Psalm. 23. Dominus regit me

[655] Ein Trostpsalm, Dz Got die seinen speisen, trösten, regiern, bschützen vnn segnen wölle.


1.

Gleich wie ein Schaff im holtz verwirt

vnd gar verirt,

Wanns nit der Hirt

bald innen wirt

Vnn rüffts zu jm

mit seiner stimm,

so frißts gewiß der wolff so grimm:


2.

Also sind wir auch alle sand

in Gottes hand:

Er ist der hirt,

vns füren wirt

Auff grüner aw,

in külem thaw,

daß vns die gute weyd erfraw.


3.

Der HERR erquickt mein seele baß,

auff rechter straß

Gar sicher fürt,

da mich nit rürt

Kein böß gefehr:

das selb thüt Er

alls vmb seins heilgen Namens ehr.


4.

Wann ich schon wandert vberal

im sinstern thal,

Fürcht ich doch kein

vnglück noch pein,

So stelt Er sich

gegn mich freundtlich,

sein steck vnd stab, die trösten mich.


5.

Hat mir gegn alle fehrligkeyt

einn tisch bereyt,

Mein haupt begeußt

mit öl das fleußt,

All vnfäll lenckt,

meinr stedts gedenckt

vnd meinen becher vol einschenckt.


6.

Sein gnad, güt vnd barmhertzigkeyt

volgt mir all zeit

Mein leben lang,

daß ich jm danck,

Er hilfft mir gar

auß aller fahr:

beim HERREN bleib ich immerdar.


7.

Lob sei dem Vatter in seim thron,

vnd seinem Son,

Der vns vom todt

errettet hat,

Dem Heilgen geyst,

der vns geleyst

sein gnad vnd hülff allzeit beweist.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 655.
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