Zwölffter Auffzug.


[135] Martin, ein Zittauischer Bürger. Hernach Bäbel, der Gärtner.


MARTIN. Wenn ich der Sache nachdencke / so haben wir zur Sitte wohl eine grosse Ehre. Der König muß so zu rechen reden? / unsrer Gnade leben / und wo es auf seiner Seite gut abläuft / so wollen wir ein Privilegium davon kriegen / das sich solte gewaschen haben. Aber es giebt auch feine viel zu sorgen dabey / und wo uns die andern zu Prage einen Possen thun können / so werden sie unsers Schadens gar leicht begehren. Und was ist das vor ein Kerle? er sieht mir einem Verräther ähnlicher als einen Rebhune.

BÄBEL. Nun soll ich der kluge Mann seyn / und was andre Leute nicht göckeln können / das soll ich zu rechte bringen. Da soll ich erfahren / wo der junge König steckt / und ich gab meinem Herrn doch so einen schönen Rath / er solte nur da seyn / und solte dem jungen Könige nur geweyht Saltz in die Hand streuen / so würde er ihn flugs finden. Aber ich kriegte eine Wespe hinter die Ohren / daß sie mir noch davon klingen. Nun laß sehen / da treff ich gleich einen guten Freund an / der mir aus der Noth helffen könte. GOtt grüß euch lieber Herr!

MARTIN. Habt Danck lieber Herr.

BÄBEL. Verzeiht mir doch / ich bin gar unbekant da.

MARTIN. Man siehts an eurer Tracht / daß ihr weit über dem Gebürge her seyd.

BÄBEL. Ja ein gereister Kerl bin ich / wenn ich noch einmahl ein solches Loch in die Welt gelauffen bin / so hab ich allemahl meine Reisebeschreibung mit 14. MULTIPLICIret.[136]

MARTIN. Es ist gar gut wenn sich ein Mensch wohl versuchen kan.

BÄBEL. Aber hört doch / ist das die Weiten-Gasse?

MARTIN. Ach nein / ihr sehts ja an der Enten-Pfütze / daß das die Papel-Gasse ist.

BÄBEL. Siehe / hab ichs doch nicht gedacht / daß Endten und Papeln so nahe Geschwister Kinder seyn.

MÄRTEN. Was wollt ihr denn in der Weiten-Gasse?

BÄBEL. Ich wolte nicht gar viel / ich hätte nur so einen kleinen Brieff zu bestellen.

MARTIN. Sagt mirs nur / ich will euch zu rechte weisen.

BÄBEL. Ich muß den Brieff selber dem Herrn in die Hände geben / ich höre / er hat sich hier versteckt / daß es niemand wissen soll.

MARTIN. Hat er sich versteckt / so weiß ich auch nichts.

BÄBEL. Ich gehöre auch zu ihm.

MARTIN. Ich weiß nicht / weh ihr meinet / hat euch was geträumet / so last euch dem Traum auslegen / ich bin kein kluger Mann. Ad spectatores. Das heist / ich bin kein Narr / daß ich mich einen jedweden frembden Berenheuter betrügen lasse. Geht ab.

BÄBEL. Das war kein Leutseliger Mann. Entweder er sah mich nicht vor voll an / oder es steckte ihm sonst was im Kopffe. Richtig ist es nicht / die Leute zur Sitte haben ein Cause[137] mit dem Könige gemacht / er mag auch stecken wo er will. Denn was hätte der Narr sonsten so erschrecken dürffen / was hatte er dürffen davon lauffen? Und sieh sieh / wie vertraulich stehen dorte die Kerlen beysammen / ach ihr elenden Narren / betrügt ihr Meister BÄBELN?


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 135-138.
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