Ueber die heimführung frauen Barbara, marggräfin zu Baden, geborner herzogin zu Wirtemberg

[23] Als marggraf Friderich

kont billich triumfieren,

weil man ihm prächtiglich

wolt sein gemahl heimführen,

Da offenbarten bald mit klang

die Nymfelein ihr wolgefallen

und machten durch ihr lobgesang

berg, thal, feld und wald widerhallen.


Die bademische Nymfen.


Phöbus mag nah und fern

sich in der welt umsehen,[23]

so wird er uns doch gern

mit der wahrheit gestehen,

Daß gleich wie einen grünen wald

ein schön und hoher ceder ehret,

so wird von andern die gestalt

auch unserm herren vil vermehret.


Gleichwie Achilles sich

von anfang seiner jugend

früh und spat mutiglich

beflisse aller tugend:

Also ließ unser junge prinz

sich in des alters frühling lehren,

daß er das glück in der provinz

kan fridlich und frölich vermehren.


Sein fürstliches gemüt,

darinnen gotsforcht blühet,

fruchtbar an gnad und güt,

den müßiggang stets fliehet.

Hat er nu lust, in dem turnier

sich mit dem harnisch zu beschweren,

kan er alsbald mit großer zier

sein lob und lieb in uns vermehren.


Sein herz, so kühn und groß

und der fromkeit ergeben,

versichert uns forchtlos,

in seinem schutz zu leben.

O wie fro muß die fürstin sein,

sein herz mit blicken zu versehren!

und die durch ihren süßen schein

ihr, sein und unsre freud kan mehren.


Die wirtembergische Nymfen.


O wie groß ist der lust,

den diser held empfindet!

weil ein so schöne brust

die lieb in ihm anzündet!

Dan selbs der schönheit göttin nicht

kan so vil schönheit für ihn bringen,[24]

als diser fürstin angesicht,

daß ihr lob alle Nymfen singen.


In ihrem krausen haar

die seelen sich verfliegen,

und ihre anblick klar

das herz lieblich betriegen;

Die augen gleich wie ein gestirn

mit ehr das aug und herz durchdringen,

so wohnet zucht auf ihrer stirn,

daß ihr lob alle Nymfen singen.


Und ihre lippen schön

seind rubin anzusehen,

darunder ihre zähn

wie gute perlein stehen;

Doch öfnet sich ihr mund allein,

verständige wort fürzubringen,

und ihr leib ist so zart und rein,

daß sein lob alle Nymfen singen.


Nu will uns dise blum

der fürst mit sich wegführen,

daß wir den preis und ruhm

des ganzen lands verlieren:

Zwar die hinfahrt, uns saur, euch süß,

wird uns mehr leid, dan euch freud bringen,

wa sie nicht schwestern nach ihr ließ,

daß ihren preis wir Nymfen singen.


Alle Nymfen zusamen.


Das götliche gesatz,

das recht uns lehret leben,

hat aus des himmels schatz

uns dises paar gegeben;

Ihr angesicht, der sonnen gleich,

die welt mit blümelein verehren

und machen uns so freudenreich,

daß billich wir ihr lob vermehren.


Wie dieser göttin kunft

das land zumal erquicket:[25]

so der prinz mit vernunft

und mut das volk beglücket:

Deswegen wir in sicherheit

nu frölich danzend um sie springen

und dem, der gleichlos an weisheit

und mildigkeit, zumal lobsingen.


O fürstin, deren sich

ein solcher fürst verbunden;

o fürst, der du gern dich

ihr gabest überwunden;

O daß doch euer kurzweil, wohn,

lieb und lust ewiglich mög wehren!

daß auf das nächste jahr ein sohn

mög die gemeine freud vermehren!


O got, gib deine gnad,

daß sie kindskinder sehen,

daß sie auf deinem pfad

mit ihren eltern gehen!

Gib, daß sie from, gerecht, sigreich

wer dir zuwider mögen zwingen,

daß alle zungen laut zugleich

dein lob und ihre thaten singen.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 23-26.
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