Klag für einen jungen helden

[122] Ade hofnung, freud und mut,

ade was uns kan erlaben:

nichts dan leid, verzweiflung, wut,

nichts dan unglück will ich haben.


Einmal mein herz nur auf lieb,

einmal nur auf krieg bestehet,

lieb nu für mich ist stets trüb,

leider der krieg nicht fortgehet.


Amor und Mars, was hab ich

allein euch so vil geehret?

da doch euer keiner mich

dankbar seines solds gewehret.


Glück ohn unglück ist ohn ehr,

glück ohn unglück ist nicht tugend:

also will ich auch nicht mehr

als nur dienst in meiner jugend.


Mit der lieb führ ich den streit,

meiner treu solt ich genießen,

aber für ein solche beut,

ach, muß ich mein herz einbüßen!


Ist es dan der götter will,

jemehr mir zu widerstreben:

reiß aus mein herz, ich halt still,

reiß aus, bleib ohn lieb, ohn leben!
[122]

Aber was thut doch der schmerz,

ach, schatz, kom, mich zu entleiden!

mein geist will nicht, und mein herz

Mag Aus Gunst Noch Ungern Scheiden.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 122-123.
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