An H. Martin Opitzen, teutschen poeten

[287] Jedem mein ohr, hand, mund schier müd, die schwere plagen

die diser grosse krieg mit schwert, pest, hunger, brand

und unerhörter wut auf unser vatterland

ausgießet, ohn ablaß zu hören, schreiben, klagen:

Da ward mit wunder mir und mit wohn fürgetragen,

mein Opitz, deiner lieb und freindschaft wertes pfand,

pfand, welches mir alsbald die feder aus der hand

und aus dem mund und geist die klag und leid geschlagen;[287]

Dan ja dein orgelstreich und deiner harpfen klang

so lieblich das gehör und herz zugleich berühren,

daß, wer (sinnreich) mit mir erforschet ihren zwang,

Der kan nichts dan dein werk und wort zu herzen führen

und sein mund muß dich bald mit einem lobgesang

und seine hand dein haupt mit lorberzweigen zieren.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 287-288.
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