Fünfte Szene

[21] Die Vorigen. Philarete. Diokles. Myrrha.


PHILARETE voll Angst.

Vergib! Im Schlafe

Vernahm ich Stimmen, unheilkündende –,

Zornrufe – zähneknirschendes Gelächter –,

Ein Murmeln wie verhaltnes Notgeschrei.

Ich lauschte rings – und jetzt war alles still

Doch träumt' ich nicht – es kam aus deinem Zelte,

Aus deinem Zelte kam das Schreckliche.

Drum nahm ich unsre Kinder bei der Hand –

Verschlafen sind sie noch – und floh zu dir!

LYKON plötzlich scherzend.

Verschlafen sind sie noch, das muß wohl wahr sein!

O schäm dich, kleiner Mann! Und Mädchen du,[21]

Wenn Hypnos dir Mohnkörner ins Gesicht wirft,

So wirf sie ihm zurück ... Nun also! ... Ruhig,

Geliebte! Siehst du nicht, wie ruhig ich bin?

Zwei Führer stritten sich. Ein jeder wollte

Der erste sein, den schwersten Platz erhalten.

Da mußt' ich schlichten wie auch sonst. Das war es.

Doch da du einmal wach bist – Arratos

Und ich besprachen, wo wir in der Schlacht

Dich mit den Kindern wohl verbergen könnten.

Gefahr ist überall – das beste wäre –

Und – siehe – darum bitt' ich dich! – ihr kehrt

Nach Syrakus zurück noch in der Nacht.

PHILARETE zuckt hoch auf.

LYKON.

Des Freundes junger Sohn, Artemidor,

Wird euch geleiten. – Seine fünfzehn Jahre

Sind noch zu weich, um altes Holz zu spalten.

PHILARETE sieht Arratos groß und forschend an.

ARRATOS.

Ich hole nun den Knaben.

DIOKLES zu Arratos.

Wär' ich erst

Erwachsen wie Artemidor, ich bliebe,

Und nähm' das Schwert, und –[22]

ARRATOS trocken.

Ja, mein Sohn.


Ab.


Quelle:
Hermann Sudermann: Der Bettler von Syrakus. Stuttgart und Berlin 2-51911, S. 21-23.
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