitverbreitete Unsitte. Man nannte den Stephanstag »Supeldag« (Sauftag). In den Kreisen Lingen und Meppen, soll noch jetzt der Brauch, den Tag durch Trinken zu feiern, bestehen. Auch dort sagt man: »Stephan ut de Tunne drinken«. Früher wurde der 1. Weihnachtstag mit fast puritanischer Strenge gefeiert, man durfte nicht aus dem Hause gehen als nur zur Kirche. Es lag nahe, sich dafür am folgenden Tage zu rächen. Andere sagen, im Mittelalter hatten die Ritter am Stephanstage Lanzenstechen und Wettrennen, die Bauern einen Ritt, die Stephansknechte sammelten Wachs zu Lichtmeßkerzen, aber auch Würste, Brot und Flachs für ein Gelage.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 35.
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