Einunddreißigstes Capitel.
Der neue Morgen. – Einrichtung in dem in der Mitte gelegenen Vorrathshause. – Die vier nächsten Tage. – Das Erscheinen der Piroguen. – Getäuschte Hoffnung. – Nächtlicher Ueberfall. – Die letzten Patronen. – Ein Kanonenschuß vom Meere her.

[439] Die letzten Stunden der Nacht vom 24. zum 25. Januar verliefen unter lebhaften Gesprächen. Wieviel hatten alle auch einander mitzutheilen, wie viele Erinnerungen wachzurufen, wie viele Sorgen um die Zukunft auszumalen! Niemand dachte daran, zu schlafen, und keiner schlief auch, mit Ausnahme des kleinen Bob. Selbstverständlich versäumten es der ältere Zermatt und seine Gefährten auch nicht, bis mm Morgenrothe wie bisher scharf zu wachen, und hielten sich unter gegenseitiger Ablösung neben den beiden Caronnaden auf, wovon die eine mit einer Kugel, die andere mit Kartätschen geladen war.

Wie erwähnt, wäre das gefährlichste ein Ueberfall während der Nacht gewesen, wenn es den Wilden gelang, aus Land zu kommen, ehe sie bemerkt wurden.

Die Haifischinsel, die etwas größer war als die eine Lieue weit im Norden am Eingange zur Flamingobai gelegene Walfischinsel, bildete ein Oval von zweitausendsechshundert Fuß Länge bei siebenhundert Fuß Breite, sie hatte also einen Umfang von etwa dreiviertel Lieues. Am hellen Tage war ihre Ueberwachung[439] ziemlich leicht, da diese aber zwischen Untergang und Aufgang der Sonne ebenso zuverlässig sein mußte, entschied man sich nach einem Vorschlage des Kapitäns Gould dafür, längs des Ufers Patrouillengänge vorzunehmen.

Als der Tag graute, war die Ruhe durch nichts gestört worden. Wußten die Wilden auch. daß das Eiland eine kleine Besatzung hatte, so konnten sie doch gar nicht ahnen, daß diese ihnen mit Hilfe der in der Nacht eingetroffenen Verstärkung einen ernsten Widerstand entgegensetzen könnte. Jedenfalls aber mußten sie bald bemerkt haben, daß eine von ihren Piroguen fehlte... die eine, die den Kapitän Gould und seine Gefährten vom Ufer bei Falkenhorst nach der Haifischinsel hinübergetragen hatte.

»Vielleicht, meinte Fritz, glauben sie, daß das Canot von der Ebbe mit hinausgeführt worden sei.

– Auf jeden Fall, liebe Freunde, antwortete der ältere Zermatt, wollen wir sorgsam auf unserer Hut bleiben. So lange das Eiland nicht überrascht wird, haben wir nicht viel zu fürchten. Obwohl jetzt unserer fünfzehn, ist unsere Ernährung, von der Antilopenherde ganz zu schweigen, durch den Inhalt des Vorrathshauses allein für lange Zeit gesichert. Der Süßwasserquell ist unerschöpflich, und mit Munition sind wir, wenn nicht oft wiederholte Angriffe erfolgen, reichlich genug versehen...

– Was zum Teufel, rief John Block, jene Affen ohne Schwanz werden sich doch nicht ewig auf der Insel umhertreiben!

– Wer kann das wissen? erwiderte der ältere Zermatt. Haben sie sich in Felsenheim häuslich eingerichtet, so werden sie schwerlich wieder daraus abziehen. Ach, daß unsere schöne Wohnstätte, die schon vorbereitet war, Euch, meine Kinder, alle aufzunehmen, jetzt in der Gewalt jener Burschen sein muß!

– Liebe Mutter, bemerkte Jenny, ich glaube nicht, daß sie in Felsenheim etwas zerstört haben, denn sie haben ja kein Interesse daran, das zu thun. Wir werden unsere Wohnung schon noch in gutem Zustande wiederfinden und dort das gemeinschaftliche Leben mit Gottes Hilfe wieder aufnehmen...

– Ja, mit der Hilfe Gottes, setzte Franz hinzu, der uns nicht verlassen wird, nachdem er uns wie durch ein Wunder erst wieder zusammengeführt hat...

– O, wenn ich im stande wäre, ein Wunder zu thun! rief Jack.

– Nun, welches würde das denn sein, Herr Jack? sagte der Obersteuermann.[440]

– Zunächst, antwortete der junge Mann, würde ich die Spitzbuben veranlassen, Fersengeld zu geben, ehe sie einen Versuch, an der Insel zu landen, unternähmen, denn so viele ihrer auch sind...


Die Männer traten ihre Rundgänge längs des Ufers an. (S 446.)
Die Männer traten ihre Rundgänge längs des Ufers an. (S 446.)

– Und dann? fragte Harry Gould weiter.

– Dann, Herr Kapitän, würde ich, wenn sie doch darauf beharren sollten, unsere Insel besetzt zu halten, im richtigen Augenblick die »Licorne« oder die anderen Schiffe eintreffen lassen, die doch bald ihre Flaggen vor der Rettungsbucht zeigen müssen.[441]

– Das, lieber Jack, fiel Jenny ein, wäre aber kein Wunder mehr, da es sich doch auf ganz natürlichem Wege erfüllen wird. Binnen wenigen Tagen werden wir so wie so die Kanonen ihren Gruß der neuen englischen Colonie entbieten hören.

– Es ist sogar merkwürdig genug, daß uns noch kein Fahrzeug zu Gesicht gekommen ist, sagte Herr Wolston.

– Geduld, nur Geduld, antwortete John Block, lassen wir den Dingen ihren Lauf. Es trifft ja alles eines Tages ein...

– Gott gebe es!« sagte seufzend Frau Zermatt, deren Vertrauen durch diese harten Prüfungen stark erschüttert war.

Nachdem die beiden Familien also ihre Existenz in der Neuen Schweiz gesichert, nachdem sie deren natürliche Hilfsquellen in so hohem Grade erschlossen und durch ihre Arbeit und Intelligenz noch weiter vermehrt hatten, sahen sie sich jetzt gezwungen, auf einem zu jener gehörigen Eilande sozusagen von vorn anzufangen. Denn wer konnte sagen, wie lange sie hier wohl gefangen blieben oder ob sie nicht gar noch in die Hände der Feinde fielen, wenn ihnen nicht von außen Hilfe kam?

Sie begannen also, sich für mehrere Wochen, viel leicht für mehrere Monate, so gut es anging, einzurichten, und da das Vorrathshaus geräumig genug war, fünfzehn Personen Unterkommen zu gewähren, sollten Frau Zermatt, Frau Wolston, Jenny, Suzan und ihr Kind, Annah und Doll die Schlafstätten in dessen zweiter Abtheilung zugewiesen bekommen, während die Männer sich in der ersten einrichteten.

Jetzt in der schönen Jahreszeit waren die Nächte nach den sehr warmen Tagen ausnehmend mild. Einige Armvoll an der Sonne getrocknetes Gras, mehr bedurfte es als Lager nicht für den Kapitän Gould und den Obersteuermann, für die Herren Zermatt und Wolston, für Fritz, seine Brüder und für James, die einander vom Abend bis zum Morgen in der Ueberwachung der Umgebung des Eilandes ablösen sollten.

Wegen der nöthigen Nahrung brauchte sich, wie der ältere Zermatt versichert hatte, niemand Sorge zu machen. Die Vorräthe an Reis, Maniok, Mehl, geräuchertem Fleisch, getrockneten Fischen, Lachsen und Heringen, ohne von den frischen Fischen zu reden, die am Fuße der Uferfelsen gefangen werden konnten... diese Vorräthe genügten bestimmt, die täglichen Bedürfnisse sechs Monate lang zu decken. Die Mango- und die Cocosbäume des Eilandes lieferten überdies[442] Früchte in Ueberfluß. Zwei Tönnchen mit Brandy gestatteten, dem frischen und klaren Quellwasser einige Tropfen davon zuzusetzen.

Woran am ersten Mangel eintreten konnte – und das war gerade von besonderer Wichtigkeit – das war an dem Vorrath von Schießbedarf, obwohl man auf der Schaluppe nicht zu wenig davon mitgebracht hatte. Gingen infolge wiederholter Angriffe das Pulver, die Geschosse und die Gewehrkugeln zu Ende, so war an eine wirksame Vertheidigung nicht mehr zu denken.

Während der nothdürftigen Einrichtung des Vorrathshauses, mit der sich der ältere Zermatt. Ernst und Herr Wolston beschäftigten, durchstreiften Harry Gould. John Block. Fritz. Franz und Jack das Gebiet der Haifischinsel. Fast an allen Seiten gestattete diese, infolge der Strandbildung, die sich von einem Felsenvorsprunge zum anderen hinzog, eine ziemlich leichte Landung. Der am besten vertheidigte Theil war der, über dem der Batteriehügel aufstieg, der das südwestliche Ende des Landes bildete und der Rettungsbucht gegenüberlag. An dessen Fuße waren mächtige Steinblöcke übereinander gethürmt, auf die vom Meere aus kaum jemand gelangen konnte. Ueberall sonst freilich fanden leichte Fahrzeuge, wie die Piroguen, genügende Wassertiefe bis dicht ans Ufer. Das zwang also unbedingt zu einer scharfen Ueberwachung der Nachbarschaft der Küste.

Bei ihrem Wege durch das Eiland konnten Fritz und Franz sich von dem vortrefflichen Gedeihen der Anpflanzungen überzeugen. Die Mango- und Cocosbäume, ebenso wie die Pinien, zeigten das beste Aussehen. Ein dichtes Gras bedeckte die Weidestrecken, wo sich die Antilopenherde in munteren Sprüngen tummelte. Zahlreiche, von Baum zu Baum flatternde Vögel ließen ihre Stimmen erschallen. Ein wolkenloser Himmel strahlte Licht und Wärme über Land und Meer. Wie wohlthätig hätte man da die Schattenkuhle von Falkenhorst oder Felsenheim empfunden!

Am Tage, nachdem die Familien auf dem Eiland Zuflucht gesucht hatten, stellte sich bei ihnen ein Vogel ein, der mit großer Freude begrüßt wurde: der Albatros vom Rauchenden Felsen, den Jenny an der Schildkrötenbucht wieder angetroffen hatte und der vom Gipfel des Pic Zermatt nach dem Gelobten Lande zu davongeflogen war. Als er sich zeigte, hatte das an einem seiner Füße noch hängende Fadenendchen die Aufmerksamkeit Jacks erregt, dem es leicht gelang, das Thier einzufangen – leider brachte es diesmal keinerlei Benachrichtigung mit.

Fritz, Franz, der Kapitän Gould, Herr Wolston und der Obersteuermann begaben sich nach der Batterie. Von deren Hügel aus reichte der durch kein[443] Hinderniß gehemmte Blick im Norden bis zum Cap der Getäuschten Hoffnung, im Osten bis zum Cap im Osten und im Westen über die ganze Rettungsbucht hinaus. Nach Westen hin erhob sich, in der Entfernung von dreiviertel Lieues, die sich langhin erstreckende Baumreihe, die das Ufer zwischen der Mündung des Schakalbaches und dem Falkenhorster Walde begleitete. Ueber dieser hinaus wäre es schwer zu erkennen gewesen, ob die Eingeborenen noch immer im Gebiete des Gelobten Landes umherschweiften oder nicht.

Eben jetzt zeigten sich einige, von Pagaien bewegte Piroguen am Eingange der Rettungsbucht, hielten sich dann aber vorsichtig genug in genügender Entfernung, um nicht in den Schußbereich der Batterie zu gerathen. Die Eingeborenen wußten offenbar recht gut, welcher Gefahr sie sich bei einer Annäherung an die Haifischinsel aussetzten, und wenn sie an dieser wirklich noch eine Landung versuchten, so wagten sie es sicherlich nur unter dem Schutze der Nacht.

Blickte man im Norden nach der offenen See hinaus, so sah man nichts, als die ungeheuere Wasserwüste, und von dieser Seite her hätte doch die »Licorne« oder jedes andere, von England ausgegangene Schiff auftauchen müssen.

Nachdem sich Fritz, Franz, Harry Gould und John Block bei der Batterie überzeugt hatten, daß die beiden Caronnaden schußfertig waren, wollten sie eben wieder den Hügel verlassen, als der Kapitän Gould fragte:

»Hatten Sie denn nicht einigen Vorrath von Pulver drüben in Felsenheim?

– Ja, gewiß, antwortete Jack. Ach, wenn dieser doch lieber hier als noch da draußen wäre! In Felsenheim liegen noch die drei Fäßchen, die uns die »Licorne« überlassen hatte.

– Und wo lagern sie?

– In einer Felsenhöhlung, die uns als Pulverkammer diente, ganz am Ende des Küchengartens.

– Und wahrscheinlich, bemerkte der Obersteuermann, der die Gedanken seines Kapitäns errieth, werden die Schurken diese Pulverkammer entdeckt haben.

– Das ist leider zu befürchten, antwortete Herr Wolston.

– Vor allem, erklärte der Kapitän Gould, ist zu befürchten, daß sie in ihrer Unkenntniß eine Dummheit begehen und die ganze Wohnstätte in die Luft sprengen...

– Und sich selbst mit! rief Jack. Nun, müßte Felsenheim durch eine Explosion zu Grunde gehen, so wäre das doch eine Lösung, und was von den[444] Spitzbuben dann noch auf unserer Insel am Leben wäre, das würde jedenfalls entfliehen, ohne Lust zur Wiederkehr zu verspüren!«

Das ließ sich ja annehmen; doch war es wirklich wünschenswerth, daß dieser Fall eintrat, selbst wenn die Neue Schweiz dadurch von den Eindringlingen befreit würde?

Während der Obersteuermann bei der Batterie zurückblieb, kehrten die übrigen nach dem Vorrathshause zurück. Die erste Mahlzeit wurde gemeinschaftlich verzehrt, und welche Freude hätte dabei geherrscht, wenn die daran theilnehmenden jetzt im Speisezimmer von Felsenheim gesessen hätten.

Wir brauchen hier nicht die Einförmigkeit der nächstfolgenden Tage. des 25., 26., 27. und 28. Januar, zu schildern. Sie brachten keinerlei Veränderung der Sachlage Abgesehen von dem ununterbrochenen Wachdienst, wußte man kaum die langen Stunden hinzubringen. Ach, welcher Unterschied, und wie glücklich und zufrieden hätte diese ganze kleine Welt gelebt, wenn die »Licorne« nicht gezwungen gewesen wäre, wegen unaufschiebbarer Ausbesserungen in Capetown zurückzubleiben, was die Einschiffung ihrer Passagiere auf der »Flag« zur Folge gehabt hatte. Schon seit zwei Monaten wären dann alle in Felsenheim vereinigt gewesen. Und nachdem jetzt Fritzens und Jennys Vermählung schon zur Thatsache geworden war, wer weiß, ob nicht bereits eine zweite nahe daran gewesen wäre, gefeiert zu werden: die Ernsts und Annahs, die der Geistliche der Corvette in der Kapelle von Felsenheim vollzogen hätte. Und wahrscheinlich wäre sogar von einer dritten Ceremonie derselben Art die Rede gewesen... die freilich erst später stattfinden sollte, wenn Doll ihr achtzehntes Jahr vollendet hätte... eine Ceremonie, bei der Franz – zur großen Befriedigung der beiden Familien, die damit gänzlich zu einer verschmolzen – die Hauptrolle gespielt hätte.

An die Verwirklichung dieser so heiß ersehnten Bündnisse war unter den obwaltenden Umständen freilich nicht zu denken. Jetzt drohte ja noch ernstlich genug die schlimmste Gefahr von der Anwesenheit der Wilden auf der Insel, und waren alle auf das unzulängliche Eiland beschränkt, dessen sich vielleicht jene doch noch bemächtigten.

Immerhin kämpften alle mannhaft gegen jede Entmuthigung. John Block hatte nichts von seiner angeborenen guten Laune verloren. Zuweilen unternahm die kleine Gesellschaft Spaziergänge durch die Anpflanzungen und immer überwachte man die weite Rettungsbucht, obwohl kaum ein Angriff mittels der Piroguen zu erwarten war, so lange die Sonne ihren Tagesbogen beschrieb.[445]

Während der Nacht freilich herrschte mehr Beunruhigung wegen eines Ueberfalles, der die große Mehrheit der Angreifer für sich gehabt hätte.

Sobald die Frauen sich also nach der zweiten Abtheilung des Vorrathshauses zurückgezogen hatten, traten die Männer ihre Rundgänge längs des Ufers an, wobei verabredet war, am Fuße des Batteriehügels zusammenzutreffen, sobald sich die Feinde dem Eilande näherten.

Am 29. Januar war im Laufe des Vormittags auch noch nichts auffälliges zu bemerken Die Sonne schwebte am völlig dunstfreien Himmel. Der Tag versprach sehr warm zu werden, und selbst am Abend würde die Seebrise die Luft wohl kaum merkbar abkühlen.

Nach dem Mittagsessen verließen Harry Gould und Jack das Vorrathshaus, um Ernst und Herrn Wolston, die bei der Batterie Wache standen, abzulösen.

Diese beiden wollten eben hinunter gehen, als der Kapitän Gould sie aufhielt.

»Dort... dort draußen, sagte er,... mehrere Piroguen, die von der Mündung des Schakalbaches abstoßen...

– Sie fahren wohl, wie alle Tage, zum Fischfange aus, antwortete Ernst, und werden sich hüten, in den Schußbereich unserer Caronnaden zu kommen.

– Oho, rief Jack, der jene Seite der Bucht mit dem Fernrohre musterte, diesmal sind es aber mehr Piroguen als gewöhnlich... Richtig... fünf... sechs... neun... da kommen noch zwei aus der Einbuchtung hervor... elf... zwölf... Sollte denn die ganze Flottille nur zum Fischen auslaufen?

– Oder rüsten sich die Burschen, uns anzugreifen? sagte Herr Wolston.

– Vielleicht... ja... antwortete Ernst.

– Seien wir auf der Hut, empfahl Harry Gould, und wir wollen auch die anderen gleich benachrichtigen.

– Wir wollen doch zunächst erst beobachten, wohin sich die Piroguen wenden, bemerkte Herr Wolston.

– Auf jeden Fall sind wir bereit, mit unserer gesammten Artillerie Feuer zu geben,« setzte Jack hinzu.

In den wenigen Stunden, die Jack nahe der Elephantenbai in den Händen der Eingeborenen gewesen war, hatte er gesehen, daß die Zahl der Piroguen sich auf etwa fünfzehn belief und daß jede sieben bis acht Mann aufnehmen konnte.[446]

Jetzt gewahrte man, daß ein Dutzend dieser Fahrzeuge um die Spitze der kleinen Einbuchtung herumsteuerte. Mit Hilfe des Fernrohres war auch zu erkennen, daß die Fahrzeuge wohl die ganze Bande an Bord genommen hatten, daß also augenblicklich kein einziger Eingeborener mehr in Felsenheim sein werde.

»Sollten sie sich endlich davontrollen? rief Jack.

– Wahrscheinlich nicht, antwortete Ernst, sie scheinen mir eher einen Besuch der Haifischinsel vorzuhaben...

– Um welche Zeit beginnt die Ebbe? fragte der Kapitän Gould.

– Gegen halb zwei, antwortete Herr Wolston.

– Dann muß sie also bald eintreten, und da sie die Fahrt der Piroguen begünstigt, wird es ja bald klar sein, woran wir sind.«

Ernst war inzwischen fortgegangen, um seinem Vater, seinen Brüdern und dem Obersteuermann mitzutheilen, was jetzt vorging, und alle beeilten sich, nach dem Schuppen der Batterie zu kommen.

Es war jetzt etwas über ein Uhr, und bei Eintreten der Ebbe fuhren die Piroguen erst nur langsam längs der östlichen Küste hin. Damit blieben sie möglichst weit von dem Eilande entfernt und hielten sich außerhalb der Tragweite der Geschosse, deren verderbliche Wirkung sie schon genügend kennen gelernt hatten.

»Wenn es nun doch auf eine endgiltige Abfahrt hinauskäme? sagte Franz.

– Dann: glückliche Reise! rief Jack.

– Und auf das Vergnügen, die Kerle niemals wiederzusehen!« setzte John Block hinzu.

Immerhin wagte sich noch niemand hierüber mit Bestimmtheit auszusprechen oder eine so glückliche Entwickelung der Dinge anzunehmen. Die Piroguen warteten ja vielleicht nur auf die stärkere Ebbeströmung, um dann auf das Eiland zuzusteuern.

Fritz und Jenny standen, ohne ein Wort zu sprechen, beieinander, sie glaubten noch nicht, daß die Sachlage eine so nahe Lösung erfahren werde.

Frau Zermatt und Frau Wolston, Suzan, Annah und Doll flüsterten ein stilles Gebet.

Bald zeigte es sich, daß der Ebbestrom seine Wirkung auf die Piroguen äußerte.

Ihre Geschwindigkeit nahm zu, doch hielten sie sich noch immer nahe der Küste, als ob sie das Cap im Osten umschiffen wollten.[447]

Halb vier Uhr befand sich die Flottille in der Mitte zwischen der Rettungsbucht und dem Cap im Osten. Um sechs Uhr war kein Zweifel mehr möglich. Nach Umschiffung des Caps verschwand bald die letzte Pirogue hinter dieser Landspitze.

Weder der ältere Zermatt, noch einer der übrigen hatte den Hügel auch nur einen Augenblick verlassen.

O, welche Erleichterung, als keine Pirogue mehr zu sehen war! Die Insel war endlich von den gefährlichen Feinden befreit. Die Familien konnten bald nach Felsenheim zurückkehren, wo vielleicht nur unbedeutende Beschädigungen auszubessern waren. Dann hatte man nur noch auf das Erscheinen der »Licorne« zu warten. Die letzten Besorgnisse waren zerstreut... alle, alle sahen sich nach so vielen Schicksalsschlägen wieder glücklich vereinigt.

»Gehen wir nun gleich nach Felsenheim? fragte Jack in seiner Ungeduld, das Eiland zu verlassen.

– Ja... ach ja... rief die nicht minder ungeduldige Doll, der sich auch Franz anschloß.

– Wäre es nicht besser, bis morgen zu warten? bemerkte Jenny. Was denkst du wohl darüber, Fritz?

– Dasselbe wie Herr Wolston, der Kapitän Gould und mein Vater, antwortete Fritz, das heißt, die nächste Nacht noch auf dem Eiland zuzubringen.

– Ganz recht, ließ sich der ältere Zermatt vernehmen, ehe wir wieder in Felsenheim einziehen, muß doch erst entschieden sein, ob die Wilden nicht an eine Rückkehr dahin denken.

– O, die sind ja schon zum Teufel, rief Jack, und der Teufel läßt nie aus den Krallen, wen er einmal gepackt hat. Nicht wahr, wackerer John Block?

– Na... zuweilen doch,« antwortete der Obersteuermann.

Trotz des Drängens Jacks entschied man sich doch dafür, die Abfahrt bis zum nächsten Morgen zu verschieben, und die letzte Mahlzeit, die auf dem Eiland eingenommen werden sollte, sah alle noch einmal beisammen.

Es ging dabei recht fröhlich zu, und als es dunkel wurde, dachten wohl alle daran, der oft entbehrten Ruhe zu pflegen.

Alle Umstände ließen vermuthen, daß diese Nacht vom 29. zum 30. Januar ebenso ruhig verlaufen werde, wie die vielen friedlich stillen Nächte, die die Bewohner der Neuen Schweiz schon in Felsenheim oder Falkenhorst verbracht hatten.[448]

Weder die Herren Zermatt und Wolston, noch die anderen wollten jedoch die bisher beobachteten Vorsichtsmaßregeln gänzlich ausgesetzt wissen, obgleich seit dem Verschwinden der Piroguen jede unmittelbare Gefahr beseitigt schien. Man beschloß also, daß die einen die nächtlichen Rundgänge fortsetzen sollten, während die anderen bei der Batterie auf Wache bleiben wollten.


Offenbar ging der Kampf seinem Ende entgegen. (S. 453.)
Offenbar ging der Kampf seinem Ende entgegen. (S. 453.)

Sobald Frau Zermatt und Frau Wolston, Jenny, Doll, Annah und Suzan sich im Vorrathshause zurückgezogen hatten, begaben sich Jack, Ernst, Franz und John Block, das Gewehr im Arme, nach dem nördlichen Ende des Eilandes;[449] Fritz und der Kapitän Gould erstiegen wieder den Hügel und machten sich einen Platz unter dem Schutzdache zurecht, wo sie bis zum Sonnenaufgang Wache halten sollten.

Herr Wolston, der ältere Zermatt und James blieben im Vorrathshause zurück, wo es ihnen gestattet wurde, bis zum Tagesanbruch zu schlummern.

Die Nacht war dunkel, der Mond nicht am Himmel. In den oberen Luftschichten sammelten sich Dunstmassen, die von dem stark erwärmten Erdboden aufstiegen. Der Wind hatte sich gegen Abend fast ganz gelegt. Ueberall herrschte tiefes Schweigen. Man hörte nichts als den Wellenschlag der ansteigenden Fluth, die seit acht Uhr eingetreten war.

Harry Gould und Fritz tauschten, nebeneinander sitzend, ihre Erinnerungen an alle die glücklichen und unglücklichen Ereignisse aus, die sie seit der Aussetzung der Schaluppe von der »Flag« erlebt hatten. Von Zeit zu Zeit trat einer hinaus und richtete bei einem Gange um die Batterie die Blicke vorzüglich nach dem dunklen Meeresarme zwischen den zwei Caps.

Nichts hat die Stille der Einsamkeit bis zwei Uhr Nachts unterbrochen, als der Kapitän und Fritz durch einen Knall aus ihrem Gespräche aufgeschreckt wurden.

»Ein Flintenschuß!« sagte Harry Gould.

– Ja, und der wurde von jener Seite her abgefeuert, antwortete Fritz, indem er nach dem Nordosten des Eilands hinwies.

– Was geht denn da vor?« rief der Kapitän Gould.

Unter dem Schutzdache hervorstürmend, suchten beide in der tiefen Finsterniß einen Lichtschein zu entdecken.

Da krachten schon zwei weitere Schüsse, und diesmal aus geringerer Entfernung.

»Die Piroguen sind zurückgekommen!« sagte Fritz.

Harry Gould bei der Batterie zurücklassend, eilte er hastig nach dem Vorrathshause.

Hier standen der ältere Zermatt und Wolston, die die Schüsse gehört hatten, bereits auf der Schwelle.

– »Was giebt es denn? fragte der ältere Zermatt.

– Ich fürchte, Vater, antwortete Fritz, daß die Wilden eine Landung versucht haben...

– Und daß diese den Schurken gelungen ist, rief Fritz, der mit dem Obersteuermann eben am Platze erschien.[450]

– Sie wären auf dem Eilande? wiederholte Herr Wolston.

– Ihre Piroguen sind an der nordöstlichen Spitze gerade in dem Augenblicke aus Ufer gestoßen, wo wir uns jener Stelle näherten, und mit unseren Schüssen haben wir sie nicht zu vertreiben vermocht. Jetzt bleibt nichts übrig...

– Als sich mannhaft zu vertheidigen!« fiel der Kapitän Gould ein.

Jenny, Doll, Annah, Suzan und die Frauen Zermatt und Wolston hatten ihren Schlafraum verlassen. In Voraussicht eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs mußte jetzt von Waffen, Munition und allerlei Vertheidigungsmitteln so viel wie möglich nach der Batterie geschafft werden.

Die Abfahrt der Piroguen war also nur eine Kriegslist gewesen; die Eingeborenen hatten den Glauben erregen wollen, daß sie die Insel endgiltig verlassen hätten; darauf waren sie unter Benützung des Fluthstromes nach der Haifischinsel, die sie zu überrumpeln hofften, zurückgekehrt. Bisher war ihnen der Erfolg treu geblieben. Obwohl ihre Anwesenheit gleich erkannt und sie mit Gewehrschüssen begrüßt worden waren, hatten sie doch auf der Landspitze Faß gefaßt, von wo aus es ihnen leicht werden mußte, nach dem Vorrathshause in der Mitte des Eilands vorzudringen.

Die Sachlage war also jetzt für die Vertheidiger arg verschlimmert, ja fast verzweifelt, da die Piroguen die ganze Rotte hatten landen können. Daß Zermatt und seine Gefährten imstande wären, ihnen erfolgreich entgegenzutreten, daß sie eine so große Zahl von Angreifern abwehren könnten, erschien ja fast unmöglich; daß sie aber unterliegen mußten, wenn ihnen die Munition ausgegangen war, das erschien nur zu gewiß, und sie gaben sich darüber auch keiner Täuschung hin. Auf jeden Fall blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich nach dem Hügel mit der Batterie zurückzuziehen, wo sie sich wenigstens eine Zeit lang vertheidigen konnten.

Frau Zermatt, Frau Wolston, Jenny, Annah, Doll, Suzan und ihr Kind mußten sich unter dem offenen Schuppen verbergen, der die beiden Geschütze überdachte. Sie ließen keinen Klagelaut hören, sondern bemühten sich vielmehr, ihre Angst zu bekämpfen.

Einen Augenblick kam dem älteren Zermatt der Gedanke, die Frauen mit der Schaluppe nach Falkenhorst überzusetzen. Was wäre aber aus den Aermsten geworden, wenn die Männer, nachdem das Eiland in die Gewalt der Feinde gefallen war, nicht wieder zu ihnen stoßen könnten? Uebrigens hätten sie niemals zugestimmt, sich von diesen zu trennen.[451]

Es mochte wenig über vier Uhr sein, als ein dumpfer Lärm von Tritten verrieth, daß die Wilden kaum noch hundert Toisen entfernt waren. Der Kapitän Gould, der ältere Zermatt und Wolston, Ernst, Franz, James und der Obersteuermann hielten die Gewehre fertig, sofort Feuer zu geben. Franz und Jack, die glimmende Lunte nahe dem Zündloche der Caronnaden, warteten nur darauf das Vorland des Hügels mit einem Kartätschenhagel zu überschütten.

Als die schwarzen Schatten beim ersten schwachen Tagesgrauen sichtbar wurden, gab der Kapitän Gould mit leiser Stimme Befehl, nach dieser Richtung hin zu feuern.

Sofort krachten sieben bis acht Schüsse, denen ein schrecklicher Aufschrei folgte, als Beweis, daß mehr als eine Kugel die Anstürmenden getroffen hatte. Es war ungewiß, ob die Angreifer nach diesem Empfange, der wohl geeignet war, sie aufzuhalten, die Flucht ergreifen oder ob sie sich nun auf den Hügel stürzen würden. Jedenfalls sollten die wieder schußfertig gemachten Gewehre ihnen weitere Kugeln entgegensenden, zu denen noch die Kartätschen der beiden Geschütze kämen, wenn sie den offenen Platz betraten, der sie jetzt noch von dem Hügel trennte.

Bis zum Anbruche des Tages mußten drei Angriffe zurückgeschlagen werden. Bei dem letzten gelang es aber doch etwa zwanzig der Eingeborenen, fast die Höhe des Hügels zu erreichen. Obwohl ziemlich viele von ihnen tödtlich getroffen waren, reichten die Gewehre leider nicht aus, sie zurückzuhalten, und ohne eine doppelte Entladung der Kanonen wäre die Batterie bei dem letzten Angriffe doch wahrscheinlich erobert worden.

Mit dem Anbruche des Tages hatte sich die Bande aber unter die Bäume in der Nähe des Vorrathshauses zurückgezogen, wo sie vielleicht die nächste Nacht zu einem wiederholten Sturme abwarten wollte.

Leider hatten der ältere Zermatt und die Seinigen schon einen großen Theil ihrer Patronen verschossen. Wenn man auf die Geschosse der Kanonen beschränkt war, die nicht so tief hinunter gerichtet werden konnten, um den Fuß des Hügels zu bestreichen, wie hätte man damit dessen Gipfel selbst vertheidigen sollen?.

Sofort wurde eine Berathung gepflogen, um sich über die Lage allseitig aufzuklären. Wenn es sich als unmöglich erwies, den Widerstand unter den jetzigen Verhältnissen lange fortzusetzen, war es dann nicht vielleicht ausführbar, die Haifischinsel zu verlassen, am Ufer bei Falkenhorst zu landen und im Innern des Gelobten Landes oder in einem anderen Theile der Insel Zuflucht zu suchen[452] und zwar alle, diesmal alle? Oder war es empfehlenswerther, sich rücksichtslos auf die Wilden zu stürzen und die Ueberlegenheit der Feuerwaffen gegenüber den Bogen und Pfeilen auszunützen, um die Wilden wieder zur Abfahrt zu zwingen? Der ältere Zermatt und seine Gefährten waren freilich nur ihrer neun gegen hundert Feinde, die den Hügel belagerten.

In diesem Augenblicke ertönte, gleich einer Antwort auf den letzten Plan, das Schwirren von Pfeilen in der Luft, von denen einige im Dache des offenen Schuppens stecken blieben, zum Glücke aber niemand verwundet wurde.

»Der Angriff beginnt von neuem, sagte John Block.

– Also Achtung... alle Achtung!« rief Fritz.

Wüthender als vorher stürmten die Eingeborenen heran, die vor den Kugeln und Kartätschen alle Scheu verloren zu haben schienen. Dazu begann die Munition knapp zu werden und das Feuer wurde mäßiger. Einzelne tollkühne Burschen krochen den Hügelabhang hinauf und erreichten wirklich dessen Höhe. Eine Entladung der beiden Geschütze aus nächster Nähe säuberte den Platz wieder von einigen Feinden, während Fritz, Jack, Franz, James und John Block mit den übrigen handgemein wurden. Da stürmten alle heran, hinweg über die Gefallenen, die am Fuße des Hügels lagen. Sie benützten jetzt nicht ihre Bogen, sondern eine andere Waffe, die zum Theile Axt, zum Theile Keule war, und in ihrer Hand zum furchtbaren Angriffsmittel wurde.

Offenbar ging der Kampf seinem Ende entgegen. Die letzten Kugeln waren verschossen, die Ueberzahl mußte siegen. Der ältere Zermatt und seine Gefährten versuchten sich noch rings um den Schuppen zu halten, der jetzt doch bald erstürmt werden mußte. Im Handgemenge mit mehreren Eingeborenen waren Fritz. Franz, Jack und Harry Gould nahe daran, nach dem Fuße des Hügels hinabgedrängt zu werden. Der Kampf mußte in wenigen Augenblicken zu Ende sein und der Sieg der Wilden war gleichbedeutend mit der Niedermetzelung aller, denn von diesen unmenschlichen Feinden war keine Schonung zu erwarten.

Da – es war genau acht Uhr fünfundzwanzig Minuten – ertönte, von dem wieder auffrischenden Nordwinde hierhergetragen, ein donnernder Schuß vom Meere vor der Insel.

Die Angreifer mußten ihn gehört haben, denn die vordersten wichen plötzlich zurück.

Fritz, Jack und die anderen drangen, einige nur leicht verwundet, wieder nach dem Schuppen zu vor.[453]

»Ein Kanonenschuß... rief Franz.

– Und zwar aus einem Schiffsgeschütze... darauf verstehe ich mich! erklärte der Obersteuermann.

– Da ist also ein Schiff in der Nähe, sagte der ältere Zermatt.

– Das ist die »Licorne«, antwortete Jenny.

– Und Gott ist es, der sie uns sendet!« murmelte Franz.

Eben hallte das Echo von Falkenhorst eine zweite und nähere Detonation zurück, und diesmal flüchteten die Wilden eiligst bis unter den Schutz der Bäume.

Sofort eilte Jack nach dem Flaggenmaste und erkletterte, gewandt wie ein Marsgast, dessen Spitze.

»Ein Schiff!... Ein Schiff!« rief er.

Alle Augen richteten sich nach Norden.

Jenseit des Caps der Getäuschten Hoffnung und dicht hinter seiner Spitze zeigten sich die vom Morgenwinde geschwellten oberen Segel eines Fahrzeuges.

Ein Dreimaster mit Backbordhalsen war im Begriff, das Cap zu umschiffen, das von dieser Stunde an das »Cap der Erlösung« genannt wurde.

Am Top des Besanmastes dieses Schiffes wehte die Flagge Großbritanniens.

Frau Zermatt, Frau Wolston, Jenny, Annah, Doll und Suzan traten aus dem Schuppen hervor und erhoben in freudiger Dankbarkeit die Hände gen Himmel.

»Und jene Räuber? fragte Fritz.

– In voller Flucht! antwortete Jack, der sich eben am Flaggenmast heruntergleiten ließ.

– Nun ja, in voller Flucht, setzte John Block hinzu, und wenn sie nicht schnell genug ausreißen, wollen wir ihnen doch mit unseren letzten Vierpfündigen auf die Beine helfen!«

Wirklich hatten die Eingeborenen, überrascht durch den von Norden her tönenden Geschützdonner und aufs höchste erschreckt durch das Erscheinen eines Schiffes, das um die Landspitze einbog, sich nach dem Meere hin geflüchtet, wo sie Hals über Kopf in ihre Piroguen sprangen. Sofort ruderten sie aus Leibeskräften mit den Pagaien davon und auf das Cap im Osten zu.

Der Obersteuermann und Jack, die sich wieder unter den Schuppen begeben hatten, richteten die bei den Geschütze auf die Fliehenden, und drei zerschmetterte Piroguen versanken auf der Stelle ins Meer.[454]

In dem Augenblicke, wo das Schiff, das mit vollen Segeln in den Meeresarm einlief, nach der Haifischinsel zu wendete, gab es aus seinen schweren Geschützen auch noch mehrere Schüsse ab. Die meisten Piroguen suchten vergeblich, zu entkommen, und nur zweien gelang es, hinter dem Cap zu verschwinden, um... nie wieder zurückzukehren.

Quelle:
Jules Verne: Das zweite Vaterland. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LXXVII–LXXVIII, Wien, Pest, Leipzig 1901, S. 439-455.
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Große Erzählungen der Frühromantik

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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

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