Scena prima.

[282] Davidt, Nathan der Prophet.


DAVIDT.

Als Saul von Gott vorworfen wart,[282]

Do thet mich Gott baldt zu der fart

Erwehln durch sein barmhertzigkeit

Zum König über sein volck bereit.

Vor mein bruder, gantz Israel

Wart ich gesalbt von Samuel,

Der geist des herrn kam über mich,

Von Saul er weich gantz erschrecklich,

Das ihn der böse geist besas.

So offt mit ihm geschach auch das,

So must ich ihm auch zu der fart

Mit harffen spieln, das besser wardt.

Darnach über ein kurtze zeidt,

Als Israel auch hetten streit

Mit den Philister, Goliath

Von wegen der Philister drath

Sich vormas und wolt auch allein

Mit eim aus Israel, ich mein,

Streiten, hon sprach und lestert Gott,

Do halff mir Gott aus aller not,

Das ich erschlug den lesterer,

Bracht Israel aus gros beschwer,

Erlangt dodurch zur selben farth,

Das Israel mir günstig wart,

Welches auch Saul so sehr vordros,

Das er den spies noch mir baldt schos,

Wart mir auch gram und gantz gefehr,

Bracht mich inn manche not und schwer,

Und schos noch mir zum ändern mal,

Gott mich erredt inn solchem fal.

Dornach Saul sandte inn mein haus

Mich zu tödten, do wart ich aus

Gelassen und auch zum fenster nap,

Das ich entran von meiner hab,

Und kam zu Samuel gar baldt

Gen Ramach, wart mir noch gestalt

Durch Saul und auch die diener sein.[283]

Ach Gott, hast mich erlöst so fein,

Des gleich erlöst durch Jonathan,

Den sohne Sauls, so lobesan,

Und kam zu Abimelech drat,

Dem priester wert an Gottes stat,

Der halff mir aus des hungers not,

Wie wol er leit darumb den todt.

Ach Gott, so hastu mich bewart,

Das ich nicht legte zu der farth

Die hant auch an den König mein,

Inn der spelunc vorschont ich sein,

Inn der Wagenburg, do Saul schlieff,

Nam ihm den spies und zu ihm riff:

Sich hie den becher und den spies,

Dich zu erwürgen ich nach lies.

Desgleich als mir genomen wart

Mein weiber, al mein hab zur farth

Von den Amalekitern, ich mein,

Hulffestu mir, mein Gott, so fein,

Das ich den raub wider bekam,

Durch dein sterck schlug sie lobesam.

Aus allen diesen, lieber Gott,

Mir hast gehulffen also droth.

NATHAN DER PROPHET.

Der Herr hat mir itzt kundt gethan,

Sprach: wenn Davids zeit ist vorgan,

Das er gestorben, entschlaffen ist,

So wil ich auch zur selben frist

Von ihm erwecken einen sam,

Der sol haben eins Königs nam,

Wert sein Gots son und gantz bereit

Zu regiren inn Ewigkeit.

Das soltu David mercken fein,

Das du das gleubst im hertzen dein,[284]

So bleibstu wol vor aller not,

Werst erlöst von sündt, hel und todt.

DAVIDT.

Ich dancke dir, mein Gott und herr,

Von grundt meines hertzens gantz sehr

Vor deine zusag also rein

Und vor dein liebes wort so fein.

Hilff, das ich dem auch gleube fest,

Mich drauff vorlas auffs aller best,

Dadurch besthe inn aller not,

Uberwind die sündt, hell und todt.

Desgleich ich danck dir auch gantz fast,

Das du mich hast aus aller last

Erlöset von den veinden mein,

Zu rüge hast gesatzt so fein,

Das mir auch itzt gar nichts gebricht,

Wil drumb hinein auch gehn gericht.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 282-285.
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