An Marggrafen Karln von Baden

[149] 1625.


Karl, dessen weises haupt und dessen kühne hand

die himmel mehr und mehr mit ihrem schatz bereichen,

daß euch an dapferkeit, an weisheit und verstand

Mars und Apollon selbs in kurzem sollen weichen.

Euch, prinz, des höchsten gnad, die nu mit schwerer straf

vertreibet des reichs ruh, damit es lang beflecket,

hat schon in mancher not, auf daß ihr des lands schlaf

vertreibet mit dem schwert, mit seinem schild bedecket.[149]

Wolan das neue jahr, in welchem unsre freud

und glück erneuern wird, ist fertig umzuschlagen

und will durch neuen zeug und zug das alte leid,

und nach dem alten jahr selbs unsren feind verjagen.

So stellet euch auch ein nu bei dem dapfern heer,

beschützend die freiheit, den krieg recht fortzuführen;

dan got, der eurer faust geliefert hat die wehr,

der wird auch euer haupt mit lorberzweigen zieren.

Also soll euer arm umsunst nicht einen streich,

also soll euer mund umsonst kein wort verrichten,

darab der kühnste feind nicht alsobald erbleich

und welches nicht könd bald freind und feind euch verpflichten.

Also sigreich solt ihr, an seel und leib schadlos,

den stolz treulosen feind sampt allen seinen götzen

(so groß, ja größer noch hierdurch als Karl der groß)

aus euerm eigentum in das verderben hetzen.

Also, gleichwie das jahr, weil sein end und anfang

in sich umwendet rund, sich niemal gar kan enden,

mög euer lob endlos mit rundendem umgang

sich über die welt stets mit neuem ton umwenden.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 149-150.
Lizenz:
Kategorien: