Fünfte Szene

[457] FILSER. Was gibt's jetzt da heut? Er steht auf und stellt sich breit vors Fenster, die Hinterfront gegen die Passagiere. Na ruck'n Rekrut'n ein ... Der Lärm dauert fort. Jessas, da is ja da Gsottmoar! Schreit. Festl! Gsottmoar! Hö! Gsottmoar! Er pfeift durch die Finger. Festl! Da geh zuawa!

GSOTTMAIER hinter der Szene. Was is? Ah! Da Sepp!

FILSER. Da geh no eina!

GSOTTMAIER hinter der Szene. Wo eini?

FILSER. Do eina! Geh no her, sog' i! Filser geht vom Fenster weg und setzt sich. Am Fenster erscheint Silvester Gsottmaier.

GSOTTMAIER sehr laut und fröhlich. Bischt do, du plattata Mistgablbaron? Du g'schneckelta Englända?

FILSER ebenso lustig lachend. Du Haderlump, du ganz miserabliger!

GSOTTMAIER. Du Bazi, du luftg'selchta!

FILSER. Mach no, daß d' eina kimmst, Festl!

GSOTTMAIER. Do eina?

FILSER. Platz gnua! San ma recht zünfti!

GSOTTMAIER. Was tat denn i bei de' Großkopfet'n?

FILSER. Bin i aa do!

GSOTTMAIER. Du g'hörst scho dazua! Dieses ganze Zwiegespräch[457] ist sehr laut geführt worden.

SCHEIBLER hat die Zeitung zornig zusammengelegt und ruft wütend. Muß man sich hier alles bieten lassen?

SCHAFFNER hinter der Szene. Herrgottsakrament! Steig amal ei!

GSOTTMAIER. Da kon i net eina!

SCHAFFNER hinter der Szene. Jetzt is koa Zeit mehr! Rei sag i! Er reißt die Türe auf, schiebt Gsottmaier ins Abteil und schlägt die Türe heftig zu. Dann pfeift er, und sofort setzt sich der Zug in Bewegung.

GSOTTMAIER. Herrschaftsseit'n, da waar i jetzt!

FILSER lacht. Bei die Großkopfet'n. Hock di no hi!

GSOTTMAIER. Mit Erlaubnis. Setzt sich zu Stüve. Soo! Rückt den Hut. Herrschaftssax'n no amal.

FILSER. Jetzt bist in den recht'n Viech'wag'n drinn.

GSOTTMAIER. Und die verroll'n s' wieda in d' Stadt.

FILSER. Freili!

GSOTTMAIER. In denselb'n Stall, wo s' d' Maul- und Klauenseuch ham?

FILSER. D' Maulseuch scho' a weng. Beide lachen.

GSOTTMAIER. Hat di dei' Alte recht globt, wias d' fort bist?

FILSER. Ja, sie hat ma a guat's Zeugnis geb'n.

GSOTTMAIER. Übern Fleiß?

FILSER. Do warscht du a nimma fleißi. Beide lachen. Zahnt hat s' wia a Hausmoda.

GSOTTMAIER. Und hat da d' Federn ausg'rupft Ja, dö kennt di halt, du Spitzbuab'nhäuptling.

FILSER. Du Schelchhauser ... Beide lachen.

GSOTTMAIER. Sie werd eahm denka, daß dir a schönere unterkam in der Stadt.

FILSER. Koa schiachere g'wiß net.

GSOTTMAIER. Wo Holz dahoam is.

FILSER. Dös leicht brennt.

GSOTTMAIER. Nimm di fei z'samm'! Ös habt's jetzt a schlechte Zeit.

FILSER. Mir?

GSOTTMAIER. Jetzt kimmt oana fei mit an Muattamal auf.

FILSER. A Kreuz is scho. Beide lachen. Wo's eppa g'we'n is?

GSOTTMAIER. Unterm Kravattl amal g'wiß.

SCHEIBLER räuspert sich, dann scharf zu Filser. Sie![458]

FILSER. Han?

SCHEIBLER. Davon unterhält man sich nicht!

FILSER. Ah so?

GSOTTMAIER zu Filser. Was hat er?

FILSER. I sag' dir's nacha scho. Ruhiger. Hast a G'schäft in da Stadt?

GSOTTMAIER kratzt sich hinter den Ohren. Ja, aba koa schön's net.

FILSER. Wia nacha dös?

GSOTTMAIER. In meiner Milli hätten s' a Wassa g'fund'n, hat ma da Speckmoar g'schriem, und dös kimmt ma g'spaßig für.

FILSER lacht. Mir net.

GSOTTMAIER. So, moanst?

FILSER lacht. Du o'drahter Spitzbua! In deiner Milli verreckat no lang koa Fisch. Lacht herzhaft.

GSOTTMAIER stimmt ebenso lustig ein. Und in der dein loachen d' Frösch! Patscht sich auf die Knie.

FILSER. Macht nix! G'suffa werd's do!

GSOTTMAIER. O du elendiga Habafeldtreiba! Du ganz ausg'schamta. Beide lachen unbändig zusammen. Von Scheibler sieht sie indigniert an.

GSOTTMAIER. Da Kötzinger Jakl hat ma's scho vazählt, wia 's d'n ausg'schmiert host.

FILSER. I – eahm?

GSOTTMAIER. Um hundert Mark guatding.

FILSER. I – eahm?

GSOTTMAIER. Du eahm, ja! Du Heiliger, du ganz g'spaßiger! Beide lachen wieder unbändig.

FILSER. Ah! So was! Zwinkert ein Auge zu und lacht wieder.

GSOTTMAIER. I bin ma schlauch gnua, hat a g'sagt, aba der is no da größer Lump, sagt a, und schaug'n kon er wia'r a Schwaiberl, bal er oan ausschmiert.

FILSER. I – eahm?

GSOTTMAIER. Ja du.

FILSER. A Herrschaft! Ah! Ah! Lacht.

GSOTTMAIER. Mei Liaba, da hast Zeit g'habt, daß d' eahm net unterkimmst, der haut di brav her.

FILSER. Er – mi?

GSOTTMAIER. Dö hundert Mark haut er dir aba, hat er g'sagt,[459] drei Stecka müass'n hin wer'n, sagt er, und bal zehn Minischter daneb'n stengan, sagt er, dös is eahm ganz Wurscht, und er laßt di rum, daß d' am Leb'n verzagst.

FILSER. Er mi?

GSOTTMAIER. Ja!

FILSER. Nach'm Handl schimpft oana gern. Und überhaupts kam er jetzt mit der Garatie daher, und i hab ja gar koa Garatie durchaus gor it geb'n.

STÜVE. Er spricht schon wieder von seiner Kuh ... hm ... der Kerl ist großartig.

GSOTTMAIER. Wia host denn dös g'macht, daß de Kuah so a groß Auta g'habt hot?

FILSER. Is lauta Natur! Er blinkt das linke Auge zu; Gsottmaier ebenso. Beide lachen um die Wette.

GSOTTMAIER. Wia hoscht denn dös g'macht?

FILSER schaut bedeutsam auf Scheibler hinüber und zwinkert Gsottmaier zu. I woaß gar it, was du moanst.

GSOTTMAIER. Du Plana, du abscheilinga!

FILSER. Paß auf! I vazähl da amol was! Beide lachen. Wo hat's denn nacha dir in dei Milli einig'reg'nt? Han?

GSOTTMAIER. Da hoscht recht! Es muaß aa einig'reg'nt hamm.

FILSER. Freili.

GSOTTMAIER. Wia kam denn sinscht a Wassa eini? Er zwickt das linke Auge zu; Filser ebenso; beide lachen um die Wette.

FILSER. Lacha müaßt i, bal s' di amal schö dawischat'n. Legt die Handgelenke übereinander. Kafft's Radi!

GSOTTMAIER. Auf's Kohl, hoscht g'hört?

FILSER. Gsottmoar! Gsottmoar! Laß di vermahnen. Unrecht Guat gedeiht net! Lacht gemütlich.

GSOTTMAIER. Dös mirkst d' a.

FILSER. Du Wassakünstla, du ausg'schamta! Beide lachen. Von Scheibler hat schon während des ganzen Gespräches Unruhe und Indignation gezeigt; platzt jetzt los.

SCHEIBLER. Ich würde mich schämen, mit so etwas zu prahlen.

FILSER. Han?

SCHEIBLER. Mit Milchpantschen zu prahlen!

GSOTTMAIER. I?

FILSER. Mir?

GSOTTMAIER. Ja, was waar denn jetzt dös![460]

FILSER. Bal mir insere G'spaß hamm, bekümmert dös koan andern durchaus gor it.

SCHEIBLER sehr gereizt. Ich bin Beamter; merken Sie sich das!

GSOTTMAIER. Ah so!

SCHEIBLER. In meiner Gegenwart reden Sie nicht von strafbaren Handlungen!

FILSER. Strafmassi? Wo is denn er strafmassi?

GSOTTMAIER. Dös muaß sie erscht aufweis'n. Von Scheibler wendet sich unwillig ab und schaut in seine Zeitung.

FILSER zu Gsottmaier. Paß auf! Hast g'hört ... Hält die Hand vor .... da Kötzinger Jakl und ... Deutet heimlich mit dem Daumen auf Scheibler. und ... vastehst mi scho? I glaab, daß do a Freundschaft vorhand'n is.

GSOTTMAIER deutet heimlich mit dem Daumen auf Scheibler. Er ... und da Jakl? Filser nickt zustimmend. Freund – sagst d'? Filser nickt. Gsottmaier pfeift durch die Zähne. Ah, jetza! Z'weg'n dem is er belzi?

FILSER. Freili. Was is denn? Hoscht heut koan Schmai net? Gsottmaier zieht aus der Rocktasche sein Schmalzlerglas. Hau a Pris her! Er nimmt das Glas und haut sich eine Prise auf die Hand. Während er schnupft, sieht ihn Frau von Kleewitz entsetzt an.

FRAU VON KLEEWITZ. Fred!

KLEEWITZ. Lo!

FRAU VON KLEEWITZ. Es ist fürchterlich! Sieht durch ihr Lorgnon die zwei Bauern an.

GSOTTMAIER zu Filser. Laß da sag'n, du kunnt'st mir a G'fall'n toa z'weg'n dera Sach da!

FILSER. Z'weg'n da Milli?

GSOTTMAIER. Ja. Sagst d'as halt de Großkopfet'n, daß ma für'n Reg'n nix ko.

FILSER lacht gemütlich. Daß ma den Bauernstand schützen muaß.

GSOTTMAIER. Freili. Lacht gemütlich.

FILSER. Muaß i halt an Schirm aufspanna über di? Du ganz schelcher!

GSOTTMAIER. Daß i net naß wer. Lacht herzhaft.

FILSER. Liaba d' Milli! Beide lachen wieder laut und herzlich.

GSOTTMAIER. I sag's allawei, es is guat, daß ma di drin hamm. Du kennst di aus.[461]

FILSER. Auf d' Lumperei, moanst?

GSOTTMAIER. Na, laß da sag'n, ohne G'spaß. Du bischt a Mann.

FILSER lacht gemütlich. Jetzt lobst d' mi? Gel?

GSOTTMAIER. I muaß di scho lob'n, weil's d' a richtiga Mo bischt. I laß nix auf di kemma, laß da sag'n, und bal de andern aufdrahn, na bin i scho do! Vastehst?

FILSER. I vasteh di scho.

GSOTTMAIER. Gel?

FILSER. I hör' di scho geh'. Du Schwammerling.

GSOTTMAIER. Du Spitzbua, du odrahta! Beide lachen sehr laut.

STÜVE. Sagen Sie mal, Sie unterhalten sich famos? Was?

GSOTTMAIER. Han?

STÜVE. Ich spreche doch selbst sehr gut bayer'sch, aber ich habe noch nich rausgebracht, warum Sie so lachen.

GSOTTMAIER. Weil mi halt's Leb'n g'freut.

FILSER zu Gsottmaier. Paß auf, laß da sag'n. Den Herrn hamm s' oba g'schickt, daß a de preißisch Ökonomie ei'führt.

GSOTTMAIER. Von ob'n aba?

FILSER. Jo.

GSOTTMAIER. Da wern d' Küah lacha.

STÜVE. In 'n paar Jahren wird's Ihnen allen 'n bißchen dämmern.

GSOTTMAIER. Na werd's Tag, moanen S'!

FILSER. Drum krah'n de Preiß'n scho a so.

STÜVE. Aber vorläufig is es Nacht im schwarzen Bayern.

GSOTTMAIER. Ah, den schaug o!

FILSER. Nacht is bei ins?

STÜVE. Nich zu knapp! Hm ... ha ... ha ... hm!

FILSER. Nacha müaßt's ös Nachteul'n sei, weil's so fleißi umanandfliegt's bei ins.

GSOTTMAIER. Und überall'n a Fuatta find's. Filser und Gsottmaier lachen laut.

STÜVE. Das is lustig, was? Wenn man so intellijent ist? Die beiden lachen noch lauter.

GSOTTMAIER. Ah, do legst di nieder!

STÜVE ärgerlich. Das kann ich Ihnen sagen: 's Pulver habt ihr hier nich erfunden.

FILSER. Ös habt's aa bloß an Schwefl dazua hergeb'n. Erneutes Lachen.[462]

STÜVE ärgerlich. Blöken könnt ihr, sonst nischt. Wenn ich bei uns mit'n Landbewohner spreche, das ist was anderes.

GSOTTMAIER. Ah?

STÜVE. Da weeß heute jeder, wie viel's geschlagen hat.

FILSER. Ös habt's halt recht laute Glock'n. Neues Lachen.

STÜVE ärgerlich. Wenn 'ch hier zu eenem sage, er soll mal 'n bißchen modern sein ... du lieber Gott!

FILSER. Glaabt er nix.

STÜVE. Oogen macht er – so groß. Zeigt es und zieht die Brauen hoch.

GSOTTMAIER. Braucht's scho, sunst siecht er über dös groß' Mäu net umi.

STÜVE sich steigernd. »Modern!« sagt er. »Modern! Macht den Dialekt nach. Is tös was zum ess'n?«

FILSER. Dös glaabt neamd.

STÜVE. Hm?

FILSER. Wenn's was zu'n ess'n waar, gebat's as ös net her. Gsottmaier schlägt sich auf die Knie und lacht.

GSOTTMAIER. Laß net aus, Seppi!

SCHEIBLER zu Stüve. Warum geben Sie sich Mühe? Den Leuten werden Sie nie was beibringen.

STÜVE. Die Erfahrung habe ich nu schon lange gemacht.

FILSER. Hamm S' gar koan Glaab'n g'fund'n? Auf Gsottmaier deutend. Probiern S' as amal bei eahm!

GSOTTMAIER. Na, mei Liaba!

STÜVE. Was is mir das egal! Is ja nur euer Schaden!

FILSER gibt Gsottmaier den Katalog Stüves. Do ko'st jetzt deine Küah auf lateinisch fuattern. Brauchst koa Heu aa nimma.

GSOTTMAIER. Ah, dös kenn i guat. Inser Bezirksamtmann möcht' ins ja aa neumodisch macha.

FILSER. Der erst herkemma is? A Baron is a?

GSOTTMAIER. Ja. Der wo d' Pletsch'n so hänga laßt. Und schiagl'n tuat er aa.

FILSER. I kenn an scho.

GSOTTMAIER. Jetzt halt a Versammlunga ab, vastehst, zur Hebung der Viehzucht.

FILSER. Und lest's aus'n Büachi außa.

GSOTTMAIER. Bei mir is er in Stall g'wen, und is eahm glei d' Brill'n o'glaffa, und wischt as mit'n Schneiztüachi o, und sagt[463] er Er macht affektiert hochdeutsch nach. »Hier« sagt er, »hat es nicht den richtigen Temperatur«, sagt er, »dieser Stall ist zu warm.« Ah was, sag i, meine Küah hamm ja koa Brill'n. Für de is scho recht. Filser und Gsottmaier lachen wieder sehr laut.

SCHEIBLER. Wenn Ihr Bezirksamtmann ...

FILSER unterbricht ihn. I kenn's guat, de sell'n. Lacht.

GSOTTMAIER affektiert wie oben. »Hier hat es nicht den richtigen Temperatur«, sagt er, und wischt oiwai 's Glasl o. Ah, sag i, meine Küah hamm ja koa Brill'n. Lacht ausgelassen mit Filser.

SCHEIBLER. Wenn Ihr Bezirksamtmann dafür sorgt ...

FILSER unterbricht ihn. Bei'n Oktobafest Jaffa s' umanand mit die Schiffhüat und weiße Handschuah, und bal s' a Kuah o'rüahr'n, schaug'n s' hi, ob s' net o'farbt.

GSOTTMAIER. Und bals d' an Ochs'n an Schwoaf aufhebst, schaug'n s' weg.

FILSER. Weil's eah'r graust. Beide lachen, daß ihnen der Atem ausgeht.

SCHEIBLER. Wenn Ihr Bezirksamtmann sich um die Viehzucht kümmert ...

GSOTTMAIER unterbricht ihn. Da drucka s' d' Aug'n zua.

FILSER. 's letztmal is oana von Ministeri dabei g'wen, an ganz a g'wappelter, und schaugt mein Ochs'n o, und nacha sagt er Affektiert hochdeutsch. disses Tier, sagt er, hat ein schönes Oiter, sagt er, wie viel gibt es Mülch?

GSOTTMAIER lachend. Dei Ochs?

FILSER. Ja, sog i, melka S' 'n amal, nacha wern S' as scho sehg'n, was er für a g'spaßige Milli gibt. Beide lachen wieder ausgelassen.

GSOTTMAIER. Der hätt' gschaut ... ha ... ha ... ha ... ha!

FILSER wie oben. Disses Tier hat ein schönes Oiter ... ha ... ha ...ha!

GSOTTMAIER hat ein großes, rotes Taschentuch herausgezogen und schneuzt sich. Zur Hebung der Viehzucht! Ha ... ha ... ha!

FILSER lärmend. Geh, hau a Pris her! Du Fei'spinna!

GSOTTMAIER ebenso; indem er das Schmalzlerglas hinüberreicht. Da hoscht'n, du Tropf, du eiskalta! Filser haut sich eine Prise auf die Hand und schnupft.

FRAU VON KLEEWITZ. Fred![464]

KLEEWITZ. Lo!

FRAU VON KLEEWITZ. Es ist schauderhaft!

FILSER. Disses Tier hat ein schönes Oiter ... ha ... ha ... ha ...

SCHEIBLER. Jetzt bitte ich mir endlich mal Ruhe aus! Wir sind hier nicht im Wirtshaus!

GSOTTMAIER. An Unterhaltung is überall'n erlabt.

SCHEIBLER. Solche nicht.

KLEEWITZ. Ich danke dafür.

STÜVE. Und ich ooch.

SCHEIBLER. Ich werde überhaupt kontrollieren lassen, ob Sie erster Klasse fahren dürfen.

GSOTTMAIER. I zahl mei Sach scho.

FILSER. Eahna bekümmert's do nix!

SCHEIBLER. Das werden wir dann schon sehen. Und Ihre Wirtshauswitze dulden wir einmal nicht.

STÜVE zu Scheibler. Bei uns kommt so was nich vor, dafür garantiere ich Ihnen.

FILSER. Jetz wer i aba belzi. Was is denn fürkemma bei ins? Überhaupt's is dös mei Freund Auf Gsottmaier deutend. und bal mir dischkrier'n, geht dös neamd durchaus gar nix o.

GSOTTMAIER. Und beleidigt hamm mir überhaupts neamd.

SCHEIBLER. Jawohl haben Sie ...

FILSER schreiend. Dös is it wohr, sag' i. Mir hamm insere Spaß g'habt, und nacha is gar. Und überhaups is dös mei Freund ...

GSOTTMAIER schreiend. Und beleidigt hamm mir gar neamd.

SCHEIBLER ebenfalls lauter. Sie haben mich beleidigt. Ich bin selbst Beamter, ich bin selbst im Ministerium ...

FILSER schreiend. Dös hab i net schmecka kinna, und überhaupts bekümmert mi dös gar nix.

GSOTTMAIER schreiend. Und woana werd ma'r aa net müassen, wann's ös glei d' Ochsen melka wollt's.

FILSER. Und überhaupts bekümmert mi dös gar nix!

SCHEIBLER. Das wollen wir sehen.

FRAU VON KLEEWITZ kreischt. Um Gotteswillen! Fred! Fred! Klammert sich an Kleewitz an.

KLEEWITZ. Lo!

FRAU VON KLEEWITZ. Die Menschen werden tätlich.

FILSER immer noch schreiend. Dös waar guat! Wann i mit an Freund dischkrier, müaßt i mir Grobheit'n mach'n lass'n. Steigert[465] die Stimme. Und um koa Minischteri bekümmer i mi durchaus gar nix.

GSOTTMAIER. Aba scho gar nix. Der Zug hält.

SCHEIBLER springt erregt ans Fenster und schreit hinaus. Zugführer! Schaffner! Zugführer!


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 457-466.
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