Zwölftes Capitel.
Die sechs folgenden Tage.

[150] Als Frau Burbank und Miß Alice den unterirdischen Gang betreten hatten, der nach der kleinen Marino-Bucht im Saint-John führte, schritt Zermah ihnen voraus. An der einen Hand hielt sie das kleine Mädchen und in der anderen eine Laterne, deren schwacher Schein den Weg doch einigermaßen erhellte.

Am Ende des Tunnels angekommen, hatte Zermah Frau Burbank gebeten, zu warten. Sie wollte sich erst überzeugen, daß das Boot mit den zwei Schwarzen bei der Hand sei, die sie nach dem Cedernstein geleiten sollten. Nachdem sie die Thür geöffnet, welche den Ausgang des Tunnels abschloß, ging sie vorsichtig nach dem Flusse zu.

Seit einer Minute – nur eine einzige Minute – erwarteten Frau Burbank und Miß Alice erst die Rückkehr Zermah's, als das junge Mädchen die Bemerkung machte, daß die kleine Dy nicht da sei.

»Dy... Dy?...« rief Frau Burbank, auf die Gefahr hin, ihre Anwesenheit an diesem Orte zu verrathen.[150]

Das Kind antwortete nicht. Immer gewohnt, Zermah zu folgen, war diese auch, ohne daß ihre Mutter es bemerkte, der Wärterin nach außerhalb des Tunnels und nach der Seite der Flußbucht zu nachgelaufen.

Plötzlich hörten sie ängstliche Klagerufe. In der Vorahnung einer neuen Gefahr, und ohne daran zu denken, daß diese ihnen ja auch selbst drohen könne, eilten Frau Burbank und Miß Alice ebenfalls hinaus nach dem Flußufer, erreichten dieses aber nur, um noch zu sehen, daß sich ein Boot schleunigst durch die Dunkelheit entfernte.

»Hierher!... Zu Hilfe!... Das ist Texar!... jammerte Zermah.

– Texar!... Texar!...« rief auch Alice schluchzend aus.

Sie zeigte dabei mit der Hand nach dem beim Widerscheine der Feuersbrünste auf Camdleß-Bay schwach sichtbaren Spanier, der im Hintertheile eines Bootes stand, welches sofort den Augen der Frauen entschwand.

Dann war Alles still.

Die beiden Schwarzen lagen ermordet auf der Erde.

Ihrer Sinne nicht mehr mächtig, stürzte Frau Burbank, welche Alice nicht mehr zurückzuhalten vermochte, ganz nahe an das Ufer und rief ihre kleine Tochter. Kein Schrei antwortete ihr. Das Boot war unsichtbar geworden; entweder entzog es die Dunkelheit ihren Blicken oder es steuerte quer über den Fluß, um an irgend einem Punkte des linken Ufers zu landen.

Vergebens suchten die Frauen wohl eine ganze Stunde lang; endlich sank Frau Burbank, am Ende ihrer Kräfte, auf dem Uferrande zusammen. Miß Alice, welche jetzt eine staunenswerthe Energie entwickelte, gelang es jedoch, die unglückliche Mutter aufzurichten und zu unterstützen, fast sie zu tragen. Von fern her, in der Richtung des Castle-House, hörte man noch immer das Knattern der Schüsse und zeitweilig das Wuthgeschrei der angreifenden Massen. Und doch mußten sie jetzt dahin zurückkehren; sie mußten versuchen, durch den Tunnel die Wohnung wieder zu erreichen und sich die Thür zu öffnen, welche nach der Kellertreppe Zugang bot. Doch ob dort Miß Alice vernommen werden würde, konnte Niemand vorher sagen.

Das junge Mädchen zog Frau Burbank, welche gar nicht wußte, was sie that, mit sich fort. Bei dem Rückwege längs des Ufers mußten sie wohl zwanzig Mal stehen bleiben. Beide konnten jeden Augenblick einer Rotte in die Hände fallen, welche die Pflanzung verwüstete. Vielleicht wäre es besser gewesen, erst den Tag abzuwarten, nur konnte hier, wo sie sich befanden, Frau Burbank[151] die Pflege, der sie bedurfte, in keiner Weise erhalten. Miß Alice entschloß sich also, um jeden Preis wieder nach Castle-House heimzukehren. Da die vielen Flußwindungen ihren Weg gar so sehr verlängerten, meinte sie, sei es rathsamer quer durch das Wiesenland zu gehen, wo der Schein der brennenden Baracken sie leitete. Das that sie denn auch und so gelangte sie bis in die Nähe der Wohnung.


»Ihr müßt fliehen!« rief James Burbank. (S. 144.)
»Ihr müßt fliehen!« rief James Burbank. (S. 144.)

Hier verweilte Frau Burbank einige Zeit völlig regungslos neben Alice, die sich kaum selbst noch aufrecht erhalten konnte. Jetzt befand sich die Abtheilung


Die Thür wurde wüthend angegriffen. (S. 146.)
Die Thür wurde wüthend angegriffen. (S. 146.)

der Miliz und mit ihr die Horde der Räuber, nachdem sie den Angriff aufgegeben, schon weit von der Umzäunung. Weder draußen noch im Innern hörte man einen Schrei, Miß Alice konnte glauben, daß die Angreifer das Castle-House, nachdem sie sich desselben bemächtigt, verlassen hätten, ohne daß ein einziger[152] seiner Vertheidiger übrig geblieben war. Da überkam sie eine entsetzliche Angst und sie sank erschöpft zusammen, während ein letzter Seufzer, ein letzter Hilferuf sich ihrer Brust entrang. Zum Glück war sie gehört worden. James Burbank und seine Freunde stürzten darauf hinaus. Jetzt wußten sie Alles, was sich an[153] der Marino-Bucht ereignet hatte. Was bedeutete es nun, daß die Banditen abgezogen waren, was nützte es, daß sie jetzt in deren Hände zu fallen nicht mehr zu fürchten brauchten! Ein furchtbareres Unglück hatte sie ereilt – die kleine Dy befand sich in der Gewalt des abscheulichen Texar!

Miß Alice erzählte Alles in kurzen, von fortwährendem Schluchzen unterbrochenen Sätzen. Das hörte nun auch eigentlich erst Frau Burbank, die, in Thränen gebadet, wieder zu sich gekommen war, das erfuhren hierdurch James Burbank, Walter Stannard, Edward Carrol, Perry und die wenigen Anderen, welche hier anwesend waren. Das arme Kind war geraubt, entführt, man wußte nicht wohin, es wand sich jetzt gewiß unter den Händen des grausamsten Feindes seines Vaters!... Was konnte es Schlimmeres geben als das, und war es möglich, daß die Zukunft dieser schwer geprüften Familie noch entsetzlicheres Unheil vorbehalten hatte?

Alle waren zerschmettert von diesem letzten Schlage. Nachdem man Frau Burbank nach ihrem Zimmer gebracht und auf dem Bette niedergelegt hatte, blieb Miß Alice zur Pflege bei ihr.

Unten in der Vorhalle berieth inzwischen James Burbank mit seinen Freunden, was zu thun sei, um Dy wiederzufinden, um Zermah den Händen Texar's zu entreißen. Gewiß würde die ergebene Dienerin alles versuchen, um das Kind bis zum letzten Blutstropfen zu schützen, und doch vermochte sie so gut wie nichts gegen den von persönlichem Haß erfüllten Schurken und mußte vielleicht die Anschuldigungen, die sie einst gegen ihn vorgebracht, noch außerdem mit dem Leben bezahlen.

Jetzt machte sich James Burbank bittere Vorwürfe, seine Familie zum Verlassen des Castle-House gedrängt, ihr einen Weg zur Flucht eröffnet zu haben, der sie nur dem Unheil entgegengeführt hatte. Offenbar durfte man es nicht als einen Zufall betrachten, daß Texar sich an der Marino-Bucht befunden hatte, vielmehr mochte er auf irgend eine Weise von dem Vorhandensein jenes Tunnels Kenntniß erhalten haben. Dann hatte er sich wahrscheinlich gesagt, daß die Vertheidiger des Castle-House später versuchen könnten, durch denselben zu entkommen, wenn sie das Herrenhaus nicht mehr zu halten im Stande wären. Und nachdem er seine Horden nach der rechten Flußseite übergeführt, nachdem er die Palissaden der Umzäunung durchbrochen und James Burbank nebst den Seinigen gezwungen hatte, hinter den Mauern des Castle-House Schutz zu suchen, hatte er sich offenbar mit mehreren seiner Spießgesellen auf die Lauer gelegt. Hier[154] hatte er unerwarteter Weise die beiden Schwarzen überfallen, welche das Boot bewachten, und sie grausamer Weise umbringen lassen, während die Hilferufe der Unglücklichen bei dem Geräusche des Kampfes unmöglich gehört werden konnten.

Ferner hatte der Spanier gewartet, bis Zermah und die kleine Dy sich zeigte. Da er diese allein sah, konnte er annehmen, daß weder Frau Burbank noch ihr Gatte oder dessen Freunde sich bisher entschlossen hatten, das Castle-House zu verlassen. Er mußte sich also mit dieser Beute begnügen und hatte das Kind und die Mestizin geraubt, um sie nach einem unbekannten Platz zu entführen, wo Keiner sie wiederzufinden vermochte.

Mit einem schrecklicheren Schlage konnte der Bösewicht die Familie Burbank gar nicht treffen, der Vater und die Mutter des Kindes hätten gewiß nicht mehr davon gelitten, wenn er ihnen das Herz aus der Brust riß!

Es war eine schreckliche Nacht, welche die Ueberlebenden des Castle-House verbrachten. Mußten sie nicht außerdem fürchten, daß die Angreifer und in noch größerer Anzahl wiederkehren könnten, um auch die letzten Vertheidiger des Castle-House zur Ergebung zu zwingen? Glücklicher Weise geschah das nicht. Der Tag brach an, ohne daß James Burbank und seine Genossen durch einen weiteren Angriff aufgeschreckt worden wären.

Von großem Vortheile wäre es gewesen, zu wissen, aus welchem Grunde am gestrigen Abend die drei Kanonenschüsse abgefeuert worden waren, und warum die Angreifer sich zurückgezogen hatten, da eine letzte Anstrengung von höchstens einer Stunde sie doch bestimmt in den Besitz des Wohnhauses gebracht hätte. Ja, wenn jenes Signal durch eine Demonstration der Föderirten an der Mündung des Saint-John veranlaßt, wenn die Flottille des Commodore Dupont vielleicht gar schon im Besitz von Jacksonville war, hätte es etwas Wünschenswertheres für James Burbank und die Seinigen kaum geben können. Dann konnten sie in aller Sicherheit die lebhaftesten Nachforschungen, um Dy und Zermah wiederzufinden, wieder aufnehmen und Texar unmittelbar zu Leibe gehen, wenn der Spanier es nicht vorgezogen hatte, mit seinen Parteigängern die Flucht zu ergreifen; sie konnten ihn verfolgen als Anstifter der Verwüstungen auf Camdleß-Bay und jedenfalls als den des an dem Kinde und der Mestizin begangenen Doppelraubes.

Diesmal wäre es Jenem unmöglich gewesen, einen Alibibeweis beizubringen, wie zu Anfang dieser Erzählung, als er vor den Richtenstuhl in Saint-Augustine[155] geladen gewesen war. Wenn Texar wirklich die Bande von Uebelthätern nicht anführte, welche Camdleß-Bay überfallen hatten – was der Bote des Herrn Harvey ja nicht anzugeben vermochte – so hatte doch der Aufschrei Zermah's unzweifelhaft bewiesen, welch' directen Antheil er an jenem Raube genommen, und überdies hatte ihn Miß Alice in dem Augenblicke, wo sein Boot sich entfernte, deutlich erkannt.

Ja, die föderirte Justiz würde den Schurken schon zum Geständniß zu bringen wissen, wohin er seine Opfer geschleppt, und würde ihn bestrafen für die Verbrechen, die er nicht ableugnen konnte.

Unglücklicher Weise sollte nichts die Muthmaßungen James Burbank's bezüglich des Eintreffens der nordstaatlichen Flottille in den Gewässern des Saint-John bestätigen. An jenem Tage, dem 3. März, hatte noch kein Schiff die Bai von Saint-Mary verlassen. Das wurde vorläufig bewiesen durch die Nachrichten, welche einer der Verwalter sich am nämlichen Tage auf der anderen Seite des Flusses zu beschaffen wußte. Kein Fahrzeug war bisher auf der Höhe des Leuchtthurmes von Pablo erschienen. Alles beschränkte sich auf die Besetzung von Fernandina und des Fort Clinch, und es gewann den Anschein, als wenn der Commodore Dupont sich bis in die Mitte von Florida nur mit größter Vorsicht hineinwagen wollte. In Jacksonville befand sich noch immer die Pöbelpartei am Ruder. Nach dem Zuge nach Camdleß-Bay war der Spanier wieder in der Stadt aufgetaucht. Er leitete hier die Vorbereitungen zum Widerstand für den Fall, daß die Kanonenboote Stevens' versuchen sollten, die Barre des Flusses zu überschreiten. Ohne Zweifel hatte am gestrigen Abend nur ein falscher Lärm die Räuberbande heimgerufen. Das Werk der Rache Texar's konnte doch immerhin als vollbracht gelten, da die Pflanzung verwüstet, die Werkstätten durch Feuer zerstört und die Neger in die Wälder der Grafschaft zerstreut waren, während ihre früheren Baracken in Ruinen lagen – vorzüglich aber, da die kleine Dy ihrem Vater, ihrer Mutter geraubt war, ohne daß man eine Spur von der Entführten aufzufinden vermochte.

James Burbank überzeugte sich hiervon nur zu gut, als er am Morgen mit Walter Stannard am rechten Ufer des Flusses hinaufwandelte. Vergebens hatten sie die kleinsten Einschnitte durchforscht, vergeblich irgend ein Anzeichen gesucht, das ihnen die von Texar's Boot eingeschlagene Richtung hätte verrathen können. Immerhin war diese Nachsuchung nur als eine unvollkommene zu betrachten und mußte wenigstens durch eine ebensolche am linken Flußufer vervollständigt werden.[156]

Doch war das in diesem Augenblicke ausführbar? Mußte es nicht aufgeschoben werden, bis Texar und seine Partei durch die Ankunft der Föderirten lahm gelegt war? Glich es nicht einer offenbaren Unklugheit, Frau Burbank in dem Zustand, in dem sie sich befand, Miß Alice, welche die mütterliche Freundin nicht verlassen konnte, und Edward Carrol, der noch einige Tage das Bett hüten mußte, im Castle-House allein zu lassen, wo eine Wiederkehr der Angreifer noch immer zu fürchten war?

Noch bedrückender fand es James Burbank aber, daß er nicht öffentlich als Ankläger gegen Texar auftreten, ihn weder wegen Verwüstung seiner Pflanzung, noch wegen der Entführung Zermah's und seiner kleinen Tochter belangen konnte. Der einzige obrigkeitliche Beamte, an den er sich deshalb hätte wenden können, war ja der Urheber dieser Verbrechen selbst. Er mußte sich also gedulden, bis die gesetzlichen Behörden in Jacksonville wieder die ihnen zukommende Stelle eingenommen hatten.

»James, sagte Mr. Stannard, wenn die Gefahren, die Ihr Kind bedrohen, auch furchtbar sind, so ist doch Zermah bei ihm, und auf deren Ergebenheit können Sie zählen, sie geht für Sie....

– Selbst in den Tod... Ja! bestätigte Burbank. Doch wenn Zermah todt ist?...

– Hören Sie mich an, mein lieber James, fuhr Mr. Stannard fort. Wenn ich es mir recht überlege, liegt es gar nicht in Texar's Interesse, so weit zu gehen. Noch hat er Jacksonville nicht verlassen, und so lange er sich daselbst befindet, fürchte ich nicht, daß seine Opfer eine Gewaltthätigkeit von ihm zu erwarten haben. Kann Ihr Kind jenem nicht als eine Garantie, als Geißel gegenüber den Wiedervergeltungen erscheinen, die er nicht allein von Ihnen, sondern auch von der föderalistischen Justiz zu fürchten hat dafür, daß er die staatlichen Behörden von Jacksonville gestürzt und die Ansiedlung eines Nordstaatlers verwüstet hat? – Offenbar ist es so. In seinem eigenen Interesse liegt es demnach sie zu schonen, und es ist besser, Dupont und Sherman abzuwarten, und erst wenn diese die Herren des Gebietes sind, gegen Jenen vorzugehen.

– Und wann wird das der Fall sein?... rief James Burbank.

– Morgen ... vielleicht noch heute! Ich wiederhole Ihnen, Dy ist der Schutz und das Schild Texar's. Aus diesem Grunde hatte er die Gelegenheit sie zu entführen ergriffen, da er wohl wußte, daß es Ihnen, mein lieber James, das Herz brechen würde, und der elende Schurke hat seinen Zweck nur zu gut erreicht.«[157]

So betrachtete Mr. Stannard die Sachlage, und er hatte schwerwiegende Gründe, diese Anschauung für die richtige zu halten, wenn er auch nicht dazu kam, James Burbank davon zu überzeugen, ja, ihm nur ein helleres Fünkchen Hoffnung einzuflößen; das war ja eben unmöglich. James Burbank sah aber wenigstens ein, daß auch er gezwungen sei, seiner Gattin gegenüber in derselben Weise zu sprechen, wie Walter Stannard zu ihm selbst. Anderenfalls hätte Frau Burbank diesen letzten Schlag wohl nicht überlebt. Und als er in die Wohnung zurückgekehrt war, bediente er sich mit großer Wärme derselben Beweisgründe, an welche er selbst nicht hatte glauben können.

Inzwischen besichtigten Perry und die Unterverwalter Camdleß-Bay. Es war ein herzbrechender Anblick, der sogar auf Pygmalion, der sie begleitete, seinen Eindruck nicht zu verfehlen schien. Dieser »freie Mann« hatte es nicht für geboten erachtet, den von Texar zerstreuten freigelassenen Sclaven zu folgen. Die Freiheit, sich im Walde ein Nachtlager zu suchen, daselbst von Kälte und Hunger zu leiden, ging ihm, wie man zu sagen pflegt, »über die Hutschnur«.

So hatte er es vorgezogen, im Castle-House zu bleiben, und hätte er auch gleich Zermah seinen Freilassungsschein in Stücke reißen müssen, um sich das Recht des Verweilens daselbst zu sichern.

»Da siehst Du es, Pygmalion, sagte Perry wiederholt zu ihm. Die Pflanzung ist verwüstet, meine Werkstätten liegen in Trümmern. Das hat es uns gekostet, Leuten von Deiner Farbe die Freiheit zu gewähren.

– Herr Perry, erwiderte Pygmalion, das ist nicht meine Schuld.

– Im Gegentheil, es ist Deine Schuld! Hättet Ihr, Du und Deinesgleichen, nicht auf die tollen Darstellungen gelauscht, welche laut über die Sclaverei gepredigt wurden, hättet Ihr Euch gegen die vom Norden eindringenden Vorstellungen abwehrend verhalten, so würde auch Herr Burbank niemals den Gedanken gehabt haben, Euch frei zu lassen, und Camdleß-Bay wäre all' das Unheil erspart geblieben.

– Was kann ich aber thun, Herr Perry? fragte der verzweifelte Pygmalion, was kann ich thun?

– Ich will es Dir sagen, Pygmalion, und das würdest Du thun, wenn in Dir noch das geringste Gerechtigkeitsgefühl lebte. – Du bist frei, nicht wahr?

– Es scheint so.

– Folglich gehörst Du Dir allein an?

– Ohne Zweifel.[158]

– Und wenn Du Dir selbst angehörst, so liegt für Dich kein Hinderniß vor, über Deine Person nach Belieben zu verfügen.

– Nein, keines, Herr Perry.

– Nun gut, Pygmalion, ich an Deiner Stelle würde nicht zögern; ich böte mich sofort auf einer benachbarten Pflanzung an, verkaufte mich als Sclave und das Kaufgeld brächte ich meinem früheren Herrn, um ihn für das Unrecht, das ich durch Annahme meiner Freilassung an ihm begangen, zu entschädigen.«

Man hätte kaum sagen können, ob der Verwalter im Ernste sprach, denn von dem würdigen Mann konnte man sich jeder Sonderbarkeit versehen, wenn er sein geliebtes Steckenpferd ritt. Jedenfalls wußte der verblüffte, unentschlossene und ganz aus der Fassung gebrachte Pygmalion nichts darauf zu erwidern.

Ueber das Eine konnte kein Zweifel aufkommen, daß die edelmüthige Handlungsweise James Burbank's das Unglück über ihn gebracht und die Verwüstung seiner Pflanzung verursacht hatte. Schon der materielle Schaden mußte sich nach oberflächlicher Schätzung auf eine hohe Summe belaufen. Von den nach vorheriger Plünderung durch die Räuber zerstörten Baracken war nichts mehr übrig, von den Sägemühlen und Werkstätten sah man nur noch Haufen häßlicher Asche und formlose Ueberbleibsel nach dem Brande, aus denen da oder dort graublaue Rauchsäulen aufwirbelten. An Stelle der Zimmerplätze, welche auch zur Aufspeicherung zum Versandt bestimmter Hölzer dienten, an Stelle der Fabriken, in denen sich die Apparate zum Hecheln der Baumwolle, die hydraulischen Pressen zur Verpackung derselben in Ballen, die Maschinen zur Verarbeitung des Zuckerrohres befanden, fand man weiter nichts, als geschwärzte Mauerreste, welchen jeden Augenblick der Einsturz drohte, und lose Haufen durch die Gluth gerötheter Backsteine an Stelle der früheren Schlote dieser Anlagen.


Da überkam sie eine entsetzliche Angst. (S. 153.)
Da überkam sie eine entsetzliche Angst. (S. 153.)

Auf den Kaffeepflanzungen, den Reisfeldern, in den Gemüsegärten und dem für die Hausthiere bestimmten Gehege war die Zerstörung eine vollkommenere, als wenn eine große Heerde wilder Thiere die reiche Besitzung binnen wenigen Stunden verheert hätte. Angesichts dieses jammervollen Anblicks konnte Mr. Perry seine Entrüstung nicht zügeln, seine Wuth machte sich in drohenden Worten Luft, Pygmalion fühlte sich nichts weniger als sicher, als er die wildfunkelnden Blicke sah, die der Verwalter ihm zuschleuderte. So beeilte er sich auch, von diesem weg und in das Castle-House zu kommen, um wie er sagte, »mit mehr Ruhe über den Vorschlag, sich zu verkaufen, nachzudenken, den der Verwalter ihm eben gemacht hatte.« Scheinbar reichte der[159] Tag für seine Erwägungen nicht zu, denn auch am Abend hatte er noch keinen Entschluß gefaßt.

An eben diesem Tage waren nun mehrere der früheren Sclaven heimlich nach Camdleß-Bay zurückgekehrt. Man kann sich deren Verzweiflung wohl vorstellen, als sie auch nicht eine einzige unzerstörte Hütte mehr vorfanden. James Burbank sorgte sofort dafür, daß ihre nothwendigsten Bedürfnisse nach Möglichkeit befriedigt wurden. Eine gewisse Anzahl dieser Schwarzen konnte in dem vom Feuer verschont gebliebenen Theil der Dienerwohnung untergebracht[160] werden. Man verwandte sie zuerst, diejenigen ihrer Kameraden zu beerdigen, welche bei Vertheidigung des Castle-House gefallen waren, ebenso wie die Leichen von Feinden, welche bei dem Angriffe ihren Tod fanden, während die Verwundeten der Gegenpartei von ihren Kameraden mit weggeschleppt worden waren.


Texar hatte die Schwarzen umbringen lassen. (S. 155.)
Texar hatte die Schwarzen umbringen lassen. (S. 155.)

Dasselbe geschah mit den zwei unglücklichen Schwarzen, welche Texar und seine Kameraden ermordeten, als sie dieselben auf ihren Posten an der Marino-Bucht überraschten.[161]

Nach der Erfüllung dieser Christenpflicht konnte James Burbank freilich noch keineswegs daran denken, die Wiederinstandsetzung seiner Ansiedlung in die Hand zu nehmen, sondern mußte damit warten, bis die Streitfrage zwischen dem Norden und dem Süden wenigstens für den Staat Florida endgiltig entschieden war. Andere und noch weit ernsthaftere Sorgen lasteten auf ihm ja Tag und Nacht. Er that alles, was in seinen Kräften stand, um eine Spur seiner kleinen Tochter aufzufinden. Außerdem war die Gesundheit der Frau Burbank schwer erschüttert. Obwohl Miß Alice sie keinen Augenblick verließ und mit wahrhaft kindlicher Zärtlichkeit pflegte, machte sich doch die Herbeiziehung eines Arztes für dieselbe nöthig.

Einen solchen, und zwar einen, der James Burbank's Vertrauen genoß, gab es in Jacksonville. Der brave Mann zögerte auch, als er gerufen wurde, nicht im mindesten, nach Camdleß-Bay zu kommen. Er verschrieb einige Arzneimittel, wenn er auch an deren Wirkung vielleicht selbst zweifelte, so lange die kleine Dy ihrer Mutter nicht zurückgegeben wäre. James Burbank und Walter Stannard unterließen es auch, während der noch an das Zimmer gefesselte Edward Carrol zurückblieb, keinen Tag, die beiden Ufer des Flusses abzusuchen. Sie durchforschten die Eilande des Saint-John, zogen selbst aus den kleinsten Weilern der Grafschaft Erkundigungen ein und setzten einen hohen Preis für Jeden aus, der ihnen nur die geringste Hindeutung vermitteln konnte.... Alle diese Anstrengungen blieben fruchtlos. Wie hätte ihnen Jemand sagen können, daß es tief im Hintergrunde der Schwarzen Bucht war, wo der Spanier sich verbarg? Diese Oertlichkeit kannte ja Niemand, und außerdem konnte Texar recht wohl, um seine Opfer gegen jede Nachstellung desto sicherer zu verwahren, diese nach dem Oberlaufe des Flusses geschleppt haben. Das Gebiet war ja groß genug und es gab eine Menge passender Schlupfwinkel in den ungeheuren Waldungen des Innern, inmitten der ausgedehnten Sumpfländereien des südlichen Florida, wo Texar seine beiden Opfer so gut verstecken konnte, daß es gewiß Niemand gelang, bis zu denselben vorzudringen.

Jetzt wurde übrigens James Burbank durch den Arzt, der alltäglich nach Camdleß-Bay kam, über Alles auf dem Laufenden erhalten, was sich in Jacksonville sowie im Norden der Grafschaft Duval zutrug.

Die Föderirten hatten noch keinen weiteren Vorstoß auf das Gebiet von Florida unternommen, das lag zweifellos zu Tage, und wahrscheinlich bestimmten sie blos die von Washington eingegangenen Verhaltungsmaßregeln dazu, nur[162] vor der Küste liegen zu bleiben, ohne diese zu überschreiten. Eine solche Haltung aber mußte für die Interessen der in den Südstaaten ansässigen Unionisten höchst verderblich werden, und vorzüglich für James Burbank, der durch sein letztes Auftreten gegen die Conföderirten zu den bestgehaßten derselben gehörte. Wie dem auch sein mochte, jedenfalls lag das Geschwader des Commodore Dupont noch immer an der Mündung des Saint-Mary vor Anker, und wenn die Anhänger Texar's am Abend des 2. März durch jene drei Kanonenschüsse zurückgerufen worden waren, so geschah das, weil die Machthaber in Jacksonville sich durch einen falschen Lärm hatten täuschen lassen – eine Täuschung, der es das Castle-House verdankte, vorerst der Plünderung und Zerstörung entgangen zu sein.

Es hatte nicht viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß der Spanier darauf sinnen könnte, einen ähnlichen Ueberfall zu wiederholen, weil jener ihm, da James Burbank nicht in seine Hände gefallen war, vielleicht nur halb gelungen schien. Vorläufig genügte wohl seinen Absichten der auf das Castle-House gerichtet gewesene Angriff und vorzüglich die Entführung Dy's und Zermah's. Dazu hatten auch einige bessere Bürger sich nicht gescheut, ihre Mißbilligung bezüglich der Vorgänge auf Camdleß-Bay und ihren Unmuth über den Rädelsführer der Aufständischen von Jacksonville zu erkennen zu geben, wenn sich Texar darum auch kein graues Haar wachsen ließ, denn der Spanier herrschte unbestrittener als je mit seinen Tollköpfen in der Grafschaft Duval. Diese Leute ohne Gewissen, diese Abenteurer ohne jeden Scrupel gediehen dabei vortrefflich. Jeden Tag überließen sie sich Vergnügungen aller Art, welche allemal in wüste Orgien ausarteten. Der Lärm derselben klang bis nach der Pflanzung hinaus und am Himmel spiegelte sich der Widerschein der öffentlichen Illumination, die man für den Feuerschein neuer Brandstiftungen halten konnte. Die gemäßigteren Männer sahen sich dazu verurtheilt zu schweigen, und mußten sich dem Joche jener, durch den Pöbel der Grafschaft unterstützten Partei von Schurken fügen.

Dabei kam die augenblickliche Unthätigkeit der föderirten Armee der neuen Obrigkeit des Landes besonders zu statten. Diese benützten jenen Umstand zur Ausbeutung des Gerüchtes, daß die Nordstaatler die Grenze überhaupt nicht überschreiten würden, sondern Befehl erhalten hätten, sich nach Georgia und den beiden Carolinen zurückzuziehen; die Halbinsel Florida werde demnach von jedem Einfalle feindlicher Truppen verschont bleiben, und ihre Eigenschaft als vormalige spanische Colonie lasse sie unberührt von der Frage, welche die Vereinigten[163] Staaten jetzt durch Waffengewalt zu ordnen suchten u. s. w. In den verschiedenen Grafschaften entstand dadurch eine den Ideen der Vertreter der Gewalt, welche ja jene Anschauungen mit Vorliebe zur Schau trugen, mehr günstige, als widrige Strömung. Man erkannte das an vielen Orten, vor Allem aber im nördlichen Theile Floridas wie an der Grenze von Georgia, wo die, meist nordstaatlichen Besitzer von Ansiedlungen mißhandelt, ihre Sclaven in die Flucht getrieben, ihre Sägemühlen und Werkstätten durch Feuer zerstört und alle ihre Anlagen durchconföderirte Soldaten ganz ebenso verwüstet wurden, wie es Camdleß-Bay durch Pöbelhaufen von Jacksonville widerfahren war.

Inzwischen hatte es nicht den Anschein, daß die Pflanzung mindestens in der nächsten Zeit einen neuen Ueberfall zu befürchten oder das Castle-House einen neuen Angriff auszuhalten haben werde. Immerhin konnte es James Burbank kaum erwarten, daß die Föderirten sich zu Herren des Landes machten. Bei der gegenwärtigen Sachlage ließ sich direct gegen Texar nichts unternehmen und ebensowenig konnte man ihn gerichtlich wegen verschiedener gar nicht abzuleugnender Verbrechen belangen, noch ihn zwingen, den Ort, wo er Dy und Zermah zurückhielt, anzugeben.

Welch' ununterbrochene Kette von Befürchtungen lastete deshalb auf James Burbank und den Seinigen angesichts dieser so lange andauernden Verzögerung! Dennoch konnten sie nicht glauben, daß die Föderirten sich begnügen würden, an der Grenze unthätig liegen zu bleiben. Der letzte Brief Gilberts sprach es ja klar und deutlich aus, daß die Expedition des Commodore Dupont und des Generals Sherman Florida zum Ziele habe. Jetzt müßte also die Bundesregierung gerade entgegengesetzte Befehle nach der Bai von Edisto gesendet haben, wo das Geschwader wartete, bis es wieder in See stechen sollte. Oder zwang vielleicht ein Sieg der conföderirten Heere in Virginia oder den beiden Carolinen die Armeen der Union, ihren Vormarsch nach dem Süden zu unterbrechen? Welche Reihenfolge stets erneuter Sorge für die schon seit Beginn des Krieges schwer geprüfte Familie! Und welche schrecklichen Katastrophen konnten ihr noch bevorstehen!

So verrannen die fünf Tage, welche dem Ueberfall von Camdleß-Bay folgten. Von neueren Maßregeln der Föderirten verlautete nicht das Geringste, ebensowenig hörte man etwas von Dy oder Zermah, obgleich James Burbank Alles aufgeboten hatte, ihre Spur wieder zu finden, obgleich kein einziger Tag[164] vergangen war, ohne sich durch eine neue Bemühung in dieser Richtung auszuzeichnen.

Schon kam der 9. März heran. Edward Carrol war jetzt vollständig wieder hergestellt. Er konnte sich nun den Schritten wieder anschließen, welche seine Freunde thaten.

Frau Burbank befand sich noch immer in äußerst geschwächtem Zustande, ja es schien, als sollte ihr Leben mit ihren Thränen entrinnen. Im Fieberwahnsinn rief sie wiederholt und mit herzzerreißender Stimme den Namen ihres Töchterchens und wollte sich selbst nach dieser aufmachen. Auf solche Krisen folgten dann stets tiefe Ohnmachtsanfälle, welche immer das Schlimmste befürchten ließen, und öfter sah Miß Alice mit starrem Schreck dem furchtbaren Augenblick entgegen, wo diese unglückliche Mutter in ihren Armen den letzten Athemzug thun werde

Am Morgen des 9. März gelangte doch wieder eine Kriegsnachricht nach Jacksonville, leider eine solche, daß sie den Anhängern der Trennung des großen Staates nur neue Kräfte geben mußte.

Dieser Nachricht gemäß hatte derconföderirte General Van Dorn die Soldaten Curtis' am 6. März in dem Gefechte von Betonville in Arkansas zurückgetrieben und die Föderirten überhaupt zur Flucht genöthigt. In Wahrheit lief das Ganze nur auf ein unbedeutendes Engagement des Nachtrupps eines föderirten Heerhaufens hinaus, und auch dieser kleine Erfolg sollte wenige Tage später durch den Kampf bei Pea-Ridge wieder mehr als aufgewogen werden. Immerhin genügte derselbe, um die Unverschämtheit der Südstaatler zu verdoppeln, und in Jacksonville feierte man das ganz bedeutungslose Vorkommniß als eine völlige Niederlage der föderirten Armee. Da gab es denn neue Festlichkeiten und wilde Gelage, deren Lärm auf Camdleß-Bay sehr schmerzlich widerhallte.

Die Nachrichten aber, welche James Burbank empfing, als er gegen sechs Uhr Nachmittags von einer Absuchung des linken Flußufers heimkehrte, waren folgende:

Ein Einwohner der Grafschaft Putnam glaubte Spuren der Entführung nach dem Innern eines Eilandes des Saint-John, und zwar wenige Meilen oberhalb der Schwarzen Bucht, entdeckt zu haben. In letztvergangener Nacht wollte dieser Mann da auch einen verzweiflungsvollen Hilferuf vernommen haben, und hiervon machte er James Burbank sofort Meldung. Außerdem war der Indianer Squambo, der Vertraute Texar's, in derselben Gegend mit seinem[165] Skiff gesehen worden. Daß dieser Indianer hier erschienen war, lag außer allem Zweifel und wurde überdies von einem Passagier des »Shannon« bestätigt, der auf der Rückkehr von Saint-Augustine am nämlichen Tage an der Landungsbrücke von Camdleß-Bay abgestiegen war.

Mehr bedurfte es natürlich nicht, um James Burbank sofort zur Verfolgung dieser, wenn auch nur schwachen Fährte anzutreiben. Mit Edward Carrol und in Begleitung zweier Schwarzen hatte er sich sofort in ein Boot geworfen und war den Fluß hinabgesegelt. Nachdem er so schnell als möglich das bezeichnete Eiland erreicht, war dieses sorgsam abgesucht worden, auch wurden dabei mehrere, offenbar schon seit längerer Zeit unbewohnte Fischerhütten genauer besichtigt. Unter dem fast undurchdringlichen Gehölz des Inneren war jedoch keine Spur von lebenden Wesen zu entdecken, und nichts zeigte sich, was auf eine hier stattgefundene Landung eines Bootes hingedeutet hätte. Squambo wurde ebenso nirgends gesehen, und wenn er sich vorher hier umhergetrieben hatte, so war er jedenfalls schon wieder aus der Nähe dieses Eilandes verschwunden.

Diese Nachsuchung blieb also gleich so vielen anderen ohne jedes Ergebniß.

Am nämlichen Abend besprachen James Burbank, Walter Stannard und Edward Carrol gerade diese vergeblichen Bemühungen, während sie in der Vorhalle beisammen saßen. Gegen neun Uhr gesellte sich auch Miß Alice, welche Frau Burbank mehr in halber Betäubung als schlafend verlassen hatte, zu ihnen und erfuhr hier, daß auch jener letzte Versuch vergebens verlaufen sei.

Die Nacht versprach sehr dunkel zu werden. Der im ersten Viertel stehende Mond war schon unter dem Horizont verschwunden. Tiefes Schweigen lagerte sich um das Castle-House, über die ganze Ansiedlung und über das Bett des Flusses. Die wenigen in der Dienerwohnung untergebrachten Schwarzen überließen sich schon dem Schlummer. Wenn die Stille unterbrochen wurde, so rührte das nur von entferntem Geschrei, von dem Krachen blendender Feuerwerkskörper in Jacksonville her, wo der Erfolg der Conföderirten mit hellem Jubel gefeiert wurde.

Jedesmal, wenn dieser Lärm bis in die Vorhalle drang, gab es der Familie Burbank einen neuen Stich ins Herz.

»Wir werden uns aber doch unterrichten müssen, wie die Dinge liegen, sagte eben Edward Carrol, und müssen zu erfahren suchen, ob die Föderirten wirklich ihre früheren Absichten bezüglich Floridas aufgegeben haben.[166]

– Ja, das ist nothwendig, fiel Mr. Stannard ein. In dieser Ungewißheit können wir nicht länger verharren...

– Nun gut, ließ James Burbank sich vernehmen, ich werde – gleich morgen – mich nach Fernandina begeben und dort auskundschaften ob...«

Da klopfte es leise an die Hauptthür des Castle-House und zwar an der Seite desselben, wo die nach dem Ufer des Saint-John führende Allee ausmündete. Miß Alice entfuhr ein unwillkürlicher Schrei, während sie nach der Thür stürzte. Vergebens sachte James Burbank das junge Mädchen zurückzuhalten. Und da noch keine Antwort erfolgt war, ertönte an der Thür ein erneutes, aber deutlicheres Klopfen.

Quelle:
Jules Verne: Nord gegen Süd. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LII–LIII, Wien, Pest, Leipzig 1889, S. 150-167.
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Titan

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Bereits 1792 beginnt Jean Paul die Arbeit an dem von ihm selbst als seinen »Kardinalroman« gesehenen »Titan« bis dieser schließlich 1800-1803 in vier Bänden erscheint und in strenger Anordnung den Werdegang des jungen Helden Albano de Cesara erzählt. Dabei prangert Jean Paul die Zuchtlosigkeit seiner Zeit an, wendet sich gegen Idealismus, Ästhetizismus und Pietismus gleichermaßen und fordert mit seinen Helden die Ausbildung »vielkräftiger«, statt »einkräftiger« Individuen.

546 Seiten, 18.80 Euro

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Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

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