Ueber die wirtembergische aufzüge

[323] Stände.


Nein, es ist nicht mehr not, sich ab dem großen pracht

des römischen triumfs stets also zu entsetzen:

Teutschland hat wol numehr dergleichen fürgebracht,

daß man damit gnug kan gesicht und seel ergetzen.


Nein, es ist nicht mehr not, mit welschvermischter sprach

ausländische wollüst und freuden zu erzählen;

Teutschland empfacht dardurch weder gespöt noch schmach

sondern hat in sich selbs noch freud gnug zu erwählen.


Nein, es ist nicht mehr not, der fremden kunst und witz

erfindungen und spil unnachthunlich zu achten:

dan Teutschland, welches selbs der erfindungen sitz,

erweiset vil mehr kunst den fremden zu betrachten.


Eben alhie sah man die prinzen mit wolstand

verrichten ihre läuf wie herschende planeten;

dazu die Nymfen dan durch ihrer augen brand

mit süßer influenz leuchteten wie kometen.


Got, der der geber ist unsers und alles guts,

geb, daß die Teutsche auch (folgend ihren vorfahren)

wie freigebig sie seind ihrer reichtum und bluts,

begirig bleiben, sein und ihr ehr zu bewahren.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 323-324.
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