Scena IV

[87] Hertzog von Lotthringen, Hertzog von Würtenberg.


LOTTHRINGEN. Demzufolge habe ich mich bey Ew. Liebden eingefunden umb ihnen zu benachrichtigen, Wie daß ich Sr. Kayserl. Mayestät Allergnädigstem Befehl gemäß mit denen ankommenden Regimentern mich hinaus zu begeben, und des Feindes Vorhaben zu observiren willens bin, indem ich versichert, daß Ew. Liebden hoher Verstand und Tapfferkeit in meiner Abwesenheit alles gedoppelt ersetzen und anordnen werde.

WÜRTENBERG. Ew. Liebden Abseyn wird mir umb desto schmertzlicher fallen, je mehr mir dero Gegenwart [als eines derer berühmtesten Helden unserer Zeiten] angenehm gewesen, jedoch weil solches das hohe Wohlseyn anbetrifft, muß ich mich billig consoliren, daneben bittend Ew. Liebden wollen dero hohe Persohn nicht in allzutiefste Gefahr setzen, und dem halben Mond Gelegenheit geben, uns einer Stütze des Vaterlandes zu berauben.

LOTTHRINGEN. Mein Printz ich als ein unermüdeter Verfechter des heyl. Röm. Reichs scheue eine Gefahr im geringsten nicht, der Römische Adler, so mit unverwendten Augen in die Sonne siehet, verachtet billig den blassen Mond und dasjenige Panier so wir verehren, bietet kühnlich dem Roß Schweiff Trutz.[87]

WÜRTENBERG. Ich lobe Ew. Durchlaucht heroischen Entschluß, doch ist die Behutsamkeit neben der Tapfferkeit zu loben; Aber dort sehe ich den An-march jener Regimenter, welche ich zu besichtigen beliebung trage.


Alhie kommen die Gräntz-Völcker anmarchirt, gehend Fuß vor Fuß, wo die ersteren, nach dem Sie das Theater pahsiret [sich hinter dem Prospect] an die leztere anschließen und also eine ansehnliche Parade formiren.


LOTTHRINGEN. Was düncket Ew. Liebden, ich vermeyne, dieses sind auch keine Kinder deren ein jedweder seinen Mann wohl stehen wird.

WÜRTENBERG. Meines Erachtens dürfften Sie denen Türckischen Hunden etwas aufzubeißen geben, daran mancher den Todt freßen möchte, wann nur ihre geringe Anzahl den Handel nicht verderbete.

LOTTHRINGEN. Durchl. Printz, Laßet uns dem Glück vertrauen, hat nicht offtmahls ein geringes Häufflein eine gantze Armeé zu Grunde gerichtet, Man sehe an die Thaten des Romuli und Remi, man betrachte die Siege des Julii Caesars, Marci Antonii und anderer edlen Römer. Man erwege was Tamerlan und andere unzahlbahre mehr, vermittelst des Krieges-Glücks, so ihnen bey gestanden, gewircket, haben nun diese in ihrem Irrthum, vermittelst bloßer Schickung ihre Feinde bezwungen und durch Überwindung dererselben ihre Nahmen der Nach-Welt bekannt gemacht, wie vielmehr wird der Himmel uns [denen das wahre Licht leuchtet] Gelegenheit geben, unsere Wiedersacher zu vertilgen.

WÜRTENBERG. Der Himmel vereinige seinen Seegen mit denen Christlichen Waffen und verschaffe, daß Sie jetz gedachte noch mögen übertreffen, wie ich dann zu Ew. durchlaucht. Progreßen alles Gedeyen wünsche.


Alle ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 87-88.
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