Sechstes Kapitel.
Barbados.

[291] Ist auch der Zeitpunkt nicht genau bekannt, an dem die Portugiesen Barbados und dessen Nachbarinseln entdeckt hatten, so weiß man doch bestimmt, daß im Jahre 1605 ein Schiff unter englischer Flagge hier vor Anker gegangen war, das im Namen Jakobs I. von der Insel Besitz ergriff.

Der Vorgang hatte freilich nur eine nominelle Bedeutung, denn zu jener Zeit wurde auf Barbados keine Ansiedlung gegründet und kein Kolonist ließ sich daselbst, nicht einmal zeitweilig, nieder.

Gleich Sankta-Lucia liegt die Insel ziemlich isoliert in der Kette der Kleinen Antillen. Sie gehört eigentlich gar nicht dazu, denn sie ist von der ganzen Gruppe durch tiefe Abgründe getrennt und besteht nur aus dem oberen Teile eines Berges, der vierzig Lieues von Sankta-Lucia entfernt emporragt. Zwischen diesen beiden Inseln zeigt das Meer Tiefen von zweitausendachthundert Metern.

Barbados verdankt seinen Ursprung nur Korallen: Infusorien haben es langsam aufgebaut und über die Wasserfläche des Ozeans gehoben. Seine Ausdehnung beträgt sechzehn Lieues in der Länge und fünf in der Breite. Auf[291] unerschütterlicher Grundlage ruhend, wird es auf zwei Dritteilen seines Umfanges auch noch von einem mächtigen Klippengürtel beschützt.

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Besitz von Barbados, wohl seiner einsamen Lage wegen, weniger umstritten als der der übrigen westindischen Inseln. Nur ein ganz zufälliger Umstand lenkte ihm später die Aufmerksamkeit der europäischen Mächte zu.

Ein englisches, von Brasilien kommendes, auf dem Meere in der Nähe von Barbados vom Sturme gefährdetes Schiff mußte an der Mündung eines Flusses der westlichen Inselküste Zuflucht suchen. Hier mehrere Tage zurückgehalten, hatten der Befehlshaber und die Besatzung des Fahrzeuges Muße, die bis dahin so gut wie unbekannte Insel zu besuchen, ihre Fruchtbarkeit zu erkennen, die Wälder, die sie fast überall bedeckten, zu durchstreifen und sich zu überzeugen, daß der abgeholzte Boden sich zum Anbau von Baumwolle und Zuckerrohr vortrefflich eignen müsse.

Nach der Ankunft des erwähnten Schiffes in London wurde dem Grafen von Marlborough eine Konzession über Barbados erteilt, und nachdem dieser sich mit einem reichen Großhändler der Hauptstadt ins Einvernehmen gesetzt hatte, ließen sich schon 1624 mehrere Ansiedler auf der Insel nieder. Diese waren es, die hier die erste Stadt erbauten, welche sie zu Ehren ihres Königs James-Town nannten.

Vor jenem Zeitpunkte hatte freilich schon der Graf Carlisle eine Konzession über alle karaïbischen Inseln erhalten, und er hielt sich deshalb für berechtigt, Barbados für sich zu beanspruchen.

Das veranlaßte einen Streit zwischen den beiden Lords, der sich – zuweilen mit großer Lebhaftigkeit – lange hinzog und damit endete, daß die Rechte des Grafen Carlisle von Karl I. von England 1629 anerkannt wurden.

In der Zeit der englischen Religionswirren sahen sich sehr viele veranlaßt, aus dem Lande zu flüchten. Diese Auswanderung kam zu großem Teile Barbados zugute, und die Bedeutung und das Gedeihen der Kolonie wurde dadurch wesentlich gehoben.

Als durch die Restauration nach der Diktatur Cromwells dem Könige Karl II. der Thron seiner Väter wiedergegeben wurde, ersuchten die Kolonisten den König, die Souveränität über die Insel zu übernehmen, und versprachen gleichzeitig, von allen Erzeugnissen der Insel eine Steuer von vierundeinhalb Prozent zu entrichten. Dieses Angebot war zu vorteilhaft, um abgelehnt[292] zu werden. Am 12. Dezember 1667 wurde dann auch der Vertrag über die Einverleibung von Barbados in das britische Kolonialreich unterzeichnet.

Von dieser Zeit an entwickelte sich die Insel ununterbrochen weiter. Im Jahre 1674 erreichte ihre Bevölkerung bereits hundertzwanzigtausend Seelen, nahm nachher aber ein wenig ab. Die Weißen bildeten nur den fünften Teil gegenüber den Freigelassenen und Sklaven, was man der Habgier des Gouverneurs zuschrieb. Infolge seiner Lage blieb Barbados von den langwierigen Kämpfen zwischen England und Frankreich verschont, was es wohl auch der natürlichen Schutzwehr durch seinen Klippengürtel zu verdanken hatte.

Während die anderen Antillen nach und nach unter wechselnde Oberhoheit kamen, ist deshalb Barbados, das vom Tage seiner Entdeckung an englisch gewesen war, der Sprache und der Lebensgewohnheit nach auch immer englisch geblieben.

Wenn es übrigens unmittelbar unter der Krone steht, darf man doch nicht glauben, daß es sich nicht einer gewissen Unabhängigkeit erfreue. Seine Landesversammlung zählt vierundzwanzig Abgeordnete, die von fünftausend steuerzahlenden Einwohnern gewählt werden. Unterliegt es der Autorität eines Gouverneurs und eines gesetzgebenden Rates, dessen neun Mitglieder vom Könige gewählt werden, so wird es anderseits von einer Exekutivbehörde verwaltet, der außer den höchsten Beamten ein Mitglied seiner ersten und vier Mitglieder seiner zweiten Kammer angehören. In elf Kirchspiele geteilt, hat die Insel ein Budget von nicht weniger als sechzehntausend Pfund Sterling (etwa 32 2/3 Millionen Mark).

Alle Seestreitkräfte der englischen Kleinen Antillen stehen unter dem Befehl der Regierung von Barbados. Obgleich die Insel mit ihren vierhundertdreißig Quadratkilometern Oberfläche unter diesen Kolonien nur den fünften Rang einnimmt, behauptet sie nach ihrer Volksmenge doch den zweiten und nach dem Werte ihres Handelsverkehrs darunter wenigstens den dritten Rang. Sie zählt gegenwärtig hundertdreiundachtzigtausend Einwohner, wovon ein Drittel auf Bridgetown und dessen Vororte kommt.

Die Fahrt zwischen dem Hafen von Castries auf Sankta-Lucia und Bridgetown auf Barbados erforderte fast achtundvierzig Stunden. Bei stetigem Winde und nicht zu unruhigem Meere hätte der »Alert« diese Strecke in weniger als der Hälfte der Zeit zurücklegen können; jetzt legte sich der Wind aber zeitweilig gänzlich oder wechselte seine Richtung, so daß der richtige, gerade Kurs nicht[293] eingehalten werden konnte; er drohte sogar wiederholt nach Nordwest umzuschlagen, was Harry Markel nötigte, sich von den Gewässern Antiliens etwas mehr fern zu halten.

Am ersten Tage lag außerdem die Befürchtung nahe, daß man auf den westlichen Gegenpassat treffen könnte. In diesem Falle wäre der »Alert« weit aufs offene Meer hinausgetrieben worden. Hätte Harry Markel dann lange Tage hindurch immer aufkreuzen müssen, um nach der Küste von Barbados zu gelangen, so würde er vielleicht, trotz der verlockenden Aussicht, die ihm und seinen Gefährten hier winkte, darauf verzichtet haben, diese letzte Station des Reiseprogramms anzulaufen. Wahrscheinlich wäre er dann lieber aus dieser gefährlichen Gegend entflohen und hätte vor allem, ohne die Passagiere, sein Schiff auf dem Großen Ozean vorläufig in Sicherheit zu bringen gesucht.

Doch nein, bei dem bekannten tollkühnen Wagemut Harry Markels hätte dieser gewiß, unter Hervorhebung des Umstandes, daß Barbados ja der letzte Aufenthaltsort sei, allem Drängen seiner Spießgesellen widerstanden, hätte ihnen vor Augen gehalten, daß diese Reise nun nach wenigen Tagen abgeschlossen und daß auf dieser Insel für sie auch nicht mehr Gefahr sei, als auf Sankta-Lucia oder auf Dominique, die ja ebenfalls beide englisch waren.

»Auf der Rückfahrt – hätte er zweifellos hinzugefügt – wird der ›Alert‹ siebentausend Pfund mehr wert sein, denn ich denke diese siebentausend Pfund doch nicht ebenso über Bord zu werfen wie die, die sie auf Barbados erst noch zu erheben haben!«

Zu dem anfänglich drohenden Umschlag des Windes kam es jedoch nicht. Am Nachmittage entlud sich nur ein heftiges Gewitter mit furchtbarem Donnerrollen und schweren Regengüssen, wie solche in der Gegend der Antillen nicht selten sind und gar zu häufig arge Verwüstungen anrichten. Für ein paar Stunden mußte der »Alert« etwas weiter aufs offene Meer flüchten. Das Meteor tobte sich aber vor Sonnenuntergang aus und die Nacht versprach ruhig zu werden.

An diesem ersten Tage hatte der »Alert« nur ein Viertel der Entfernung zurückgelegt, die die beiden Inseln trennt. Das Gewitter hatte Harry Markel gezwungen, vor dem Winde zu laufen und damit aus dem Kurse zu weichen, er hoffte jedoch, in der Nacht wieder einzubringen, was er am Tage verloren hatte.

Das sollte freilich nur teilweise eintreffen. Nachdem der Wind sich zunächst gelegt hatte, erhob sich, freilich schwach und aussetzend, wieder der Ostpassat.[294]

Der Seegang blieb recht stark, und das Schiff konnte bis Tagesanbruch nicht viel vorwärts kommen, so daß am nächsten Morgen erst der halbe Weg zwischen beiden Inseln zurückgelegt war.

Dann aber ging die Fahrt unter günstigen Verhältnissen etwas schneller vor sich. und am Abend lag der »Alert« mit Barbados in gleicher Breite.

Diese Insel ist nicht wie Martinique schon von weit her zu sehen. Sie bildet eine niedrige Landmasse ohne größere Einzelhöhen, und ist, wie erwähnt, nur sehr langsam über die Meeresfläche emporgestiegen. Ihr bedeutendster Hügel, der Hillaby, erhebt sich nicht über dreihundertfünfzig Meter. Rings um das Land dehnt sich, wie um Sankta-Lucia, ein Gürtel von Korallenlagern aus, der am Außenrande mehrere Kilometer Länge aufweist.

Harry Markel ließ also nach Westen steuern, und da die Insel jetzt nur noch fünfzehn Seemeilen entfernt war, mußte sie nach einigen Stunden erreicht werden. Da er sich aber nicht zu nahe an die hier sehr heftige Brandung heranwagen wollte, ließ er die meisten Segel bergen, um erst bei hellem Tageslicht in den Hafen von Bridgetown einzulaufen.

Am folgenden Morgen, am 7. September, lag nun der »Alert« ruhig vor Anker.

Der Eindruck, den die jungen Passagiere empfingen, als sie sich mitten in diesem Hafen sahen, deckt sich voll mit dem, den Elisée Reclus in seiner Geographie wiedergegeben hat. Die Preisträger glaubten einen der Häfen Englands, Belfast oder Liverpool, erreicht zu haben. Hier zeigte sich nichts von dem, was sie in Amalia-Charlotte auf Sankt-Thomas, in Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe oder in Saint-Pierre auf Martinique gesehen hatten. Entsprechend der Bemerkung des berühmten französischen Geographen schien es, als ob die Palmen von dieser Insel verbannt wären.

Hat Barbados nur eine mittelgroße Ausdehnung, so hat es doch an seinen Küsten mehrere recht ansehnliche Städte, wie Sperghstown, Hoistingtown und Hobetown, abgesehen von dem Dorfe Hastings, einem vielbesuchten Badeorte. Alle sind so englisch wie ihr Name.

Man möchte glauben, das Vereinigte Königreich hätte diese Orte alle in Stücke zerlegt herübergeschickt, so daß sie nur wieder zusammengesetzt zu werden brauchten.

Sobald der »Alert« den Anker fallen gelassen hatte, erschien an Bord als erste Person ein Herr von ernster, fehlerloser Haltung in schwarzem Anzuge[295] und mit hohem Hute. Er überbrachte dem Kapitän Paxton und seinen Passagieren die ersten Grüße von der Mistreß Kathlen Seymour.


Küstenpartie auf Barbados.
Küstenpartie auf Barbados.

Es war deren Oberaufseher, ein gewisser Well, der sich ehrerbietig verneigte und dessen Gruß Horatio Patterson mit gleicher Förmlichkeit erwiderte. Dann wurden einige Worte ausgetauscht, wobei die jungen Preisträger ihren drängenden Wunsch kund gaben, die Schloßherrin von Nording-House nun recht bald kennen zu lernen.

Herr Well antwortete darauf, daß die erwarteten Gäste der Mistreß Kathlen Seymour an der Landungsbrücke mehrere Wagen vorfinden würden, die sie sofort nach Nording-House bringen sollten, wo Mistreß Kathlen Seymour sie schon erwartete.

Dann zog sich Herr Well mit einer von Patterson voll erkannten Würde zurück, nachdem er erst noch erklärt hatte, daß in Nording-House für dessen Gäste Zimmer bereit wären und daß das Frühstück um elf Uhr aufgetragen sein werde.


Die Bathsebal auf Barbados.
Die Bathsebal auf Barbados.

[296] Wahrscheinlich würde sich der Aufenthalt des »Alert« an Barbados übrigens etwas länger ausdehnen als an den andern Inseln. Es war ja ganz natürlich, daß Mistreß Kathlen Seymour die Preisgekrönten der Antilian School einige Zeit bei sich zu behalten wünschte, und diese konnten es doch unmöglich abschlagen, ihren Wunsch zu erfüllen. Und war es nicht ebenso natürlich, daß die vortreffliche Dame ihnen diese Insel, die sie jedenfalls für die schönste Westindiens hielt, gründlich zeigen lassen wollte?

Halb elf Uhr waren Patterson in tadellosem schwarzen Anzuge, und seine jungen Begleiter in ihrer besten Tracht zum Aufbruche bereit.

Das große Boot des »Alert« erwartete sie bereits. Nachdem eine Anzahl Reisesäcke hinunter befördert waren, nahmen sie selbst darin Platz, und das Boot kehrte an Bord zurück, sobald es die Reisenden am Kai abgesetzt hatte.

Hier standen, wie Herr Well gesagt hatte, zwei seine Wagen bereit mit dem Kutscher auf dem Bocke und je einem Diener am Wagenschlage.

Patterson und seine Begleiter stiegen sofort ein, die Wagen rollten in flottem Trabe davon und erreichten, nachdem sie mehrere Verkehrsstraßen in der Nähe des Hafens durchfahren hatten, die Vorstadt Fontabelle.[297]

Das ist das vornehme Viertel, der Wohnsitz der reichen Kaufherren von Bridgetown. Ihre prächtigen Häuser und reizenden Villen tauchen aus dichtem Baumbestande hervor, von allen die großartigste Wohnstätte war aber widerspruchslos die der Mistreß Kathlen Seymour.

Während des Aufenthaltes auf Barbados sollte, gemäß getroffener Abrede, niemand an Bord zurückkehren, so daß man Harry Markel erst am Tage der Abreise wieder zu Gesicht bekommen sollte.

Diesem war das in gewisser Hinsicht höchst willkommen. Hatten sich die Passagiere einmal in Nording-House eingerichtet, so erschien jedenfalls kein Besucher auf dem »Alert« und der falsche Kapitän Paxton lief weniger Gefahr, erkannt zu werden.

Anderseits beunruhigte ihn freilich der voraussichtlich verlängerte Aufenthalt hier. Teilte der von Mistreß Kathlen Seymour entworfene Reiseplan den anderen Antillen nur zwei bis drei, höchstens vier Tage zu, so wußte man über die Absichten der Dame bezüglich des Verweilens auf Barbados doch so gut wie gar nichts. Es konnte recht gut möglich sein, daß der »Alert« in Bridgetown eine, vielleicht gar zwei Wochen, also bis zum 20. September, liegen bleiben sollte. Selbst wenn er erst an diesem Tage abfuhr, wären die Pensionäre der Antilian School, bei einer mittleren Reisedauer von fünfundzwanzig Tagen zwischen Amerika und Europa, noch Mitte Oktober, fast genau zu Beginn des Schuljahres, wieder eingetroffen. Es war eben recht wohl möglich, daß der Aufenthalt hier sich bis zum 20. September ausdehnte, was dann den Gästen der Mistreß Kathlen Seymour gestattete, die Insel vollständig kennen zu lernen.

Harry Markel und seinen Spießgesellen ging das wiederholt ernstlich durch den Kopf. Sollte sich jetzt das Glück etwa von ihnen abwenden, nachdem es sie bisher so auffallend begünstigt hatte, nachdem sie den Besuch jenes Matrosen von der »Fire-fly«, der einen Kameraden zu sehen wünschte, und darauf auch den des alten Seemannes von Domingo abgewendet hatten, der dem Kapitän Paxton die Hand drücken wollte?

Jedenfalls nahm sich Harry Markel vor, hier noch mehr als vorher auf seiner Hut zu sein. Jede Einladung nach Nording-House wollte er natürlich rundweg abschlagen. Ans Land sollte unbedingt keiner seiner Leute gehen. Diesmal würde weder Morden noch ein anderer Gelegenheit finden, sich in den Schenken von Bridgetown toll und voll zu trinken.[298]

Nording-House war ein fürstliches Besitztum von beträchtlichem Umfange. Das Schloß erhob sich inmitten eines Parkes voll der schönsten Bäume der Tropenzone. In der Umgebung dehnten sich Zuckerrohrplantagen und Baumwollfelder aus, die im Nordosten ein dichter Wald einrahmte. Teiche und Rios enthalten erquickend frisches Wasser, obwohl sich die Regenmenge durch die Niederlegung großer Waldbestände vermindert hat. Einige Flüsse schlängeln sich daneben durch das Land, und an vielen Stellen findet man Brunnen, in denen das Wasser bis nahe an die Oberfläche heranreicht.

Der Intendant oder Oberaufseher ließ Patterson und die jungen Leute in die große Vorhalle des Schlosses eintreten, während schwarze Diener deren Gepäck in Empfang nahmen und es nach dem für jeden der Gäste bestimmten Zimmer trugen. Herr Well führte die Gesellschaft dann in den Salon, wo Mistreß Kathlen Seymour die Ankömmlinge erwartete.

Sie war eine Frau von zweiundsechzig Jahren mit weißen Haaren, blauen Augen und einnehmenden Zügen, ziemlich groß und in ihrem Austreten ebenso vornehm wie gütig, so daß Patterson nicht umhin konnte, für sich Virgils patuit incessu Dea auf sie anzuwenden. Die Dame bot allen ein herzliches Willkommen und verhehlte nicht die innige Freude, die es ihr gewährte, die Preisträger von der Antilian School in ihrem Hause aufzunehmen.

Mit einer kleinen, sorgsam vorbereiteten, gut memorierten und gut vorgetragenen Rede, über die sich Mistreß Kathlen Seymour offenbar herzlich freute, antwortete ihr Roger Hinsdale im Namen seiner Kameraden. Sie erwiderte darauf in recht gewählter Sprechweise und erklärte den Passagieren des »Alert«, daß sie diese für die Zeit des Verweilens auf Barbados als ihre persönlichen Gäste betrachte.

Nun antwortete wieder Herr Patterson, daß die Wünsche der Mistreß Kathlen Seymour ihnen natürlich Befehle waren, und als sie dem Mentor die Hand entgegenstreckte, drückte dieser einen höchst ehrerbietigen Kuß darauf.

Die auf Barbados geborene Mistreß Kathlen Seymour stammte aus einer reichen Familie, die hier schon seit der Gründung der Kolonie Landbesitz gehabt hatte. Zu ihren Vorfahren gehörte jener Graf von Carlisle, der Konzessionsinhaber der Insel. Jener Zeit mußte jeder Besitzer vom Grafen weiter abgetretenen Landes diesem jährlich den Wert von vierzig Pfund Baumwolle als Zins entrichten. Das ergab zusammen eine beträchtliche Einnahme und begründete unter anderem auch den Wohlstand von Nording-House.[299]

Wir brauchen wohl kaum hervorzuheben, daß das Klima von Barbados zu den gesündesten Antiliens gehört. Die große Hitze wird hier durch die täglich auftretenden Seewinde gemildert. Das in dem Archipel sonst sehr verderblich herrschende Gelbe Fieber ist hier niemals zur Seuche ausgeartet. Die Insel hat eigentlich sonst nichts zu fürchten als die in diesen Gegenden häufigen und oft entsetzlichen Orkane.

Bei dem Gouverneur der englischen Antillen, der seinen Sitz auf Barbados hat, stand Mistreß Kathlen Seymour in hohem Ansehen. Eine großherzige, edelmütige und wohltätige Dame, riefen alle Unglücklichen sie niemals vergeblich um ihre Hilfe an.

Das Frühstück wurde in einem geräumigen Zimmer des Erdgeschosses aufgetragen.

Die Tafel schmückten große Mengen von Erzeugnissen der Insel, wie Fische, Wild und Obstarten, deren Verschiedenheit mit ihrem Wohlgeschmack wetteiferte, und die Tischgäste ließen sich auch nicht nötigen, den reichen Gaben alle Ehre anzutun.

So wie sie von dem Empfange seitens ihrer Wirtin höchst befriedigt sein konnten, fühlte auch diese sich wirklich beglückt, die jungen Reisenden um sich vereinigt zu sehen, deren von Sonne und Luft gebräunten Gesichter Zufriedenheit und Wohlbefinden verrieten.

Beim Frühstück kam natürlich die Dauer des Aufenthaltes auf Barbados zur Sprache.

»Ich, meine lieben Kinder, sagte Mistreß Kathlen Seymour, nehme an, daß er sich wenigstens auf vierzehn Tage erstrecken wird. Heute haben wir den 7. September, und wenn die Abreise am 22. erfolgt, ist ja anzunehmen, daß Sie noch Mitte Oktober in England wieder eintreffen. Ich hoffe, Sie werden Ihren Aufenthalt in Barbados nicht zu bedauern haben. Wie denken Sie über die Sache, Herr Patterson?

– Madame, antwortete der Mentor, sich über seinen Teller neigend, unsere Tage gehören Ihnen, und Sie haben darüber nach eigenem Ermessen zu bestimmen.

– Ja, meine jungen Freunde, wenn ich nur auf mein Herz hörte, ließe ich Sie überhaupt nicht wieder nach Europa zurückkehren!... Doch was würden Ihre Angehörigen dazu sagen?... Was würde Ihre Gattin sagen, Herr Patterson, wenn Sie nicht wieder heim kämen?[300]

– Dieser Fall ist vorgesehen, antwortete der Verwalter. Angenommen, der ›Alert‹ wäre spurlos verschwunden, so daß man jahrelang nichts von ihm hörte...

– O, das wird nicht geschehen! unterbrach ihn Mistreß Kathlen Seymour. Ihre Fahrt hierher ist so glücklich verlaufen, mit der Rückfahrt wird ja dasselbe der Fall sein... Sie haben ein gutes Schiff... der Kapitän Paxton ist ein vortrefflicher Seemann...

– Gewiß, stimmte Patterson zu, wir haben sein Verhalten nur aufs höchste loben können.

– Ich werde seiner auch nicht vergessen, versicherte die Schloßherrin.

– Ebensowenig, hochgeehrte Frau, wie wir den Tag vergessen werden, wo es uns vergönnt gewesen ist, Ihnen unseren wärmsten Dank auszusprechen, diese dies albo notanda lapillo, und, wie Martial sagt: hanc lucem lactea gemma notet, oder, wie Horaz sich ausdrückt: cressa ne careat pulchra dies nota, oder endlich, wie bei Stace zu lesen ist: creta signare diem.«

Glücklicherweise versiegte Pattersons Redestrom mit diesem Citat, das die jungen Tischgenossen mit einem freudigen Hurra unterbrachen.

Daß Mistreß Kathlen Seymour diese lateinischen Aussprüche verstanden hätte. war ja schwerlich anzunehmen. über den Sinn, in dem der Redner sie vorgebracht hatte, konnte sie aber nicht im Unklaren sein. Vielleicht hatten sogar die Preisträger alle diese Citate aus Martial, Stace und Horaz nicht vollständig verstanden. Als sie später nur noch unter sich waren, fragte nämlich Roger Hinsdale:

»Bitte, Herr Patterson, wie würden Sie denn das creta signare diem genau übersetzen?

– O, sehr einfach: einen Tag mit Kreide anschreiben, was auch dem Bezeichnen mit einem weißen Steine, lactea gemma, entspricht. Ich begreife nicht, Hinsdale, daß Sie das nicht sofort verstanden haben sollten, während doch Mistreß Kathlen Seymour...

– Oho, rief Tony Renault.

– Ja ja, versicherte der Mentor. Dieses wundervolle Latein versteht jedermann...

– Oho! wiederholte der Schalk Tony.

– Warum dieses Oho?

– Weil das Latein, so vortrefflich es sein mag, doch nicht für jedermann schon von allein verständlich ist, wie Sie sagen, werter Herr Patterson,[301] erklärte Tony Renault. Gestatten Sie mir einmal, eine ähnliche Phrase anzuführen und Sie um deren Übersetzung zu bitten.«

Offenbar wollte der unverbesserliche Witzbold wieder mit einem der Scherze aufwarten, die er immer in Vorrat hatte, und seine Kameraden täuschten sich hierin auch nicht.

»Na, wir werden's ja sehen... heraus mit dem Citat! antwortete Patterson, während er seine Brille zurechtschob.

– So hören Sie gefälligst: Rosam angelum letorum.

– Ah... was? stieß Patterson verwundert hervor. Von wem rührt denn dieser Satz her?

– Von einem unbekannten Autor. Doch darauf kommt ja wohl nichts an. Was mag er aber bedeuten?

– Ganz und gar nichts. Tony!... Das sind Wörter ohne Zusammenhang. Rosam, die Rose, im Akkusativ, angelum, den Engel, ebenso ein Akkusativ, und letorum, der Glücklichen, ein Genitiv der Mehrzahl...

– Bitte um Entschuldigung, erwiderte Tony Renault, dem die Schalkhaftigkeit aus den Augen leuchtete. Dieser Satz hat einen ganz bestimmten Sinn...

– Den Sie kennen?...

– Ja, den ich kenne.

– Gut, ich werde ihn zu finden suchen, schloß Patterson das Gespräch, ich werde ihn zu enträtseln suchen!«

In der Tat hatte er zu suchen und, wie sich's zeigen wird, sogar sehr lange.

Von dem ersten Tage ab verlief nun der Aufenthalt mit Ausflügen, an denen auch Mistreß Kathlen Seymour häufig teilnahm. Dabei wurden nicht nur die zu Nording-House gehörigen Ländereien, sondern auch andere Teile der Ostküste aufgesucht. Bridgetown genoß nicht allein den Vorzug, die Gäste der reichen Dame zu beherbergen. Diese dehnten ihre Wanderungen und Ausfahrten auch bis zu den Küstenstädten aus, und Mistreß Kathlen Seymour fühlte sich wirklich geschmeichelt über die Lobsprüche, die sie über ihre Insel zu hören bekam.

Während des hiesigen Aufenthaltes dachte unter solchen Umständen natürlich niemand an den »Alert«. Nicht ein einziges Mal hatten seine Passagiere Veranlassung, das Schiff zu betreten. Harry Markel und die übrigen waren stets sorgsam auf ihrer Hut, und wenn auch nichts vorkam, was sie hätte in[302] Verlegenheit setzen können, sehnten sie sich doch danach, Barbados zu verlassen. Auf dem hohen Meere wären sie dann ja gegen jede Ungelegenheit geschützt und könnten die endliche Lösung des Dramas unbehindert herbeiführen.

Man kann ohne Übertreibung sagen daß die Insel Barbados ein ungeheurer, an Blumen und Früchten reicher Garten ist. Aus diesem Garten, der auch mit vielen Nutzpflanzen angebaut ist, gewinnen die Bodenbesitzer neben großen Mengen von Reis vorzüglich auch die »barbadische«, auf den Märkten Europas so gesuchte Baumwolle. Daneben ist die Zuckererzeugung recht beträchtlich, und außerdem gibt es hier industrielle Anlagen, die sich einer zunehmenden Blüte erfreuen. Schon jetzt erheben sich auf Barbados fünfhundert Fabriken verschiedener Art.

Bei wiederholten Gelegenheiten, wenn die Touristen nämlich andere Städte besuchten, blieben sie so lange aus, daß an demselben Tage eine Rückkehr nach Nording-House unmöglich war. Immerhin gehörte das zu den Ausnahmen, und fast alle Abende waren sie in den Salons des Schlosses vereinigt. Mehreremale nahmen die hervorragendsten Personen Bridgetowns, Seine Exzellenz der Gouverneur, die Mitglieder des Ausführenden Rates und einige hohe Beamte an der Tafel der Mistreß Kathlen Seymour teil.

Am 17. war ein großes Fest veranstaltet worden, wozu sich nicht weniger als sechzig eingeladene Gäste eingefunden hatten, ein Fest, dessen Abschluß ein Feuerwerk bilden sollte. Die jungen Preisträger wurden, ohne Rücksicht auf ihre Nationalität, dabei besonders geehrt.

Mistreß Kathlen Seymour äußerte auch wiederholt.

»Ich will hier weder Engländer, Franzosen oder Holländer, weder Schweden noch Dänen sehen... nein, nur Antilianer, nur meine Landsleute!«

Nach einem vortrefflich ausgeführten Konzert wurden einige Whisttische aufgestellt, wo Horatio Patterson als Partner der Mistreß Kathlen Seymour einen außergewöhnlichen, großen Schlemm machte, über den er nicht nur selbst mit gewissem Rechte stolz war, sondern von dem man in Westindien auch noch heute gelegentlich spricht.

So verging die Zeit mit solcher Schnelligkeit, daß die Gäste des Nording-House fast die Tage für Stunden und die Stunden für Minuten halten konnten. Der 21. September war herangekommen, ohne daß sie es bemerkt hatten. Harry Markel hatte bis dahin noch keinen von seinen Passagieren wiedergesehen. Nun mußten diese sich aber einstellen, da die Abfahrt auf den 22. festgesetzt war.[303]

Am Tage vorher äußerte Mistreß Kathlen Seymour jedoch noch den Wunsch, den »Alert« zu besuchen... zur großen Genugtuung Louis Clodions und seiner Kameraden, die sich beglückt fühlten, ihr auf dem Schiffe einen ehrenden Empfang zu bereiten, wie die Dame ihn ihnen in ihrem Schlosse erwiesen hatte. Die vortreffliche Frau wollte den Kapitän Paxton noch persönlich kennen lernen und ihm ihren Dank darbringen, doch beabsichtigte sie auch noch, ihn um eine Gefälligkeit zu ersuchen.

Schon am Morgen rollten darum mehrere Equipagen von dem Schlosse weg und hielten bald am Kai von Bridgetown.


Plantagenbahn auf Barbados.
Plantagenbahn auf Barbados.

Das große Boot des Seeamtes, das sie an der Treppe der Landungsbrücke erwartete, brachte die Besucher an Bord.

Harry Markel war von dem Oberaufseher schon vorher davon verständigt worden, und wenn er und seine Leute diesen Besuch auch lieber nicht gesehen hätten, da sie immer fürchteten, er könnte schlimme Folgen nach sich ziehen, konnten sie ihn im vorliegenden Falle doch nicht abwenden.[304]

»Zum Teufel mit all diesem Volk! hatte John Carpenter gewettert.

– Hast recht, doch jetzt suche dich zu bezwingen,« lautete darauf Harry Markels Antwort.


Mistreß Kathlen Seymour bot allen ein herzliches Willkommen. (S. 299.)
Mistreß Kathlen Seymour bot allen ein herzliches Willkommen. (S. 299.)

Mistreß Kathlen Seymour wurde mit all der Zuvorkommenheit und Ehrerbietung empfangen, die ihre hervorragende Stellung auf Barbados gebot. Zunächst drückte sie dem Kapitän ihre wärmste Dankbarkeit aus.

Harry Markel antwortete gezwungen so höflich wie möglich. Als ihm dann die Schloßherrin von Nording-House noch eine Belohnung von fünfhundert Pfund Sterling zubilligte, gab Corty das Signal zu einem betäubenden Hurra, das die Gefeierte herzlich erfreute.

Mistreß Kathlen Seymour besichtigte darauf die Hauptkajüte und die Kabinen.

Über alles, was ihr gezeigt wurde, sprach sie sich höchst anerkennend aus. Und welche Glückwünsche erntete erst Horatio Patterson, als dieser sie zu der furchtbaren Schlange führte, die in schreckenerregender Haltung um den Besanmast gewunden war.

»Wie, rief die Schloßherrin, Sie... Sie, Herr Patterson, haben dieses Umgeheuer getötet?

– Mit eigener Hand, antwortete Patterson, sich stolz aufrichtend, und wenn es jetzt, nach seinem Tode, noch einen so erschreckenden Anblick bietet, werden Sie begreifen, wie viel schlimmer dieser im Leben war, als die Schlange mir ihre Trigonocephalenzunge drohend entgegenstreckte!«

Wenn sich Tony Renault bei dieser Erklärung nicht um und um drehte, kam das nur daher, daß Louis Clodion ihn unbemerkt fast blutig kniff.

»Das Untier, fuhr Patterson fort, sieht übrigens jetzt noch ebenso lebend aus, wie damals, als ich es erschlug.

– Ganz ebenso!« bestätigte Tony Renault, der diesmal nicht mehr an sich halten konnte.

Nach dem Deckhause zurückgekehrt, wendete sich Mistreß Kathlen Seymour an Harry Markel.

»Morgen denken Sie also abzufahren, Kapitän Paxton? fragte sie.

– Jawohl, morgen, gnädige Frau, gleich mit Sonnenaufgang.

– Nun, ich hätte noch eine Bitte an Sie. Es betrifft einen jungen, fünfundzwanzigjährigen Seemann, den Sohn einer der Frauen in meinem Hause, einen tüchtigen jungen Mann, der nach England zurückkehren soll, um auf einem[307] Kauffahrer die Stellung als Obersteuermann anzutreten. Ich würde Ihnen sehr verbunden sein, wenn Sie ihn auf dem › Alert‹ mitnehmen wollten.«

Ob dieses Gesuch Harry Markel nun paßte oder nicht, abschlagen konnte er es auf keinen Fall, da das Schiff ja für Rechnung der Mistreß Kathlen Seymour fuhr. Er begnügte sich also zu antworten:

»Der junge Mann mag nur an Bord kommen, Madame, er wird gut aufgenommen werden.«

Die Schloßfrau wiederholte dem Kapitän ihren Dank und empfahl seiner Fürsorge für die Rückreise noch Herrn Patterson und die jungen Passagiere, für die sie gegenüber ihren Familien ja gewissermaßen verantwortlich war.

Endlich – für Harry Markel der wichtigste Punkt, um dessentwillen er und seine Gefährten sich so ernsten Gefahren ausgesetzt hatten – verkündigte Mistreß Kathlen Seymour, daß Herr Patterson und die Preisträger noch heute die ihnen versprochene Prämie von siebenhundert Pfund erhalten sollten.

Patterson wendete dagegen aufrichtig gemeint ein, das hieße die Hochherzigkeit der Herrin von Nording-House mißbrauchen, und Roger Hinsdale, Louis Clodion und die übrigen sprachen sich in demselben Sinne aus. Mistreß Kathlen Seymour erklärte jedoch, daß eine solche Weigerung sie tief verletzen würde, es war also – zur großen Befriedigung John Carpenters und der ganzen Mannschaft – nicht möglich, die Annahme des Geldes zu verweigern.

Nach freundlicher Verabschiedung von dem Kapitän des »Alert« und dem Wunsche für eine glückliche Reise nahmen die Besucherin und ihre Gäste wieder in dem Boote Platz, das sie nach dem Kai beförderte, von wo die Wagen alle nach dem Schlosse brachten, um hier den letzten Abend zu verleben.

»Endlich wird sich's machen! rief Corty, als alle das Schiff verlassen hatten.

– Tausend Teufel! setzte John Carpenter hinzu; ich sah es schon kommen, daß die Schwachköpfe ihren klingenden Preis nicht annehmen wollten! Das wäre dann der Mühe wert gewesen, den Kopf zu riskieren, um dann doch mit leeren Taschen umzukehren!«

Die Passagiere sollten also nicht wiederkommen, ohne die Summen mitzubringen, die den Ertrag des gewagten Bubenstückes verdoppelten.

»Ja, aber jener Seemann? sagte noch Corty.

– Was da? antwortete der Bootsmann, einer mehr... das wird uns, mein' ich, doch auch nicht in Verlegenheit setzen.[308]

– Nein, erwiderte Corty, den Burschen nehm' ich auf mich!«

An diesem Abend vereinigte in Nording-House noch einmal eine größere Tafel die Notabeln der Kolonie und die Gäste der Mistreß Kathlen Seymour. Nach Beendigung der Mahlzeit wurde dann wiederholt Abschied genommen, und die Passagiere des »Alert« begaben sich an Bord zurück Jeder trug in Guineen in einem seidenen Beutel die den Preisträgern im Wettbewerb der Antilian School zugesagte Prämie bei sich.

Eine Stunde vorher war der junge Seemann eingetroffen, für den Mistreß Kathlen Seymour um Aufnahme gebeten hatte, und man hatte ihn sofort nach der für ihn bestimmten Kabine geführt.

Für die Abreise war schon alles fertig, und morgen bei Sonnenaufgang sollte der »Alert« den Hafen von Bridgetown, seine letzte Haltestelle in Westindien, verlassen.

Quelle:
Jules Verne: Reisestipendien. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LXXXIII–LXXXIV, Wien, Pest, Leipzig 1904, S. 291-305,307-309.
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