Zehntes Capitel.
Von Iquitos nach Pevas.

[92] Am folgenden Tage, am 6. Juni, nahm Joam Garral und seine Familie Abschied von dem Intendanten und dem indianischen und schwarzen Personal, das auf der Fazenda zurückblieb. Um sechs Uhr Morgens nahm die Jangada alle ihre Passagiere – richtiger ihre Bewohner – auf, und jeder bezog seine Cabine oder vielmehr das für ihn bestimmte Haus.

Die Stunde der Abreise war da. Der Steuermann Araujo postirte sich am Vorderende und die Mannschaft mit ihren langen Stangen an der geeigneten Stelle. Joam Garral leitete mit Hilfe Benitos und Manoels das Abstoßen vom Lande.

Auf das Commando des Piloten wurden die Taue gelöst, die Stangen gegen das Ufer eingestemmt, um die Jangada abzudrängen, und sofort erfaßte sie die Strömung, mit der das Floß längs des linken Ufers hinabglitt und die Inseln Iquitos und Parianta rechts liegen ließ.

Begonnen war nun die Fahrt – enden sollte sie in Para und zwar in Belem; achthundert Meilen von dem kleinen peruanischen Dörfchen, wenn kein Zwischenfall den entworfenen Plan zerstörte. Wie sie ausgehen würde, dieses Geheimniß barg die Zukunft noch in ihrem Schoße.

Das Wetter ließ sich prächtig an. Ein mäßiger »Pampero« minderte die Gluth der Sonnenstrahlen. Dieser im Juni und Juli nicht so seltene Wind weht von einigen hundert Meilen weit von den Cordilleren herab und streicht über die unendliche Ebene von Sacramento. Hätte die Jangada Maste und Segel gehabt, so würde sie unter der Wirkung der leichten Brise schneller dahingeglitten sein; bei den vielen Ecken und scharfen Biegungen des Stromes aber mußte man auf die Mithilfe eines solchen Motors von vornherein verzichten.

In einem so flachen Bassin wie das des Amazonenstromes, das eigentlich nur eine endlose Ebene darstellt, kann ein Flußbett selbstverständlich nur geringe Neigung haben. Man hat auch berechnet, daß die Niveaudifferenz zwischen Tabatinga an der brasilianischen Grenze und der Quelle dieses großen Wasserlaufes einen Centimeter per Meile nicht übersteigt. Nirgends in der Welt hat ein großer Strom einen so geringen Fall.[92]

Die Stromschnelligkeit des Amazonenstromes wird denn auch bei mittlerem Wasserstande nur zu zwei Meilen in vierundzwanzig Stunden angenommen und diese zur Zeit des geringsten Wasserstandes noch nicht einmal erreicht. Während des Hochwassers freilich hat man dieselbe bis auf dreißig bis vierzig Kilometer wachsen sehen.

Unter letzteren Verhältnissen sollte die Fahrt der Jangada vor sich gehen; bei ihrer schweren Beweglichkeit nahm sie aber noch nicht einmal die Geschwindigkeit der Strömung, die ihr vorauseilte, an.

Unter Berücksichtigung der zahlreichen Verzögerungen durch die Windungen des Flußbettes, durch die vielen Inseln, welche vorsichtig umschifft werden mußten, ferner die Aufenthalte, welche ja abzurechnen waren, und der zu dunklen Nächte, wo man sich nicht ohne Gefahr weiter wagen konnte, durfte der täglich zurückzulegende Weg auf mehr als fünfundzwanzig Kilometer nicht veranschlagt werden.

Die Oberfläche des Stromes ist übrigens keineswegs rein und frei, vielmehr treiben auf derselben noch grüne Bäume, abgerissene Aeste und ganze Inseln aus Gras und Gesträuch, die vom Ufer abgehoben werden, mit der Strömung hinab und bilden natürlich ebenso viele Hindernisse für eine schnelle Schiffsbewegung.

Bald ließ man die Mündung des Nanay hinter sich, welche ein Vorsprung des linken Ufers verdeckte, auf dem vom Sonnenbrande gebräunte Getreidefelder das Vorland des tiefgrünen, kühleren Waldes bilden.

Nun glitt die Jangada mit der Strömung zwischen den zahlreichen, pittoresken Inseln dahin, deren man von Iquitos bis Pucalppa ein ganzes Dutzend zählt.

Araujo, der es nicht versäumte, Augen und Gedächtniß gelegentlich durch einen tüchtigen Schluck aus seiner Maßkanne zu kräftigen, lenkte das Fahrzeug geschickt inmitten dieses Archipels. Auf seinen Wink hoben und senkten sich auf jeder Seite des Floßes fünfzig lange Stangen in einem Augenblicke, was in der That einen merkwürdigen Anblick bot.

Inzwischen bemühte sich Yaquita mit Hilfe Linas und Cybeles die letzte Hand an die innere Einrichtung des Wohnhauses zu legen, während sich die indianische Köchin schon mit der Vorbereitung zum Frühstück beschäftigte.

Die beiden jungen Männer und Minha lustwandelten in Begleitung des Padre Passanha auf dem Deck hin und her, doch blieb Minha zuweilen stehen, um die rings um das Haus angebrachten Pflanzen zu begießen.[93]

»Nun, ehrwürdiger Vater, begann Benito, kennen Sie eine angenehmere Art des Reisens?

– Nein, liebes Kind, antwortete Padre Passanha, es ist wirklich, als ob man mit seinem ganzen Heim unterwegs wäre!

– Und so bequem dazu, daß man von Hunderten von Meilen keine Anstrengung spürt.

– Sie werden, fiel Minha ein, gewiß nicht bereuen, mit uns gereist zu sein. Erscheint es Ihnen nicht so, als wären wir auf einer Insel, die, vom Bettrand des Stromes abgelöst, mit ihren Wiesen und Bäumen stromabwärts triebe? Nur daß...

– Nun, nur daß?... wiederholte Padre Passanha.

– Daß diese Insel, Padre, das Werk unserer eigenen Hand ist, daß sie uns gehört und ich sie allen übrigen Inseln des Amazonenstromes vorziehe. Ich habe wohl ein Recht, etwas stolz auf sie zu sein!

– Gewiß, liebe Tochter, erwiderte Padre Passanha, ich absolvire Dich auch gern von dieser sonst sündhaften Empfindung des Stolzes. Zudem würde ich mir nicht erlauben, in Gegenwart Manoels auf Dich zu schelten.

– O, erst recht, rief das junge Mädchen heiter. Manoel mag es immer lernen, mich zu schelten, wenn ich es verdiene. Jetzt ist er gegen meine kleine Person, die ja auch ihre Fehler hat, gar zu nachsichtig.

– Nun, liebe Minha, nahm Manoel das Wort, dann werde ich gleich von Deiner Erlaubniß Gebrauch machen, um Dich zu erinnern...

– An was?

– Daß Du die Bibliothek der Fazenda so emsig durchstudirt und mir versprochen hast, mich über Alles, was den oberen Amazonenstrom betrifft, aufzuklären. In Para kennen wir denselben nur sehr mangelhaft; hier zeigen sich nun schon verschiedene Inseln auf dem Wege der Jangada, ohne daß Du daran denkst, mir auch nur deren Namen zu nennen.

– Ja, wer wäre das im Stande? rief das junge Mädchen.

– Nein, das ist zuviel verlangt, bekräftigte Benito seiner Schwester Worte. Wer vermöchte die Hunderte von Namen der »Tupisprache« im Gedächtniß zu behalten, welche alle jene Inseln und Eilande tragen. Damit käme kein Mensch zurecht. Die Amerikaner verfahren bezüglich ihrer Mississippi-Inseln praktischer, sie numeriren dieselben...[94]

– Wie sie die Avenuen und Straßen ihrer Städte numeriren, fuhr Manoel fort. Offen gestanden, liebe ich dieses todte Numerirungssystem nicht besonders. Es giebt doch der Einbildungskraft gar keine Nahrung, wenn man von der vierundsechzigsten Insel, von der fünfundsechzigsten spricht, oder wenn man eine Straße als die sechste in der dritten Avenue bezeichnet. Bist Du nicht auch meiner Meinung, liebe Minha?

– Gewiß, Manoel, mein Bruder hat da seine eigene Ansicht, bestätigte das junge Mädchen. Kennen wir aber auch ihre Namen nicht, so sind die Inseln unseres großen Stromes doch nicht minder schön! Seht, wie sie daliegen unter dem Schatten riesenhafter Palmen mit zurückgebogenen Fächerblättern! Und der Kranz von Rosengebüsch, der sie so dicht umschließt, daß kaum eine schmale Pirogue sich hindurchzwängen könnte! Dazu die Mangobäume, deren merkwürdige Wurzeln sich gleich Klauen eines ungeheueren phantastischen Geschöpfes an den Uferrand klammern! O, diese Inseln sind herrlich und schön – das Eine fehlt ihnen, sie können sich nicht wie die unsrige von der Stelle bewegen!

– Meine kleine Minha läßt ihrer Phantasie heute ein wenig die Zügel schießen, bemerkte Padre Passanha lächelnd.

– Ach, würdiger Vater, antwortete das junge Mädchen, ich fühle mich so glücklich, Alles ringsum so glücklich und zufrieden zu sehen!«

Da erscholl die Stimme Yaquitas, welche Minha nach dem Innern des Hauses rief.

Lachend hüpfte das junge Mädchen von dannen.

»Sie werden an ihr eine liebenswürdige Gefährtin für das spätere Leben haben, sagte Padre Passanha zu dem jungen Manne. Der ganzen Familie Glück und Freude führen Sie hinweg, lieber Freund!

– Mein Herzensschwesterchen! fügte Benito hinzu. Wie werden wir sie vermissen! Ja, der Padre hat Recht. Doch, wenn Du sie nun nicht heiratetest, Manoel!... Jetzt wär's noch Zeit, da bliebe sie bei uns!

– Sie wird auch bei Euch bleiben, Benito, erwiderte Manoel. Glaube mir, ich ahne, daß die Zukunft uns Alle vereinen wird!«

Der erste Reisetag verlief ganz nach Wunsch. Frühstück, Mittagsmahl, Siesta, Promenaden – Alles blieb in seiner Ordnung, ganz wie auf der Fazenda von Iquitos.

Während der ersten vierundzwanzig Stunden fuhr man ohne Zwischenfall an den Mündungen der Rios Bacali, Chochio und Pucalppa am linken,


An der Mündung dieses Flusses zeigten sich einige Indianer. (S. 98.)
An der Mündung dieses Flusses zeigten sich einige Indianer. (S. 98.)

an denen der Rios Itinicari, Maniti, Moyoc und Tuyu[95] ca am rechten Ufer, sowie an den gleichnamigen Inseln vorüber. Da die Nacht mondhell war, brauchte man nicht anzuhalten, und das große Floß glitt friedlich auf dem gewaltigen Amazonenstrome weiter.

Am folgenden Tage, am 7. Juni, kam die Jangada nach dem Ufer am Dorfe Pucalppa, das auch Neu-Oran genannt wird. Das fünfzehn Meilen stromabwärts und ebenfalls am linken Ufer gelegene alte Oran ist jetzt verlassen; die Bevölkerung des erstgenannten besteht aus Indianern von dem Mayorunas-,[96] und dem Orejones-Stamme. Kaum vermag man sich einen pittoreskeren Anblick zu denken, als den dieses Dorfes, dessen Vorland mit Röthel gefärbt erscheint, mit seiner unvollendeten Kirche, seinen Hütten, über deren Strohdächer schlanke Palmen ihr Haupt erheben, und mit den wenigen, halb auf dem Strande liegenden Ubas, welche die Bewohner besitzen.

Auch im Laufe des 7. Juni folgte die Jangada immer dem linken Ufer und passirte dabei verschiedene unbekannte und unbedeutende Nebenflüsse. Einmal drohte sie, an der stromaufwärts gerichteten Spitze der Insel Sinicuro[97] aufzulaufen; dem von seinen Leuten kräftig unterstützten Piloten gelang es aber, dieser Gefahr zu entkommen und sich richtig in der Strömung zu erhalten.

Gegen Abend befand man sich einer länger ausgedehnten Insel gegenüber, der Insel Napo, benannt nach dem Flusse, der hier von Nordnordwesten herkommend seine Wassermassen durch eine etwa achthundert Meter breite Mündung mit dem Amazonenstrome vereinigt, nachdem er vorher die Gebiete der Cotos-Indianer vom Orejones-Stamme durchströmt hat.


Man erlangte verschiedene ausgezeichnete Fische. (S. 101.)
Man erlangte verschiedene ausgezeichnete Fische. (S. 101.)

Am Morgen des 8. Juni glitt die Jangada an der kleinen Insel Mango vorbei, die den Napo zu einer Theilung in zwei Arme zwingt, bevor er in den Amazonenstrom fällt.

Einige Jahre später suchte ein französischer Reisender, Namens Paul Marcoy, die Farbe des Wassers in diesem Nebenstrome zu bestimmen, die er ganz richtig mit der absynthähnlichen Färbung des grünen Opals vergleicht. Daneben beabsichtigte er auch einige Maßangaben La Condamine's zu berichtigen, traf aber die Mündung des Napo vom Hochwasser geschwellt an, während die Strömung unter dem Drucke der von dem Ostabhange des Cotopaxi herabstürzenden Wassermassen eine sehr heftige war und sich brandend und zischend mit den gelblichen Fluthen des Amazonenstromes vermischte.

An der Mündung dieses Flusses zeigten sich einige Indianer. Sie waren kräftig gebaut, hoch von Wuchs, hatten offene, flatternde Haare und trugen durch die Nasenscheidewand ein Stäbchen von Palmenholz, und im Ohrläppchen, das dadurch bis zur Schulter verlängert wurde, schwere Scheiben aus kostbarem Holze. In ihrer Gesellschaft befanden sich einzelne Frauen. Keiner derselben schien aber an Bord kommen zu wollen.

Man ist der Meinung, daß diese Eingebornen Menschenfresser seien; dieselbe Beschuldigung wird aber in Bezug auf so viele, längs der Stromufer siedelnde Stämme erhoben, daß man, wenn jene Beschuldigung begründet wäre, gewiß schon mehr Beweise dafür in Händen hätte, die noch bis heute gänzlich fehlen. Einige Stunden später erschien an einer ziemlich niedrigen Uferstelle das Dorf Bella Vista mit seinen prächtigen Baumgruppen, die eine Anzahl strohgedeckter Hütten überragten, auf welche mittelhohe Bananen ihre breiten Blätter gleich Wasserstrahlen aus einem überlaufenden Becken herabfallen ließen.

Der Steuermann führte, um besseres Fahrwasser aufzusuchen, den Train nun nach dem rechten Stromufer, dem er sich bisher noch nicht genähert hatte.[98]

Dieses Manöver bot zwar einige Schwierigkeiten, doch wurden dieselben, unter wiederholter Inanspruchnahme der Maßkanne, glücklich überwunden.

Bei dieser Gelegenheit wurden auch einige der zahlreich vorkommenden Lagunen sichtbar, die sich längs des ganzen Amazonenstromes eingestreut finden und oft keinerlei Zusammenhang mit dem Flusse haben. Eine solche von mittlerem Umfange, die Lagune von Oran genannt, erhielt ihren Zufluß durch eine breite Oeffnung. In der Mitte des Flusses liegen mehrere Inseln und eigenthümlich gruppirte Eilande, am rechten Ufer erkannte Benito die Stelle des alten Oran, von dem freilich nur noch unscheinbare Spuren vorhanden waren.

Je nach dem Verlaufe der Strömung hielt sich die Jangada abwechselnd näher dem rechten oder dem linken Ufer und kam davon, ohne irgend anzustoßen oder zu streifen. Die Passagiere hatten sich an die jetzige Lebensweise schon vollständig gewöhnt. Joam Garral, der seinem Sohne die Sorge für die commercielle Seite der Expedition vollkommen überließ, hielt sich meist nachdenkend und mit Schreiben beschäftigt in seinem Zimmer auf. Ueber den Inhalt seiner Arbeit machte er Niemand, nicht einmal Yaquita, eine Mittheilung, und doch schien jene allmählich den Umfang einer wirklichen Abhandlung anzunehmen.

Benito hatte die Augen überall, besprach sich mit dem Steuermanne und bestimmte mit diesem die Fahrtrichtung. Yaquita, ihre Tochter und Manoel blieben gewöhnlich zusammen und unterhielten sich entweder über Zukunftspläne oder spazierten nur umher, als befänden sie sich im Park der Fazenda. Ihre Lebensweise schien gar keine Veränderung erlitten zu haben. Von Benito freilich konnte man nicht dasselbe sagen, denn er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, seiner Jagdliebhaberei zu fröhnen. Wenn ihm die Wälder von Iquitos mit ihren Raubthieren, den Agoutis, Peccaris und Wasserschweinen fehlten, so flatterten doch ganze Schwärme von Vögeln umher und scheuten sich auch nicht, zuweilen auf die Jangada selbst herabzukommen. War es eßbares Geflügel, so schoß Benito wohl auf dieselben, und dann erhob auch seine Schwester, da Allen ein Vortheil daraus erwuchs, keinen Widerspruch; kamen aber gelbliche oder graue Reiher, rothe oder weiße Ibisse, welche das Uferland fleißig besuchen, auf das Floß, so blieben diese aus Rücksicht für Minha verschont. Nur eine, wenn auch nicht eßbare Art Silbertaucher fand in den Augen des jungen Kaufmannes keine Gnade, nämlich der »Caiarara«, der ebenso leicht taucht wie er fliegt und schwimmt, und dessen Flaum auf allen Märkten des Amazonenbassins hoch im Preise steht.[99]

Nachdem sie noch bei dem Dorfe Omaguas und an der Mündung des Ambiacu vorüber gekommen, langte die Jangada endlich, am 11. Juni gegen Abend, in Pevas an und wurde daselbst am Ufer verankert.

Da es vor Ablauf einiger Stunden noch nicht Nacht werden konnte, ging Benito, der den allzeit bereiten Fragoso mitnahm, an's Land, wobei die beiden Jäger das Gehölz in der Umgebung des kleinen Fleckens absuchten. Ein Agouti und ein Wasserschwein, nebst einem Dutzend Rebhühner lieferte dieser glückliche Ausflug zur Bereicherung der Speisekammer.

In Pevas, dessen Einwohnerzahl auf zweihundertsechzig angegeben wird, hätte Benito vielleicht einige Geschäfte mit den Laienbrüdern der Mission, welche ebenfalls Großhandel betreiben, machen können; diese hatten aber erst vor Kurzem Ballen mit Sarsaparille und eine Anzahl Arroben Kautschuk nach dem niederen Amazonenstrom abgesendet, so daß ihre Magazine jetzt leer standen.

Die Jangada fuhr also mit Tagesanbruch wieder ab und gelangte in den, von den Inseln Jatio und Cochiquinas gebildeten Archipel, während sie das Dorf gleichen Namens zur Rechten liegen ließ. Durch die Zwischenräume jener Inseln bemerkte man dabei die Mündungen verschiedener unbedeutender und deshalb namenloser Zuflüsse.

Einzelne Eingeborne mit geschorenem Kopfe und Tätowirungen an Stirn und Wangen, welche an den Nasenflügeln und unterhalb der Unterlippe metallene Scheibchen trugen, erschienen vorübergehend an den Ufern. Sie waren mit Pfeilen und Sarbacanen (eine Art Blasrohr) bewaffnet, machten davon jedoch keinen Gebrauch und versuchten überhaupt nicht, sich mit der Jangada in Verbindung zu setzen.

Quelle:
Jules Verne: Die Jangada. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XXXIX–XL, Wien, Pest, Leipzig 1883, S. 92-100.
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