Zweite Szene

[441] SCHAFFNER von außen. Was is denn? Sein Kopf taucht im Fenster auf.

STÜVE. Ich will wissen, warum der Zug hier hält.

SCHAFFNER. Han?

STÜVE sehr scharf. Warum hält der Zug?

SCHAFFNER. Ja, weil er halt halt! Ab.

STÜVE zum Fenster hinaus. Kann ich Auskunft verlangen? Ja? Man hört Milchkübel klappern. Ein Ochse brüllt. Kälber blöken.

STÜVE nach rückwärts zu Scheibler. Ich bitte, kommen Sie als Zeuge! Sie laden hier Milch ein. Und 'n Ochsen laden sie ein. Wütend hinausschreiend. Schweinerei!

SCHEIBLER ist aufgestanden, entschuldigt sich bei Frau von Kleewitz und sieht auch hinaus. Tatsächlich. Sie laden Vieh ein. Setzt sich wieder.

STÜVE nach rückwärts. Na, hören Sie! Das läßt man sich doch nicht gefallen! Brüllt hinaus. Schaffner!

SCHAFFNER erscheint am Fenster. Han?

STÜVE jede Silbe betonend. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich an Ihren Eisenbahnminister schreiben werde.

SCHAFFNER. Braucha S' a Briafmark'n? Der Ochse brüllt.

STÜVE. Und morgen steht's in der Zeitung. Dafür garantiere ich Ihnen.

SCHAFFNER. I glaab's a so.

SCHEIBLER. Sie, das ist nicht zum Scherzen. Wir wollen hier nicht sitzen bleiben!

SCHAFFNER. Ja no! Wenn der Ochs net einigeht!

SCHEIBLER. Das ist Ihre Sache; wir wollen fahren.

STÜVE. Sagen Sie doch dem Ochsen, daß das 'n Schnellzug ist. Bitte, sagen Sie ihm das von mir!

SCHAFFNER. Kennt er Eahna?

SCHEIBLER. Ich verbitte mir Witze.

STÜVE. Wo ist denn der Zugführer? Brüllt über den Schaffner hinaus. Zugführer! Der Ochse brüllt. Der Zugführer erscheint am Fenster.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 441.
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