Dritte Szene

[783] HAGEN.

Hoiho! Hoihohoho!

Ihr Gibichs Mannen,

machet euch auf![783]

Wehe! Wehe!

Waffen! Waffen!

Waffen durch's Land!

Gute Waffen!

Starke Waffen!

Scharf zum Streit!

Not ist da!

Not! Wehe! Wehe!

Hoiho! Hoihohoho!


Hagen bleibt immer in seiner Stellung auf der Anhöhe. – Auf den verschiedenen Höhenpfaden stürmen in Hast und Eile gewaffnete Mannen herbei, erst einzelne, dann immer mehrere zusammen, welche sich dann auf dem Uferraum vor der Halle anhäufen.


DIE MANNEN.

Was tost das Horn?

Was ruft es zu Heer?

Wir kommen mit Wehr.

Wir kommen mit Waffen.

Hagen! Hagen!

Hoiho! Hoiho!

Welche Not ist da?

Welcher Feind ist nah?

Wer gibt uns Streit?

Ist Gunther in Not?

Wir kommen mit Waffen.

Mit scharfer Wehr.

Hoiho! Ho! Hagen!

HAGEN immer von der Anhöhe herab.

Rüstet euch wohl,

und rastet nicht!

Gunther sollt ihr empfahn:

ein Weib hat der gefreit.

DIE MANNEN.

Drohet ihm Not?

Drängt ihn der Feind?

HAGEN.

Ein freisliches Weib

führet er heim.

DIE MANNEN.

Ihm folgen der Magen

feindliche Mannen?

HAGEN.

Einsam fährt er,

keiner folgt.

DIE MANNEN.

So bestand er die Not?

So bestand er den Kampf?

Sag es an![784]

HAGEN.

Der Wurmtöter

wehrte der Not:

Siegfried der Held,

der schuf ihm Heil!

EIN MANNE.

Was soll ihm das Heer nun noch helfen?

NEUN WEITERE.

Was hilft ihm nun das Heer?

HAGEN.

Starke Stiere

sollt ihr schlachten;

am Weihstein fließe

Wotan ihr Blut!

EIN MANNE.

Was, Hagen, was heißest du uns dann?

ACHT MANNEN.

Was heißest du uns dann?

VIER WEITERE.

Was soll es dann?

ALLE.

Was heißest du uns dann?

HAGEN.

Einen Eber fällen

sollt ihr für Froh,

einen stammigen Bock

stechen für Donner;

Schafe aber

schlachtet für Fricka,

daß gute Ehe sie gebe!


Die Mannen in immer mehr ausbrechender Heiterkeit.


ZWEI MANNEN.

Schlugen wir Tiere,

was schaffen wir dann?

WEITERE ZEHN MANNEN.

Schlugen wir Tiere.

was schaffen wir dann?

HAGEN.

Das Trinkhorn nehmt,

von trauten Frau'n

mit Met und Wein

wonnig gefüllt!

ALLE MANNEN.

Das Trinkhorn zur Hand,

wie halten wir es dann?

HAGEN.

Rüstig gezecht,

bis der Rausch euch zähmt:

Alles den Göttern zu Ehren,

daß gute Ehe sie geben!

DIE MANNEN brechen in ein schallendes Gelächter aus.

Groß Glück und Heil

lacht nun dem Rhein,

da Hagen der Grimme

so lustig mag sein!

Der Hagedorn

sticht nun nicht mehr;[785]

zum Hochzeitsrufer

ward er bestellt.

HAGEN der immer sehr ernst verblieben, ist zu den Mannen herabgestiegen und steht unter ihnen.

Nun, laßt das Lachen,

mut'ge Mannen!

Empfah't Gunthers Braut:

Brünnhilde naht dort mit ihm.


Er deutet die Mannen nach dem Rhein hin: diese eilen zum Teil auf die Anhöhe, während Andere sich am Ufer aufstellen, um die Ankommenden zu erblicken. Näher zu einigen Mannen tretend.


Hold seid der Herrin,

helfet ihr treu:

traf sie ein Leid,

rasch seid zur Rache!


Er wendet sich langsam zur Seite in den Hintergrund. Während des Folgenden kommt der Nachen mit Gunther und Brünnhilde auf dem Rheine an.


EIN MANNE auf der Höhe.

Heil!

EINIGE.

Heil!

ANDERE.

Heil!


Diejenigen, welche von der Höhe ausgeblickt hatten, kommen zum Ufer herab.


ALLE.

Willkommen! Willkommen!


Einige Mannen springen in das Wasser und ziehen den Kahn an das Land. Alles drängt sich immer dichter an das Ufer.


Willkommen, Gunther!

Heil! Heil!


Quelle:
Richard Wagner: Die Musikdramen. Hamburg 1971, S. 783-786.
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