Herzog Christian von Braunschweig reim

[150] »Gottes freind, der pfaffen feind.«


Reichtum, geilheit, stolz und pracht

hat die pfaffen so verbeizet

und gelehrter laster macht

hat sie so weit aus gereizet,

daß verkehret sie jetzt seind

gottes feind, des teufels freind.


Ihr ehrgeiz, des teufels kunst,

die sich stets bei ihnen findet,[150]

hat nunmehr ein solche brunst

allenthalben angezündet,

daß wir all verloren seind,

es helf dan ein guter freind.


Gut und kühn der freind muß sein,

daß er uns nicht laß verzagen,

daß er mög die wilde schwein,

die man pfaffen heißt, verjagen;

er muß sein der pfaffen feind,

gottes freind und got sein freind.


Doller bischof, du bist er!

nim doch unsre not zu herzen.

junger held, um gottes ehr

laß die pfaffen nicht mehr scherzen!

wilt du, daß got bleib dein freind,

so bleib du der pfaffen feind.


Laß dich ihre heuchlerei,

schwätzen, schwören, beten, liegen;

laß dich ihre gauklerei

und verdammen nicht betriegen!

bleib du nur der pfaffen feind,

auf daß got auch bleib dein freind!


Hast du schon vil müh und not,

solt du schon dein blut vergießen;

müssen endlich doch mit spot

ihren fuchsbalg sie einbüßen;

niemand ist der pfaffen feind,

der nicht got zu seinem freind.


Diese teufels freind und schand

nach verdienst bald zu belohnen,

so laß deine rechte hand

keines pfaffen freinds verschonen:

dan du got zu deinem freind,

wan du aller pfaffen feind.
[151]

Kom, den pfaffen, doller held,

nach gebühr zu widerstehen

in des dapfersten mans feld,

das die ganze welt mög sehen,

daß er dein und du sein freind,

gottes freind, der pfaffen feind.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 150-152.
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