Johan-Friderich zu Wirtemberg

[22] Sih ich nicht einen got daher kommen,

dessen hand

mächtig in ihren schutz hat genommen

dieses land?

Ja, es ist der wafen starker got,

der machet unsern feind zu spot.


Aber Mars kan so freindlich nicht sehen;

sein gehör

achtet auch nicht der elenden flehen,

noch begehr,

und sein haupt fasset nicht so vil kunst,

noch sein herz so vil gnad und gunst.


So kan er wol Hermes genant werden:

dan es kund,

daß die zier seiner süßen geberden

und sein mund

reich an gnad, reich an wolredenheit

seind voll löblicher lieblichkeit.


Aber wie kan Mercurius haben

so vil macht,

mayestet, herrlichkeit, reiche gaben

kraft und pracht?

freilich nein, Hermes ist nicht so klar

und hat auch nicht so schöne haar.
[22]

So muß man ihm des gots namen geben,

der allein

kan fruchtreich alle geschöpf beleben

mit dem schein;

doch ist auch zu manlich sein gesicht,

darum ist er Apollo nicht.


Nun sih ich, daß sein glanz mich verführet,

dan ich merk,

daß es mein großer prinz, der regieret

Wirtemberg;

dessen faust, mund, stirn zeiget uns an,

was Mars, Hermes und Phöbus kan.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 22-23.
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