Scena 12.

[126] Hanß Wurscht und gleich der Geist Ciceronis.


HANSS WURSCHT sagt, er wisße nicht, was sein Herr wieder angefangen habe, er hätte gesehen, wie er von denen Häschern seye geführet worden; man habe ihm so subtile Ring an Händ und Füs gelegt, daß eines 2 Centner wege, er klepere und klinge als wie ein Schlittenroß. Ich glaube, daß er zuletzt noch in tribus extremis sein schönes Leben lasßen wird. – – Aber Potz 1000, was ist das? Ligen dieses neue Baarl gleich auf offentlichen Hoff beysamen? Pfui Teuffl, schambt Euch ein wenig. So gehet es, wann 2 junge Narren zusamheurathen, da meinen sie, daß sie sich ernähren damit müsßen. Wie wäre es, wann ichs ein wenig visitirte, obs schöne participia hat etc. Hat seine Foperey mit antasten und greiffen, hernach die Finger abzulecken, und dergleichen etc. Indesßen kombt der Geist, welcher Hanß Wurscht bey dem Schopf erwischet und haltet. Hanß Wurscht [hat] seine forchsame lazzi, der Geist lasßet ihm endlich aus, Hanß Wurscht schleicht mit langen Schritten davon, und der Geist ihm nach, ihme winckend. Hanß Wurscht sagt: meine lieber Geist, ich hab deinen Kopf nicht mehr, deine Tochter hat ihm, die Zungen aber hat die Fulvia gestollen und selbe mit lauter Spennadl zerstochen. Der Geist winket ihm mit ia. Hanß Wurscht nach etlichen hin- und wiedergehen lauffet ab.

GEIST CICERONIS.

Erwache, Tulia, und höre mein Begehren:

Du solst des Todten hier sein letzte Bitt gewehren.[126]

Der, denn du stets verfolgst, war mir und dir getreu,

Ihm war nur meine Flucht, und nicht Verrätherey

Des Vatters kundgethan, darum schencke ihm dein Hertz,

So du vermindern wilst mein grosße Pein und Schmertz.


Ab.


TULIA. Helfft, ach helfft! Himmel, was hab ich gesehen! Ist es ein Schattenwerck oder die Warheit? Es dunckte mich nicht anders, als sehete ich den Geist meines Vatters, welcher mir die Treue und die Vermählung des Julii zu verstehen gab. Es kan in Warheit keine Phantasie sein, da mir noch etzliche Wortt in der Gedächtnus, so er gesprochen:


»Der den du stets verfolgst, war mir und dir getreu.«


Seltsame Begebenheit, da mich so gar derjenige vermahnet, der die gröste Rache wieder ihn führen soll. Julius, du hast überwunden, und dieses Hertz, welches stets deinen Todt gesuchet aus Rache, doch auch aus Liebe verhindert, wird nunmehro dein eigen sein. Seelicher Schatten meines Vatters und meines Breutigambs, Eueren Begehren will ich ein Genügen leisten, nicht umb meine Begierden zu erfüllen, sondern euere Pein zu lindern. Es komme derowegen nur der tapfere, treue und unschuldige Julius Antonius, ich bin schon bereithet mit ihm das Ehebeth zu betretten und den Has in Freundschafft zu verkehren. Aber eben kommt der Kayser. Mus mich noch in etwas betrübt stehlen, damit man meine Leichtsinnigkeit nicht verspüre.


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 126-127.
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