[86] Stahrenberg, Daun.
STAHRENBERG. Also sehet ihr Mein Herr Graff, daß nunmehro der längst aufgestiegene Rauch eines vermuthlichen Krieges in volle Flammen ausgeschlagen sey, wozu der Ertz-Rebell[86] Tekely nicht gefeyert Öel zu schütten, dergestalt daß nach Bericht derer H.H. Graffen Caprara und Montecuculi der Erbfeind die Christenheit zu bekriegen ja gar unser geliebtestes Wienn formaliter zu belägern sich entschloßen; derowegen nach einem an Ihro Kayserl. Mayestät allerunterthänigst abgestatteten rapport, dieselbe Allergnädigst Sich entschloßen, Krafft Landes-Fürstlicher ihren getreuen Vasallen jederzeit erwiesenen hohen Gnaden, auch dieselben anjetzo ihnen angedeyhen zu laßen, zu dem Ende auch mich [wiewohl unverdienten] indem biß dahergeführten Commando bestätiget und solches confirmiret; Wann dann nun die Ihro Kayserl. Mayestät schuldige Treue, als auch die Liebe zu dieser unserer Vater-Stadt mich verbindet, diesem hereinbrechenden Feind in zeiten vorzubeugen, als habe ich nicht ermangeln wollen, euch mein Herr Graff zu mir zu beruffen, umb in schneller Eyl die benöthigte Gegenverfaßung und Veranstaltung zu ma chen, die Stadt Militz aufs genaueste zu beschreiben, und eine Liste derselben mir einzuhändigen.
DAUN. Ew. Excellenz hochlöbl. Commando und Vätterliche Vorsorge spricht denen kleinmüthigen Bürgern und Einwohnern wiederum ein Hertz ein, dann nach ergangenem Ruff, daß der Türck mit Zuziehung derer Tartarn sich mit dem Tekely coniungiret, und gleich einer gewaltsamen Flut daher rausche, ist alles in die äußerste Confusion gerathen, so daß jedermann nur zu Rettung Seiner Persohn und Güter beschäfftiget ist.
STAHRENBERG. Damit aber Mein Herr Graff bey gegenwärttig-gefährlichen Conjuncturen und innerlichem tumult keine Verrätherey oder Aufruhr entstehen möge, will euch gebühren, eure unterhabende Mannschafft parat zu halten, auf ihre Posten marchiren zu können, auf denen Plätzen und fürnemlich an denen Thoren gute Acht zu haben, wie auch an Pulver und Bley keinen Abgang erscheinen zu laßen, und im übrigen euerer sonst bekannten Tapfferkeit nach der Welt zu zeigen, daß es in unserer Stadt Soldaten gebe, welche sich getrauen dem Feind die Spitze zu bieten, und ihnen das weiße in denen Augen zu sehen.
DAUN. Dem hohen Exempel Ew. Excellenz wird ein jeder der das Ertz-Hauß Öesterreich und durch daßelbe seine eygene Wohlfahrt liebet, ruhmwürdig folgen und zu Anführung Ihro Kayserl. Mayestät glorreichen Waffen sein Blut und Leben willig aufopffern.
STAHRENBERG. Mein Herr und werther Freund, ich vertraue nächst der Allmacht des Höchsten unseren Degen, und gleichwie dieselben in einer gerechten Sache vor die Christenheit wieder den Türckischen Blut-Hund sich emporschwingen werden, also bin ich auch der Himmlischen Hülffe allbereit vergewißert, unter deßen Schutz ich mich von hier begebe, alles gehörig zu veranstalten.
DAUN. Auch ich folge die empfangene ordre auf schleunigste zu bewerckstelligen.
Alle beyde ab.